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Was kostet unser Fried? O wie viel Ströme Blut!
Was kostet unser Fried? O wie viel Tonnen Gut!
Ergetzt er auch dafür und lohnt so viel veröden?

Ja, wem? Frag Echo drum! Wem meint sie wol? (Echo :)
Den Schweden.

14-16.

DIE DEUTSCHE SPRACHE.

Deutsche mühen sich ietzt hoch, deutsch zu reden fein und rein;

Wer von Hertzen redet deutsch, wird der beste Deutsche seyn.

Ist die deutsche Sprache rauh? Wie dass so kein Volk sonst nicht

Von dem liebsten Thun der Welt, von der Liebe, lieblich spricht?

Kan die deutsche Sprache schnauben, schnarchen, poltern, donnern, krachen,

Kan sie doch auch spielen, schertzen, liebeln, gütteln, kürmeln', 10 lachen.

CHRISTIAN WEISE.

[Scherer D. 366, E. 370.]

Geboren 1642 zu Zittau, studierte in Leipzig, wirkte als Professor in Weissenfels und als Rector in Zittau verdienstlich. Er führte das Studium der deutschen Sprache und Dichtung auf der Schule ein. Starb 1708. Als Dichter vertrat er die Gegenrichtung von dem Lohensteinschen Schwulst. Er wollte nicht den Namen eines wolsetzenden, eines hochbegeisterten, sondern eines einfältigen und deutlichen Concipienten verdienen'. Seine Theaterstücke sind sehr zahlreich. Herausgegeben von Fulda 'Die Gegner der zweiten schlesischen Schule.' (Stuttgart, o. J.)

AUS DEN ÜBERFLÜSSIGEN GEDANCKEN DER GRÜNENDEN
JUGEND.

DU liebstes vaterland! vergönne deinem sohne,
Dass er sein eitles thun der welt zu schauen giebt,
Ich sehne mich darbey nach keinem andern lohne,
Als wann die hohe gunst den guten willen liebt.

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Ich muss es zwar gestehn, es sind geringe sachen,
Daraus ein blosser schertz, und sonsten nichts entspringt,
Jedoch, ein kurtzes lied kan sich belieblich machen,
Wann nur die rechte Zeit es auf die Bahne bringt:
Ich bin kein Opitz nicht, der bleibt noch unser meister,
Und sein berühmter thon reist durch das sternen-dach,
Hingegen fliegen sonst die lobens-werthen geister
Kaum auf den halben weg mit schwachen federn nach.
Wiewohl ich darff mich nicht in die gesellschafft mengen,
Die durch den lorber-zweig das haar um sich verbindt,
Mein glücke führt mich sonst auf kunst-beliebten gängen,
Da dieses neben-werck gar wenig stunden findt.
Doch liebstes Vaterland, ich werde dir gefallen,
Dass ich im schreiben nicht ein sprach-tyranne bin,
Ich folge deiner zier, und richte mich in allen
Auff alte reinigkeit und neue kurtzweil hin,
Ich bin so eckel nicht, ich lasse mir belieben,
Was die gewohnheit itzt in langen brauch gebracht,
Hätt unser alterthum nicht so und so geschrieben,
So hätt es dieser kiel auch anders nachgemacht.
Und weil die Teutschen viel aus andern sprachen borgen,
So muss ich ebenfalls mich auch darzu verstehn :
Ein ander, dens verdreust, mag sich zu tode sorgen,
Gnug, dass die Verse gut, die Lieder lieblich gehn.
Ist diss nicht puppenwerck, wer etwas grosses heissen,
Und seinen lorbeer-krantz mit golde zieren will,
Der muss das ABC aus seiner ordnung schmeissen,
Bald hat er nicht genug, bald hat er gar zu viel,
Da ist ein wort nicht recht, has haben die Lateiner,

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Gelehnt und nicht geschenckt; das kommt aus Griechenland, 30
Da wird der thon zu lang, da wird die sylbe kleiner,
Die sprache die wird nur nicht gäntzlich vmbgewandt.
Der arme Zizero ist auch ins Z gerathen,

Der sonst fast oben an, in seiner reihe steht,
Vielleicht weil ein gemüth, in diesen helden-thaten,
Gar langsam auf den glantz der redens-künstler geht.
Sanct Felten ist hinauff biss an das F gestiegen,

Und er verdient fürwahr die ehr-bezeugung nicht :
Der Kwarck muss in das K aus seinem Neste fliegen,
Ob gleich die gantze welt den händeln widerspricht,
Der Käyser soll bey uns nicht weiter Käysser heissen,
Er soll dafür ein Ertz- und grosser König seyn,
Wer uns diss tapffre wort will aus der zunge reissen,
Raubt uns der völcker ruhm, mit unsers landes schein,
Ein solcher klügling hat gewiss nicht viel gelesen,
Und hat ers ja gethan, so möcht er in sich gehn,
Dass unsre Deutschen auch nicht narren sind gewesen,
Und dass man alles kan ohn diesen tand verstehn.
Ein ander mag sich mehr mit diesen Leuten zancken,
Mein ungebundner fuss geht in der einfalt fort,
Und mein erregter sinn verwickelt die gedancken,
Mehr in der sachen selbst, als in ein kahles wort.

Hier hab ich nur geschertzt, doch wird man leicht gedencken,
Dass, wie ich meiner lust allhier genug gethan,

Ich, wann ich künfftig will die augen höher lencken,

Mit gleicher fertigkeit die feder richten kan.

Ich bin auch nicht so kühn, den Momus zu verfluchen,
Weil er den höhnschen mund nur an die Götter setzt.
Solt er diss schlechte werck zu seiner rache suchen?
Nein, er ist viel zu stoltz, wann er die zähne wetzt.
Drum bin ich auch vergnügt, und lege diese lieder,
Halb furchtsam und darbey halb trotzig vor die welt.
Es falle wie es will, so komm ich doch nicht wieder,
Der himmel hat den fleiss mir sonst wohin bestellt.

FRIEDRICH RUDOLPH Ludwig Freiherr von CANITZ. [Scherer D. 368, E. 372.]

Geboren 1654 in Berlin, studierte in Leiden und Leipzig, reiste in Italien, Frankreich und Holland, trat in den preussischen Staatsdienst und starb 1699 als Geheimer Staatsrath. Er hielt sich wie Weise von dem Schwulst fern und nahm die Franzosen, besonders Boileau, zu seinem Muster. Herausg. von König (Leipzig 1727).

VON DER POESIE.

Auf! säume nicht, mein Sinn, ein gutes Werck zu wagen,
Und aller Tichterey auf ewig abzusagen;

ΤΟ

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Gieb weiter kein Gehör, wenn die Syrene singt,

Und such ein ander Spiel, das bessern Nutzen bringt.
Wie? sprichst du, soll ich schon den Zeitvertreib verschwören,
Dadurch ich bin gewohnt die Grillen abzukehren,

Der mir, in Sicherheit, bisher die Stunden kürtzt?

An statt, dass mancher sich, aus Lust, in Unlust stürtzt,
Und, weil ein schwartzer Punct im Würffeln ausgeblieben,
Zuletzt aus dem Besitz der Güter wird getrieben.

Ich thu mir schon Gewalt, wenn ich viel Thorheit seh,
Die ich bescheidentlich mit Schweigen übergeh;
Das aber ding ich aus, nicht zu des Nechsten Schaden,
Nein, sondern nur mein Hertz der Bürde zu entladen,

Dass ich durch einen Reim, was ich den gantzen Tag
Geduldig angemerckt, mir selbst vertrauen mag.

Da schenck ichs keinem nicht, kein Ort ist, den ich schone,
Von schlechten Hütten an, biss zu des Königs Throne.

Ein bärtiger Heyduck, der, wie ein Cherubim,

Die Streit-Axt in der Hand, die Augen voller Grimm,
Der Auserwehlten Sitz verschleusst für meines gleichen,
Muss, wie ein schüchtern Reh, von seiner Wacht entweichen,
Wenn mein gerechter Zorn erst an zu brennen fängt,
Und sich bis in den Schoos des blinden Glückes drängt,
Die Larve vom Gesicht des Lasters weg zu reissen.
Weh dem, der thöricht ist, und dennoch klug will heissen !
Denn wo sein Nahme nur sich in die Verse schickt,
So wird er alsofort dem Mayer beygerückt.

In meinem Schüler-Stand, auf den bestaubten Bäncken
Hub sich die Kurtzweil an. Solt ich auf Sprüche dencken,
Die man gezwungen lernt, und länger nicht bewahrt,
Als biss der kluge Sohn, nach Papageyen-Art,
Sie zu der Eltern Trost, dem Lehrer nachgesprochen,
So ward mir aller Fleiss durch Reimen unterbrochen,
Da mahlt ich ungeübt, in meiner Einfalt, ab,
Wenn Meister und Gesell mir was zu lachen gab;
Biss, nach und nach, die Zeit den Vorhang weggeschoben,
Und mir, was scheltens-werth, hingegen was zu loben,

Was Hof und Kirch und Land, und Stadt für Wunder hegt

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Und was mir selber fehlt, getreulich ausgelegt.

Das mach ich mir zu nutz, und durch des Himmels Güte,
Werd ich ie mehr und mehr bestärckt, dass ein Gemüthe,
Wenn es der Tyranney des Wahnes obgesiegt,

Und seine Freyheit kennt, gantz Peru überwiegt:

Das ists, was offt mein Kiel schreibt in gebundnen Sätzen.
Was mich nun dergestalt in Unschuld kan ergetzen,

Wozu mich die Natur . . . Halt ein, verführter Sinn,

...

Drum eben straf ich dich, weil ich besorget bin,
Es möchte, was itzund noch leicht ist zu verstöhren,
Sich endlich, unvermerckt, in die Natur verkehren.
Wo hat Justinian das strenge Recht erdacht,
Durch welches ein Phantast wird Vogel-frey gemacht?
Und, da ein weiser Mann diss für was grosses schätzet,
Dass man noch keinen Zoll auf die Gedancken setzet,
Ist wohl der beste Rath, man seh und schweige still,
Und stelle jedem frey, zu schwärmen, wie er will;
Indem es fast so schwer, die rohe Welt zu zwingen,
Als mancher Priesterschafft das Beicht-Geld abzubringen.
Ein Spiegel weiset uns der Narben Hesslichkeit,
Doch wird er offtermahls deswegen angespeyt.

Du meinst zwar, was du schreibst, soll nie das Licht erblicken,
Wie bald kan aber diss auch dir eins missgelücken ?

Von deinem schönen Zeug entdeck ich, wie mich deucht,
Schon manch geheimes Blatt, das durch die Zechen fleucht;

So wirst du ein Poet, wie sehr du es verneinest ;

Wer weiss, ob du nicht bald in offnem Druck erscheinest ?
Vielleicht wird dein Gedicht, des Müssigganges Frucht,
Noch bey der späten Welt einmahl hervor gesucht,
Und mit dem Juvenal in einem Pack gefunden,
Wenn man ihn ohngefehr in Löschpapier gewunden.

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