صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

bert; so ist doch troß dem das Werk in einem so hohen Grade originell und eigenthümlich, daß es leicht als höchste Zierde des Dichters für alle Zeiten hervorragen dürfte. Es unterscheidet sich sogar, wie es von dem Originalgenie des Dichters, das sich vor allem hütete, Aehnliches zu machen, auffallend vom ersten Theile, und zwar so sehr, daß es als ein Werk für sich ganz allein dastehen könnte, obschon wiederum die Fåden der Verbindung sichtbar sind. Faust, Mephistopheles (der das Grundthema hier durchführt: „es geschieht nichts Neues mehr unter der Sonne, alles ist nur eine Variation von schon Dagewesenem”), Wagner, Baccalaureus, heften diesen zweiten Theil geschickt an den ersten an, während die Materie und Behandlung ganz verschieden davon ist. Obschon auch hier der Dichter, eben so wenig als im ersten Theile, an eine Darstellung auf der Bühne nur im entferntesten gedacht hat, so ist doch die Schönheit der dramatischen Form streng beobachtet. Eine Scene bereitet die andere, ein Act den andern vor, so daß nichts zufällig und unvorbereitet erscheint, sondern eines immer als nothwendig aus dem andern sich entwickelt.

Erster Akt.

Geite

Wir finden Fauft auf blumigen Rafen gebettet, ermůz 3.

det, in der Morgendämmerung. Ariel ein Luftgeist (vergl. 1fter Theil Walpurgisnachtstraum S. 223). Der Name ist herzuleiten von aër, ang die Luft, Lichtschimmer; das mit scheint zusammenzuhängen das Hebräische Tix Licht, und Löwe Gottes, Held. Er umschwebt mit einem Geisterkreise den unruhig schlafsuchenden Faust, mit einem Gesange von Aeols- oder Windharfen begleitet. Gütige Elfen geben feine krampferstarrten Glieder, während vier Abtheilungen der Nacht, dem heiligen Licht zurück.

G.

[ocr errors]

Lethe, ein Fluß der Unterwelt, aus welchem die Seelen 4. der Abgeschiedenen Vergessenheit aller Sorgen und allesberg. Kummers, der fie im Leben gedrückt hatte, tranken. Der 190. Flußgott wurde als Greis, in der einen Hand eine Wasserurne, in der andern den Becher der Vergessenheit haltend, abgebildet. Nach Andern trinken erst dann die Seelen aus dem Lethe die Vergessenheit alles Vorhergegangenen, wenn sie aus der Unterwelt wieder zur Oberwelt zurückkehren, um, nach der Idee der Seelenwanderung, in andern Kors pern ein neues irdisches Leben zu beginnen.

Wunderbar phantastisch ist die poetische Idee, das Licht 5. mit ungeheurem Getöse entßtehen zu lassen.

Horchet! horcht! dem Sturm der Horen.

Horen (hora, aga, die Stunde) Göttinnen der Zeit

[ocr errors]
[ocr errors]

Zeit überhaupt, sodann der Stunden, der Jahreszeiten, Töchter des Jupiter und der Themis, (Gerechtigkeit) lieb. liche Gefährtinnen der Grazien. (Siehe die Tabelle.) In der åltesten Zeit kannten die Griechen deren nur zwei: Thallo, die Hore des Frühlings, der Keime, und Karpo, die Hore des fruchtbringenden Herbstes. Spåter findet man gewöhnlich folgende drei: Eunomia, Dike und Irene, gesetzliche Ordnung, Gerechtigkeit, Friede. Sie empfingen die aus dem Meerschaum auftauchende Venus um sie zu schmüs den. Sie öffnen die Pforten des Himmels und schließen fie, spannen alle Morgen die Pferde vor den Sonnenwas gen des Phôbus, und waren auch Dienerinnen der Juno. Gewöhnlich haben sie eine tanzende und kreisende Stellung, durch welche die Flüchtigkeit der Zeit trefflich versinnlicht wird. Späterhin bei den Römern stieg ihre Zahl über zwanzig.

6. Faust erwacht. Was die Einleitung verheißt, sehen wir an ihm auf das schönste verwirklicht. Er ist dem Licht, der Schönheit der ewigen Natur wiedergegeben.

8.

13.

In der zweiten Scene find wir in der kaiserlichen Pfalz (von palatium, Palast) im Saale des Thrones. Die Pracht des Mittelaiters wird mit ihren Gebräuchen dem Leser vorgeführt.

,,Die Ghibellinen wie die Guelfen

Verbergen sich um auszuruh'n."

Im 12ten Jahrhundert widersetzten sich die Welfen oder Guelfen, eine mächtige Parthei, erst in Deutschland, dann aber vorzüglich unter den Päpsten in Italien, den Unternehmungen der Kaiser, und den Anhängern derselben, den Ghibellinen. Zuerst war die Sache eine Familienstreitigkeit zwischen dem Oheim Heinrichs des Löwen, Weif, und dem Bruder Kaiser Konrads, Friedrich, 1140. In der Schlacht bei Weinsberg wurden die Namen Welf und Waiblingen (ein Schloß in Würtemberg) Losungswörter. Spås

terhin, als der Streit schon als Faction die Alpen überstieg, ånderte die italische Zunge das unbequeme Wort Wais blingen in Ghibellinen, und Welfen in Guelfen um. Drei Jahrhunderte hindurch kämpften beide Partheien mit der größten Erbitterung, so daß Ghibellinen und Welfen eine gangbare Redensart für jede Partheiwuth wurde.

Anticipationen, Vorausverpfåndungen.

14.

Der Aftrolog mendet sämmtliche Himmelszeichen mit 18. ihrem Glanze auf's Geld an, insofern sie in der Alchymie zugleich als Zeichen der Metalle dienen. Aftrologen bes schäftigten sich im Mittelalter, bis zur Zeit des Copernicanischen Systems (Anfang des sechszehnten Jahrhunders) und später noch, (z. B. Seni beim Wallenstein,) mit der betrus gerischen Kunst, das Schicksal der Völker und einzelner Menschen, so wie zukünftige Dinge überhaupt, aus den Sternen zu prophezeien. Sie sind nicht zu verwechseln mit den - Aftronomen; beide sind verschiedenen Berufs, wie Magier und Physiker, wovon weiter unten. Im Mittelalter hielten sich alle Höfe solche Astrologen, und daher ist es erklärlich, daß Mephistopheles mit dem Aftrologen gemeins schaftliche Sache macht, indem er an diesem ein Werkzeug der Betrügerei entdeckt. Kalenderei (astrologische Späße,) Chymisterei, (vergebliche Versuche der Goldmacherei.)

Alraune (mandragoras) eigentlich ein mit der Wur- 19. zel tief in den Boden kriechendes Gewächs, an das der Aber- (S. glaube des Mittelalters allerlei anknüpfte. Schon 1. Mose 30,157) 14 ff. wo von einer Pflanze die Rede ist, die Luther nach dem Hebräischen Dudaim ('77) nennt, ist Alraune ge meint, die den Frauen Fruchtbarkeit bringen sollte. Die Alrunen bei den alten Germanen, Weiber die in der Schlacht den Kriegsgefang anstimmten, und prophetische Gaben hats ten, scheinen hiermit in Verbindung zu stehen, auch ihre Schrift, Runenschrift.

Das Wort Carneval, abgeleitet von caro vale (Fleisch_22.

leb' wohl) bezeichnet die Zeit vom h. Dreifönigstage bis zum Aschermittwoch, dem Anfange der 40tågigen Fasten in der katholischen Kirche. Es wird in Italien, besonders in Rom und Venedig, wie auch in Deutschland mit Lustbarkeiten gefeiert. (Exeunt, fie gehen hinaus.)

22. Mummenschanz, Fastnachtsbelustigungen (vergl. S. 10). 23. Gårtnerinnen aus Florenz, mit Mandolinen, kleinen 25. spanischen Guitarren, eröffnen die Scene. Die von ihnen ausgebotenen Blumen werden redend eingeführt. Olivens zweig mit Früchten, Aehrenkranz,,Ceres Gaben". Ceres, eine Tochter des Kronos und der Rhea, obere Gottheit. (Siehe die Tabelle). Göttin des Getreidebaues. Ihr Sohn war Plutus, Gott des Reichthums. Sie wurde hauptsäch lich in Sicilien, der Kornkammer der südlichen Länder Eus ropa's, verehrt, wo auch ihre Tochter Proserpina vom Pluto in dessen Unterwelt entführt wurde.

27.

Theophraft, berühmter griechischer Philosoph, von der Insel Lesbos gebürtig, Schüler des Plato und Aristoteles, 323 v. Chr. Er war ein Schönredner (göttlichredender, heißt sein Name), und hat außer seinem Werke „Characteres" auch eine Naturgeschichte der Pflanzén geschrieben.

Theorbe, italienische Laute, (größer, und voller im Lon, als die gewöhnlichen und die Mandolinen) mit einem Ian gem Halse, und 16 Saiten versehen.

29. Pulcinelle, Hanswurste des römischen Carnevals. Pas 30. rafiten, Schmarozzer. (Schillers Lustspiel: der Parasit.) 33. Vampyr ist eigentlich die größte Fledermausgattung in Afrika, Ostindien und Südamerika, mit hundsähnlichen Köpfen und Zähnen. Sie fallen Thiere und Menschen an, und saugen ihnen mit ihrer Zunge sehr geschickt das Blut aus, so daß kein Schmerz, kaum eine Empfindung davon erregt wird, weshalb sie Schlafenden sehr gefährlich find: Widers wärtig und unästhetisch ist der Aberglaube in Serbien, wo man den Namen Vampyr verstorbenen (bösen) Menschen beilegt, die im Grabe nicht verwesen, sondern zuweilen auf

« السابقةمتابعة »