Ein figur: Der segen Jacobs.
Das acht und viertzigst Genesis
Sagt uns nach leng war und gewiß: Nach dem der patriarch, genannt
5 Jacob, war in Egypten-land, Gosen gewohnet hett fürwar Wol siebenzehen gantzer jar,
Und sein gantz alter außgesundert
War siebn und viertzig jar und hundert,
10 Als er so alt an jaren was,
Wurd entlich kranck und schwach. Als das
Man Joseph, seim son, saget an,
Da thet er zu seim vatter gahn
Und namb mit ihm seine zwen söhn,
15 Ephraim und Manasse schön.
Jacob ward das gezeyget an;
Deß ward erfrewt der alte mann, Und gar bald in seim betth auffsaß, Sich starck und gar keck machen was; 20 Doch warn dunckel sein augen gar, Daß er nicht mehr wol sehen war. Als Joseph ward zu im eingehn Und mit bracht seine sön all zwen, Fragt Jacob, wer denn dise sein; 25 Sprach er: er sind die söne mein, [A 4, 1, 386] Die mir gott allhie hat gegeben.
1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 204: 130 Der segen Jacob. Vgl. den meistergesang im abgespiczten Cunrat von Wurzburg »Der segon vber Josephs zwen sün«: Nach dem ysrahel lag dot kranck, 1548, 8 Juni (zehntes meistergesangbuch, bl. 182). 9 K sibn. A sieben. 23 K seine. A sein.
Darauff antwort im Jacob eben: So führ sie her neher zu mir, Auff daß ich sie auch segne dir. Als ers nun führt zum betth hinan, 5 Da küsset sie der alte mann
Und hertzet die knaben freundlich Und sprach: Nun hab gesehen ich Dein angsicht, und gott hat dermassen Mich auch dein samen sehen lassen. 10 Joseph nambs widr von seiner schoß Und neygt sich zu der erden bloß, Thet Ephraim, sein jüngern sun, Zu der lincken hand stellen nun Und Manasse, den eltern, er
15 Stellt zu der rechten hande her Dem vatter, da ers segnen wolt, Vermeynt, .der rechte segen solt Geben werden dem erstgeboren Wie vorhin war gehalten woren 20 In dem israelischen land.
Jacob streckt auß sein rechte hand Und legt die auff deß jüngsten haupt, Darnach sein lincke hand, gelaubt! Leget er auff den erstgeboren. 25 Joseph meynt, er wer verirrt woren, Sprach: Vatter, leg dein rechte hand Auff das haupt Manasse genandt, [K 4, 1, 78] Weyl er der erstgeboren ist.
Jacob sprach: Ich habs wol gewist; 30 Dein erster son, der sol auff erden Auch wol zu einem volcke werden, Aber der jüngste sone dein
Der wird auff erd vil grösser sein, Und wird außgehn von seinem samen 35 Ein gar sehr grosses volck mit namen. Also segnet sie Jacob beyd, Iedoch mit grossem unterscheyd, Setzt den jungen dem ersten für, Daß er behielt deß segens chür,
[A 4, 1, 38c] Wie sich hernach ereygnet recht Der segen durch sein gantz geschlecht.
Comparatio.
Dise figur zu declarirn
Und einfeltig zu exponirn:
Jacob gott den vatter bedeut,
5 Werdn auch zu-bracht zweyerley leut, Die er sol segnen an dem end, Das sind seine zwey testament: Das erst durch Mose das gesetz, Welliches ist der sünden netz,
10 Darinn all menschen werden gfangen Und thun auch in dem fluch behangen; Wann kein mensch kan oder vermag Dem gsetz gnug thun all sein lebtag, Daß er vor gotts gricht müg bestahn 15 Und sich mög verantworten than,
Weyl der mensch ist fleisch unde blut; Das gsetz aber begeren thut
Ein geystlichs hertz, ohn alls abwancken, Willig mit wort, werck und gedancken,
20 Gott volkommen zu hangen an,
Das warhafft fleisch und blut nit kan; Es ist durch eygne lieb verderbet, Die es von Adams fahl ererbet;
Wo es schon thut die werck deß gsetz, 25 So hengt es doch daran zu letz Sein gantz widerspenstige art, Sucht lohn, nutz oder ein hoffart, Oder thut es auß zwang und forcht, Gottes gsetz unwillig gehorcht; 30 Derhalb das gsetz erreget zorn. Wiewol es ist das erst-geborn Gesetz, von gott dem herren geben, Bringt es doch nit das ewig leben. So bleiben wir nur unnütz knecht, 35 Mit bösem gwissen hart durchecht Und keines segens sind vergwist, Allein unser zuchtmeister ist,
[A 4, 1, 38d] Das uns zemet mund und auch hand, Biß daß kommet der war heyland
40 Christus, unser genadenthron,
Mit seinem evangelion;
Auff den legt gott sein rechte hand Als auff den eynigen heyland, An dem hat er ein wolgefallen,
Durch den geyt er sein segen allen 5 Dem gantzen menschlichen geschlecht. Wer den christen-glauben empfecht, Vergibt er alle sünd und schuld Und theylt mit uns sein lieb und huld Auß lauter güte und genaden
10 Und hebt uns auß des gsetzes schaden, Das uns im gwissen thet verderben, Und setzet uns denn ein zum erben, Zu gottes kinden durch sein segen Umb sonst von seines sones wegen, 15 Der ist der gebenedeyt sam,
Darvon uns aller segen kam. Dem sey lob, ehr in ewigkeyt, Daß sich auff gantzer erd außbreyt Sein christlich geistlich regiment
20 Von ietzt biß an der welte end,
[K 4, 1, 79] Daß sein herrschafft sich teglich mehr
Mit preiß, danck, reverentz und ehr,
Hie und dort ewig grün und wachẞ
Durch sein christlich schar, wünscht Hans Sachs.
25 Anno salutis M. D. LXII., am 12 tag Augusti.
[A 4, 1, 39a] Ein figur: Die lauberhütten, allegoria.
Mose schreibet Levitici
Am zwey und zweyntzigisten, wie Der herre saget zu Mose:
5 Steh auff! zum volck Israel geh! Ihn am siebenden monat sag, Daß an dem fünffzehenden tag So ist das lauberhütten-fest, Das euch der herr ansagen lest. 10 Das weret sieben tage lang: Der erste tag in dem anfang Der sol euch allen heylig sein, Da komb zusamm die gantz gemein, Darinn sol weder weib noch mann 15 Gentzlichen kein dienstarbeit than, Sonder ir solt dem herren her Opffern herrliche brandopffer Und auch speißopffer im anfang Und die tranckopffer mit gesang; 20 Dergleich so opffert auch besunder Freywillige opffer darunter
Eins ieden tags zu seiner zeit, Und was ihr sonst verloben seit Dem herren zu thun in gemein;
25 Der acht tag sol euch heilig sein! Den ersten tag so hawt grün est Von schönen bäumen, auff das best Von palmen, weyden, allerleyen
1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 89: 120 Die lauberhuetten. Vgl. den meistergesang im langen ton Vlrich Eyslinger »Das vest der lauberhüeten<<: Hört wie der herr zw mose sprach, 1554, 11 Juni (14 meistergesangbuch, bl. 109).
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