KONRAD VON WÜRZBURG. [Scherer D. 190, E. 180.] Ein gelehrter Dichter, bürgerlichen Standes, in Würzburg geboren, lebte am Oberrhein, in Strassburg und Basel, wo er 1287 starb. Seine Werke sind: Der Welt Lohn' (ed. Roth, Frankfurt 1843); 'Otto mit dem Bart' (ed. Hahn, Quedlinburg 1838); 'Schwanritter' (ed. Roth, Frankfurt 1861); 'Engelhard. (ed. Haupt, Leipzig 1844); Herzmäre' (ed. Roth, Frankfurt 1846); 'Alexius' (ed. Haupt in seiner Zeitschrift III, 534); 'Pantaleon' (ed. Haupt in seiner Zeitschrift VI, 193); 'Silvester' (ed. W. Grimm, Göttingen 1841); 'Goldene Schmiede' (ed. W. Grimm, Berlin 1840); Partonopier und Meliur' (ed. Bartsch, Wien 1871, zugleich 'Turnei von Nantheiz' und 'Lieder und Sprüche'); 'Trojanerkrieg' (ed. Keller, Stuttgart 1858); 'Klage der Kunst' (ed. Joseph, Strassburg 1885). er hete sich vor schanden alliu sîniu jâr behuot : er was hübisch unde fruot, schoene und aller tugende vol. swâ mite ein man zer werlde sol bejagen hôher wirde prîs, daz kunde wol der herre wîs bedenken und betrahten. man sach den vil geslahten ûz erweltiu kleider tragen. birsen, beizen unde jagen, kunde er wol und treip sîn vil; schâchzabel unde seiten spil daz was sîn kurzewîle. wær über hundert mîle gezeiget im ein ritterschaft, dar wær der herre tugenthaft mit guotem willen hin geriten und hete gerne dâ gestriten nâch lobe ûf hôher minne solt. er was den frouwen alsô holt, die wol bescheiden wâren, daz er in sînen jâren mit lange wernder stæte in sô gedienet hæte, daz alliu sældenhaften wîp sînen wünneclichen lîp lobeten unde prîsten. als uns diu buoch bewîsten und ich von im geschriben vant, sô was der herre genant her Wirent dâ von Grâvenberc. er hete werltlîchiu werc gewürket alliu sîniu jâr. sîn herze stille und offenbâr nâch der minne tobte. sus saz der hôch gelobte in einer kemenâten und hete ein buoch in sîner hant, dar ane er âventiure vant von der minne geschriben. dar obe hete er dô vertriben den tac unz ûf die vesperzît; sîn fröude was vil harte wît von süezer rede, die er las. dô er alsus gesezzen was, dô kam gegangen dort her ein wîp nach sînes herzen ger ze wunsche wol geprüevet gar und alsô minneclîch gevar, daz man nie schoener wîp gesach. ir schone volleclichen brach für alle frouwen die nû sint. sô rehte minneclichez kint von wîbes brüsten nie geslouf. hiess dieser Herr Herr Wirent von Grafenberg. Er hatte weltliches Streben bethätigt sein Leben lang. Sein Herz war im Geheimen und öffentlich auf Liebe versessen. Nun sass einmal der Hochgerühmte in einer Kemenate in freudiger Stimmung und hielt ein Buch in der 10 Hand, in dem er eine Liebesgeschichte gefunden hatte. Damit hatte er sich die Zeit bis zur Vesperstunde vertrieben; seine Brust war freudig geschwellt von der süssen Erzählung, die er las. Wie er so dasass, da kam ein Weib daher ge ih spriche daz ûf mînen touf, daz si noch verre schoner was dan Vênus oder Pallas und alle die gotinne, die wîlen phlâgen minne: Ir antlütze unde ir varwe diu wâren beidiu garwe durchliuhtec alse ein spiegelîn. ir schone gap sô lichten schîn und also wünneclichen glast daz der selbe palast von ir lîbe erliuhtet wart. der wunsch der hete niht gespart an ir die sînen meisterschaft ; er hete sîne besten kraft mit ganzem vlîze an si geleit. swaz man von schoenen wîben seit, der übergulde was ir lîp. beschouwet ûf der erde; ouch was nâch vollem werde ir lîp bekleidet schône. diu kleider und diu krône, die diu selbe frouwe kluoc ufe und ane ir libe truoc, Meine Taufe setze ich zum Pfande: sie war weit schöner als Venus und Pallas und alle die Göttinnen, die einst sich der Liebe annahmen. Ihr Antlitz und ihre Hautfarbe leuchteten ganz und gar wie ein Spieglein. Ihre Schönheit gab so lichten Schein und so wonnigen Glanz, dass der Palast an sie sein Meisterstück vollbracht; er hatte seine beste Kraft mit ganzem Fleiss an ihr verschwendet. Von wie viel schönen Frauen man auch redet, sie alle überglänzte ihr Leib. Nie ward ein liebenswertheres Weib auf Erden geschaut; auch war ihre Gestalt nach ihrem vollen Werthe prächtig bekleidet. Die Kleider und die Krone, welche die schöne zierliche Frau auf dem Haupt und an ihrem Leibe trug, ΙΟ 20 die wâren alsô rîche, daz si halt sicherlîche nieman vergelten kunde, ob man si veile funde. Von Grâvenberc der herre der erschrac von ir wol zwirnt, in nam des michel wunder sâ, waz vrouwen alsô kæme. ûf spranc der vil genæme erschrocken unde missevar unde enphienc die schoenen gar vil schône als er wol kunde. er sprach ûz süezem munde 'sît, frouwe, gote willekomen! swaz ich von frouwen hân vernomen, der übergulde sît ir gar.' diu frouwe sprach mit zühten dar 'vil lieber friunt, got lône dir! erschric sô sêre niht von mir. ich bin diu selbe frouwe doch der dû mit willen dienest noch und al dâ her gedienet hâst. swie dû vor mir erschrocken stâst, sô bin ich doch daz selbe wîp, erschrack vor ihr wohl doppelt, und es wunderte ihn gar sehr, IO und empfieng die Liebliche, er sprach mit süssem Munde: So weit ich Frauen kenne, die überstrahlt ihr ganz und gar. Die Dame erwiderte in Züchten: 20 'Mein lieber Freund, Gott lohne dirs! Erschrick nicht so sehr vor mir. Bin ich doch dieselbe Dame, der du noch jetzt willig dienst und seit lange gedient hast. Wie erschrocken du auch vor mir dastehst, so bin ich doch dasselbe Weib, |