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VORREDE.

Die Handschrift 2681 der Wiener Hofbibliothek (W.) ist ein Quartband von 234 Blättern, an dem viele Hände des elften Jahrhunderts gearbeitet haben. Bei der neuen Paginierung ist Blatt 26 mit 27 bezeichnet worden, so dass das letzte Blatt die Nummer 235 zeigt. Die Seiten sind zweispaltig beschrieben, die Zeilenzahl auf der Spalte schwankt zwischen 22 und 24, die Schrift steht auf Linien, die mit einem scharfen Instrumente eingeritzt sind, so dass Blatt 7

ganz zerfetzt ist. Ich bezeichne die Spalten eines Blattes

mit a b c d.

Die Handschrift zerfällt in drei Teile.

1) Ein Doppelblatt, welches dem ersten Quaternio vorgeheftet und an den Deckel geklebt ist. Es enthält die am Schlusse unvollständigen Predigtbruchstücke MS Dm.2 LXXXVI A 1 und 4. Vier andre Blätter von 1), gleichfalls Predigten enthaltend, sind gegenwärtig in München und stehen bei MS Dm. LXXXVI A unter 2, 3, 5, 6.

2) Von dem Deckel durch eine klaffende Spalte getrennt folgen nun 13 Quaternionen, Blatt 3 bis 107 (richtig 106). Rechts unten sind die Lagen mit arabischen Ziffern bezeichnet; s. Wattenbach Schriftwesen p. 113.*) 5 hat den Haken nach rechts: Wattenbach Anleitung zur lateinischen Paläo

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*) In der Handschrift, welche Münchener Glauben und Beichte MS Dm. XCVII enthält, sind die Lagen durch Buchstaben gezählt, wenn 1 nicht I ist; Keinz Sitzungsberichte der k. bair. Akademie 1869, 2, 290.

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graphie p. 44 belegt diese Gestalt der Ziffer erst aus einer Hs. des 15. Jhs. Die Bezeichnung beginnt mit 4 und endet mit 16; die dritte Lage, welcher 6 gebührt hätte, ist ohne Nummer geblieben. Blatt 1 bis 103b enthält die Psalmen . 1 bis 50, latein mit deutscher Uebersetzung und Erklärung, 1 bis 7 gedruckt bei Hoffmann Fundgruben 1, 48 ff., 103 bis 107 Wessobrunner Glauben und Beichte I, MS Dm.2 XC. Der Schluss dieses Stückes fehlt.

3) 16 Quaternionen, Blatt 108 (richtig 107) bis 235 (richtig 234). Aber im letzten Quaternio fehlte das 7. Blatt schon vor der Paginierung. Nach Blatt 234 (richtig 233) ist dadurch eine Lücke entstanden. - Vom 13. Quaternio ist nur ein Blatt übrig, 212 (richtig 211), welches dem 14. Quaternio vorgebunden ist. Die Lagen sind wieder durch arabische Ziffern bezeichnet, welche von 2-18 gehen, das Blatt 212 (richtig 211) hat Nummer 15, das darauf folgende erste des 14. Quaternio Nummer 16. Auf Blatt 108 (richtig 107) bis Blatt 212a, stehen Psalm 101-150, latein mit deutscher Uebersetzung und Erklärung. Der übrige Teil des Blattes 212, jenes einzigen Restes des Quaternio 15 ist durch eine Predigt angefüllt, deren Schluss fehlt; herausgegeben MS Dm.2 LXXXVI B 1. - Blatt 213-232a folgen die Cantica Esaiae, Ezechiae, Annae, Moysi, Abacug, Deuteronomii, das Vaterunser, das apostolische Glaubensbekenntniss, der Hymnus Zachariae, das Canticum S. Mariae, das athanasianische Glaubensbekenntniss, alles latein, dann deutsch übersetzt und erklärt, herausgegeben von Graff Diutiska 3, 124 ff. ohne das Lateinische, das Vaterunser und beide Credo als Notkers Katechismus in MS Dm.2 LXXIX B, ebenfalls mit Weglassung des lateinischen Textes. Von Blatt 232a bis Ende der Hs. wieder am Schluss unvollständige Predigten, gedruckt in MS Dm.2 LXXXVI B 2-4. Sie sind von derselben flüchtigen Hand geschrieben, welche die Predigt auf Blatt 212 eingetragen hat.

Alle drei Teile haben dasselbe Format, dieselbe Einrichtung nach Spalten und Zeilen, dieselben Abstände der Schrift vom Blattende. In 1) allerdings geht die Schrift öfter über die Grenzlinien hinaus oder bleibt hinter ihnen zurück, während

2) ziemlich genau die vorgezeichneten Räume innehält, aber in 3) findet sich die erwähnte freiere Schreibweise von 1) wieder, so z. B. Blatt 55.

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Unsre Handschrift ist demnach der Rest eines auf drei Bände berechneten Werkes. Jeder Band hatte als Hauptinhalt 50 Psalmen. Die drei letzten Quaternionen des dritten Teiles waren wahrscheinlich von Anfang an für die Cantica, das Vaterunser und die Glaubensbekenntnisse bestimmt gewesen. - Dieselbe Einteilung in drei Bücher oder Bände von je 50 Psalmen hatte das Weissenburger Psalterium, s. Kelle Otfried 1,21 Anmerkung 1, wahrscheinlich auch die angelsächsischen Psalmen, da von den metrischen 51-150, von den prosaischen 1-50 erhalten sind, s. Grein Bibliothek der angelsächsischen Poesie 2,411. Auch der griechische Psalter S. Gall. 17 bietet nur 101–150, s. Lagarde Psalterium iuxta Hebraeos Hieronymi (1874) p. IV. Den Predigten, mit denen leergebliebene Stellen, auf Blatt 212 und 232 bis zum Schluss, ausgefüllt sind, fehlt allerdings der Schluss, auch findet sich die Hand, welche sie geschrieben, nicht unter jenen, welche bei den Psalmen beschäftigt waren: aber die Hände sind gleichzeitig, und ursprünglich waren diese Predigtsammlungen vielleicht nicht am Schlusse verstümmelt, da nach Blatt 212 sieben Blätter fehlen und der letzte Quaternio der Hs. verloren sein kann. Da nun den ersten 50 Psalmen drei Quaternionen, den letzten ein Quaternio vorgebunden war auch die sanctgallische Hs. der Notkerschen Psalmen beginnt erst p. 8, s. Hattemer Denkmahle 2, 23, -so ist es wahrscheinlich, dass das Doppelblatt am Anfange der Wiener Hs. ein Rest jener verlorenen drei Quaternionen ist, welche kurze Zeit nach Abfassung des bairischen Psalmwerkes zur Aufzeichnung von Predigten benutzt wurden, ebenso wie die leergebliebenen Blätter am Schlusse des dritten Teiles. Der verlorne Quaternio, welcher diesem Teile vorgebunden war, wird dann auch wol Predigten enthalten haben. Es wären dann von dem ursprünglichen Werke der erste und der dritte Teil erhalten, beide am Anfang wie am Schlusse unvollständig.

Wenn wir für den verlornen Band, welcher Psalm 51-100 brachte, eine ähnliche Einrichtung annehmen, so

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wäre in die bairischen Psalmen eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Predigten eingetragen worden, so dass man an eine beabsichtigte Sammlung einer bestimmten Gruppe von Predigten denken dürfte,

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Die Uebersetzung und Erklärung der Psalmen in unserer Handschrift ergiebt sich sofort als eine Umformung des Notkerschen Werkes, das uns vollständig nur in einer Aufzeichnung des zwölften Jahrhunderts (SG.) vorliegt. Die Umformung ist eine radicale. Der lateinische Psalmtext ist nicht der Notkersche, dessen Abweichungen von der Vulgata beinahe durchaus zur Itala stimmen, häufig zu dem Text, welchen Sabatier nach einer Handschrift von St. Germain in seiner Bibelausgabe mitgeteilt hat Bibliorum sacrorum versiones antiquae Remis 1743 2. Band öfters allerdings auch zu andern Handschriften derselben Recension, sondern hält sich überwiegend nahe an die Vulgata, die deutsche Uebersetzung aber folgt im Ganzen Notker, ohne sich an den dadurch entstehenden Incongruenzen zu stossen. Die bei Notker zerrissenen Psalmverse, deren einzelne Teile mit ihrem lateinischen und deutschen Text nebst angefügter Erklärung auf einander folgen wie selbständige Verse, werden in der Regel vereinigt, so dass auf den ganzen lateinischen Psalmvers die Uebersetzung und Erklärung des ersten Teils, dann Uebersetzung und Erklärung des zweiten, mitunter auch eines dritten Teiles folgt. Die Erklärung ist vielfach verkürzt, besonders durch Weglassung des Gelehrten, also der antiquarischen rhetorischen und textkritischen Bemerkungen. Dieselbe Tendenz der Popularisierung verrät sich auch durch die von den Interlinearversionen der St. Galler Handschrift unabhängige Uebersetzung der meisten lateinischen Worte und Citate, mit welchen Notker seine Erklärungen ausgestattet hatte. Aber auch der stilistische Ausdruck ist vielfach geändert und das Ganze in den bairischen Dialekt umgeschrieben.

Fast keine der mit Notkers Werk vorgenommenen Umformungen ist consequent durchgeführt. Die ganze Arbeit verrät geringen Verstand und zeugt von einer niedern Bildungsstufe. Eine durchgehende Revision ist nicht vorgenommen worden, sonst wären wol grobe syntaktische Fehler wie MS Dm.2 570, 26 verbessert oder fehlende Satzteile oder Sätze wie der Nachsatz 35, 11 ergänzt worden.

Die Abweichungen der deutschen Uebersetzung von dem lateinischen Texte sind in W. oft sehr stark. 8,5 hat W. Vulg. ultorem, übersetzt aber defensorem nach SG. Ebenso 9,10 pauperi W. Vulg. pauperum SG., 9, 12 studia eius W. Vulg. mirabilia eius SG., 9,13 clamorem W. Vulg. orationem SG., 9,21 conuertetur W. confortetur Vulg. praeualeat SG., 9,31 cum diuitibus W. Vulg. cum diuitibus in ocultis SG., 9, 37 deum W. Vulg. dominum SG., dilatatum W. laetatum Vulg., delectatum SG., 16, 4 uenter eorum W. Vulg. uenter eorum et saturati sunt porcina SG., 16, 15 ego autem cum iusticia eius apparebo in conspectu tuo, dum manifestabitur gloria tua W. ego autem in iustitia apparebo conspectui tuo: satiabor cum apparuerit gloria tua Vulg. ego autem cum iustitia apparebo in conspectu tuo. satiabor dum manifestabitur gloria tua SG., 18,2 adnunciat W. Vulg. adnuntiant SG., 18,7 uiam W. Vulg. uiam suam SG., 18,13 munda me W. Vulg. munda me, domine SG.,

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21,3 insipienciam mihi W. Vulg. insipientiam SG., 23,9 portas principes uestras W. Vulg. portas principis uestri SG., 24, 4 omnes iniqua agentes superuacue W. Vulg. iniqui, facientes uana SG., 24, 7 ignorantias meas W. Vulg. ignorantiae meae SG., 24,8 dabit derelinquentibus W. dabit delinquentibus Vulg. statuit delinquentibus SG., 25, 1 ingressus sum W. Vulg. ambulaui SG., uideam uoluntatem domini et uisitem templum eius W. Vulg. ut contempler delectationem domini, ut protegar a templo sancto eius SG., 26, 6 uociferationis W. Vulg. iubilationis (Hs.

26, 4 ut

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