[A 4, 1, 32] Ein figur: Die drey straff de alten
Gott hat im alten testament Drey erschröcklicher straff gesendt: 5 Mose in seinem ersten buch Am siebenden die erste such, Darinn er nach der lenge melt, Als gott erschaffen hett die welt Sampt aller creatur auff erden.
10 Als nun der menschen vil thet werden, Grund-böß irs hertzen tichten war; Und erger wurd von jar zu jar Auff gantzer erden uberal,
Welches her-erbt von Adams fahl.
15 Allda ward gott den herren rhewen, Daß er in solcher lieb und trewen Den menschen auff erd hett erschaffen, Abstieg von himel den zu straffen
Und in zu tilgen von der erden, 20 Weyl er ie wolt nit besser werden. Gott thet das Noe kunth fürwar, Eh das geschach, wol hundert jar, Noa predigt dem volck die buß, Das in doch höret mit verdruß.
25 Da ward Noa die archen bawen,
Darinn sein gmahel, sön und frawen
1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 213: Drey erschrecklich plag des alten testament; freilich ist dort angegeben, daß das gedicht 150 verse habe. Vgl. den meistergesang im bewerten ton Hans Sachsen >> Der sintflus Noa<: Mose schreibet am sechsten clar, 1526 (zweites meistergesangbuch, bl. 22 bis 24'). 6 K erste. A ersten. 23. 25 K Noe.
Und sich drinn möcht erretten than, Wenn gott die sündfluß an ließ gahn.
[K 4, 1, 66] Nach dem ließ gott regnen mit macht Wol viertzig gantzer tag und nacht,
5 Und wurden alle brunnen offen, Kamen auß der erden geloffen;
[A 4, 1, 32c] Das wasser wuchß auff erden noch Wol fünzehen ehlbogen hoch
Uber alle berg sich außschrencket, 10 Auff erd alle menschen ertrencket Sampt all anderer creatur,
Zu Sodom aber in der statt
Kam das arg volck zu abent spat 30 Dem frommen Lothe für sein hauß, Forderten die zwen engel rauß, Woltens auch haben mit gewalt, Gantz unverschämet jung und alt, Mit in zu treibn unmenschlich sünd.
35 Darob sich gottes zorn anzünd, Daß das gottloß volck thet erblinden, Kundten der haußthür nicht mehr finden. Frü als die morgenröth anbrach,
Fürten die engel auß der rach Loth, sein weib und die töchter sein. Da kam die schröcklich plag allein; Wann gott ließ regnen ungehewer 5 Vom himel schwefel, bech und fewer Uber die stett und auff dem land,
Die menschen und das viech verbrant [A 4, 1, 32d] Sampt den bäumen und aller frucht Und steht ietzt als ein land verflucht
10 Und bedeckt es das todte meer,
Wider natur geartet sehr.
Also das gantze land verdarb. All creatur darinnen starb;
Von menschen wurd errett allein
15 Loth und auch die zwo töchter sein.
Die dritt erschröcklich straff thet enden Gott, wie man list im vierzehenden Deß buchs Exodi, da denn steht: 20 Als köng Pharao gfencklich hett Das volck Israel gar durchauß In Egypten des dienstes hauß Und wolt sie ledig lassen nicht, Sonder sie außzurotten dicht,
26 Den kindsammen bot ohn schamröten, Die knäblein in der burt zu tödten Und hielt das volck tyranscher art Mit frönen und der arbeit hart, Schlug sie hart ob dem ziegel-brennen,
30 Daß gott ir ellend thet erkennen
Und schickt durch Mose zehen straff. Da eine nach der andern traff Den könig Pharao im land
Und die Egypter allesand,
35 Iedoch so blieb sein hertz verstockt; Wie offt ihm gott trohet und lockt, Er doch gott und sein wort veracht, Blieb gantz gottloß und ungeschlacht.
[K 4, 1, 67] Entlich von gott geschlagen wurd Im land alle erste geburt,
In gantzem Egypten durchauß War ein leich in eim ieden hauß. 5 Doch gottes volck unbschedigt blieb. Erst der könig das volck außtrieb, Nach dem er eylet in auch nach Mit seinem volck zu grimmes rach,
[A 4, 1, 33a] Zu würgen Israel das heer;
10 Gott macht ein strassen durch das meer, Dardurch führt gott sein volck darvon. Als in nach-eylet köng Pharon
Und mitten inn das meere kam, Ließ gott des roten meeres stram
15 Uber könig Pharao fallen
Und ertrencket in auch mit allen Seinem gerüsten hofgesind Und errettet sein liebe kind Vor dem tyrannen allesand,
20 Fürt sie in das verheissen land.
Bey den drey erschröcklichen plagen Sol sich in disen letzten tagen Auch die gantz christliche gemein
25 Für-sehen und gewarnet sein, Daß sie führ ein gottselig leben, Sich nicht wie die alten begeben In solch gottloß leben und sünd, Weyl uns gnad und heyl wird verkünd. 30 Wiewol leyder (gott wölls erbarmen!) Ietzund bey vil reichen und armen Ein leben ist, fast gleich den heyden, In allen sünden unbescheyden
Ohn alle gottsforcht, lieb und trew, 35 Verstockt ohn alle buß und rhew, In hoffart, unkeusch, neyd und haß, In geytz, triegerey ubermaß, Verachtung gott und seinem wort, Verfolgung deß mit brand und mordt. 40 Nun lebet ie der herr gott noch
So allmechtig, gwaltig und hoch, Der kan ein weyl wol sehen zu. Wo man aber nit busse thu,
So kan gott noch schröcklicher art Die welt plagen grausam und hart [A 4, 1, 33b] Mit wasser und fewer am end; Wann all ding sind in seiner hend, Den seinen zu gut alle tag
Und sein feinden zu straff und plag 10 An leyb und seel vol ungemachs.
Gott sey uns gnedig, wünscht Hans Sachs.
Anno salutis M.D. LXII., am 22 tag Augusti.
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