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Vierte Predigt.

Am Tage der Reinigung Maria.

Luc. 2, 22 40.

Wie die heiligende Kraft der Religión sich im Greise offenbare.

*

Die Wirkungen des christlichen Glaubens, m. 2. können wir in ihrer Reinheit nur da kennen lernen, wo dieser Glaube Zeit gehabt hat, den ganzen Menschen zu durch; dringen, das Fleisch zu verklären, und die widerspenstige irdische Natur völlig zu besiegen. Je långer und anhal tender ein Mensch den Kampf des Glaubens fortgeseht hat, desto deutlicher muß auch das Bild dessen, nach dem er erneuert worden, bey ihm zum Vorscheine kommen. Der christliche Greis, der nicht erst in spåtern Jahren, gedrängt von der wachsenden Todesfurcht und der Uebersättigung im Irdischen, sich dem Unsichtbaren zuwandte, nein, der schon früh anfing, nach seiner wahrern Heimath zu streben, der seinen Heiland zum Begleiter hatte bey den Lockungen des Jünglings, und bey den Lasten des Mannesalters: er, wenn irgend einer, muß fähig seyn, uns die Frucht eines gottseligen Lebens zu zeigen.

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Das aber ist der harte Vorwurf, den uns der Spötter macht, daß er uns hinweist auf den Menschen in der Schwachheit seiner spåtern Jahre, und uns zeigt, wie mit der Kraft des Leibes auch die geistige Kraft welkt und schwindet; wie, je ålter der Mensch, desto unleidlicher, unfähiger, verächtlicher er auch wird, nicht ein Gegenstand der Verehrung, nein des Mitleidens. Da seht ihr, ruft jener triumphierend aus, wie Geist und Leib beständig Hand in Hand gehen; sie grünen und verdorren zusam: men. Wo ist nun euer Traum, daß der Geist frey

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werden sollte, wenn der Leib dahin sinkt? Bir wollen eingestehen m. . ben vielen Menschen wird es je långer je schlimmer, und so wie wir an dem entblåtterten Baume leichter die Mißwüchse und Fehlstellen entdecken, als bey dem, welcher in vollem Schmucke des Laubes und der Blüten dasteht, so erscheinen uns auch die Fehler des inwendigen Menschen deutlicher bey dem Greise, als bey dem Jünglinge, der durch den Reiz der frischen natürlichen Kräfte sie versteckt. Achtet dagegen aber auf den unwiz dersprechlich großen Vorzug, den der wahrhaft, fromme Greis vor dem veralteten Weltmenschen besißt, um mit Ehrfurcht erfüllt zu werden vor einem Glauben, der im: mer herrlicher sich bewährt, je länger und kräftiger er wirken konnte.

Luc. 2, 22

Da die Tage ihrer

40.

bey ihm.

Es war eine merkwürdige Zeit, in der unser Heiland geboren wurde. Auf der einen Seite eine völlige Ents fremdung von Gott, auf der andern die größte und lebhaf: teste Bewegung des göttlichen Geistes. So wie es ist, kann es nicht bleiben; es muß Hülfe kommen, und hier kann nur Gott helfen; helfen durch den Erretter, den er unsern Våtern verhießen hat. Jekt oder nie ist die Zeit, wo er als den wahrhaftigen Gott sich zeigen muß." So dachten die Bessern. So dachte ein Simeon, so dachte eine Hanna. Wer kann ohne die tiefste Ehrfurcht den from: men Greis betrachten, wie er das Jesuskind auf dem Arme haltend mit aller Kraft jugendlicher Begeisterung seinen Schöpfer preist; wie vor seinem Seherblicke die

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Zukunft sich aufschließt, und er bereit ist zu scheiden, da er die Gewißheit hat, daß seinen Nachkommen das Heil gesichert sey. Blicket auf Simeon, ihr Verächter des Greifenalters, blicket auf Simeon, die ihr die Kraft nicht anerkennen wollt, womit der Glaube den innern Menschen zur Reife bringt! Ja, von Simeon wollen wir lernen:

wie die heiligende Kraft der Relis
gion sich im Greise offenbare.
1) In der Weisheit, womit er den Schein

von der Wahrheit zu sondern versteht; 2) in der Liebe, womit er an dem Wohle seiner Brüder Theil nimmt;

3) in der Freudigkeit des Gemüths, die er auch bey den größten Mühseligkeiten sich bewahrt, und

4) in der Ruhe, womit er seinem Abschiede aus dieser Welt entgegensieht.

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I

Die heiligende Kraft der Religion zeigt sich zunächst beym Greise in der Weisheit, womit er den Schein von der Wahrheit zu sondern versteht. Simeon wartete auf den Trost Israels, harrete des Heilandes, den Gott seinem Volke verhießen hatte. Wie (entfernt aber war er von den thōrichten, engherzigen Vorstellungen, welche die meisten seiner Zeitgenossen sich von diesem Heiz lande gebildet hatten! Er erblickte in ihm nicht den irs dischen Herrscher, der dem Israelitischen Reiche seinen al

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