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Gesammelte Schriften

Gustav Jahn.

Erfter Band.

Stettin.

Verlag von L. Weils.

Druck von H. G. Effenbart's Erbinn (I. T. Bagmihl) in Stettin.

Vorrede.

Wenn die nachstehenden Blätter sich unter die große Masse der Kinder unserer heutigen Literatur mischen, so geschieht dies nicht mit allzugroßer Blödigkeit von Seit:n ihres Verfassers. Sie bestehen, wie ihr Titel andeutet, zum größten Theile aus bereits Gedrucktem, das sich schon hier und da Freunde gemacht hat, und treffen also auf ihrer Wanderung manchen alten Bekannten an. Ihr bisher noch ungedruckter Inhalt ist aber wenigstens ebenso gut gemeint. Doch kehren die gesammelten Schriften vielleicht auchy in manchem Hause ein, zu deffen Thür die vereinzelten Auffäße km Halleschen Volksblatte nicht gedrungen sind, und dtesen neuen Lesern glaubt der Verfasser schuldig zu sein, sich über das auszusprechen, was sie zu erwatten haben.

Es ist, Gott sei Dank, in unsern Tagen dahin gekommen, daß jedes Buch, das nicht ausschließlich eine Fachwissenschaft behandelt, nach seinem Glaubensbekenntnisse gefragt wird, wie der Handwerksbursche nach seinem Passe. Nun, das der vorliegenden beiden Bändchen steht geschrieben Ap. G. 4, 12., wo es jeder Leser, der noch eine Bibel bei der Hand hat, selbst nachschlagen kann. Auf viel Ehre und Beifall vor der Welt haben also die beiden Wanderer nicht zu rechnen. Es ist ihnen auch nicht darum zu thun. Ste wissen, die heutige, schöne Welt ist für solchen vermeintlichen Köhlerglauben zu geistreich geworden; doch nicht allein das sie sind sogar darauf gefaßt, daß unser moderner Geschmad ihre Auffassungsweise überhaupt vornehm belächeln wird.

Ueber solche Alltäglichkeiten, wie Sonnenaufgang, Vollmondschein, Maienwonne und dergl. blos um ihrer selbst willen sich zu freuen, ist ganz aus der Mode gekommen. Tragen doch unsere neuern Dichter nicht einmal mehr die Farben ihrer Dame, sondern an deren Stelle ist ein großer Weltschmerz getreten, dem sie ihre Lieder weihen. Wie dieser Weltschmerz eigentlich beschaffen ist, weiß zwar Niemand recht, aber sobald jezt der junge Poet des Morgens aufsteht, seine Cigarre angezündet und sich auf das Sopha gestreckt hat, so beschäftigt er sich auch mit ihm, gerade so, wie sonst den Dichter vom Morgen bis zum Abend das Bild der Geliebten begleitete. Wenn nun die

Poesien der gesammelten Schriften nicht einmal Gnade

zu finden hoffen dürfen, wie viel trauriger wird es ihnen dann mit ihrer Prosa vor dem Richterstuhle des heutigen Geschmackes ergehen, da sich dieselbe ebenfalls fast durchgängig in der kleinen Welt des Herzens bewegt, oder unter christlichen Voraussetzungen unsere gegenwärtigen Verhältnisse betrachtet. Vor denen, die auf der Höhe der Zeit stehen, verschwindet aber jedes Einzel-Interesse. Der einzelne Mensch ist nichts. Alle Grenzpfähle, die Familien, Gemeinden und einzelne Stämme und Völkerschaften von einander trennen, sollen abgebrochen werden; ja, nicht einmal von speziell christlichen Gefühlen will man mehr wissen, sondern nur ein allgemeines Menschenthum soll noch gelten. Gott ist auch nicht mehr ein persönlicher Gott, sondern jeder Mensch bildet als solcher ein Stück von der Person Gottes.

Indessen der Verfasser der vorliegenden Büchlein kann nun einmal so hohen Gedanken nicht folgen. Gelänge es ihm auch, sich auf die gerühmte Höhe der Zeit zu schwingen, so würde er sich immerhin sagen müssen: Der Unermeßlichkeit des Weltalls gegenüber hat das innerlichste Stillleben und das ausgebildetste Weltbürgerthum gleiche Wichtigkeit! und von diesem Standpunkte aus betrachtet, würden ihm dann, beispielsweise, sogar die Verhandlungen einer erleuchteten Ständeversammlung mit allen ihren tiefsinnigen Weltverbesserungsplanen und geistreichen Reden, nicht viel anders erscheinen, als wenn in einem großen Saale etliche Fliegen mit den Köpfen an den Fensterscheiben

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