صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Zuchtmittel zur Läuterung seines inneren Menschen, theils als Uebungsfeld für die Bethätigung seiner sittlichen Thatkraft, in beiden Beziehungen das Böse überwindend durch Gutes.

10. Kapitel.

Das Endziel der Menschheit.

[ocr errors]

Was der Mensch nach der göttlichen Idee ist, konnten wir nicht aus seiner anfänglichen Erscheinung entnehmen, wir müssen die Verwirklichung seiner Idee am Endziel seiner Entwicklung suchen. Aber dieses Endziel selbst, wo haben wir es zu suchen? liegt es innerhalb des irdischen Daseins oder jenseits desselben? Erfüllt auch der Mensch, wie die untermenschliche Kreatur seine Bestimmung innerhalb des materiell-bedingten Lebens endgültig oder reicht sie bei ihm weiterhinaus? Die Frage nach der Unsterblichkeit ist es, um die sich hier Alles dreht. Ebenso wie der Glaube an das Dasein Gottes hat auch die Hoffnung auf eine persönliche Unsterblichkeit des Menschen immer ein wesentliches Element des religiösen Glaubens gebildet; es wird wohl keine Religion geben, in welcher nicht wenigstens Ansätze dieses Glaubens sich fänden; ja gerade die rohesten Religionsformen des Fetischismus, die kaum einen eigentlichen Gottesbegriff haben, ergehen sich sehr lebhaft in den Vorstellungen von der Geisterwelt, unter der sie die Seelen der Verstorbenen verstehen. Der Zweifel ist auch hier erst das Kind der Reflexion und erst aus den Reflexionszweifeln heraus haben sich die Reflexionsbeweise ergeben, die also ebenso, wie die Beweise für's Dasein Gottes, keineswegs den Glauben hervorbringen, sondern den durch die Reflexion angefochtenen Glauben durch deren eigene Waffen vertheidigen sollen. Der Gang ist auch hier wieder ein ähnlicher wie dort: ausgegangen wird von den Thatsachen der Erfahrung, vom Verhältniss des persönlichen Geistes zu der sinnlichen Natur, zur Welt und zu Gott, und aus diesen thatsächlichen Verhältnissen wird auf das nicht mehr unmittelbar gegebene Uebersinnliche zurückgeschlossen, als auf ein nothwendig Zudenkendes, in welchem die Lücken der thatsächlichen Wirklichkeit, ihre ungelösten Räthsel und Widersprüche die geforderte Lösung

und Ergänzung erhalten, in welchem also die denkende Erkenntniss des Wirklichen erst zur Ruhe und Befriedigung gelangt. Allerdings geht sonach in diesen Beweisen das Denken über die Betrachtung des erscheinenden Wirklichen hinaus, aber keineswegs, um sich in willkürlichen Luftsprüngen zu ergehen, sondern nur zu dem Zweck und insoweit, um die Erkenntniss des Wirklichen zu einem vollendenden Abschluss zu führen und diejenige Einheit unserer vernünftigen Weltbetrachtung herzustellen, auf welche der unbezwingliche Trieb unseres vernünftigen Denkens immer hinstrebt und ohne welche alles Einzelwissen unverstandenes Fragment, werthlosse Masse bleibt. Zugleich gilt auch bei diesem Beweisgang wieder, wie bei dem der Gottesbeweise, dass die einzelnen Beweise nicht einander selbständig koordinirt sind, sondern einen Stufengang bilden, wo jeder vorangehende im folgenden seine Ergänzung und Vertiefung findet, sowohl in Bezug auf die Stärke der Beweiskraft, als auch in Bezug auf die Natur des bewiesenen Gegenstands; so dass dann als Resultat des Ganzen nicht nur die Gewissheit von der Unsterblichkeit, sondern auch die Einsicht in den inneren Gehalt dieses Begriffs, in die Art und Weise, wie sie vernunftgemäss gedacht werden kann, beziehungsweise muss, sich ergeben wird.

Die einfachste, auch zeitlich am frühesten ausgebildete Form des Unsterblichkeitsbeweises ist diejenige, welche auf das Verhältniss der menschlichen Seele zum Leib reflektirt und aus der Differenz beider folgert, dass die erstere das Todesloos des letztern nicht zu theilen habe. Und zwar lassen sich unter dieser Gattung (,,Psychologischer Beweis") noch zwei Unterarten unterscheiden, deren eine nur auf das Wesen der Seele überhaupt im Verhältniss zum materiellen Leib reflektirt (physiologisch), die andere spezieller auf das Wesen der menschlichen d. h. geistigen Seele. Als specifischen Unterschied der Seele vom materiellen Leib betrachtete man schon im Alterthum die Einfachheit derselben und folgerte aus dieser ihre Untheilbarkeit, Unzersetzbarkeit, Unzerstörbarkeit, Unsterblichkeit. Hiegegen wurde für's Erste bemerkt, dass eine schlechthin einfache Einheit, mit Ausschluss aller inneren Unterschiede, schon an sich todt wäre und nur desswegen nicht erst zu sterben brauche. Doch, wenn auch die

inneren Unterschiede der Seele, als selbstgesetzte, die Einfachheit derselben nicht aufheben müssen, so erhebt sich doch gegen die Beweiskraft obigen Schlusses das zweite wesentliche Bedenken: ob aus der Einfachheit der Seele etwas für ihre Unabhängigkeit vom Leib bewiesen sei? Die Einfachheit könnte ja auch nur die Wirkung, das Produkt von der Vielheit der materiellen Kräfte des Leibes sein, sodass sie also nothwendig mit dieser ihrer Ursache zugleich untergehen müsste. Schon Plato erwähnt den Einwurf: die Seele könnte sich zum Leibe auch verhalten, wie die Harmonie zur Leier. Und so lehrt der Materialismus: die Seele. ist das Resultat der Wechselwirkung der materiellen Atome oder sie besteht nur in dem Wechselverhältniss, in der Spannung der gegenseitig auf einander bezogenen und auf einander wirkenden Atome. Hiegegen ist geltend zu machen die schon mehrfach ausgeführte Unmöglichkeit der Erklärung des Organischen aus dem Mechanismus der wirkenden Kräfte; die Zufälligkeit, mit welcher diese in ihrer Aeusserlichkeit gegen einander wirken, widerspricht der offenbaren Zweckeinheit, die dem Organischen zu Grund liegt: Es bedarf also zur Erklärung des letztern eines einheitlichen, formirenden Prinzips, das nicht Resultat, sondern Ursache der organischen Funktionen ist. Daher fasst Aristoteles die Seele auf als „Entelechie des Leibes", d. h. Zweckursache, welche zugleich die bebewirkende Ursache, das wirksame prius des Leibes ist. Auch die besonnenen Vertreter der neueren Naturwissenschaft erkennen die Nothwendigkeit an, eine spezifische organische Kraft im Unterschied von den mechanischen Kräften anzunehmen. Und man hat von hier aus sogar schon versucht, den Materialismus zum Zugeständniss der Unsterblichkeit zu drängen: Wenn jede Kraft an einen Stoff oder an ein substanzielles Atom gebunden ist, so muss auch die organische Kraft, die Lebenskraft an ein solches gebunden sein und diess ist dann die Seele. Nun sind aber die Atome das Unvergängliche, das zwar in verschiedene Verbindungen eintritt, aber in sich nicht vergehen kann; sonach ist auch die Seele in sich unvergänglich. Allein dieser Beweis beweist theils zu viel es würde aus ihm die Unsterblichkeit jeder Thierseele folgen theils zu wenig, denn er beweist nicht die

Fortdauer

[ocr errors]

eines mit sichselbst identischen Bewusstseins, sofern das Bewusstsein jedem Seelenatom eben nur aus seiner bestimmten Beziehung zu den jeweiligen Leibesatomen zukäme und also nach Auflösung dieser Verbindung selbst auch wieder aufhören, resp. durch Eingehen neuer Verbindungen ein völlig neues werden würde, womit dann eben die persönliche Fortdauer aufgehoben ist. Hieher gehört auch der platonische Beweis, der aus dem Begriff der Seele als der Trägerin des Lebens ihre Unzerstörbarkeit folgert. Sowenig eine und dieselbe Zahl gerade und ungerade zugleich sein könne, sowenig könne die Seele, die an der Idee des Lebens Theil habe, dem Gegentheil desselben, dem Tode zugänglich sein. Man wird hiebei die petitio principii bemerken, dass die Seele als Trägerin des Lebens ansich gedacht wird, während sie es empirisch doch nur ist in ihrer Verbindung mit einem bestimmten Organismus; ob sie es auch ausserhalb dieser Verbindung sei, das ist ja erst die Frage; wird aber diese aus dem Begriff der Seele, also von jeder Seele als solcher bejaht, so folgt daraus die Unsterblichkeit jeder Thier- und Pflanzenseele! Dass es aber auch abgesehen davon, schon an und für sich, übereilt ist, mit dem Begriff der Lebenskraft ohne weiteres den der individuellen Substanz zu verbinden und dieser eine individuelle Fortdauer beizulegen, kann uns Aristoteles erinnern; die Form, so lehrt er, ist zwar das die Materie bestimmende und individualisirende Prinzip, hat aber doch ihre eigene Existenz nur in der Verbindung mit der Materie innerhalb eines bestimmten materiellen Einzelwesens; stirbt dieses, so hört auch die Form als diese bestimmte einzelne auf und existirt nur noch in der Allgemeinheit der Gattung. Soll es sich mit der Menschenseele anders verhalten, so kann diess nur aus ihrem specifischen Wesen folgen, sofern es sich unterscheidet von dem der Thierseele. Hier kommen die beiden Beweise Plato's in Betracht, mit welchen er den Einwand zurückzuweisen sucht, dass die Seele nur die Harmonie, also das Produkt der materiellen Kräfte sei. Einmal der Beweis aus der άvauvnois: Beruht unser Wissen alles auf der Erinnerung an die vor der sinnlichen Wahrnehmung geschauten Ideen der übersinnlichen Welt, so hat unsere Seele eine Präexistenz gehabt vor ihrer Existenz im Leib,

ist sonach ihrer Existenz nach nicht an diesen gebunden und kann somit auch nach seiner Auflösung doch für sich fortbestehen. Der auch für uns brauchbare Gedanke dieses Beweises liegt darin, dass unser Denken nicht ein blosses Produkt der leiblichen Sinne und ihrer von der äussern Sinnenwelt empfangenen Eindrücke sei, sondern dass es ein apriorisches Element enthalte, die Kraft selbständigen Formgebens, die uns nicht von aussen zugewachsen sein kann; und hierin liegt jedenfalls eine relative Freiheit der denkenden Menschenpersönlichkeit vom sinnlichen Leben. Dem geht parallel der andere, gleichfalls schon von Plato in diesem Zusammenhang gebrauchte Beweis: die menschliche Seele, als die mit Freiheit wollende, steht über den Trieben der sinnlichen Natur, kann den einen wählen, und den andern verwerfen; ja sie kann sich in Widerspruch zum ganzen Triebleben bestimmen und von diesem völlig lossagen: wieder ein Beweis für die Selbständigkeit der menschlichen Seele gegenüber ihrem Leib. In diesem Gedanken Plato's von der Selbständigkeit der denkenden und wollenden menschlichen Persönlichkeit gegenüber dem sinnlichen Leben liegt eine bleibende Wahrheit, die wir als die feststehende Basis unseres Beweisganges su betrachten haben. Man hat zwar diese feste Position zu erschüttern gesucht durch die aus der Erfahrung entnommene Instanz: dass auch die geistige Persönlichkeit von den Affektionen des Leibes bedingt und abhängig sei, insbesondere auch mit dem Altern des Leibes selbst auch an geistiger Kraft abnehme. So unleugbar diese Thatsache ist, so folgt daraus doch nur, dass der menschliche Geist von seinem leiblichen Organ nicht absolut unabhängig ist; und diess wäre auch ansich schon undenkbar bei einem endlichen Geist, der sich selbst erst aus seiner Naturbasis herausbilden muss. Dass er aber gleichwohl relativ wirklich selbständig sei, das folgt aus jeder einzelnen wirklichen Selbstbestimmung im Gegensatz zum sinnlichen Triebleben. Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein sind die beiden Urthatsachen unserer inneren Erfahrung, die der Materialismus in keiner Weise aus dem Mechanismus wirkender Kräfte zu erklären vermag; denn sie sind die faktische Selbstunterscheidung des persönlichen Ich von jedem bloss dinglichen Sein; in seinem Denken und Wollen setzt der Mensch sein

« السابقةمتابعة »