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Vernunfft, weißheit, scharpffen verstand,
Sinnreich, beyde mit mund und hand,
Von gutem gschlecht und gsundem leib
Fromme kind, ein getrews ehweib,

5 Kunst, adel, gwalt, macht, gut und ehr,
Und dergleich leiblich gaben mehr,
Daß er gott drumb lob und danck sag
Und im den rhum wider heym-trag,
Daß in gott mit so herrling gaben

10 In seinem leben hat erhaben.

Wird aber der mensch das nit than,
Sonder wird stoltz, sicht niemand an,
Samb er dise glückliche gab

Von im selb, von nature hab,

15 Und nit von gott dem herrn empfangen,
Thut mit den gaben geudn und prangen,
Lest sich darmit gar prächtig sehen,
Und thut sein nechsten auch verschmehen,
Der sollicher gaben nicht hat,

20 Als denn sein stoltz erliget glat,
Bald ob im erwacht gottes zorn,
Der hoffart hat verderben gschworn.
Dann im gott solche gabe nembt,
In seinem hochmut in beschembt,
25 Zeucht von im ab sein milte hend,
Erst sich der mensch selb recht erkennt,
Sich gar ellend, nichtig, untüglich,
Unnütz, heylloß und unvermüglich,

Und bekennt gott sein sünd und schuld,
30 Und tregt göttlich straff mit gedult,
Die er im thet allein zu gut,
Daß er beliebe in demut,

[A 4, 1, 530] Weyl er die straff erkennet frey
Seinr seel ein hailsam ärtzeney,
35 Die von der hoffart war dotwund,
Wird durch die straff wider gesund,
Daß ir nit frecher stoltz auffwachẞ
Durch gottes gabe, spricht Hans Sachs.

Anno salutis M. D. LXVI., am 31 tag Octobris.

Das 55 cap. Esaie: Von der gütigkeit gottes.

Esaias der spricht ohn mittel

Im fünff und fünfftzigsten capittel
In gottes person gütigkeit:

5 All menschen, die ir durstig seyt,
Kompt her zu dem wasser ermelt,
Und die ir gleich nicht habet gelt,
Kompt her und kauft und esst euch satt
Ohn gelt, umbsonst, frü unde spat,
10 Beyde von millich und von wein!
Warumb zelt ir dar gelt allein,
Da kein brod ist, und ewr arbeit,
Darvon ir kundt zu keiner zeit
Satt werden? Höret mir doch zu,
15 Und esst das gut in stiller rhu!
So werden ewer seel auff erden
In dem wollust sat und feyst werden.
Neygt her ewer ohren zu mir,

Kompt her und höret mein wort, ir!
20 Höret! so wird ewer seel leben,

Denn ich wil mit euch allen eben [A 4, 1, 53d] Machen ein ewing bund im fried, Nemlich die gwissen gnad David. Nemb war! ich hab in außerwehlt, 25 Den leuten zum zeugen gestellt, Zum fürsten und gebieter hoch

Den völckern; nemb war! du wirst noch

*

1 Im 18 spruchbuche, bl. 168 bis 169' [S]. 8 S vnd kauft. AK kauffet. 11 S dar gelt. AK gelt dar. 15 S stiller. AK ewer. 17 S sat und faist.

AK feyst und sat.

AK hört. von mir.

18 S her. zv mir, AK herzu. ir.

19 S höret. ir.

Den heyden rüffen, der du kennst nicht,
Den auch deiner kenntnuß gebricht,

[K 4, 1, 109] Die selben zu dir lauffen werden
Umbs herren willen hie auff erden,
5 Deins gotts und heylands Israel,
Der dich preyst von hertzen und seel.
Suchet den herren in der frist,
Dieweyl er noch zu finden ist!

Weyl er nahet ist, rüfft in an!

10 Der gottlose der lasse von

Seim bösen weg, der ubeltheter
Laß sein gedancken samb args weter,
Bekehr zum herren sich allein,

So wil er sich erbarmen sein,

15 Denn bey unserm gott, auff seim theyl,
Ist vil vergebung und das heyl.
Denn es seind warhafft mein gedancken,
Nicht wie ewer gedancken wancken,
Ewer weg sind mein wegn nicht gleich,
20 So spricht der herr von himelreich;
Sonder so vil der himel werd,
Ist höher, denn die gantze erd,
So sind auch höher meine weg,
Denn auff erd ewer weg und steg,
25 Und mein göttlich gedancken reich
Sind ewrn gedancken gar ungleich.
Denn gleich wie der schnee und der regen

Von himel fellet alle wegen

Und nicht wider nauff kommen werden,

30 Sonder befeuchten hie die erden,

Macht sie auffwachssen und fruchtbar,

Daß sie geyt samen immerdar,

Zu seen, daß man bache brodt:

Also sol auch mein wort, spricht gott,

[A 4, 1, 54a] Welches geht auß dem munde mein,
Auch also grün und fruchtbar sein,
Nicht leer wider kommen zu mir,
Sonder thun und außrichten schir,

*

2 S deiner kentnus. A deinr erkenntnuß.

AK Viel höher ist denn d. gantz.

23 S Ist höher den d. ganze.

Darumb ichs außsend zuverbringen;
Darzu sol im auch wol gelingen.
Ir solt mit frewdn außziehn auff erdn,
Und in dem fried gelaytet werdn.
5 Berg und bühel gar unerschrocken
Sollen mit rhum vor euch frolocken,
Es solln tannen wachssen für heckn
Und myrren für doren außstreckn.
Und dem herren sol gar lobsam
10 Ein ewig zeychn sein heilger nam,
Der gar nit außgereutet werd,
Sein gnedig hülff, wer der begert.

Der beschluß.

Hie sicht man in der prophecey,
15 Wie gütig und barmhertzig sey

Gott, so miltreich mit seinen gaben,
Die wir umbsunst vergebens haben,
Geistlich und leiblich auß seinr hand,
Als von dem eynigen heyland,
20 So wir nur seim heiligen wort
Glauben hertzlich an allem ort,
Das uns ist ein ewiger bund,
Dardurch wir all genesen thund,
So wir von sünden uns bekehrn,
25 Gott allein fürchten, liebn und ehrn,
Daß sein wort in uns würcken kan
Und gut christlich frücht bringen than,
Daß die lieb deß nechsten auffwachB
Durch unsern glauben, wünscht Hans Sachs.

30 Anno salutis M. D. LXVI., am 30 tag Octobris.

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[A 4, 1, 54b. K 4, 1, 110] Prophecey: Der brief Jeremie von den götzen.

Baruch, der prophet, zeyget on:
Als gottes volck zu Babylon
Solt werden geführet gefangen,
Wie in mit hertzlichem verlangen
Jeremias, der hoch prophet,

Disen trostbrief zu-schreiben thet,
Auß gottes befelch an dem ort,
10 Der also laut von wort zu wort:
Umb die sünd, die ir habt gethan,
Werd ir geführt gen Babylon
Vom könig Nebucadnezar,
Gefencklich sein siebentzig jar.
15 Darnach wil ich euch wider auß

Füren mit fried hinheym zu hauß.
Zu Babel werd ir in den tagen
Sehen hin-und her-wider tragen
Die götzen von silber und gold,
20 Welche haben die heyden hold,

Und fürchten sich auch vor in sehr.
Derhalb hütet euch dester mehr,
Daß irs nit thut den heyden nach,
Und in gleich werd mit gottes schmach!
25 Wenn ir secht heyden, weib und mann,
Die götzenbilder beten an,

So sprecht im hertzen: o herr wol,

*

1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 156: 180 der prieff Jeremie wider der haiden göczen. Vgl. den meistergesang im langen ton Vlrich Eyslinger » Die göczenpild<<: Da gottes volck gefangen wart, 1546, 27 Merz (achtes meistergesangbuch, bl. 41' bis 43).

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