Und unser hoffnung wachssen sehr, Weil wir mit dem gelauben mehr Und gottes geiste sind versigelt, Der sich in unsrem geiste spiegelt, 5 Von dem wir denn auß seinen gaben Ein gabe von der andren haben, Darauß uns allen-samen wachẞ
Ein ewigs leben, wünscht Hans Sachs.
Anno salutis M. D. LXIII., am 20 tag May.
Epistel: Das VIII. capitel zun Römern. Von der
Romanos an dem achten spricht Paulus: Nun seid ihr fleischlich nicht,
[K 4, 1, 186] Sonder seid geistlich allermeist, So anderst in euch gottes geist Wohnet, im hertzen und gemüth Auß lauter gnad und gottes güt
[A 4, 1, 92a] Und sein werck ubet frü und spat. 10 Wer aber gottes geist nicht hat,
Derselbig mensch ist auch nicht sein, Der lebt nach fleisch und blut unrein. So aber Christus frü und spat,
Auch sein geist in euch wohnung hat, 1 Ist der leib todt umb der sünd willen Und thut sich das gewissen stillen, Der geist aber das leben ist Umb willen der ghrechtigkeit, wist! So nun der geist deß, der Christum 20 Von den todten hat widerumb
Aufferwecket zum newen leben,
Auch in euch wohnt, so wird euch eben Derselbig geist gwiß und warhafft,
Weil ir noch liget unde schlafft, 25 Wird auch ewer sterbliche leib
Lebendig machen, mann und weib, Am jüngsten tag in der urstendt
1 Im 16 spruchbuche, bl. 12' bis 14 [S]. Vgl. den meistergesang in der gesangweis Hans Sachsen »Romanos am achten«: Ad/ romanos am achten ret, 1530, 20 Februar (drittes meistergesangbuch, bl. 184′).
Umb deß willen, wie obgenennt, Das in euch wont der geiste sein. So weit fürt den text Paulus ein.
5 Deß textes verstandt hoch und groß Vernembt mit einfeltiger gloß! Erstlich, fleischlich gesinnet sein Zeygt an, wie wir alle unrein Geboren sind her von Adam, 10 Vol böser begierd allesam,
Das ieder mensch das seinig sucht, In eigner lieb steckt gar verrucht, Und lebet unter gottes zorn Verflucht, verdammet und verlorn, 15 Darob der mensch in seim gewissen Wird offt gestraffet und gebissen; Wenn er in solchen sünden stürb, Verzweiffelt er ewig verdürb.
So aber der mensch gottes wort 20 Hört und glaubt dem an allem ort [A 4, 1, 926] Von hertzen, erst wird er gerecht Und den heiligen geist entpfecht,
Der erleucht ihm denn sein verstendtnuß
Mit warer göttlicher erkenntnuß,
25 Wohnt denn in im und bringt vil frucht, Denn lebet in christlicher zucht
Der mensch und ist ein gottes-kind Und ist denn recht geistlich gesinnt, Der geist in ihm regiert und lebt, 30 Und allen sünden wider-strebt Und ihn zu allem guten weist, Deß sich der inner mensch hoch fleist. Yedoch lebet noch fleisch und blut, Das sich noch stettigs rüren thut
35 Nach seiner angeboren art
Und helt dem geist stet widerpart Mit worten, wercken und gedancken, Täglich thut von dem geist abwancken. Darwider muß der geist denn kempffen, 40 Fleisch und blut widerumb zu dempffen
Durch creutz, not, trübsal und beschwerd, Das den menschen heimsucht auff erd. Also wert täglich diser streit,
Weil der mensch lebt in diser zeit.
5 Endtlichen aber in dem todt,
Wenn von dem leib abfordert gott Die seel, daß sie mit gott geleich Ewig lebe in seinem reich, Nach dem so liget fleisch und blut 10 Im grabe und erfaulen thut,
Mit dem fellt auch zu grunde hin Wollust, begierd, fleischlicher sinn
[K 4, 1, 187] Und darzu auch die eygen-lieb,
Welches vor alls den menschen trieb 15 Und reytzt zu sünden immer dar, Zu allem, was wider gott war. Diß alls verschwindet in dem grab, Ist darnach alles todt und ab, Und hat alle unart ein endt 20 Biß zu der letzten urestendt, [A 4, 1, 92c] Da gottes geist denn widerumb Allen glaubigen Christen frumb
Den leib erwecket, fleisch und blut, Doch alls göttlich, geistlich und gut, 25 Ohn all böß neygung und begierd, Von gott himlisch klarificirt
Gantz geistlich, reyn, lauter und pur Und ist ein newe creatur,
Die von angsicht zu angsicht denn 30 Gott den schöpffer seh und erkenn, Mit aller ausserwelten schar Gott lob ewig und immerdar Und mit ihm lebe ewigkleich, Ein miterb sey in Christi reich,
35 Da ewig frewd uns aufferwachB
Auß lauter gnaden, wünscht Hans Sachs.
Anno salutis M. D. LXIII., am 28 tag Januarii.
8 S lebe. AK lebet.
ymer dar. AK zu sünden wider got. AK gott wider.
14 S den menschen trieb Vnd raiczt zv sünden trieb Vnd reytzet an den menschen gar. 16 S 23 S erwecket. AK erwecken. 38 S 100 [vers].
Epistel: Das XII. capitel zun Römern.
Romanos am zwölfften capitel
Beschreibet uns Paulus ohn mittel Ein gantz gottselig christlich leben, 5 Darein ein christ sich sol ergeben Gegen gott und dem nechsten sein Auff erd in der christlichen gmein, Und fecht den text auch also an: Ir lieben brüder, ich verman 10 Euch in Christo zu diser zeyt
Durch die gottes-barmhertzigkeyt,
[A 4, 1, 92d] Daß ir wolt ewer leib begeben Zum opffer und christlichem leben, Lebendig und heylig darbey
15 Und das gott wolgefellig sey,
Welches denn sey ietzt und zukünfftig Der ewer gottesdienst vernünfftig, Den ir leystet, wie obgemelt,
Und stellt euch nicht gleich diser welt, 20 Sonder verendert euch fürhin
Durch ein vernewrung ewrer sinn, Auff daß ir prüft in ewrem muth, Welches sey der ausserwelt gut, Wolgefellig und der volkommen.
25 Wann ich sag euch durch die gnad eben, Welche mir ist von gott gegeben,
1 Im 16 spruch buche, bl. 443 bis 445 [S]. Vgl. den meistergesang im senften ton Nachtigal »die epistel zun römern«: In dem zwelften ad romanos, 1555, 22 Juli (15 meistergesangbuch, bl. 152' bis 153'). 5 S sich sol. AK sol sein. 8 S also on Ir lieben prueder ich vermon Euch in Cristo. AK an also Ir lieben brüder in Christo Ich verman euch. 18 S leistet. AK leist gott.
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