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[K 4, 1, 96] Nach dem legt sich Amnon zu betth
Und sich gantz kräncklich stellen thet.
Als nun David kam zu ihm spat,
Er umb die schwester Thamar bath,
¿ Daß sie köm, vor im kochen thet,
Daß er ein troste von ir hett.
Das in der vatter bald gewert,
West nit sein schendliche gefehrt;
Zu hand sie zu im schicken thett.
10 Da zog Amnon sie in sein betth,
Was sie in bath und widerstritt
Gen im, doch halff es alles nit,
Er uberweltigt sie ohn scham
Und ihr junckfrewlich ehre nam.
15 Nach dem er sie nun hett entehrt,
Da ward sein lieb in haß verkehrt

[A 4, 1, 47c] Und stieß sie darnach von ihm auß.
Sie weynt kleglich und gieng hinauß,
In angst und schrecken gar betaubt,
20 Da warff sie aschen auff ihr haupt,
Und ihren bundten rock zerriß,
Legt ihr hend auff ihr haupt gewiß
Und schreyent zu der thür auß-kom.
Da begegnet ihr Absalom,

25 Ir rechter bruder, sprach zu ihr:
Ist Amnon drinn gewest bey dir?
Nun, mein schwester, schweyg darzu still,
In meim hauß ich dich bhalten will.
Also einmütig uber auß

30 Wohnt sie hernach in seinem hauß.
Als könig David höret das,
Darob er sehr unmutig waß,
Auch Absalom redt in unmuth
Zu Amnon weder böß noch gut.
30 Doch als er sein schafscherer hett,
Sein bruder Amnon laden thet

Sampt den anderen könig-kinden,
Der rach ein zeit und stat thet finden.
Wann er befalch den knechten sein,
35 Wann Amnon truncken würd von wein,
Als denn solten sie ihn erstechen,

Damit seinr schwester schand zurechen,
Der sie ohn scham geschwechet het.
Das gleich also geschehen thet.
Ob solchem könig David gar

Sehr trawrig und unmutig war.

Allegoria oder geistlicher sinn.

Das ist gar ein ware figur.
David bedeut gott vatter pur,
Der auch zweyerley kinder hat,
10 Die ersten mit worten und that,
So leben nach dem willen sein,
Bedeuten die christlich gemein.
Die andern all gottlose nur,

[A 4, 1, 47d] Leben nach wollust der natur,
15 Ligen in sünden aller art

Oder in geistlicher hoffart.

Auß den ersten wird uns Thamar,
Davids tochter, fürbildet klar,
Die christlich seel, so an dem ort
20 Heiliger schrifft und gottes wort
Geseuget ist worden, ernehrt,
In christlichem glauben gelehrt,
In einem bundten rock geziert,
Bey dem uns angezeyget wirdt
25 Die gab und gnad deß heyling geyst,
Darinn die seel hat aller-meyst
Ihren trost hie in disem leben,
Und ist einfeltig sich ergeben
Auff gott, ihren eyning heyland,
30 Dem sie vertrawet alle sandt.
Der sathan uns bedeut Amnon,
Der gottes kindr nit leiden kan
[K 4, 1, 97] Sampt dem anhang seiner gelieder,
Versucht alle list hin und wider,

35 Daß er sie heymlich bring zu fahl.
Menschlich vernunfft und sinn zumal
Bedeut uns hie den Jonadab,
Der zu dem unglück sein rath gab,
Die geben auch hilff, rath darzu

Durch fleisch und blut, ohn alle rhw,
Wie man die christlich seel betrieg,

Sie schmech und unzucht bey ihr süch.
Also sein knecht auch umbher streichen
6 Und in der christen häuser schleichen,
Stellen sich samb kranck vor andacht,
Sam habens der seel heyl groß acht,
Suchen doch nur ihr ehr und nutz
Samb unverschämbt mit einem trutz,
10 Die einfelting seel zu ihn locken

Und giessen da auß unerschrocken
Ir falsche lehr und schwermerey
Und der irrthumb so mancherley,
Als ob es klar sey gottes wort;
[A 4, 1, 48a] Und sie bereden an dem ort,
Ihr meynung sey allein gerecht,
Was aber einfeltig und schlecht;
Sie gottes wort ihn wider-redt,
Noch ziehen sie die in ihr bet
20 Menschlicher sect und gleyẞnerey,
In ihre irrthumb mancherley.

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Durch ihr menschlich spitzfündigkeit
Wird sie doch uberweltigt weit,

Daß sie wird in ihrem gemüt,

25 In dem reinen glauben zerrütt.
Als denn stöst sie der sathan auß;
Wenn der verführer bringt herauß,
Was er allzeit gesuchet hab,

Denn geht die seel betrübet ab
30 Und würffet auff ir haubt den staub,

Deut irrdisch wanckel ist ihr glaub;
Den trost deß geists sie nimmer hat,
Bedeut den riß in ihrer wath,
Ihr gewissen klaget ellend,
35 Und leget auff ihr haupt ihr hend,
Bedenckt iren fahl, sünd und schand,
Die sie gethan hat am heyland.
Als denn so zappelt ihr gewissen
Und wird mit grosser angst gebissen.
40 In solchem unfahl thut zu-sehen
Gott und lest es darumb geschehen,

Daß die frommen werden bewert.
Also die arm seel bleibt beschwert
Und geht also in grosser schom,
Biß daß ihr bruder Absalom
5 Begegnet ihr mit gottes wort,
Deut recht prediger an dem ort,
Die ir verkündn auß geistes trieb,
Auß warer brüderlicher lieb

Das wort, dardurch sie wird getröst
10 Und auß allem irrthumb erlöst,

Denn auß dem hertzen sie lest fahren
Und sich fort darvor thut bewaren
Und wird wider geleibet ein

[A 4, 1, 486] In die war christliche gemein.

15 Nach dem wird auch der falsch Amnon
Durch gottes wort tödtlich abthon,
Welches ist das zwischneident schwerdt,
Und kombt in der seele gefehrt,
Sampt all seinen geliedern mehr,
20 So füren falsch irrthumb und lehr,
Darmit sie die fromm einfeltigen
Mit schwind arglist uber-gweltigen,
Von gottes wort abfellen mit.
Darob trawrt der himlisch David,
25 Wann er wil nit deß sünders todt,
Sonder daß er sich kehr zu gott

[K 4, 1, 98] Durch rew und buß, dardurch auffwachs In gottes gnaden, wünscht Hans Sachs.

Anno salutis M. D. LXII., am 9 tag Junii.

Ein figur: König David mit Simei.

Das ander buch am sechzehenden
Samuelis das thut vollenden:
Nach dem der könig David ward
5 Von Absalom untrewer art,
Seinem son, gantz gewaltigleich
Außgetrieben von seinem reich.
Und als er nun außgieng nach dem
Auß der statte Jerusalem,

10 Betrübet hart, weynet und rüllet,

Vor leyd sein angsicht hett verhüllet,
[A 4, 1, 48c] Und seine rott, sampt seinen knechten,
Giengen zu seiner linckn und rechten
Und waren trawrig allesamb.

15 Und als David gen Bahurim kam,
Nimb war, da gieng ein mann herauß
Von dem geschlecht und Saules hauß,
Hieß Simey, der son Gera,

Der gieng herauß und fluchet da
20 David und warff zu im mit steinen,

Und schmehet in mit gar unreinen
Worten und fluchet ihm zu-stund:
Herauß, herausser, du bluthund!
Du loser mann, herauß der statt!
26 Der herre dir vergolten hat

Alles blut von köng Saules hauß,

1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 130: 122 künig Dauid mit Simey. Vgl. den meistergesang im neuen Hans Sachsen »die flucht dauit vor absalom« : Nachdem Dauid durch sein sun absalom, 1529, 30 April (drittes meistergesangbuch, bl. 319').

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