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Evangelium: Der sawerteyg. Allegoria.

An dem dreyzehenden caput
Mattheus uns beschreyben thut,
Wie der heyland Jhesus Christus
5 Uns saget ein kurtze gleichnuß,

Und sprach: Es ist das himelreich
Gantz einem sawerteyg geleich,
Welchen ein weib vermenget selb
Unter drey scheffel semel-melb,
10 Biß daß es gar durchsewret ward
Zu bachen gut fruchtbarer art.
Darmit beschloß der herr Christus
Dise verborgene gleichnuß.

Außlegung und erklerung.

15 Nun höret hie mit fleiß fürhin Der verborgen geleichnuß sinn. Erstlich bedeut uns klerlich das Semel-melb, welches sind drey maß, Bedeuten die drey krefft der seel, 20 Wie ich kürtzlich hernach erzehl: [A 4, 1, 77a] Nemlich vernunfft, will und begierd, Darmit gott hat den menschen ziert

Vor allen creaturn ererbt

1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 46: 120 Der sawrtaig. Vgl. den meistergesang in der schwanckweis Hans Folzen »Sawrtaig<: Das sechzehent (!) in matheo (sechstes meistergesangbuch, bl. 242).

Welche aber nun sind verderbt
Worden durch unsern vatter Adam
Durch seinen fall und unghorsam,

Sind unser drey krefft nicht mehr gut,
5 Wie ein mensch bey ihm spüren thut.
Vernunfft, die erst krafft, ist geblendt
Durch eygne lieb, gott sie nicht kennt,
Den sie im anfang liebt und ehrt,
Ietzund ist sie von ihm abkert,
10 Auff das zeytlich und das irrdisch
Und hat kein acht auff das himlisch.
Das hertz nur am irrdischen hencket,
Gar wenig deẞ himlischen dencket,
Fragt nach dem ewing heyl nit vil.
15 Die ander krafft, das ist der will,
Der war auch vereint im anfang

Mit gottes willn, wert doch nicht lang; [K 4, 1, 156] Bald Adam in dem paradeiß

AB vom baum die verboten speiß,
20 Da fiel de menschen willen bloß,
Ward ungehorsam und gottloß
Und gottes gebot wider-strebet,
Nach seim verderbten willen lebet,
Veracht gotts willen und gebot,
25 Derhalb ist er geistlich schon todt.
Die dritt krafft, die den menschen ziert
Im anfang, das ist die begierd.

Bald aber Adam ward verhetzt
Und sein begierd auff irrdisch setzt,
30 Da wurd verderbet sein begierd,
Wie sie noch im menschen regiert,
Die sie noch reytzet frü und spat,
Zu allem wollust gibet rath.
Zu alle dem, was fleisch und blut
35 Belüstiget und recht sanfft thut,

Als hoffart, unkeusch, trunckenheit, Dergleich die begierd wider-streit, [A 4, 1, 77b] Was dem leib weh thut mit rumorn Mit neid, haß, mord, rach und dem zorn, 40 Darmit hertz, sinn und muth erkült.

So sich in aller sünd umb-sült

Und fraget nichts nach gotts gebot
Und ist gleich sam lebendig todt,
Ein fruchtloß semel-mel und korn,
Ob dem brinnet der gottes-zorn,
5 Biß endtlich kompt das weib allein,
Welches bedeut die christlich gmein,
Welche den drey verdorben krefften
Dem menschen thut mit fleiß ein-hefften
Und einmengen das gottes-wort
10 So denn mit würcket an dem ort
Auß gottes gnad der heylig geist,
Daß der mensch fasset allermeyst
Das reyn wort gottes in sein hertz;
Als denn würcket er darinn inwerts,
15 Und des menschen gemüt durch-kreucht,
Ihm sein drey krefft wider erleucht;
Erstlichen sein vernunfft erblendt,
Daß sie die gottes güt erkennt,

Sein milt und trew freundlich gemüt,
20 Das in der lieb und barmung glüt,
Weil gott gab seinen eygen sun
In todt de creutz, auff daß er nun
Forthin das ewig leben hab.

Diser hoch himelischen gab

25 Wird die menschlich vernunfft fein still.
Zu dem andren, der menschlich will
Lest ihm hertzlich gefallen hie
Gottes werck und erkennet die,
Daß gott all ding im besten thut,

30 Er geb creutz, schand oder armut,
Denn geyt der mensch sich willig drein,
Ist ghorsam gott, dem vatter sein,
Und lest all sorg und trawren fallen
Und hat gedult in disem allen.

35 Zum dritten, deß menschen begierd
Durch gottes wort gezehmet wird,

[A 4, 1, 77c] Daß der mensch wirt den sünden feind, Seim nechsten gütlich wird vereint

In rechter warer lieb und trew

40 Und hat aller laster abschew

Und zehmet auch sein fleisch und blut,

Allem wollust abbrechen thut,
Darmit er ihm sein gaylheit dempff
Und der geist ritterlichen kempff
Und führ ein gut christliches leben,
5 Das wöl uns Christus allen geben,
Auff daß wir all werden durch gott
Ein semel-mel, durchsewret brodt,
Durch sein gnedige hülff erkorn,
Unsert-halb wer wir gar verlorn,
10 Weyl wir von verderbter natur
Durch eygne lieb verstocket pur,
[K 4, 1, 157] Doch durch sein geist vom himel rab
Vernewt unser verlorne gab

Durch sein wort, ihm sey lob und ehr

15 Hie und dort ewigklich immer,

Da uns ewige frewd auffwachẞ,

Das wünschet uns allen Hans Sachs.

Anno salutis M. D. LXII, am 15 tag Aprillis.

Evangelium: Der schatz im acker.

Es beschreibet uns Mattheus
Am dreyzehenden, wie Christus
Sein jüngern sagt: Das himelreich,
5 Das ist eben eim schatz geleich,
Wellicher denn auff einen tag
[A 4, 1, 77d] In eim acker verborgen lag,

Welchen darnach ein mensche fandt.
Derselb den schatz verbarg zu hand,
10 Gieng hin gar frewdenreich und thet
Verkauffen alles, was er hett,

Und kauffet den acker darumb,
Darinn er disen schatz einnumb.
So Christus die gleichnuß beschleust,
15 Darauß die schöne lehr uns fleust.

Erklerung der gleichnuß.

Der acker uns das gsetz bedeut,
Darinn der mensch noch arbeit heut
Mit schwerer arbeit spat und frü,

20 Mit deß gsetz werck in angst und müh
Seiner seel heyl darinnen sucht
Und entpfecht doch kein ander frucht,
Denn die erkentnuß seiner sünd,
Darob es ihm den fluch verkünd,

25 Welcher das gwissen biß und nag,

*

1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 38: 100 Der schacz im acker. Vgl. den meistergesang in der gesangweis Albrecht Leschen »der schaz im acker, aligoria: Am dreyzehenden matheus, 1556, 3 August (15 meistergesangbuch bl. 331 bis 332).

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