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Das jahr 1300 gibt Hugo als vollendungszeit des Renner (v. 24526) an. Lappenberg hat aber zuerst (s. Bamberger druck des Renner von 1833 [= BD] 2 heft vorrede s. 2) bemerkt dass v. 17155 kaiser Heinrichs vn tod erwähnt wird. hiernach wäre der Renner in der fassung, welche im BD vorliegt, erst nach 1313 vollendet worden. so behauptet auch Janicke (Quaestionis de vita et scriptis Hugonis Trimb. specimen, Halle 1856, these 3). in der tat hat man kein recht, mit JGrimm (Gött. gel. anz. 1836 1 675 f) stellen wie 17155 und andere, zb. 8986 ff, wo von der beraubung des papstes Bonifacius VIII durch Sciarra da Colonna (1303) gesprochen wird, für nachdichtungen von schreibern oder überarbeitern zu halten. denn zb. 18785 f sieht wie ein nachtrag des dichters selbst aus. während er hier 42 jahre als zeit seiner lehrtätigkeit - höchst wahrscheinlich an einer und derselben schule nennt, gibt er 24523 nur 40 jahre in gleicher weise an. dass H. den Renner, nachdem er ihn der ersten anlage gemäfs zu ende geführt (voltihtet v. 24525), noch nicht bei seite gelegt hat, dafür sprechen die vielfachen, Germ. 2, 372 nachgewiesenen nachträge. man hat andererseits keinen grund, an der echtheit der schlussverse 24521 ff zu zweifeln, wie das zwar nicht Benecke (s. Germ. 2,374), wol aber Grimm aao. getan hat. Michael de Leone wenigstens könnte die verse nicht gedichtet haben. denn v. 24541 steht ich. mit der ersten person, die nur H. selber zugeschrieben werden kann, wird hier auf v. 8956f hingewiesen. zu diesen beiden stellen vgl. wider 4773 ff. Michael, der in seinem registrum (BD s. 2-6) seine person durchaus nicht verläugnet, würde in selbstgemachten schlussversen dies ebenso wenig getan haben. - mit dem jahre 1313, dem spätesten, in welchem man den dichter über seiner arbeit beobachten kann, bringt Janicke (Germ. 2, 365) das lebensalter, das H. v. 10453 angibt, in verbindung. J. subtrahiert die dort erwähnten 77 jahre von 1313 und findet 1236, in runder zahl Z. F. D. A. XXVIII. N. F. XVI.

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1235, ungefähr als geburtszeit. somit setzt er (Germ. 2, 367) das leben H.s zwischen circa 1235 und 1315. ähnlich sagt Martin (Wackernagels LG § 82 a. 1): 'geboren zu Wernfeld um 1235, starb Hugo nach 1313.'

Janicke selbst gibt (Germ. 2, 367 vgl. 376) zu dass das lange gedicht nicht auf einen wurf fertig gestellt, sondern die frucht mehrerer jahre sein werde. in der tat war das gedicht 1300 zu ende geführt. von 1300-1313 hat H. aber noch nachträge hineingebracht. dass er während seiner beschäftigung mit dem Renner einmal 77 jahre alt geworden ist, steht fest. indes v. 10453 und 17155 liegen weit aus einander und brauchen durchaus nicht zu gleicher zeit geschrieben zu sein. wollten wir aber auch einräumen, sie wären zu derselben zeit geschrieben, so ist doch nicht unmöglich dass H. noch lange, nachdem er die beiden stellen dichtete, gelebt hat, mithin älter wurde, als 77 oder als circa 80 jahre, die J. zugesteht. Martins terminus post quem für den tod 'starb nach 1313' ist also genauer.1 ferner kann H.:

a) v. 17155 ff (Heinr. vu †) früher geschrieben haben als v. 10453 ff (77 jahre). da die zuerst genannte stelle nach 1300 entstanden ist, so wären bei dieser annahme beide stellen nachträge. in diesem falle könnte das geburtsjahr beliebig später als 1235 fallen.

b) v. 17155 ff später geschrieben haben als 10453 ff. dann könnte die letztere stelle noch vor 1300 entstanden sein, das geburtsjahr liefse sich somit beliebig viel früher als 1235 ansetzen. Im anfange des Renner heifst es:

v. 4 Dihtens het ich mich verloubt

von der zit her, sit min houbt
maniger laye dône gewan.

v. 9 die dône ich gelernet han,

die mir vor gar unkunt waren,
biz ich kam gein funfzec járen,
dó huop sich ir ambet an.

Gervinus s. 278 behauptet: 'die meisten seiner früheren werke trugen übrigens schwerlich poetische formen, denn er sagt im

1 die angabe in manchen kleineren litteraturgesch. (zb. Schäfer 1862, Werner Hahn 1879 usw.), dass H. 1309 gestorben sei, entbehrt jeden anhalts. vgl. unten s. 159 anm.

eingang zu dem Renner, ihm sei bis zum fünfzigsten jahre reimen und dichten fremd gewesen.' diese behauptung widerspricht dem wortlaute der angeführten verse. es ist nicht v. 4 mit 11, sondern 4 mit 5 und 10 mit 11 zu verbinden. H. sagt also, er habe mit dichten ausgesetzt, seitdem er in seinem kopfe ganz eigentümliche töne (v. 7) vernommen. er litt an ohrensausen mit allerlei teuschungen des gehörsinns. in den ausdruck 'töne' spielt wahrscheinlich mit bitterer ironie die bedeutung 'sangesoder dichtweisen' hinein. statt der gewohnten töne seiner dichtkunst hätte also der dichter jene neuen töne kennen gelernt (v. 9 ff). das ohrensausen wird vom dichter im Renner meist im zusammenhange mit augenschwächen beklagt und z. t. so beschrieben, dass man sich nur H. selbst darunter leidend denken kann (16 ff. 17994 ff. 23704 ff). auf dieselben leiden deuten wahrscheinlich 21969 f und 19114 f, wo der dichter von beständigem kummer spricht. H.s sinneskräfte waren, gemäfs der vorrede zum Renner, schon bevor er dieses gedicht anfieng, in der abnahme begriffen. man könnte einwenden dass H. die vorrede v. 4 ff vielleicht erst nach vollendung des ganzen verfasst oder während der arbeit am Renner irgend einmal davor gesetzt habe. der wortlaut der verse 18 ff. 32 und 35 deutet aber ausdrücklich darauf hin, dass H. damals das werk erst in angriff nahm. so lange nicht das gegenteil erwiesen ist, muss man wol als wahr voraussetzen dass die vorrede (v. 4-39) gedichtet worden ist, als H. den Renner eben begann.

Verbindet man die beiden angaben:

1) dass der dichter jene töne seit dem fünfzigsten jahre hörte (v. 11),

2) dass er mit dichten aussetzte, seitdem er sie hörte (v. 4), nun aber trotz seiner leiden wider anfangen wolle, ein werk zu dichten (16 ff), so ist daraus mit sicherheit zu schliefsen

3) dass H. erst eine weile nach seinem 50 jahre den Renner zu dichten anfieng, und dass die soeben bezeichnete weile nur eine pause im dichten war. Wäre das geburtsjahr des dichters genau bekannt, so würde mit dem resultat unter 3) ein sicherer terminus post quem für den Renner ermittelt sein. da das aber nicht der fall ist, soll der gefundene terminus mit einem anderen terminus post

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quem für den Renner in verbindung gebracht werden, damit auf die geburtszeit zurückgeschlossen werden kann. Janicke sagt Germ. 2, 376: 'da im Registrum gleich wie im Renner zwölf bücher, die H. selbst gemacht habe, erwähnt werden, und die abfassungszeit des ersteren.. . . . in das jahr 1280 fällt, so scheint es dass er seit 1280 kein neues werk begonnen, sondern allen seinen fleifs auf den Renner verwandt habe.' zu diesem urteil ist zuerst zu bemerken dass zwischen Registrum und Renner eine pause liegt, in der H. überhaupt nichts gedichtet hat. dass der dichter ferner nach vollendung des Registrum und vor dem Renner wenigstens noch an éinem lat. gedichte gearbeitet hat, lehren die beiden folgenden citate, über die genauer gehandelt werden muss.

1) es heifst im Registrum (s. Haupt Monatsberichte der Berliner academie 1854 s. 159; fehlerhaft bei Janicke Germ. 2, 368): 1 ad torporem removendum quosdam non inbellos

latinos et teutonicos edidi libellos.

scripsi quidem rhythmice Registrum auctorum,
deinde versifice Lauream sanctorum,
5 postea Solsequium, quod hagiographorum
dat clericis prosaice notitiam rumorum.
praeterea prosaice et rhythmice multarum
compilavi codicillum quendam litterarum.
sed primitus teutonice scripsi quater binos
10 libellos, tres ad saeculum quinqueque divinos.
nunc in hoc opusculo lassum pedem sisto
rogans, ut in domino nostro Jesu Christo
amen. finis. laus deo.

2) ferner wird im Renner v. 28 ff gesagt:
Vor het ich siben büechelin

in tiutsch gemacht und in latin
fünftehalbez, daz ist war.

daz halp wil ich lazen beliben

und wil daz ze ersten schriben.

die bei Haupt aao. s. 158 f angeführten verse: In deserto bis nostro Jesu Christo sind in der Grazer hs. (nr 1259), die allein das Registrum überliefert, von dem vorhergehenden durch einen zwischenraum getrennt. da diese verse die unter 1) citierte aufzählung der werke H.s enthalten, so ist es nötig, festzustellen,

ob sie überhaupt zum Registrum gehören, also 1280 verfasst waren, oder ob sie aus einem späteren werke H.s stammen. nach der art der aufzählung scheint das letztere zuzutreffen, denn das Registrum auctorum wird als erstes werk genannt, mit deinde und postea werden weitere angereiht (vgl. unten s. 150-152). trotzdem kann der zwischenraum von etwa zwei zeilen, hinter dem ein grofses J beginnt, nur den zweck haben, die verse als schluss des Registrum vom vorhergehenden abzuheben. das ganze gedicht ist auch im übrigen formell streng in vorrede und 3 distinctionen abgeteilt (aao. s. 144. 146. 148. 151). den beweis, dass die verse als schluss des Registrum verfasst sind, gibt der inhalt; nur ist ihr verständnis im geiste der damaligen, das dunkle liebenden zeit durch mystische allegorien erschwert: 'in der wüste suchten die Hebräer manna (Exod. 16, 16 ff). sie fanden verschieden viel, und diejenigen, die mehr in ihr gomor gesammelt hatten, besafsen schliefslich doch nicht mehr als andere. ebenso haben manche, die mit erstaunlicher fertigkeit in der wissenschaft schätze sammeln, doch nichts vor anderen voraus. denn nicht alle wissenschaft jener wurzelt in gott. nur diejenige wissenschaft hat aber wert, die in gott wurzelt. manna bedeutet: was ist das? so haben die alten Hebräer, Griechen und Römer gefragt, als sie mit erstaunlichem eifer manna in den wissenschaften zusammentrugen. einiges von ihrer wissenschaft ist auch brauchbar, denn die theologen bedienen sich der schriften der alten immer noch hier und da. im ganzen will der höchste schöpfer immer weniger spitzfindigkeit als nutzen von der wissenschaft. darum habe auch H. von den sträuchern 2 der autoren einige blüten herausgelesen. die unregelmässigkeit, dass bald 2, bald 3 zeilen auf einander reimen, dürfe man dem dichter nicht vorwerfen. auf grofse vollkommenheit mache weder er noch sein werk anspruch. beim höchsten werde das gedicht doch als vollkommen befunden werden. der dichter habe in bescheidener weise lieber die gedanken anderer als seine eigenen

1 statt indignantia ist wol diligentia oder ähnliches zu schreiben. 2 in der hs. findet sich kein interpunctionszeichen. de sentibus auctorum zum vorhergehenden zu ziehen, geht wegen a doctoribus nicht an. dagegen gehören die worte sentes, flosculi, coloravi, odor, dulcoravi zu einem und demselben bilde von den blüten und deswegen notwendig unter einander zusammen. das komma muss also vor de sentibus auctorum stehen.

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