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Neunte Predigt.

Am sechsten Sonntage nach Trinitatis.

Matth. 5, 17 26.

Daß in der Neigung, den Nebenmenschen zu verspotten, B ein unchriftlicher Sinn zu Lage lege.

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Der Christ, m. E., blickt häufig mit Geringschäßung hinab auf das, was der Welt Gegenstand der Bewunde: rung und Verehrung ist; ihm erscheint als Thorheit, was sie für Weisheit hålt. Darin offenbaret sich die Größe des Christen, daß er festhaltend das Wort: du sollst anbeten Gott deinen Herrn und ihm allein dienen, sich weigert, in die begeisterten Lobsprüche einz zustimmen, womit die Welt dem Eitlen und Vergånglichen ihre Huldigungen darbringt. Es ist ihm das Recht ges geben, seine Verachtung alles ungöttlichen Wesens-laut auszusprechen. Möge uns doch aber der Geist der Wahrs heit und der Liebe leiten, daß wir bey der Ausübung dieses Rechtes uns nicht der Welt gleich stellen, welche in bitterm Spotte ihre Größe sucht.

Matth. 5, 17

Ihr sollt nicht wähnen

26.

bezahlest.

Die Forderungen des Erlösers mögen manchem als zu strenge, und der Schwäche der menschlichen Natur wenig angemessen erscheinen. Aber lasset uns nicht vers gessen, das Er ein Recht hatte, zu fordern, weil er in sich selbst die vollkommene Erfüllung des Geseßes dars stellte. Er wollte, daß auch wir, trok unserer Schwäche immer dem Höchsten nachstreben sollten, weil er wusste, daß, möchten wir es auch nicht erreichen, wir nur so die

rechte Richtung erhielten, und dieser Aufschwung uns ihm wenigstens nåher bringen würde. Dazu ist ja ferner Er es gerade, welcher uns, wenn wir troß des redlichen Willens hinterm Ziele zurück bleiben, auf das tröstlichste bey dem Gefühle unserer Ohnmacht kräftigen und berus bigen kann.

In dem vorgelesenen biblischen Abschnitte findet sich ́insbesondere Eine Bestimmung, welche sehr leicht Ans stoß erregt. Da heißt es V. 22: wer zu seinem Brus der sagt, du Narr, der ist des höllischen Feus ers schuldig. Sagte Jesus da nicht zu viel? oder hat der Apostel ihn auch richtig verstanden? ist das Ganze vielleicht nur eine Redensart, auf welche wir weiter kein Gewicht legen dürfen? — Meine Lieben, es ist kein Wort in der Schrift, und ganz besonders in den Reden Jesu, bedeutungsleer, über das wir gleichgültig hinweggehen, dem wir willkührlich einen fremden Sinn unterlegen dürften. Ja, es hat sich schon oft erwiesen, daß gerade in solchen Ausdrücken, welche der gemeine Menschenverstand gern als nichts sagende Worte zur Seite schieben möchte, bey näherer Prüfung die tiefsten und folgenreichsten Andeutungen enthalten waren. So wollen wir denn auch heute insbe sondere an diesen Ausdruck unsere Betrachtung knüpfen.

Wer zu seinem Bruder sagt: du Narr, wird nicht sowohl dadurch verwerflich, daß er es sagt, als daß er es denkt; denn jedes Wort wird strafbar erst durch den Sinn, der sich darin ausdrückt. Die Meinung Jesu ist also, wer verächtlich, wegwerfend, ges ringschåkig von seinem Bruder denkt, der ist der Theils

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