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Sein werde, einer Toden Leich.
Aber was ist das? was seh Jch?

Wen schlept Jhr da jhr Bösewich!
Wen schleifft Jhr da? last jhn balt gehen,
Ach liebes Hertz, thu Jch dich sehen?
Seh Jch nicht, den begehrt mein Hertz?

DIE ENGLISCHEN COMÖDIANTEN.
[Scherer D. 314, E. 313]

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Eine Schauspielertruppe, die 1585 aus England herüberkam, ganz Deutschland durchzog und hier Shakespearesche und andere englische Stücke in prosaischer Übersetzung zur Aufführung brachte. Eine erste Sammlung dieser Prosadramen Engelische Comedien vnd TragoedienSampt dem Pickelhering' erschien 1620. Vgl. A. Cohn, 'Shakespeare in Germany' (London und Berlin 1865); Tittmann Die Schauspiele der englischen Komödianten in Deutschland' (Leipzig 1880).

AUS DER TRAGÖDIA VON TITO ANDRONICO. Nun ist die Morgenstunde heran gekommen, vnnd man jaget; die Jägerhörne vnd Tumpeten werden geblasen.

Titus Andronicus (kömpt herausz).

O wie lieblich vnnd freundlich singen jetzt die Vogel in den Lüfften; ein jeglich suchet jetzt seine Nahrung, vnd die Jaget ist auch schon angefangen in Frewde vnnd Herrligkeit. Aber mein Hertz ist mir dennoch beängstiget vnd beschweret, denn ich diese vergangen Nacht solch ein schrecklichen Traum gehabt, vnd nicht weisz was er bedeuten wirdt. Nun musz ich wiederumb zum Keyser reiten, der Persönlich bey der Jagt vorhanden.

Gehet weg etc.

Jetzt kömpt herausz Andronica, hat jhr Gemahl bey der Handt; die Kayserin kömpt jhm entgegen, die Jäger blasen.

Andronica.

Hertzliebes Gemahl, schöner vnnd lustiger Jaget habe ich mein

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Tage nicht gesehen.

Gemahl.

Ich auch, mein schöne Gemählin, kan mit Warheit sagen, das ich auff vielen Jagten gewest, aber nimmermehr lustiger vnnd frewdiger gesehen. Was aber sehe ich jetzt für ein Wunder: die Kayserin die da gar alleine eilend zu vns spatziret?

Kayserin (kömpt zu jhnen).

Sich welch ein grosz Wunder nimpt mir doch diese Andronica. Wie gehestu mit deinem Gemahl gar allein. Hastu nicht ein tausent Reuter vnnd Fuszvolck hinter dich, die da auff euch warten?

Andronica.

Schöne Kayserin, ich frage euch wieder, wie kömpts, dasz jhr alleine gehet vnnd auch nicht ein Hauffen Diener auff euch bestellet haben? Aber ewrn Spott den jhr jetzt an vns treibet, thu ich doch weniger denn nichtes achten vnd jhne auch leichtlich vertragen. Verhoffe auch wann es würde von nöhten seyn, wolte ich eben so wol ein tausent Reuter vnd Fuszvolck können auffbringen dann jhr.

Kayserin.

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Andronica, das du jetzt so frech vnd mit spitzsinnigen Worten 20 wiederumb fragest, warumb ich auch alleine gehe, soltu wissen, dasz es mir also gefelt. Aber ich frage, wie kömpts doch, dasz du mir so frech vnd trotziglich darffest antworten. Bin ich nicht deine Keyserin, vnd solst nicht wissen, wie hoch du mich ehren soltest; gedenck nun aber nicht, dasz ichs also dabey wil bleiben lassen.

Andronica.

Ja Keyserin, wie mann ins Holtz ruffet, also krieget man ein Widerschall, denn wie jhr mich ausz hoffertigen Gemüth fraget, so antworte ich euch. Ob ihr aber wol Keyserin seyd, wil ich euch drumb nicht vnter den Füssen liegen, denn bedencket dieses: 30 waret jhr nit erstlich meines Herren Vater gefangen, vnd nun weil jhr Keyserin worden seyd, wisset nicht wie jhr euch für Hoffart lassen wollet. Derhalben könnet jhr wol immer hinfahren in, ewer Hoffart vnd mich bleiben lassen wer ich bin. Ich frage: was hat diese Stadt Rom für Nutz von euch vnd den ewren gehabt? was hat

sie aber für Nutz von den meinigen, vnd mein Herr Vater? ja warlich wenn der es nicht gethan, vnd mit seinen Ritterlichen Händen erhalten, das Kayserthumb vnnd gantz Rom würde vorlangst zu Boden gangen seyn, thut aber so viele böses an mir, was jhr nicht lassen könnet.

Keyserin.

O mein Hertz wil mir im Leibe zerspringen; gehe mir ausz meinen Augen, du verfluchte Creatur, maszen ich dann dein Hochmuth nicht straffen könte, so wolte ich mich selbest tödten. Sich ich thu schweren bey allen Göttern, dasz ich zuvor nicht essen oder 10 trincken, auch nunmehr mein Häupt sanffte legen wil, bisz ich mein Muth sats vnd genugsam an dich gekület, vnnd mit Frewden vber dir triumphiret.

Gehet ein Schritt sex fort; da kommen jhre zween Söhne zu jhr ; die Andronica redet vnter dessen in geheim mit jhrem Gemahl.

Helicates.

Gnädige Fraw Mutter, es nimpt vns grosz Wunder, dasz jhr so gar allein vnd von allen spatzieren gangen. Aber vielmehr thun wir vns verwunderen, warumb jhr so sehre betrübet, vnnd in schwermütigen Gedancken gehet.

Mutter.

O mein liebe Söhne, öffenet ewre Ohren vnd observiret meine Wörter wol: jhr sollet wissen, dasz ich nit weit von hie einem Orte spatzierete, da die Andronica sampt jhrem Gemahl ist, welche mich also erfasset vnd mit spöttischen vnnd hönischen Worten wer vber mich bald toll vnd vnsinnig wordn, derhalben kömpft nur vnd rechnet euch mächtigklich wieder an sie; vnd gehet erbärmlich mit jr vmb; vnnd erstecht jhr alszbald ihren Gemahl an der Seiten, darvon jhr mich lieb habet. So jhrs aber nicht thut, so wil ich euch verfluchen vnd nicht für meine Söhne halten.

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Söhne.

Gnädige Fraw Mutter, wir seynd willich euch zu gehorsamen. Kömpt nu mit vnd zeiget vns an welchen Orte sie seyn, so wil ich jhm alszbald sein Leben nehmen.

Mutter.

Nun so folget mir vnd habt keine Erbarmnisse nit.

Gehen zu ihm. Helicates ziehet sein Schwerdt.

Helicates.

Sich, finden wir euch hie! Du hast nun gar zu lange gelebet. Ersticht jhn.

O mordio, mordio!

Andronica.

Ach wehe, ach wehe! ist dar denn kein wehr vnd zeter dieser mordtliche Todt.

Gehet für den todten Cörper auff die Erde sitzen.

Kayserin.

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Sich nun du hoffertiges Weib: Wie gefelt dir disz? was düncket dir? hab ich den Eydt nicht gehalten, welchen ich geschworen ? Ja dieser sol noch gar nichts seyn, sondern so wil ich dich zämen, dasz du mir vnter meinen Fuszsolen solt liegen, vnd ich vber deinem Leichnam trete; dein gantz Geschlechte sampt deinem Vateren vnnd Brüder wil ich gar auszrotten vnd bey meinem Gnädigsten Herrn Kayser mit List vnd Practicken zu wege bringen, dasz sie alle eines jämmerlichen Todes sterben sollen. aber 20 ich bin dir hoffertige Mensche so spinne feindt, denn mir vnmüglich ist lenger lebendig fur meine Augen zu sehen. Derohalben mein lieber Sohn; thue mir jetzt dein Schwerdt; damit wil ich jhr selbst jämmerlich jhr Leben nehmen.

JOHANN VALENTIN ANDREÄ.

[Scherer D, 315, E.314.]

Geboren 1586 zu Herrenberg in Würtemberg. Er war der Sohn eines Predigers, studierte in Tübingen Theologie, reiste dann in Deutschland, Frankreich und Italien und erhielt nach seiner Rückkehr verschiedene Anstellungen als protestantischer Geistlicher. Er starb als Abt von Adelberg 1654. Er schrieb satirische Dialoge und Parabeln und Comödien in lateinischer Sprache. Unter seinen deutschen Werken sind zu nennen: 'Christenburg' 1615 (herausgegeben von Grüneisen); Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz' (1616); 'Geistliche Kurzweil' 1619.

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1.

AN DEN GRÜBLER.

OHn kunst, ohn müh, ohn fleiss ich dicht,
Drumb nit nach deinem kopf mich richt,

Biss du witzt', schwitzst, Spitzst, Schnitzst im Sinn,

Hab ich angsetzt, vnd fahr dahin.

Biss du guckst, buckst, schmuckst2, truckst im Kopff,
Ist mir schon aussgelehrt der Topff:

Biss du flickst, spickst, zwickst, strickst im Hirn,

Ist mir schon abgehaspt die Zwirn.

Gfelts dir nu nit, wie ich im thu,

Machs besser, nimb ein Jahr darzu.

2.

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