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5.

Das Reich.

(Sein Wesen.)

„Die Gnade sei mit unserm Geiste“!

Wir bedürfen ihrer; denn ein großer, in seiner Größe dunkler, bei seiner Vielseitigkeit vieldeutiger, Gegenstand beschäftigt uns.

Es kann Niemanden entgangen seyn, daß in den bisherigen Betrachtungen, durch die wir einen Weg in die künftigen zu öffnen gesucht haben, schon manches enthalten war, was das Wesen des Reiches Gottes betraf. Wie hätten wir ohne allen Begriff vom Reich unser Rachdenken über das Reich auch nur anfangen können? Allein, daß hier nichts Geringeres, als eine Welt, zu umfassen sei und auf wahrhaft unermeßlichem Gebiet der Ausdruk: Reich Gottes" sich bewege, ist nicht weniger offenbar. Wenn Ihr daher jezt aufgefordert würdet, unsern geheimnißvollen Gegenstand in einen Begriff zu fassen und die Frage: was ist das? kurz und gut zu beantworten: würdet Ihr nicht in einige Verlegenheit kommen?

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Die Bibel selbst, dies Buch der Zeugnisse vom Reich Gottes, sogar derjenige Theil dieses Buchs, der,

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wie das Heiligthum des Tempels, aufgeht, nachdem die Vorhöfe durchwandert sind, das neue Testament, bezeichnet mit dem mehrerwähnten Ausdruk nicht immer dieselbe, sondern bald diese, bald jene, Seite der Sache. Hier scheint er das Universum einschließen zu wollen; dort nur einen Theil der Welt und ihrer Einrichtungen. Jeht scheint er sich auszudehnen über Körper und Geister; dann wieder blos diese zu meynen. Das eine Mal scheint er unter den Geistern zunächst die Menschen anzugehen und zwar diese überhaupt; ein andermal ausschließend die Frommen, namentlich die Christen. In dieser Stelle, beim Blik auf Jesum, das Haupt der Gemeinde, den Anfänger und Vollender unseres Heils, scheint er zunåchst Dessen Anstalt in Betracht zu ziehen, das Werk, die Predigt, die Erlösung des Gottgesalbten; in jener Stelle die durch Ihn gesammelte Schaar Seiner Genoffen; oder auch Seine über Ungläubige und Gläubige, über Verehrer und Verächter sich erstrekkende Herrschaft. Bald scheint er mehr zu zielen auf die Gesinnung, die Denkart, den Wandel der Erlöseten, bald mehr auf ihren Frieden, ihre Freude, ihre Seligkeit; bei dieser Seligkeit ferner, bald mehr einem åusseren Zustande zu gelten, bald mehr einer inneren Verfassung; bald vorzugsweise dem Diesseit, bald dem Jenseit; bald nur dem Stükwerk auf Erden, bald der Vollendung, in welcher erst künftig die dem Staub' Entrükten, die Himmlischen, von einer Klarheit zur andern werden verklärt werden in das Bild ihres Herrn.

Wenn aber, solchergestalt, nicht einmal die Schrift mit dem unerschöpfbaren Worte:,,Reich Gottes" immer

Gleiches verbindet: läßt sich ein Anderes erwarten von den Schriften der Menschen, die aus der Bibel hervorgiengen? Ob wir nachsehen unter den Våtern der Kirche, oder bei den Wiederherstellern der Kirche, oder in den spåteren und neuesten Forschern und Lehrern, Wortführern und Schriftstellern der Kirche: dieselbe Vieldeutigkeit überall!

Es steht nicht zu läugnen: die Aufgabe, über das Reich Gottes sich zu verständigen mit Andern, oder dem Reich Gottes auch nur nachzudenken für sich selber, erhålt hiedurch eine Eigenthümlichkeit, welche macht, daß an dem ohnehin schon so hocherhabenen Gegenstande das Herz noch scheuer hinaufblikt und sich kaum daran wagen will. Dies Gefühl ist das Meinige. Uebersehen indeß wollen wir auch nicht, daß sich in der Manchfaltig= keit Einheit finden lasse von denen die sie suchen.

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Ja, sie ist gefunden. Darin nehmlich sehen wir die wichtigsten Aeusserungen der heiligen Schrift vom Reiche Gottes sich vereinigen: daß, ihnen zufolge, des Gottesreichs Mittelpunkt Der ist, durch welchen Sich Gott den Menschen offenbaret hat zu ihrer Selig= keit, Jesus Christus; mithin das Gottesreich, seinem Wesen nach, Alles in sich begreift, und begreifen muß, was in Jesu Christi Gemeinschaft auf Wiederherstellung und Vollendung des Verhältnisses aller Seelen zu Gott für diese und die zukünftige Welt Bezug hat.

Wie Er Selbst diese Einheit faßte, der ihr Tråger ist, weil Er das Wort ist; und wie Er, der Eingebohrene, sie darstellete, diese Einheit, im Licht

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Seines nahen Opfertodes: darauf zu merken wird nun unsere Pflicht seyn.

Wir wollen versuchen Sein Wort zu erkennen.
,,Die Gnade sei mit unserem Geiste"!

"Da

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Joh. 18, 33. 36. 37.

rief Pilatus Jesu und sprach zu Ihm.,,Bist Du der Juden König“? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre Mein Reich von dieser Welt, Meine Diener würden darob kämpfen, daß Ich den Juden nicht überantwortet würde. Nun aber ist Mein Reich nicht von dannen". Pilatus sprach zu Ihm:,,So bist Du dennoch ein König“? Jesus antwortete: „Du sagest es. Ich bin ein König. Ich bin dazu gebohren und in die Welt kommen, daß Ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret Meine Stimme".

Pilatus hätte die Anklåger Jesu gern abgewiesen. Doch er kann ihren Haß gegen den Nazarener nicht dåmpfen. Ein Verhör muß er halten.

Die Art, wie er dasselbe einleitet, wird bestimmt durch die Klage, welche ihm vorgebracht ist: „Jesus habe Sich wollen zum König machen" (v. 29. 30. vergl. Cap. 19, 12.). Bist Du der Juden König"? fragt er Jesum.

Zwar hat die ganze Erscheinung nichts, was sie verdächtigen könnte in des Landpflegers Augen. So

blikt er fie an. Und dieser Blik faßt das Wort auf: ,,Das redest Du wohl nicht von Dir selbst"? Allein, wenngleich selbst dem Heyden die Anklåger mehr Mißtrauen einflößen als der Verklagte: die Frage muß geschehen. Sie muß so oft und so lange geschehen, bis die Antwort befriedigt.

Wie Jesus gefragt wird, so antwortet Er. Seine erste Antwort ist ausweichend. Anders konnte sie nicht seyn. Die zweite ist eingehend. Anders durfte sie nicht seyn.

Sehen wir beide Antworten an, so geben sie für den Begriff vom Reich Gottes, also für Auffassung deffen, was in allen Gedanken vom Reich Gottes Hauptsache ist, die dreifache Bestimmung:

Das Reich Gottes ist nicht von der Welt. Das Reich Gottes steht in der Wahrheit. Das Reich Gottes hat den Zeugen der Wahrheit zum König und die Zöglinge der Wahrheit zu Bürgern.

Hierauf müssen wir achten.

1.

Zu dem Begriff vom Reich Gottes macht der Gedanke Bahn: das Reich Gottes ist nicht von der Welt. Das soll nicht heissen: mit dem Diesseit habe ́es nicht zu thun; es liege jenseit. Solche Vorstellung widerspråche der Schrift.

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Mein Reich ist nicht von dieser Welt". Jesus meynt: Sein Reich. sei nicht mit den Weltreichen zu verwechseln; es sei anders als sie. Nehmlich:

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