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Mühe kostet, das wirklich auszuführen, wozu wir so machtig angeregt find. Was liegt uns ob, wenn solche Erinnerungen in uns ent stehen? Wie sollen wir sie ansehen und beurtheilen? Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir uns auf der einen Seite gegen allen Betrug der Schwärmerey und unordentlicher Neigungen sichern, und auf der andern den Geist Gottes nicht betrüben wollen, der seinen Einfluß auch auf diese Art in uns aussern kann? Ich glaube euch bey dieser wichtigen Angelegenheit nicht besser ras then zu können, M. Br., als durch folgende Vorschläge: es mag uns sehr bedenklich feyn, wenn wir dergleichen Anregun gen gar nicht kennen, oder nur selten fühlen; aber hüten wollen wir uns, ångstlich auf sie zu lauschen, und sie zur Bedingung unsers Handelns zu machen; wir wollen sie jedoch nie ges ring schäßen, wenn sie sich eigen; fie vielmehr allezeit dem Urtheil unsrer Vernunft und unsers Gewissens un terwerfen; und wenn sie da die Probe halten, sie willig und treu befolgen; überhaupt aber auf alle Weise dafür forgen, daß unser Sinn für das Gute immer arte und lebendiger werde, Es ist nöthig, daß ich jeden dieser Rothschläge etwas ausführlicher erkläre und rechtfertige.

An euch, die ihr merkwürdige Anregungen zum Guten in eurem Innern entweder gar nicht fennet, oder nur selten fühlet, wende ich mich natürlich zuerst. Daß ihr bey diesem Zustand eures Herzens unbesorgt und sicher

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seyn, daß ihr euch bey demselben sogar wohl. gefallen, und die, bey welchen es anders aussieht, die sich allerdings oft stark erschüttert und getrie ben fühlen, für fromme Traumer, für Milz. süchtige, für Schwärmer oder Heuchler halten follet, kann ich euch unmöglich rathen, so geneigt euch auch euer Leichtsinn, und der herrschende Geist der Zeiten zu einem solchen Urtheil machen mögen; ich bin vielmehr der Meynung, der gånge liche Mangel, oder doch die Seltenheit merkwür diger Anregungen zum Guten müsse euch sehr bedenklich seyn, müsse euch gegen eure Ge. müthsverfassung ein sehr grosses und gerechtes Mißtrauen einflossen. Nichts läßt sich leichter rechtfertigen, als der Rath, den ich euch hier er. theile. Daß die Unregungen zum Guten, wie ich sie vorhin beschrieben habe, wie sie jeder ernsthafte, gebildete und religiöse Mensch unstreitig empfindet, wie sie sich zuweilen, selbst wider euren Willen, auch in euch entwickeln, gar nichts an sich haben, was eure Mißbilligung oder euren Spott verdiente; daß sie vielmehr Wirkungen unsrer edelsten Kräfte, eusserungen unsers Ge fühls von Schuldigkeit und Pflicht, Erinnerun gen unsers Gewissens, Antriebe zu rechtmässigen, gemeinnüßigen, oft sogar grossen und rühmlichen Handlungen sind, wie vermöchtet ihr dieß zu läugnen? Wenn sich nun diese merkwürdige Erscheinung in eurem Innern nur selten zeigt, oder ganz fehlt, kann euch dieser Umstand zur Ehre gereichen, kann er euch zu vortheilhaften Schlüs fen auf euern Gemüthszustand berechtigen? Ihr feyd euch werkwürdiger Anregungen zum Guten entweder darum nicht bewußt, weil ihr über. haupt nicht auf euer Inneres achtet,

oder weil ihr feinen Sinn und kein Ge fühl für dergleichen Bewegungen habt. Ist das erste euer Fall, feyd ihr gar nicht gewohnt, euern Blick auf euer Inneres zu richten, und wahrzunehmen, was in demselben vorgeht: befin det ihr euch dann nicht in einer Verfassung, die jedem Unparthenischen bedenklich vorkommen muß? Dann seyd ihr entweder Leichtsinnige, die es zu einer ernsthaften, vernünftigen Besonnenheit noch gar nicht gebracht haben; oder ihr lebet in einer Berstreuung, in einem Gewühle von Geschäften, in einem Geräusch von Vergnügungen, das euch gar nicht zu euch selbst kommen läßt, das euch in der traurigsten Betäubung erhält. Fehlt es euch vollends an Sinn und Gefühl für merkwür bige Anregungen zum Guten, fennet ihr sie darum nicht, weil ihr gar nicht aufgelegt dazu feyd: wie send ihr dann zu bedauern, in welche Verwilde rung müsset ihr gerathen feyn, welche Unempfindlichkeit muß bey euch überhand genommen haben! Dann hat euer Geist gar keine Richtung auf das, was gut, und recht, und wohlgefällig vor Gott ist. Dann ist euer Herz gar nicht fähig, für et was warm zu werden, das kein Gegenstand eurer finnlichen Neigungen ist. Dann schweigt euer Gewissen in euch, und hat allen seinen Einfluß verloren. Dann hat sich eure Vernunft zue Sklavin eurer Lüste herabgewürdigt, und auf ihre wichtigsten Angelegenheiten gleichsam Verzicht geleistet. Dann hat selbst der Geist Gottes aufgehört, an eurem Herzen zu arbeiten, und euch eurem verkehrten Sinn überlassen. Doch ich mag es nicht vollenden das traurige Bild einer Ge= müthsverfassung, wo auch nicht einmal eine Anregung zum Guten weiter vorkommt. Ich hoffe

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es zu Gott, keinen, keinen von euch allen werde das treffen, was ich bisher gesagt habe, keiner werde sich der Fühllosigkeit bewußt seyn, die jest beschrieben worden ist. Blos aufmerksam ma chen, blos warnen möge euch die Betrachtung, daß es sehr bedenklich ist, wenn man merkwürdige Anregungen zum Guten entweder gar nicht kennt, oder nur selten fühlt.

Sind sie uns also bekannt, sind sie uns geläufig, diese Anregungen: so wollen wir uns húten, ängstlich auf sie zu lauschen, und sie zur Bedingung unsers Handelns zu machen; dieß ist mein zweyter Rath. Wem es nicht selten widerfährt, daß er auf eine unbegreifliche Art, und gleichsam von oben herab, an eine Pflicht erinnert, zu einer guten That er muntert, zu einem edlen Entschluß begeistert, und mit einer wohlthätigen Wärme für wichtige Unternehmungen erfüllt wird: der fann leicht geneigt" werden, auf dieses merkwürdige Spiel heilsamer Regungen in seinem Innern einen allzu hohen Grad der Aufmerksamkeit zu richten; sie nicht blos marzunehmen, wenn sie sich zeigen, sondern auf ihr Entstehen zu warten; sie nicht blos gelten zu lassen, wenn sie stark und fühlbar genug sind, sondern auch ihren schwächsten Anfången und Bewegungen nachzuspüren; er kann ge= neigt werden, sie als die Stimme Gottes zu be trachten, auf welche er unablässig merken, deren schwächste Laute er aufzufassen bemüht seyn müsse. Ich halte es für eine bedenkliche, in gewisser Hinficht gefährliche Verirrung, M. 3., wenn man sich zu einem solchen Lauschen auf Anregungen zum Guten, zu einem solchen peinlichen Warten auf

dieselben gewöhnt. Daß wir bey dem, was uns obliegt, nicht an zufällige Regungen, sondern an dir Aussprüche unfrer Vernunft und unsers Ge wissens, an die Vorschriften und Forderungen des Evangelii Jesu gewiesen sind, ist unstreitig. Wir mögen uns angeregt fühlen, oder nicht; es mag ein gewisser Hang und Trieb zu etwas in uns vorhanden seyn, oder nicht; können wir niche läugnen, es sey Pflicht für uns, wird es uns von unsrer Vernunft und von der Religion ganz unstreitig geboten: so müssen wir folgen, müssen unsre Trägheit, müssen die Abneigung, die fich vielleicht in uns dagegen findet, überwinden, und thun, was uns gebührt. Aber dieses unstreitige Gefeß eures Verhaltens würdet ihr aus den Augen verlieren und vernachlässigen, wenn ihr ångstlich auf merkwürdige Anregungen in eurem Innern harren, und eure ganze Aufmerksamkeit auf sie beschränken wolltet. Und welche Unordnungen würden die Folge dieser unglücklichen Richtung feyn! Ihr würdet dann nicht eher handeln, nicht eher etwas Gutes thun wollen, als bis ihr aus drücklich dazu angeregt wåret, als bis ein gewis. fes Zusagen des Herzens euren Entschluß beför derte. Würdet ihr aber dabey nicht in Gefahr seyn, die wichtigsten Pflichten unerfüllt, und die schönsten Gelegenheiten, etwas Gutes zu wirken, ungenůst zu lassen? Und wenn ihr blos auf merkwürdige Anregungen lauschet, wenn ihr ihnen als einer Entscheidung folgtet, die feiner weitern Prüfung bedürfe: könntet ihr dann nicht auf mancherley Art bethört, und bald von eurer Einbildungskraft, bald von euren Neigungen zu Fehltritten verleitet werden? Daß es eine Art der Schwärmerey, eine Versuchung Gottes feyrt

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