صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

daß der Mensch nur das glauben will, was er mit seiner Vernunft den lehten Gründen nach erforscht, und als wahr befunden hat. Es seht diese Untersuchung so viele Kenntnisse, so anhaltendes Denken voraus; sie verwickelt in so viele Zweifel und Schwierigkeiten, daß der, welcher nicht eher, und nicht weiter dem Glauben sein Herz öffe nen will, als in sofern er ihn vor seinem Verstande gerecht: fertigt hat, vielleicht sein ganzes Leben hindurch darauf Verzicht leisten muß. Nein du sollst glauben, sollst in Demuth dich ergeben an deinen Herrn und Meister, weil du einsehen musst, daß er in jeder Beziehung das höchste Vertrauen verdient. Dann wird er dich erleuchten; und das ist der Beweis den du für seine Himmelslehre for: dern darfst, und den er dir geben wird, daß du die Kraft derselben an deinem Herzen empfindest.

Wenn du inne wirst, wie dein Glaube dich stark macht, die Lasten des Lebens zu tragen, zufrieden zu sein mit dem Loose, das dir zu Theil ward, unverdrossen Gus tes zu wirken; wie dein Herz dadurch veredelt, und für alle hohen Empfindungen empfänglich wird, wie du da: durch liebreich, sanftmüthig, geduldig wirst; wenn du siehst, wie die Zahl wahrer Freuden, edler Lebensgenüsse dadurch für dich so unendlich sich vermehrt, wie du Kraft gewinnst in der Stunde der Versuchung nnd Hoff: nung da, wo die Welt zagt- solltest du dann durch den Unglauben anderer dieses kostbare Gut dir rauben Lassen, sollte die Meinungsverschiedenheit deiner Brüder dir deinen Glauben verkümmern?! Bedarf dein Bruder des Trostes und der Stüße nicht, woran du dich hålst,

[ocr errors]

sucht er auf einem andern Wege sein Heil, nun, da sehe er zu; wer bist du, daß du einen fremden Knecht richtest? er steht oder fällt seinem Herrn. Ist Dein Glaube noch mit Irrthum vermischt wohl mögs lich, aber ganz falsch kann er nicht seyn, sonst könnte er deiner wahren Bestimmung dich nicht entgegen führen. Solltest du um des Irrthums willen, der ihm vielleicht anklebt, ganz auf ihn Verzichtleisten wollen? Handelst du denn etwa so im Irdischen? Entsagst du den Grund: fäßen deiner Kinderzucht, deiner Geschäftsführung, deiner Weltklugheit, von denen du schon die schönsten Früchte geerndtet hast, weil du siehst, daß andere nicht dieselben Grundsäße haben? Nein, du hålst dich an das Ge prüfte und Bewährte; du würdest aufhören du selbst zu seyn, mit der Freudigkeit, mit dem Nachdrucke zu wirken, als wie du bisher thatest, wenn du ihnen entsas gen wolltest. Du verbesserst und berichtigst sie, aber nur mit der größten Vorsicht, und erst nachdem du klar das Bessere erkannt und mit dem alten Bewährten in Ueber: einstimmung gebracht hast. Nur in Sachen des Glau bens wolltest du leichtsinnig dich entäußern von allen Grundsägen, die dich halten und sichern können? Nein, du weisst, woran dein Glaube sich hält. Bleibe in dem, was du gelernt hast, und dir vertrauet ist, sintemal du weißst, von wem du gelernt hast, von ihm, der die Wahrheit und das Leben ist, und beherzige, daß du den, welchen du jetzt nur durch eis nen Spiegel im dunkeln Worte erkennst, dereinst sehen wirst von Angesichte zu Angesicht.

Ewiger Vater, der du in einem Lichte wohnest, zu welchem Niemand kommen kann, ich danke dir, daß du durch deinen Sohn dich mir haft geoffenbaret, und den Weg gezeigt, auf welchem ich kann zu dir kommen. Hilf mir Herr, daß ich in deiner Erkenntniß stets wachse, und bewahre mein Herz vor allem Unglauben und trost, loser Zweifelsucht. Bleibe bey mir bis ans Ende meis ner Tage mit deinem Lichte und deiner Kraft, bis ich der einst vom Glauben zum Schauen komme, und dich Bas ter erfenne gleich wie ich erkennet bin. Amen.

3 w dlfte Predigt.

Am 21. Sonntage nach Trinitatis.

Ephf. 6, 10 20.

Der bise Tag des Chriften.

Dem zahlreichen Heere abergläubischer Meinungen, welche

trok der bessern Einsicht auch in unsern Tagen sich behauptet haben ist diese zuzuzählen, daß auch einige Tage zum Anfange und zur Ausführung wichtiger Un ternehmungen besonders geeignet, andere dagegen durch: aus verderblich und gefährlich seien. Selbst die größten Helden und aufgeklärtesten Männer waren von diesem Glauben nicht frey, und wählten gern zur Ausführung schwieriger Unternehmungen solche Tage, welche sich schon früher durch glückliche Erfolge ihnen empfohlen hatten. Schon im Alterthume war dieser Glaube so allgemein und wirkte oft so verderblich, daß Moses gegen die Tage wuchler ein eignes scharfes Verbot zu erlaffen für nöthig erachtete.

Böse Tage, meine christlichen Zuhörer, in diesem Sinne, daß ein Tag schon der Ordnung nach, in welcher er in der Zeitfolge erscheint, Unheil bringend sein sollte, giebt es nicht. Gottes Segen, Gottes Fluch ist an keine Zeit ges bunden; Gott schaffet den guten Tag neben dem bösen, mit ihm vermischt, daß der Mensch nicht wisse, was zukünftig sey. Allerdings aber giebt es für den Christen böse Tage und Stunden, an wel: tchen sein Seelenheil in Gefah rist, und sein Glücksstern sich verdunkelt. Denn des Menschen Herz ist ein trohig und verzagt Ding, und wie oft grånzen nicht die Stunden der frohesten Erhebung und der tiefsten Erniedrigung so

1

« السابقةمتابعة »