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4. Jungf. Da steht die Tugend blosz. 5. Jungf. Ist niemand an

dem Orte,

Der mit dem letzten Dienst den groszen Fürsten ehr?

4. Jungf. Nein! er entdeckt sich selbst. 5. Jungf. Sind keine

Diener mehr?

3. Jungf. Der so viel tausend vor beherrscht durch einig

Wincken,

Von dem setzt alles ab noch vor dem Niedersincken.

2. Jungf. Da geht der werthe Printz zu seinem Mord-Altar. 1. Jungf. Der Britten Opffer-Platz und letzten Todten-Bahr! Carol. Steht dein Block fest? Henck. Er ist, mein Fürst, recht fest gesetzet.

Carol. Hat uns Albion keines höhern werth geschätzet?

Henck. Er mag nicht höher seyn. Carol. Wenn ich die Händ'

ausbreit,

Verrichte deinen Streich! 2. Jungf. O Schandfleck aller Zeit !

Soll der Britten Maiestät sich so tieff zur Erden neigen

Und ihr drey-bekröntes Haubt vor des Henckers Füszen zeigen ?
Carol. O König, der uns durch sein Blut

Der Ehren ewig Reich erwarb,

Der seinen Mördern selbst zu gut
An dem verfluchten Holtze starb,
Vergib mir, was ich ie verbrochen,
Und lass die Blutschuld ungerochen!
Nimm nach dem überhäufften Leiden
Die Seele, die sich dir ergiebt,

Die keine Noth kan von dir scheiden,
Die, Herr! dich wie du mich geliebt,
Auf in das Reich der groszen Wonne!
Erfreue mich du Lebens-Sonne!
Erhalt mich unerschöpffte Macht!

Hier lieg ich, Erden gute Nacht!

1. Jungf. Da liegt des Landes Heil. 4. Jungf. Da liegt des

Landes Leben

2. Jungf. Und aller Printzen Recht! 3. Jungf. Wer wird, wer

kan erheben,

Was der geschwinde Streich in einem Nun zerknickt!

ΤΟ

20

30

5. Jungf. Was die gestürtzte Leich mit ihrem Fall erdrückt ! 6. Jungf. Ach! beweint nicht dessen Cörper, der ein gröszer Reich empfangen!

Weint über dem, was Gott hat über uns verhangen !

Alle Jungf. O Jammer! O! O groszer Schmertzen Höh! 2. Jungf. Ach, Himmel Ach! Alle Jungf. Ach tausendfaches Weh !

Die Geister der ermordeten Könige. Die Rache.

1. Geist. Rach! Rache groszer Gott! 2. Geist. Rach! Rach. 3. Geist. Herr komm zur Rache!

4. Geist. Rach über unser Blut! 5. Geist. Herr richte meine

Sache!

Alle. Rach! Rache! Rache! Rach! Rach über diesen Tod!
6. Geist. Rach über diesen Fall und aller Printzen Noth!
1. Geist. Erscheine, Recht der groszen Himmel!

Erschein' und sitze zu Gericht,

Und hör ein seuffzend Weh-Getümmel,
Doch mit verstopfften Ohren nicht!

2. Willst du die Ohren ferner schlieszen?

Siehst du nicht, wie man Throne bricht,
So lass doch dieses Blutvergieszen,

Gerechter, ungerochen nicht!

Alle. Rach, himmel! übe Rach! 1. Geist. Rach, König aller

Götter!

ΤΟ

4. Geist. Rach, aller Printzen Printz! 1. Geist. Rach über 20

Ubelthäter!

5. Geist. Rach über unser Angst! 2. Geist. Rach über aller

Noth!

7. Geist. Rach über disz Gericht! Alle. Rach über Carels Tod! Die Rache. Die Donner-schwangre Wolcken brechen

Und sprützen um und um zertheilte Blitzen aus.

Ich komme Tod und Mord zu rächen

Und zieh disz Schwerdt auf euch ihr Hencker und eur Haus.

Weh zitternd Albion! Die Rache

Schwer't bey der Götter Gott und deines Königs Blut,

S S

Dass auf dein Grund-Verderben wache

Ein unerhörter Grimm und Plagen-volle Fluth.

Reisz auf du Schlund bestürtzter Erden!

Lasst ab, die ihr bemüht, die Schuldigen zu quälen !

Aus Engelland wird Helle1 werden.

Hört, was die Rach euch wil, ihr Furien, befehlen!

Komm Schwerdt! komm Bürger-Krieg! komm Flamme!
Reisz aus der Tieffe vor geschminckte Ketzerey!

Kommt, weil ich Albion verdamme !

Ich geb Jerne preis und Britten Vogel-frey!

Ihr Seuchen! spannt die schnellen Bogen!

Komm! komm geschwinder Tod! nimm aller Gräntzen ein! Der Hunger ist voran gezogen

Und wird an Seelen statt in dürren Gliedern seyn.

Komm Zwytracht! Hetze Schwerdt an Schwerdter!

Komm Furcht! besetz all End und Örter!

Komm Eigenmord mit Strang und Stahl!

Komm Angst mit allzeit neuer Qual!
Ihr Geister, laufft! weckt die Gewissen
Aus ihren sichern Schlaffen auf
Und zeigt, warum ich eingerissen

Mit der gesammten Straffen Hauff!

Ich schwere noch einmal bey aller Printzen König
Und der entseelten Leich, dass Albion zu wenig,
Zu dämpffen meine Gluth, dass Albion ersäufft,
Wo es sich reuend nicht in Thränen gantz verteufft.

1 Hölle.

ΙΟ

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DIE ANFÄNGE DER MODERNEN LITERATUR.

FRIEDRICH SPEE.

[Scherer D. 334, E. 338.]

Geboren 1591 zu Kaiserswerth am Rhein. Er trat früh in den Jesuitenorden zu Cöln und starb zu Trier 1635 an einer Krankheit, die er sich bei der Pflege kranker Soldaten zugezogen. Er schrieb gegen das Verbrennen der Hexen. Sein.' Güldnes Tugendbuch' ist ein prosaisches Erbauungsbuch mit eingeschalteten Gedichten; seine 'Trutz-Nachtigal' eine Sammlung geistlicher Lieder. Beide Werke erschienen erst nach seinem Tode 1649. Trutz-Nachtigal' herausgegeben von Balke (Leipzig 1879).

AUS DER TRUTZ-NACHTIGALL.

LIEBGESANG DER GESONSS JESU, IM ANFANG DER SOMMERZEIT.
Der trübe winter ist fürbei,
Die Kranich widerkehren,
Nun reget sich der Vogelschrei,

Die Nester sich vermehren;
Laub mit gemach

Nun schleicht an tag1,

Die Blümlein sich nun melden ;

Wie Schlänglein krumm

Gehn lächlend umb

10 Die Bächlein kühl in Wälden.
Die Brünnlein klar und Quellen
rein

Viel hie, viel dort erscheinen,
All silberweisse Töchterlein
Der holen Berg und Steinen,

In grosser Meng
Sie mit Gedräng

Wie Pfeil von Felsen zielen ;
Bald rauschens 2 her
Nit ohn Geplärr3

20 Und mit den Steinlein spielen.

1 schleicht hervor ans Licht.
⚫ auf marmorglatten Strassen.

Die Jägerin Diana stolz,
Auch Wald- und Wassernym-
phen

Nun wieder frisch in grünem
Holz

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Bereichen sich mit Schatten, Da sich verhalt

Das Wild im Wald,

Wanns pflegt von Hitz ermat

ten.

Die Meng der Vöglein hören lasst 2

Ihr Schyr- vnd Tyre-Lyre;

Da sauset auch so mancher

Nast,

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Sampt er mit musiciere.

Die Zweiglein schwank 10 Zum Vogelsang

Sich auf, sich nieder neigen.
Auch höret man
Im Grünen gahn 4
Spazieren Laut und Geigen.

Wo nur man schaut, fast alle
Welt

Zun Freuden thut sich rüsten,
Zum Scherzen alles ist gestellt,
Schwebt alles fast in Lüsten;
Nur ich allein,

20 Ich leide Pein,

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6

Bis lang nur er erscheine;
Und zwar nun frei

Mit starkem Schrei

Ruf ihm so manche Stunden,
Doch nie kein Tritt,

Sich nahnet nit;

Sollt michs nit hart verwunden? Was nützet mir dann schöne Zeit ?

Was Glanz und Schein der Sonnen ?

Wass Bäum gar lieblich ausgebreitt ?

Was Klang der klaren Brunnen?
Was Athem lind

Der kühlen Wind?
Was Bächlein krumm geleitet ?
Was edler Mai?

Was Vogelschrei?

Was Felder grün gespreitet? Was hilft all Freud und Spiel

und Scherz,

All Trost und Lust auf Erden? Ohn ihn ich bin doch gar in

Schmerz,

In Leid und in Beschwerden.

2 lässt.

als ob er. 6 so lange bis.

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