Ephräm, Hymnendichter der syrischen Kirche. 35 mich einmal anreden muß: D. Ephräm! die Menschen haben mehr an dich, als an mich geglaubt." Unter großem Geleite des Volks und der ganzen Geistlichkeit wurde der Hymnendichter mit Psalmen und Hymnen in's Grab gelegt.... 1 Als Dichter war er ungemein fruchtbar. Es geht die Sage, daß man, als er noch an der Mutter Brust gelegen, einen Weinstock aus seiner Zunge habe emporwachsen sehen, der bis zum Himmel aufgeschossen mit Tausenden von Trauben und aber Tausenden von Beeren prangte. Sozomenus *) bezeugt von ihm, er habe, vernommen, daß Ephräm im Ganzen ungefähr 300 Myriaden Verszeilen geschrieben habe. Er erhielt den Ehrennamen: Cither des h. Geistes". Aus seinen Hymnen und Wechselgesängen, deren Zahl die Syrer auf 12-14,000 angeben, spürt man auch wirklich sich vom Wehen des h. Geistes angehaucht und namentlich die Dichtungen weicherer Art unter ihnen, z. B. seine 88 Sterblieder und Grabgesänge **) haben poetischen Gehalt. Viele derselben hat Pius Zingerle in's Deutsche und Henry Burgeß_in's Englische übersetzt.***) Gesammelt sind sie alle in der Ausgabe feiner Opera. Rom. 1740. Bb. VI. †) Das Metrum der gegen die um des Wohlklangs ihrer Melodien willen immer weiter sich *) in seiner von 3 323–419 erschienenen Historia eccl. III, 16, **) Sie erschienen in's Italienische übersezt unter dem Titel: „Inni m Siro tradotti dal testo siriaco per Angelo Paggi funebri di S. Efrem Siro Fausto Lasinio. Firenze, 1851. *** ***) Vgl. „Ausgewählte Schriften des H. Kirchenvaters Ephräm, aus dem Griechischen und Syrischen übersezt von Zingerle. Innsbruck. 1830-1838. ī Solect Metrical Hymns and Homilies of Ephraem Syries, translated. London. 1853. †) Einzelne seiner Hymnen und Lieder sind mit Erläuterungen mitgetheilt in Hahn, and Sieffects Chrestomathia syriaca sive S. Ephraemi carmina selecta. Lips, 1825, und in Hahne Bardesanes gnosticus. Lips. 1819, sowie in dessen Abhandlung über den Gesang der syrischen Kirche in Stäudlins Kirchenhist. Arch. 1823. Heft 3. Zehn derselben theilt auch Dr. Daniel im Thesaurus hymnolog. Tom. III. S. 145 ff. im fyrischen Urtert und mit Zingerle's schönen metrischen Ueberseßungen mit. Vgl. auch E. Robigers syrische Chrestomathie. Halle 1838 und fei nen Artikel über Ephräm in Herzogs Real-Enc. Bd. IV. 1855. $ verbreitenden Keperlieder des Bardesanes gerichteten. Verse hat er dem Bardesanes nachgeahmt. Es sind Verse mit zwölf fünffhlbi gen Zeilen, von welchen je die zwölfte, nachdem die eilf vorangehenden von einem einzelnen Sänger oder einem ganzen Chor gesungen waren, von der ganzen Versammlung abgefungen werden sollte. Von seinen Hymnen zeichnen sich besonders vier vor allen andern aus, zwei Auferstehungshymnen und zwei Palm fonntagsgefänge. Nachklänge und Fortsetzungen feiner Liederdichtung sind die Hymmen des Varsumas von Nisibis, des Narsis, mit dem Zunamen Garbono, und Jakob von Wesse aus dem 7. Jahr hundert. In den liturgischen Büchern der syrischen Kirche findet sich längere Zeit nach Ephräms Tod eine namhafte Zahl seiner Lieder und Hymnen aufgenommen. Viele derselben mögen auch nur darum seinen Namen tragen, weil sie aus seiner Schule stammen. Heutiges Tages noch werden sie von den Marionitischen Christen in Syrien in Ehren gehalten. 1 In der syrischen Kirche nämlich wurde die Schranke jenes Verbots, selbst verfaßte Lieder beim Gottesdienst noch neben den eigentlichen Psalmen zu gebrauchen, bälder durchbrochen und in ihren Kirchenbüchern sind viel früher eigene Lieder ihrer you Meλwdoi und Anderer aufgenommen, als dieß in der griechischen Kirche der Fall war, wo sich vor dem 8. Jahrhundert keine derartigen Lieder in den Kirchenbüchern vorfinden. Bei aller Strenge, mit der man in der rechtglaubigen Kirche an den Psalmengesängen festhielt, *) suchte man noch eine Zeitlang bisin's 5. Jahrhundert hinein den wohltönenden und einschmei chelnden Hymnen und Wechselgefängen der Kezer, besonders der 1 1 *So schreibt z. B. Basilius um's J.) 375, in der Epist. adi cler. πεοεδς, 68. : ; Καὶ ἡμεῖς οὐδὲν ἕτερον ἤ λιτανεύομεν ὑπὲρ neocos. 63.: τῶν ἁμαρτιῶν ἡμῶν, πλὴν ὅσον ουκ οὐκ ἀνθρωπίνοις ρήμασιν, ὥσπερ ὑμᾶς, ἀλλὰ ἀλλὰ τοῖς λογίοις του πνεύματος τὸν θεὸν nμar ¿§‹λcoúμeda.“ Und Augustin sagt um's J. 428 deßgleichen in feiner Epist. 119 ad Jan. cap. 18,,Donatistae nos reprehendunt, quod sobrie psallimus in ecclesia divina cantica, prophetarum,if 1 Han 66 ei die Gemeinde in zwei Chöre getheilt die wechselsweise vortrug, in den griechischen sie durch nächtliche Versammlungen der Glauk en der Märtyrer das nicänische Bekenntniß 1 Bischof Leontius aufrecht zu erhalten such en fie die Worte der Psalmengefänge aus der echische Sprache überseßt. *) So ließ auch us M. zu Cäsarea in Cappadocien († 379) Arai in der Weise der Pindar'schen Epinikien eines Psalmen, den Chor der Gemeinde mit er den Klängen der Cithara recitirend einfallen ottes Lob anstimmen. Und so war auch der rtige und dort von 380–397 als Diaconus Jahre lang als Presbyter für die Erhaltung n Glauben thätig gewesene Johannes Chrysoaliger Bischof von Constantinopel (398–404) ht nur überhaupt einen feierlichen und reichen esang in der Kaiserstadt einzuführen,**) son ihrt zu Socrates Hist. V, 8. eine Angabe des ia an mit den Worten:, Scribit enim Theodorus. rum primos omnium eâm psalmodiae speciem, ant, ex Syrorum lingua in graecam transtulisse. t in seiner Hist. eccl. II, 24. von diesen beiden: χῆ διέλοντες τοὺς τῶν ψαλλόντων χόρους τὴν δαβιδικὴν ἐδίδαξαν μελωδίαν. Dumit Urheberschaft des Wechselgesangs in der syrischen nicht abgesprochen; Flavian und Diodor waren nur Sitte von der syrischen Kirche in die griechische ver Die allgemeine Verbreitung verschafften. dern auch noch die Arianer darin zu überbieten. Diese, und insbesondere die Eunomianer unter ihnen, hielten nämlich, nachdem sie unter Kaiser Theodosius ihre Kirchen in Constantinopel verloren hatten, ihren Gottesdienst außerhalb der Stadtmauern und suchten durch ihre Prozessionen und die dabei erschallenden schönen Gesänge auf die Gemüther der Rechtglaubigen zu wirken. Um dem zu begegnen, veranstaltete nun Chrysostomus ähnliche Bittgänge durch die Straßen der Stadt mit untermischten Chören in prachtvoller Weise. Als es jedoch beim Zusammentreffen dieser Umzüge mit den Arianischen, wobei die lezten den Gesang der Kirchlichen verhöhnten, zu blutigen Auftritten kam, so wurde den Arianern auf Chrysostomus Betreiben jede derartige Prozession durch ein kaiserliches Verbot untersagt. Von da hatte aber auch dié obfiegende kirchliche Partei einen solchen Widerwillen gegen den prachtvollern Gesang, wie ihn die Arianer begonnen und sie ihn nothgedrungen noch überbieten zu müssen geglaubt hatte, daß sie mit dem Wegfallen der Veranlassung und Nöthigung hiezu von der theatralischen Singweise nun zum Gegentheil sich wandte und den Kirchengesang fortan zur größtmöglichen Einfachheit zurückzu führen bedacht war. Für solche Vereinfachung des Kirchengesangs wirkte mit be sonderem Erfolge der gelehrteste Abendländer und erste SchriftausLeger seines Jahrhunderts und vieler nachfolgenden Jahrhunderte, der einem strengen enthaltsamen Leben ergebene Abt eines Mönchs Πρὸς τριάδα, Ἡ ἐλπὶς μου ὁ Θεός, της Vgl. A. Neander, der h. Chrysostomus und die Kirche, besond. des Orients in beffen 3eitalter. 2. 2lug. Berlin. 1849. Der Pfalmengesang in der morgenländischen Kirche. 89 Bereins in der Nähe von Bethlehem Hieronymus *), von Stridon, einer Gränzstadt: zwischen Dalmatien und Pannonien, gebürtig. Durch ihn kam die während seiner Wirksamkeit in der Gegend von Bethlehem (386 bis 30. Sept. 420 seinem Todestag) zunächst für seine Mönche, getroffene Einrichtung zu bestimmten Stunden bei Tag und Nacht (horae canonicae) und an jedem Tage der Woche einen bestimmten Theil der Psalmen zu singen (das mönchische Psalliren), wie es sich bis heute noch in den Klöstern des Abendlands fast unverändert erhalten hat, zunächst bei den Mönchen der morgenländischen Kirche in allgemeine Geltung. Und daraus entwickelte sich dann in der morgenländischen Kirche überhaupt ein immer eintöniger sich gestaltender Psalmengesang von gesetzlichem und darum steifem Charakter. Wäh rend das Volk anfangs noch, zumal in der früh Morgens abgehaltenen Catechumenen-Messe, beim Gesang eines jeden Psalmen, den die Cantoren angestimmt hatten, mit einzustimmen und wenn 12 Psalmen durchgefungen 'waren, mit einem kurzen: doğa natoì, ve@ xai πIVEVμarı ayiw den Schluß zu machen pflegte, be= schränkte sich dieser Psalmengesang je länger je mehr auf den Clerus, nachdem man dem 15. Canon des Concils von Laodicea vom J. 381 die beschränkende Deutung gegeben hatte, daß außer den dazu bestellten paltai (Cantoren) keine andere Personen in der Kirche fingen (vá22) dürfen. So konnte es denn auch nicht aus bleiben, daß in dieser Kirche die freie, Kirchenliederdichtung, die ohnedem in den spätern Jahrhunderten statt der großen Thaten Gottes zur Erlösung der fündigen Menschheit nur noch die verschiedenen Heiligen und die Mutter Gottes besang, alle Schwungkraft verlor und, selbst als später der Gebrauch selbst ge= dichteter christlicher Lieder frei gegeben war, kein rechtes Leben mehr gewann. ! $t+% *ངསཉེས ཉེ ཟིན་xའི ་་་ ་ Dagegen erlebte nun der Kirchengesang und mit ihm das Kirchenlied von dem letzten Dritttheil des vierten Jahrhunderts an *) Augustin sagt von ihm:,,quod Hieronymus nescivit, nullus mortalium unquam scivit." Vgl. „Hieronymus, sein Leben und Wirfen, aus seinen Schriften dargestellt von Licent. Dr. Zödler, außerordentlichem Prof. der Theologie in Gießen. Gotha. 1865." ཏབྦོ ། |