صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

drückende Noth blickt überall durch. Das sollte dich mit Wehnnith erfüllen; aber nein deine Spottsucht finder sich nur dadurch aufgefördert, seine Blöße recht geflissents lich ans Licht zu ziehen. Du siehst, wie der Unter drückte fruchtlos gegen die Ungerechtigkeit seines Peinis gers kämpft, wie er die schwachen Kräfte vergebens ans strengt, seiner Gewalt zu entfliehen. Das sollte dich zu edlem Zorne entflammen, wie den Erlöser, wenn er das Wehe ausrief über die Pharisäer, die der Wittwen Häus ser verschlangen. Aber an eine ernste Theilnahme ist bey dir nicht zu denken; du findest den Kampf des Schwa chen gegen den Stärkern nur ergößlich, weil er deinem Wike so reiche Nahrung giebt. Denken wir uns nun ferner, wie der Betrüger spottet der Gutmüthigkeit, wos mit das arglose Vertrauen sich ihm hingiebt; wie der Verführer spottet, wenn er die durch seine heuchleris schen Reden betrogene Unschuld vernichtet zu seinen Füßen sicht; wie der Heuchler spottet, wenn er die gläubige Jüngerschaft unter sein Joch gezwungen; wie der Mens schenquåler spottet, wenn er die von Schmerz und Todesfurcht verzerrten Züge feiner Schlachtopfer sieht

o wer möchte da nicht eingestehen, daß in dem giftigen Spotte sich die Hölle mit allen ihren Schrecken, und in ihrer ganzen Abscheulichkeit vor uns aufthut! Denn in diesem Spotte offenbart sich die eigentliche Lust am Bösen, die kalte, ruhige, leidenschaftslose Bosheit, die mit sich selbst völlig ins Klare gekommen ist, und durch keine Regung des Gewissens mehr in ihrem Treiben gestört wird. Wenn ihr euch den Teufel vorstellen wolle

ihr könnt ihn euch nicht anders denken, als daß er lacht. Ja; daß er lacht über die Blindheit der Mens schen, die in fröhlichem Wetteifer ihr zeitliches und ewis ges Heil ihm aufopfern; lacht über den Dünkel, womit sie fich für fren halten, während sie in seinen Stricken ge: leitet werden; lacht über den fruchtlosen Kampf der Bes fern gegen das Reich der Finsterniß; lacht über die Noth und das Elend, und die verkümmerten Freuden, worunter die Menschheit seufzt. Mit Recht sagt deshalb wohl. der Erlöser: wer zu seinem Bruder sagt, du Narr wer in den Menschen nur Thoren sieht, und sich berech tigt glaubt, sie als Thoren behandeln, und als Thoren verlachen zu dürfen, ohne heiligen Ernst, ohne selbst ver: leugnende Demuth, ohne mitempfindende Liebe der ist, in so weit er von diesem Sinne sich beherrschen lässt, des höllischen Feuers schuldig.

Darum, m. ., so ziehet an als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld, und Alles was ihr thut mit Worten oder mit Werken, das thut Alles im Namen des Herrn Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn. Amen.

Zehnte Predigt.

Am vierzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Gal. 5, 16 24.

Die Freundlichkeit, eine Frucht des Geistes.

[ocr errors]

Unter den vielen Vorwürfen, welche unserm Erlöser von seinen Feinden gemacht wurden, war dieser nicht der ges ringste, daß er keineswegs den finstern Ernst zeigte, wel chen die Pharisaer als die empfehlendste Eigenschaft ei nes öffentlichen Lehrers betrachteten; daß er nicht die stei: fe Würde annahm, welche sie zur Behauptung ihres Ansehns für ganz unentbehrlich hielten, sondern vielmehr in liebenswürdiger Unbefangenheit über manche Vorschriften einer willkührlichen, geistlosen Tugendlehre sich hinwegsehs te; in wohlthuender Leutseligkeit, ohne Zwang, einem Je den, auch den Verachteten seiner Zeit, den Zugang zu fich gestattete. Freundlichkeit war das Wesen Christi. Sie leuchtete aus seiner ganzen Lebensweise, aus seinem Wirken, seinen Vorschriften, aus dem Juhalte der Lehren, welche er mittheilte, und aus der Art hervor, wie er sie verkündigte, und den Seinen ans Herz legte. Aber eben um dieser Freundlichkeit willen wurde er von den strengen Eifer rern, den dünkelhaften Tonangebern seiner Zeit verachtet und verdächtig gemacht. Und hat Freundlichkeit nicht noch sehr oft dieses Schicksal? Gilt sie, aufs billigste geurtheilt, für mehr, als eine sehr zweydeutige Tugend? Sie ist die Zuflucht des Schwachen, der nicht durch kraftvollen Widerstand sich behaupten kann; sie der Kunst

« السابقةمتابعة »