Daß Jesus gottes sone ist,
In demselben gott bleiben thut,
Und er in gott, dem höchsten gut.
[K 4, 1, 197] Und wir haben glaubt und erkennt 5 Die lieb, so er auff uns hat gwendt.
Gott ist die lieb, wer bleibet in
Der lieb, der bleibt in gott fürhin, Und gott in ihm dergleichen blieb. Denn ist in uns völlig die lieb, 10 Auff daß wir habn ein freydigkeit An dem tag deß gerichtes zeyt;
[A 4, 1, 97c] Denn gleich wie gott ist obgemelt, So sind wir auch in dieser welt. Die forcht nicht in der liebe wohnet, 15 Wo die lieb völlig ist gebonet,
Da treibt sie auß all forcht gemein, Wann in der forcht ist allzeit pein, Drumb wer noch hat der forchte trieb, Der ist nicht völlig in der lieb. 20 Last uns gott lieben frü und spat, Der uns erstlich geliebet hat.
So iemand spricht, er liebe gott Und hasset sein bruder inn todt, Derselbig ie ein lügner ist,
25 Denn wer sein bruder in der frist Nicht liebet, den er vor im sicht, Derselb kan ie auch lieben nicht Gott, den er doch nie hat gesehen. Das gebot hab wir von ihm jehen, 30 Wer gott liebet, den herren rein, Der liebet auch den bruder sein.
In dem capitel schreibet er
Widr den irrthumb der Corinther, 35 Die lehrten als die tollen thummen, Christus wer in das fleisch nit kommen Und wer auff erd nit mensch geborn
AK haben. 24 Sie ein lügner.
21 S der vns. geliebet. AK Denn er vns. ge- AK ein lügener. 34 S Widr. AK Wider.
Und unser aller heyland worn, Daß er hin-nemb all unser sünd. Nach dem uberflüssig verkünd Johannes durch des geistes trieb 5 Die groß uberschwenglichen lieb, Die gott der herre zu uns hett, Daß er sein son uns senden thet, Den er für uns gab in den todt, Derhalben wir auch billich gott 10 Lieb haben, das allerhöchst gut,
Mit reinem hertzen, sinn und muth, Auch glauben in unsren heyland, Christum, den uns gott hat gesandt, [A 4, 1, 97a] Weliche durch deß geistes gaben 15 Ir wohnung alsdenn in uns haben, Darmit reytzt er uns allesander Auch lieb zu haben an einander In rechter brüderlicher lieb Durch de heiligen geystes trieb, 20 Weil wir doch alle brüder sein
Durch den glauben geleybet ein In die kindschafft und gottes gnad Durch widergeburt deß tauffes bad, Darinn wir bleiben stett und vest
25 In lieb als himelische gest,
Biß uns mit Christo aufferwachß
Ewigs leben, wünscht uns Hans Sachs.
Anno salutis M. D. LXIII., am 4 tag Novembris.
9 S Derhalben wir auch. AK Daß wir gargegen. allerhöchst. AK Auch lieb haben das höchste. 13 S Cristum, den vns got hat. AK Der uns von gott ist her. 14 S Weliche. AK Welche denn. 15 S Ir wonung alsden. AK Ire wohnung denn. 16 S Darmit raiczt er vns alesander. AK Vnd reytzt vnd locket vns allsander. 25 S lieb. himelische. AK liebe. himlische.
27 S Ewigs leben. AK Ewig frewd. 29 S 124 [vers].
Epistel Johannis in der ersten das fünffte capitel.
Johannes im fünfften caput
Seiner ersten beschreiben thut: Ich hab euch gschrieben allensamen,
5 Daß ir gelaubet an den namen
Deß sons gottes, weil ir wist eben,
Daß ir habet das ewig leben [K 4, 1, 198]
[A 4, 1, 98a] Und daß ir glaubet allesamen
An Christum, des son gottes namen;
10 Das selbig ist die freydigkeit, Die wir haben in diser zeyt
Zu ihm, so wir auch in der stillen Bitten etwas nach seinem willen,
So erhört er uns willig gern
15 Und thut uns unser bitt gewern.
Seid wir das wissn und anderst nit,
Daß er erhöret unser bitt,
So wiß wir auch, daß wir die gaben, So wir von ihm gebeten haben,
20 Auch haben gwiß in unser hand. Zum andren spricht: So auch iemand Sicht sündigen den bruder sein Ein sünd, die nicht zum todt wird sein, So mag er für ihn bitten eben,
25 So wird das leben wider geben
Dem, der nicht sündigt zu dem todt,
1 Im 16 spruchbuche, bl. 438' bis 441 [S]. Vgl. den meistergesang im klingenden ton Hans Sachsen »Die vberwindung der welt, predig osianders« : Wer glaubet das Jesus der Cristus seye, 1548, 10 August (zehntes meistergesangbuch, bl. 262). 6 S weil. AK daß. 16 S das wissn, AK nun wissen.
Wird widerumb versönt mit gott; Aber ein sünd zum todt allein, Für die man weder groß noch klein Sol bitten, ich euch hie verkünd: 5 Alle untugend die ist sünd,
Und sind all samtlich wider gott, Doch sind etlich sünd nicht zum todt. Zu dem dritten, ir kinder, wist, Welch mensch von gott geboren ist, 10 Der sündigt nicht tödtlicher art, Sonder vor sünden sich bewart Und deß arglisting teuffels sinn, Der kan auch nit antasten ihn. Wir wissen, daß wir von gott sind, 16 Durch den gelauben gottes kind, Die welt abr gar im argen leit; Wir wissen aber dise zeyt, Daß kommen ist gottes son eben, Hat uns ein newen sinn eingeben, 20 Daß wir den warhafting erkennen, Von dem uns niemand ab kan trennen,
[A 4, 1, 98b] Sind in dem warhafften also, In seinem sohn Jesu Christo,
Der ist der warhafftig gott eben 26 Und darzu auch das ewig leben. Ir kinder, in ewrem gemüth Vor aller abgöttrey euch hüt! Also die erst epistel bschleust.
Nach seim guten willen allein, Wie ihn das vatter-unser lert, So wird er gwiß von gott gewert, Ob gott verzeucht und auch darneben Ihm nicht thut das erbeten geben, So gibt er doch ein bessers vil, Denn was er bitt und haben wil; Wann gott thut alle ding im besten Unser hail ewig zu befesten.
10 Yedoch sol ein christ mit nicht bitten Irrdisch gab nach heydnischem sitten, Als umb gwalt, reichthum, ehr und glück Und dergleichen irdische stück,
Die ihm villeicht zu schaden kemen,
15 Zu gottseligkeit nicht gezemen,
Sonder sag gott lob, laß sich gnügen, Was ihm gott der stück zu ist fügen. Zum andren lehrt Johannes wol,
Wie man für sünder bitten sol,
[K 4, 1, 199] Daß ihn ir sünd vergebe gott,
Aber die sünde zu dem todt,
Darfür so heist er bitten nit,
[A 4, 1, 98c] Da mag man wol verstehn darmit, Welch mensch erkannt hat die warheit
25 Durch gottes wort in diser zeyt Und hat empfangn den heyling geist Im hertzn empfunden allermeist Und wird doch widerumb entwicht, Daß er die warheit widerficht 30 Freffentlich, verwegen, mutwillig Und lestert gottes wort unbillich Wider sein eygen hertz und gwissen, Derselbig wird endtlich gebissen Mit verzweiflung in seim gemüt, 35 Weyl er deß heyling geistes güt Lestert, beyd mit wercken und wort Und lügstraffet gott an dem ort Und tritt den son gottes mit füssen; Dieselbig sünd ist nicht zu büssen,
AK wie. 13 S dergleichen irdische. AK dergeleichen solche.
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