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3. Eibingen gilt bisher allgemein als Benedictinerkloster. Dass dasselbe jedoch ursprünglich dem Augustinerorden angehörte, habe ich in dem Excurse zu der Stiftungsurkunde von 1148, No. 226, nachzuweisen versucht; vergl. hierüber sowie über die Devastirung des Urkunden-Archivs im Laufe des 17. Jahrhunderts in dem Kloster selbst, welcher auch wohl das jetzt verlorene Original der Stiftungsurkunde zum Opfer fiel, die Bemerkungen zu der Eibinger Urk. von 1197, No. 304, sowie Annal. XVII, 1 ff. 1). Ein Copiar aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts im Staats-Archive ist werthvoll.

4. Urkunden des 1158 bestehenden, frühzeitig ausgegangenen Rode bei Niederwalluf sind in das Staats-Archiv nicht übergegangen.

III. Dem Cisterzienserorden gehörte an:

1. Eberbach, Nassaus reichstes Kloster. Als Stiftungsjahr ist bisher das Jahr 1131 angesehen; dass dieses nicht richtig, vielmehr die als Beweis hierfür dienende Urkunde, ebenso wie mehrere bisher nicht beanstandete Urkunden des 12. Jahrhunderts, gefälscht ist, ist an gehöriger Stelle nachgewiesen worden.

Es muss zum Ruhme der fleissigen und gelehrten Eberbacher Mönche besonders hervorgehoben werden, dass dieselben bis in die neueste Zeit hinein ihr Archiv sorgfältig gehütet und gepflegt, ihre Urkunden mit aller Vorsicht und Behutsamkeit aufbewahrt haben. Copiare und sorgfältig gearbeitete Repertorien aus verschiedenen Zeiten geben Zeugniss davon, dass zu allen Zeiten gelehrte Mönche bis auf Hermann Baer hinab dem reichen Archive Beachtung zu Theil werden liessen. Erhalten sind im Staats-Archive die nur die in Nassau belegenen Güter der Abtei betreffenden Originalurkunden mit fast 2300 Nummern. Mag auch, wie schon bemerkt, im vorigen Jahrhundert die Disziplin in Eberbach gelockert und leichtes Leben an die Stelle der alten Strenge getreten sein, worüber ja manche Nachrichten vorliegen, so erweisen doch manche handschriftlich erhaltene Arbeiten, dass die Liebe zur Geschichte des Ordens und des Klosters, sowie die Beschäftigung mit dem Archive im Kloster niemals ausgestorben ist. Und wenn Gercken 2) erzählt, dass bei seinem Besuche in Eberbach 1779 auf seine Frage nach der Bibliothek und dem Archive von den führenden Mönchen ihm geantwortet sei, jene sei in Unordnung, von diesem sei nichts bekannt, so muss, wenigstens was das Archiv anbelangt, diese überhaupt in spöttischem Tone gehaltene Erzählung schon um deswillen in Zweifel gezogen werden, als Baer, der gelehrte Durchforscher des Archivs, damals schon mehrere Jahre im Kloster weilte 3).

Der Sorgfalt der Eberbacher Mönche ist es, wie bemerkt, zu danken, dass so ziemlich alle Urkunden des Klosterarchivs auf uns gekommen sind.

1) Die bezügliche Ausführung daselbst wird in einer Besprechung in Sybel's Zeitschr. 1884, S. 534 als „evident“ bezeichnet.

2) Reisen I, 113.

3) Ueber Baer ist zu vergl. Rossel, Einleitung zur Gesch. von Eberbach I, VI, II, 5; Schaab, Gesch. von Mainz I, XXVI; Rhein. Antiqu. II, 11, 565; Schwartz, Annal. XI, 274.

Nicht wahrscheinlich aber ist es, dass dieses auch bezüglich der Copialbücher der Fall ist; es scheint, dass einzelne Copiare dem Archive beziehungsweise der Bibliothek entfremdet worden sind, wie dieses ja hinsichtlich mancher werthvollen Handschrift nachweisbar ist. So hat die im Kloster-Archive vorhandene, im vorigen Jahrhundert angefertigte Abschrift der Stiftungsurkunde der Nicolauskapelle zu Geisenheim 1292 den Vermerk „ex manuscripto pergameno", das Copiar selbst fehlt jedoch jetzt. Erhalten sind zwei wichtige Copiare, nämlich:

a) der Oculus memoriae, zwei Bände, Folio. Der erste Band ist 1211 geschrieben oder wenigstens fertig gestellt, zahlreiche Nachträge von anderen Händen des 13. Jahrhunderts sind vorhanden. Da dieser Band öfters besprochen ist1), kann von einer nochmaligen Beschreibung abgesehen werden.

In Hinsicht auf die Wichtigkeit des Inhalts dieses ersten Bandes beabsichtigte Rossel, denselben vollständig herauszugeben; später versprach er, die in demselben im Auszuge enthaltenen Urkunden mitzutheilen. Auch hierzu ist es nicht gekommen, wahrscheinlich, weil Rossel vor der Mühe, mit welcher die letztere Arbeit verknüpft ist, zurückschreckte. In der That ist die Ausführung dieser Arbeit erst dann möglich, nachdem durch eingehendste Untersuchung die Quellen, nach welchen der Verfasser dieses 1211 geschriebenen Bandes arbeitete, aufgedeckt sind. Wie bekannt, theilte der Verfasser seinen Stoff nach den einzelnen Haupthöfen des Klosters. Jeder Abschnitt beginnt mit einem geschichtlichen Berichte über die Gründung und Entstehung des Hofes, es folgen die auf denselben bezüglichen Urkunden, sowie Verzeichnisse der gemachten Erwerbungen, Schenkungen und Traditionen. Bei manchen Traditionen hat der Verfasser des Bandes die Zeugen, den Ort der Verhandlung, mitunter auch das Jahr angegeben, und wohl aus diesem Grunde glaubte Rossel in derartigen Traditionen einen von dem Verfasser des Bandes angefertigten Auszug aus der entsprechenden Urkunde erblicken zu müssen. Ob jedoch Rossel mit dieser Meinung Recht hatte, ist zum Mindesten sehr fraglich. Die Feststellung, ob dieses der Fall oder nicht, erfordert, wie schon bemerkt, die eingehendste Untersuchung des Inhalts dieses sehr umfangreichen Bandes, die dadurch sehr erschwert wird, dass das Klosterarchiv aus der Zeit vor 1211 keine Protokolle oder sonstige Aufzeichnungen über Gütererwerbungen oder Traditionen, kein Stück der Concepte zu diesem Bande mehr enthält. Unter diesen Umständen und in der wohl nicht unbegründeten Annahme, dass die Ausbeute an wirklichen Urkundenexcerpten nur gering sein wird, ist von einer umfassenden Verarbeitung des Inhalts dieses Bandes Abstand genommen. Da indessen die Traditionen von Lorsch, Fulda und Bleidenstatt aufgenommen sind, könnte derselbe Grund, der dies veranlasst, auch für die Aufnahme der Eberbacher Traditionen geltend gemacht werden. Hier aber würde, abgesehen von anderen Gegengründen, auch der Umfang dieser Traditionsverzeichnisse hindernd entgegenstehen, während die Aufnahme der Lorscher, Fulder und Bleidenstatter Traditionen deshalb gerechtfertigt ist, weil

1) Baer, Gesch. von Eberbach I, 464 ff.; Rossel, Eb. U.-B. I, V; Schwartz, Annal. XI, 279.

sie die ältesten Nachrichten über unser Land bieten und deshalb kaum fehlen dürfen.

Neuerdings hat Roth III, 318 ff. Theile des I. Bandes des Ocul. mem., soweit solche die im Rheingau belegenen Güter des Klosters betreffen, in häufig fehlerhaftem Abdrucke gegeben.

Der zweite Band ist fast durchweg von ein und derselben Hand des 14. Jahrhunderts geschrieben. Die Abschriften sind nicht immer zuverlässig; besonders finden sich Fehler in den Datierungen, dazu hat der Schreiber gern gekürzt, besonders häufig die Abschrift der Zeugenreihen sich erspart 1).

b) Ein zweites Copiar, Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts, drei starke Bände in Kleinfolio. Dasselbe enthält zwar vorwiegend die Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts, doch auch manche des 13. und konnte in einzelnen Fällen benutzt werden. Rossel hat dieses Copiar bei seiner Ausgabe der Eberbacher Urkunden völlig unberücksichtigt gelassen.

2. Mariaehausen (Aulhausen). Was zur Zeit der Aufhebung des Klosters an Urkunden daselbst vorhanden war, ist in das Archiv gekommen. Freilich scheint das Kloster-Archiv schon früher manche sehr empfindliche Einbusse erlitten zu haben. Ein aus wenigen Blättern bestehendes Copialbuch des Klosters, Kleinfolio, Papierhandschrift, geschrieben etwa 1270, ist besonders hervorzuheben.

3. Bezüglich des Klosters Thron schien es sowohl wegen der Lage, als auch wegen der ursprünglichen kirchlichen Beziehungen desselben zu Mainz zweckmässig, dessen Urkunden hier einzureihen. Ebenso sind auch die bisher nicht bekannten, die Wetterauischen Güter des Klosters betreffenden Urkunden theils vollständig, theils in Auszügen mitgetheilt worden. Das UrkundenArchiv des Klosters ist im Ganzen wohl erhalten.

IV. Ein eigentliches Archiv der Niederlassung des Ordens des heiligen Grabes zu Rödchen ist nicht auf uns gekommen.

Die Klöster und klösterlichen Niederlassungen zu Petersthal, Höchst, Marienthal, Königstein, Nothgottes und Lorch kommen wegen ihrer späteren Gründungszeit hier noch nicht in Betracht.

Für die vorstehend aufgeführten Landestheile und Klöster waren sodann besonders zwei Sammlungen zu berücksichtigen, deren durch rastlosen Sammeleifer und hohe wissenschaftliche Begabung ausgezeichneten Begründern es in jener Zeit, als die geschilderten traurigen Geschicke über die Mainzer Archive hereingebrochen waren, gelang, manches werthvolle Stück entweder im Original, wenn auch nicht immer auf einem zu billigenden Wege, oder durch Abschriftnahme vor dem Untergange zu retten. Es sind dies die Sammlungen und handschriftlicher Nachlass von Kindlinger und Bodmann.

1) Letzteres hebt schon Böhmer, Briefe III, 2 hervor.

Nicolaus Kindlinger, geboren zu Neudorf im Rheingau am 2. Februar 1749, starb zu Mainz am 15. September 1819. Frühzeitig seiner Heimath entfremdet, hat er derselben erst in den letzten Jahren seines Lebens seine Thätigkeit zuwenden können, aber auch hier wie überall mit Erfolg. Die zerstreuten Notizen über Kindlingers Leben hat Schwartz Annal. XI, 366 zusammengestellt, vergl. ausserdem Bodmann S. 124, Rhein. Antiqu. II, 12, 104; Friedmann, Annal. IV, 458; Serapeum 1869, S. 270 ff.; Annal. XVII, 2, 65. Die neueste Darstellung seines Lebens in der Allgem. Biographie XV, 769 hat nur 21 Zeilen mit nicht immer richtigen Angaben für den hochverdienten Mann übrig gehabt. Die zuverlässigsten Nachrichten über ihn gab sein Freund und Testamentsexecutor Schaab in der Einleitung zu dem II. Theile der Geschichte des Rhein. Städtebundes; vergl. Schwartz a. a. O. Diese Mittheilungen von Schaab sind der von Kindlinger hinterlassenen, sehr ausführlichen Autobiographie entnommen, welche den vollkommensten Einblick in das wissenschaftliche wie private Leben des ebenso bescheidenen wie hervorragenden Gelehrten gewährt. Kindlinger's eigenhändige Aufzeichnungen sind mit Bodmann's Nachlass in den Besitz von Habel übergegangen und befinden sich jetzt in Miltenberg. Eine baldige Bearbeitung derselben von kundiger Hand ist ein gewiss berechtigter Wunsch. Für eine umfassendere Darstellung der Thätigkeit Kindlinger's ist hier nicht die Stelle; es mögen nur einzelne Angaben seiner Aufzeichnungen, die von allgemeinerem Interesse sind oder speziell seine engere Heimath, sowie seine Arbeiten in Rheingauischen Archiven hetreffen, hier folgen. Die Einsicht in Kindlinger's Aufzeichnungen verdanke ich, wie so manches Andere, der rühmlichst bekannten Liberalität der Herren Conrady zu Miltenberg, welchen ich hier, sowie noch an anderer Stelle den wärmsten Dank für ihre Güte auszusprechen habe.

Kindlinger war in den geistlichen Stand weniger aus Neigung getreten, als mit der Absicht, rasch eine sichere und ruhige Versorgung für sein Leben zu finden. Für die Wahl des Minoritenordens bestimmten ihn äussere Gründe, besonders die bessere Kleidung der Ordensbrüder; eine Besprechung mit dem Guardian der Niederlassung in Langenschwalbach 1) brachte die Entscheidung. Am 20. October 1766 wurde er in Cöln eingekleidet, um hier das Noviziat durchzumachen. Das Leben im Kloster zu Cöln entsprach seinen Erwartungen nicht, lebhaft klagt er über den Hochmuth der dortigen Mönche und noch in späterer Zeit erfüllte es ihn mit Unwillen, dass man ihn dort hatte zwingen wollen, in seiner eigenen Heimath selbst den Weintermin abzuhalten, d. h. zu betteln. Wie eine Erlösung war es ihm, als er im September 1768 in das Kloster zu Münster versetzt wurde. Der in diesem Kloster herrschende freundliche Verkehr zwischen den Insassen, nicht minder die dort blühende rege geistige Thätigkeit machte K. die nächsten Jahre seines Klosterlebens zu erträglichen. In Münster wandte sich K. dem Studium der Geschichte zu, jedoch nicht, wie angenommen wird, durch Möser's Osnabrückische Geschichte angeregt, sondern vielmehr durch seinen

1) Vergl. auch Genth, Nachtrag zur Geschichte des Kurorts Langenschwalbach S. 22 ff., nach einer dem Verf. von mir gemachten Mittheilung.

gelehrten Mitconventualen Erasmus Cösters 1), welchem K. zur Unterstützung in seinen archivalischen Arbeiten, deren er wegen seiner angegriffenen Gesundheit dringend bedurfte, zugetheilt war. Cösters Lieblingsstudium war die Chronologie; K. rühmt dessen ausgedehnte mathematische Kenntnisse. Die Beschäftigung mit den Archiven der Münsterischen Stifter, sowie glückliche Zufälle brachten K. bald in nähere Verbindung mit dortigen einflussreichen, den höchsten Gesellschaftskreisen angehörigen Persönlichkeiten. Seine Aufzeichnungen ergeben, dass er häufiger und sehr gern geschener Gast auf den Landsitzen des Adels sowie in den adeligen Stiftern war; ausgedehnte Reisen, z. B. nach Berlin, erweiterten seine Anschauungen und halfen ihm, weitergehende Bekanntschaften und literarische Verbindungen anknüpfen. Auf Einzelnes einzugehen, würde hier zu weit führen. Seinem Kloster war er bald völlig entfremdet, nur selten finden wir ihn dort, aber erst spät, nach neunzehnjährigem Aufenthalte in Münster, entschloss er sich, die Fesseln abzustreifen. Durch Vermittlung seines besten Freundes, des Minoriten Campill zu Höxter, war er mit dem Fürstbischofe von Corvey, Theodor von Brabeck, bekannt geworden. Der ihm sehr wohlwollende Fürst führte, um ihn vor einem Conflicte mit dem Münsterischen Generalvicar, dem bekannten Minister Fürstenberg, von welchem K. sich vielfach zurückgesetzt und beleidigt glaubte, zu bewahren, zunächst seine Versetzung in das Kloster zu Höxter herbei und erwirkte dann in Rom für ihn die Erlaubniss zur Säcularisation, welche er ihm alsbald, im November 1787, ertheilte. Von 1787 ab lebte K. abwechselnd in Corvey und Münster, mit archivalischen Arbeiten und der Herausgabe seiner Werke beschäftigt; im Sommer ging er regelmässig nach Neudorf, von dort nach Wiesbaden zur Kur, Ausflüge nach Frankfurt, Mainz u. s. w. schlossen sich an. Im Jahre 1794, als seine Bemühungen, ein Canonikat in Münster zu erlangen, gescheitert waren, und zwar, wie er glaubte, an der Abneigung des Ministers Fürstenberg, trat er in den Dienst der Aebtissin zu Essen, den er 1802 verliess, um sich in Mainz niederzulassen. Durch Arnoldi wurde er 1805 für den Dienst der Prinzen von Oranien gewonnen und ging nach Fulda, wo er, einzelne Reisen abgerechnet, bis 1817 blieb. Von 1817 ab bis zu seinem Tode bewohnte er ein von ihm gekauftes Haus in der grossen Pfaffengasse zu Mainz. Aus diesen Daten lässt sich die Entstehungszeit eines grossen Theiles seiner bekannten Sammlung von Urkundenabschriften bestimmen. Was speciell seine archivalische Thätigkeit in Rheingauischen Klöstern und in Mainz betrifft, so ergeben seine Aufzeichnungen folgendes Nähere.

Hier beginnt seine Thätigkeit mit seinem Aufenthalte in Neudorf 1793. Die Aebtissin von Tiefenthal, Constantia Geisler, bat ihn, das Archiv des Klosters, welches im vorhergehenden Jahre geflüchtet und hierdurch völlig in Verwirrung gerathen war, neu zu ordnen. K. entsprach dem Wunsche; gleichzeitig schrieb

1) Was schon Ficker in seinen Mittheilungen über E. Cösters, Münster. Gesch. Quellen I, Einl., S. XIX ff., richtig vermuthete. Von den Arbeiten des Genannten sind nur seine Anmerkungen zu Kleinsorgens Westfäl. Kirchengeschichte gedruckt; sein reicher Nachlass ging zum Theil in Kindlinger's Besitz über und findet sich in dessen Sammlung, Einzelnes ist im Staats-Archiv zu Münster und in Privatbesitz.

Codex dipl. Nass. I, 1.

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