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felt war, und erlangte 601 bie bischöfliche Würde. Bier Tage, nachdem er im Gefühl des nahen Todes sein ganzes Vermögen den Armen vertheilt und in der Kirche, in die er sich noch tragen ließ, laut um Vergebung seiner Sünden gebetet und das versammelte Volk zur Liebe und Eintracht ermahnt hattë, starb er 4. April 636. Er bereitete dem Hymnengesang beim Gottesdienst eine feste Stätte und übte überhaupt einen entscheidenden Einfluß auf den abendländischen oder römischen Ritus durch sein liturgisches Werk:,,de ecclesiasticis officiis libri duo,“

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Eugenius,*) Erzbischof von Toledo vom J. 646-658, ein eifriger Verbesserer des Kirchengesangs. Er schrieb Epigramme und überarbeitete ein Gedicht des Dracontius von Toledo über die Schöpfung der Welt, dem er einen selbst gedichteten Gesang über den siebenten Tag beifügte. Von da stammt seine in der Kirche bekannt und beliebt geworbene precatio ad Deum :

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Rex Deus immensi, quo constat machina mundi."

Auch seine beiden mit ihm in Isidors Schule gebildeten Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stühle von Toledo, Ildefonsus von 658-669 und Julianus, der Heilige, von 680–690, welcher auch des Ildefonsus Leben beschrieben hat, pflegten die Hym nendichtung.

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"Groß war der Eindruck, den diese lateinische Hymnendichtung bewirkte, so daß im J. 560 die zweite in Tours gehaltene Synode solchen selbst gedichteten Liedern den lange allein berechtigten Psalmen gegenüber einen förmlichen Empfehlungsbrief ausstellte für den Gebrauch in der Kirche, indem sie in ihrem 23. Canon auch noch einige andere Hymnen neben den ambrosianischen als zulässig erklärte **) und zuleht die am 5. Dec. 633 in der Kirche der h. Leocadia zu Toledo eröffnete spanische Nationalsynode unter dem Vorsitz Isidors von Sevilla die Vertheidiger des ausschließlichen Psalmengesangs, welche selbst damals noch gegen den Gebrauch aller selbst gedichteten Lieder beim Gottes

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Eugenii opera coll, a Jac. Sirmonde. Par. 1619.

Im Canon 23. ist ausgesprochen:,,Licet hymnos Ambrosianos habeamus in canone, tamen quoniam reliquorum, sunt aliqui, qui digna sunt forma cantari, volumus libenter amplecti eos praeterea . . . quoniam quae fide constiterint, dicendi ratione non obstant.

Der! ambrosianische, Kirchengesanga}}}")

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dienste entschieden sich sträubten, für - ganz«Spanien, unds Gallien mit Excommunication bedrohte. *)

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Von besonderer Bedeutung ist aber auch der Einfluß, den das kirchliche Gesangwesen im Abendland durch Ambrosius erfuhr. Zwar hatten auch hier mehrere Bischöfe von Nom: dasselbe bereits reicher und schwunghafter zu gestalten gesucht, wie denn Sylvester, bereits im 3. 330 zu Rom eine Gesangschule zur Bildung eines kirchlichen Sängerchors errichtet hatte, welcher an Festtagen, bei Umzügen und sonstigen Feierlichkeiten in sämmtlichen Kirchen der Stadt die musikalischen Aufführungen besorgte und sein Nachfolger im 3, 350 hiezu eine Vorschule für Waiz jentnaben, (Orphanotrophia) gegründet hatte. Allein der Kirchengefang blieb immer noch Psalmengesang mit gesangartigem Recitiren der Worte. Nun aber bildete sich eine ganz neue Sanga weise, welche von Ambrosius den Namen ambrofian is cher Kirchengesang" erhielt.

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Waren nämlich unter dem Vortritt des Hilarius durch Ambrosius neben neben den Psalmen selbst gedichtete Lieder zu Tage getreten, welche nach den Regeln antiker Metrik der Sprache mit bestimmter Sylbenzählung und regelmäßigem Wechsel der Versfüße verfaßt waren, die sogenannten Hymnen, so bedurften dies selben, um gesungen zu werden, einer auf diese poetische Metrik gebauten und der Wortdichtung sich genau anschließenden Melodie, wobei die prosodische Eigenschaft jeder Sylbe zur Geltung kam und dann sich alles in symmetrischer Gliederung gestaltete, wie dieß bei den alten griechischen Melodien im Wesentlichen auch der Fall war. So bildete sich im Gegensaß gegen die seither in der christlichen Kirche gewöhnliche Pfalmodie, bei der alle Sylben ohne Rücksicht auf Profodie an sich für völlig gleichbedeutend, für isømetrisch genommen werden, indem je nach Bedürfniß des Rhythmus, die prosodisch lange Sylbe auch in der Haltung einer kur zen genommen werden kann und umgekehrt, und bloß die Geseße

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Im Canon 13-16. ist die Drohung beigefügt:,,sicut igitur orationes ita et hymnos in laudem Dei compositos nullus Vestrum ulterius improbet, sed pari modo Gallia a Hispaniaque celebrati excommunicatione plectendi, qui hymnos rejicere fuerint ausi.

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ber natürlichen Deklamation zu berücksichtigen sind, die Hymno= die, ein melodischer Kirchengesang mit bestimmte r Modulation und rhythmischer Betonung. Dadurch allein war es möglich, den Charakter des Liebes, die Höhe und Tiefe der Gefühle auszudrücken. Freilich mag dieselbe unfern strengen Begriffen von taktmäßig-melodischem Singen noch nicht entsprochen haben und es scheint der Rhythmus bloß auf Unterscheidung der Fangen und kurzen Sylben beschränkt gewesen zu seyn, weil diese Hymnodie sich nur auf vier Tonarten stüßte, die Ambrosius, 'um das bis dahin regellose Singen zu regeln, feststellte. Um näm lich den Hymnengesang, der keine Musikproduktion,' sondern ein gottesdienstlicher Gesang seyn sollte, auch für gewöhnliche Stimmen leicht ausführbar zu machen, nahm er aus der Reihe der altgriechischen Betavengattungen die Conreihe mit dem Grundton D H The

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defga heddie fogenannte borische Tonart

als das Fundament allen Kirchengesangs in seine Gesangweise herüber und fügte derselben, um die dem Charakter einzelner Terke und Stimmungen entsprechenden Wirkungen durch höhere und helfer Wingende Intonation hervorzubringen, auch noch die drei nächstgelegenen höheren Tonreihen hinzu, nämlich die

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mit dem Grundton E: efga hede

mit dem Grundton F: nga hedef

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mit dem Grundton G: ga hedef g die sog, myrolydische, Diese bezeichnete er, statt mit ihren alten griechischen Namen, als ersten, zweiten, dritten und vierten Ton, wobei aber ihre griechische Abstammung gleichwohl dadurch kenntlich ist, daß sie von Alters her auch im Abendland mit den griechischen Zahlworten: πρώτος, δεύτερος κ. f. m. begeianet wurden. Diete pier Tone reihen, fortan die „ambrosianischen Kirchentöne“ genannt, bei deren Beschränkung auf die Vierzahl eher die Rücksicht auf den gewöhnlichen Stimmumfang, als, wie man schon gemeint hat, die auf die vier Evangelisten bestimmend gewesen seyn, mag, bildeten nun die Grundlagen aller musikalischen Compofitionen bis weit in das 17. Jahrhundert hinein. Die Alten nannten diesen

Der ambrosianische Kirchengesang, sit

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Gefang: cantus harmonicus, weil er bestimmte Intervalle und daraus zusammengefeßte Tonleitern hatte.

Indem aber Ambrosius von der morgenländischen Kirche hauptsächlich die Sitte des Wechselgesangs, an dem die ganze Gemeinde sich betheiligte, aufnahm,*) bildete er im Abendland den Kirchengesang als Gemeindeges ang aus und wurde der Vater des kirchlichen Volksliedes, wie er zugleich bei weiterer Ausbildung der Vater des figurirten oder melismatischen Kirchengefangs geworden ist.

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Bei all diesem Bestreben jedoch, die Liebform aus dem antik griechischen Gesang auf christlichen Boden zu verpflanzen und das durch den christlichen Kirchengesang, als Volksgefang so lebensfrisch und schön als möglich ertönen zu lassen, war Ambrosius doch darauf bedacht, ihn vor aller Berweltlichung zu bewahren und seine einfache Würde nicht durch sinnenkihelnde Melodien weltlicher Mufit, die er als tödtlich bezeichnete,**) antastew zu lassen. Einfach und würdevoll war daher auch die ursprüngliche Form dies ses ambroßanischen Kirchengesangs, wie sich dieß an der uns noch erhaltenen einfachen Liedweise des ambrosianischen Hymnus,,veni redemptor gentium.“ (Nun komm der Heiden, Heiland): zeigt cha ha.

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Solche Sangweise führte nun Ambrofius mit Hülfe des römischen Bischofs Damasus zunächst in der mailändischen Kirche ein. Von hier aber verbreitete sie sich schnell über die meisten abend ländischen Kirchen, und wurde bei ihrer Lebensfrische als Volks oder Gemeindegesang willig und mit Freuden angenommen. In der Liturgie des Hauptgottesdienstes, der Messe, blieben zwar die ältern liturgischen Stüde, das Kyrie, Gloria, Patrem, die Col leete u. f. w. noch beibehalten, aber die Psalmen wurden immer feltener angewandt und am so umfassender wurde die neue Hymnodie bei den Horen angewandt. Groß muß auch die Macht diefer Hymnodie über die Gemüther gewesen seyn, denn der streng

*) Augustin bezeugt in seinen Confessiones IX. cap. 7., Ambrosius habe den Hymnen- und Pfalmengesang secundum morem Orientalium partium eingeführt.

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**) Jm Hexaëmeron sagt er: mortiferi cantas chromatum sanicorum mentem emolliunt ad amores. I, A *i itul

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gesinnte Augustin,*) der in seinen frühern Jahren noch während seines Aufenthalts zu Mailand ein verloren gegangenes Werk über die Musit" in 6 Büchern geschrieben, worin auch. Anleitung zum Singen gegeben war, giebt in feinen Confeffionen IX. Cap. 2. ein schönes Zeugniß von dem Eindruck, den die zu Ehren der h. Dreieinigkeit von der Gemeinde und dem Clerus anges stimmten Wechselgesänge auf ihn machten. Wie weinte ich"

bekennt er da vor Gott über deine Lobgefänge und Lieder, o Gott! als ich durch die Stimme deiner lieblich singenden Gemeinde kräftig gerührt wurde. Diese Stimmen floßen in meine Ohren und deine Wahrheit wurde mir in's Herz gegossen. Da entbrannte inwendig das Gefühl der Andacht und Thränen liefen herab und mir war so wohl dabei.".

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Im Lauf von zwei Jahrhunderten verlor jedoch der ambrosianische Kirchengesang allmählich immer mehr von seiner ursprünglichen würdigen Einfachheit und gerieth in Verweltlichung. Dieser war er an sich schon durch die sein Wesen bildende Liedform ausgesett, sofern eine Melodie, die aus der durch die Wirkung bes Liedwortes erzeugten allgemeinen religiösen Stimmung und Empfindung heraus geboren ist, ein selbstständigeresund · freières melodisches Gepräge hat und nicht der heiligenden (Bewährung ges nießt, welche bei der Pfalmodie die Schrift oder Pfalmworte auf den streng gebunden Gesang ausüben. Dieser war er aber auch dadurch ausgeseßt, daß bei seinen vier Tonarten, die über dem Grundton, der Quarte, liegende. Quinte das Hauptintervall oder die Dominante war, um welche sich dann die höheren und. dadurch helleren und süßeren Töne bewegten, und daß dieses Hauptintervall mit der dissonirenden Septime verwandt ist, wodurch der harmonische Charakter der diatonischen Melodien, leicht in's Schwanken kommen kann und weltlichen chromatischen Tönen der Eingang geöffnet ist, während zugleich die Anwendung des Taktes und der strengen rhythmischen Betonung, welche eine ge wisse heitere Lebendigkeit mit sich führt, eine Vermischung mit

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*) Auch Lib. X. cap. 33. feiner Confessiones tritt er als Vertheidiger der ambrosianischen Gesangweise auf, indem er sagt:,,quum liquida voce et convenientissima modulatione cantantur, magnam hujus instituti utilitatem agnosco."

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