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sie sich durch ihre Lebhaftigkeit und Stärke aus. zeichnet, desto aufmerksamer lasset uns werden; desto genauer und strenger laffet uns prüfen, ob unsre Vernunft sie rechtfertigen und unser Gewissen sie billigen kann; es läßt sich kein Fall denken, wo wir dieser Prüfung überhoben seyn fönnten.

Halten aber die Anregungen zum Guten, die wir in unserm Innern wahrgenommen haben, die Probe aus, die unsre Vernunft und unser Gewissen über sie verhängen: so kann der fünfte Rath, den ich euch hier zu geben habe, keinem Zweifel mehr unterworfen seyn; es bleibt uns dann nichts weiter übrig, als sie wil. lig und treu zu befolgen. Denn dann find solche Anregungen Gebote des Gewissens, sind Stimme Gottes, find Wirkungen seines Geistes, der uns erinnert und treibt; wollten wir also zau dern, wollten wir uns weigern, zu thun und auszuführen, wozu wir uns so mächtig ermuntert füh len, so würden wir unlåugbare Pflichten verlezen, würden der Stimme Gottes ungehorsam werden, würden dem Geiste Gottes widerstreben, und fein Werk an unserm Herzen hindern. Fühlst du dich also stark und kraftig angeregt, dich endlich einmal von einer Verbindung loszureif sen, die dich entehrt und nachtheilig für deine Sitten wird; endlich einmal einen Fehler zu las sen, der von deinem Gewissen schon so oft gemißbilligt worden ist; endlich einmal eine Unordnung abzustellen, die lange genug in deinen Angelegen heiten geherrscht hat: höre doch keinen Vorwand weiter an, den dein verderbtes Herz der Stimme Gottes in deinem Innern entgegensehen will;

es bleibt dir hier nichts übrig, als zu gehorchen. Fühlst du dich stark und nachdrücklich erinnert, das ungerechte Gut herauszugeben, welches du bisher zurückgehalten hast; ein Unrecht gut zu machen, und eine Verläumdung zu widerrufen, womit ein Unschuldiger von dir beleidigt worden ist; den ersten Schritt zu einer Aussöhnung zu thun, und einen Gegner zu besänftigen, der einen Heftigen Unwillen wider dich nåhrt: höre doch keinen Vorwand weiter an, den dein verderbtes Herz der Stimme Gottes in deinem Innern entgegensehen will; es bleibt dir hier nichts weiter übrig, als ohne Aufschub zu gehorchen. Fühlst du dich stark und ernstlich erinnert, es endlich einmal zum Anfang einer wahren Sinnesånderung kommen zu lassen; dem Leichtsinn und der Sicherheit, womit du bisher dahin gelebt hast, ein Ende zu machen; dich ganz, und mit unverstelltem Eifer, und auf immer zu Gott zu wenden: hore doch keinen Vorwand weiter, den dein verderbtes Herz der Stimme Gottes in deinem Innern entgegenseßen will; es bleibt dir hier nichts weiter übrig, als ohne alles weitere Zaubern, so bald als möglich zu gehorchen. Fühlst du dich stark und auf eine rührende Art erinnert, einem Nothleidenden zu helfen, eine abgeschlagene Bitte zu gewähren, ein långst gethanenes Versprechen zu halten, einen lang genährten guten Vorsak auszuführen, deiner Familie, deinem Stande, deinem Vaterlande einen wichtigen Dienst zu ere zeigen, die Gelegenheit zu einer guten, groffen, gemeinnüßigen That, die nicht leicht wiederkom men dürfte, zu benüßen, der allgemeinen Wohlfahrt, der Religion, dem menschlichen Geschlecht ein Opfer zu bringen, das nicht Jeder so bringen.

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kann; wird die Neigung, die Lust, der Drang zu etwas Gutem, so stark in dir, daß du ihn dir unmöglich weiter verhehlen kannst: so verschmähe jeden Vorwand, welchen dein tråges, eigennüßiges Herz der Stimme Gottes in deinem Innern ent gegenseßen will; bedenke, daß dr vielleicht schon morgen nicht mehr im Stande bist, dieser Stim. me zu folgen, und ehre sie heute noch, chre sie auf der Stelle mit willigem Gehorsam. Ihr se het, M. 3., wie ruhig, wie getrost Simeon in unserm Evangelio die Welt verlassen kann; Herr, ruft er, nun låssest du deinen Diener in Friede fahren.. Woher diese Ruhe? Woher diese feltne, getrofte Fassung? Er hatte dem Geiste, der in ihm war, nie widerstrebt; er war den Anregungen desselben nie ungehorsam geworden; er hatte unter dem Einfluß und der Leitung des selben ein Leben geführt, auf das er mit Billi. gung und Zufriedenheit zurücksehen konnte; hatte, von diesem Geist in den Tempel geleitet, endlich auch noch den Heiland erblickt, den Gott ihm und der ganzen Welt gesendet hatte. Was hätte ihn also beym Scheiden beunruhigen, was hatte den Frieden stören können, der in seiner Seele herrschte? Werdet ihr ihn einst gestört oder ganz verschwunden sehen, diesen Frieden; wird euch bey eurem Abschied irgend etwas beunruhigen oder quålen: rechnet darauf, der Gedanke, das Bewußtseyn, so manche Anregung zum Guten nicht geachtet, fo manche Pflicht, an die ihr in eurem Innern stark erinnert wurdet, nicht erfüllt, so manches, wozu ihr euch oft und machtig angetrieben fühltet, nicht gethan, nicht zu Stande gebracht zu haben, dieses Bewußtseyn wird euch peinigen, wird euch um so tiefer und schmerzlicher beugen, da die Zeit

des Handelns nun vorüber ist. Und so sey es denn unser Vorfah, M. Br., es sey unser fester Ent schluß, keine Unregung zum Guten, welche vor dem Richterstuhle der Vernunft und des Gewis sens die Probe hält, gering zu schäßen und zu ver nachlässigen; eine Stimme Gottes soll sie uns seyn, die wir willig hören, die wir treu und pünktlich befolgen wollen..

Und damit es uns immer leichter wers de, die merkwürdigen Anregungen zum Gu ten, die wir so oft in unserm Innern erhal ten, fo zu beurtheilen, so zu brauchen, wie es wahren Christen geziemt: so laffet uns endlich auf alle Weise dafür sorgen, daß unser Sinn für das Gute immer zarter und lebendiger werde.

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Denn haben wir, wie der Apostel es ausdrückt, durch Gewohnheit geübte Sinnen zum Unterschied des Guten und Bd, sen, ist unsre Vernunft so gebildet, und une fer Gewissen so wirksam, wie sie es bey wah. ren Christen seyn sollen: so werden wir nicht lange verlegen seyn, wofür wir Anregungen zum Guten, die sich in unserm Innern zeigen, halten, und wie wir sie behandeln sollen; dann wird es uns nicht schwer fallen, die Wirkungen Gottes und feines Geistes von den Blendwerken der Einbildungskraft und der Neigung zu unterscheiden; dann werden solche Anregun gen leicht die Kraft und den Nachdruck erhal ten, welchen sie, um uns in Bewegung zu se hen, haben sollen. Es kann aber nicht fehlen, M. Br., zarter und lebendiger wird euer Sinn für das Gute mit jedem Tage werden, wenn ihr euch zu einem vernünftigen Ernst gewöhnet; wenn ihr

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112 Fünfte Pred., am Tage Marid Reinigung.

nie aufhöret, euren Blick auf euer Inneres zu richten, und eurer Verfassung euch fleißig bewußt ju werden; wenn ihr über Recht und Unrecht, über Gut und Böse, über Schuldigkeit und Pflicht gefliffentlich nachdenket, und euch in der Beurtheilung fittlicher Angelegenheiten übet; wenn ihr alle Erfahrungen eures Lebens, wenn ihr alle Beyspiele des Lasters und der Tugend, die ihr in der Geschichte und unter euren Zeitgenossen erblicket, dazu anwendet, euer sittliches Gefühl zu berichtigen und zu schár fen; wenn ihr euch unablåssig mit der heiligen Schrift beschäftiget, und euch von der Stimme Got tes, die ihr da horet, belehren, euch von dem Hauche des Geistes, welcher da wehet, beleben, euch von der himmlischen Flamme, welche da wårmet, erqui cken und stårken lasset; wenn ihr endlich mit allen diesen Uebungen die Kraft des Gebetes verknüpfet, wenn ihr euch oft mit frommer Sammlung und tiefer Rührung vor Gott åuffert, wenn ihr euch auf den Flügeln der Andacht zu ihm, dem Vater des Lichts, und zu dem erhebet, der sein Bild und der Abglanz feines Wesens ist. Wie wird sich ever Sinn für das Gute schårfen, wie wird sich eure Seele reis nigen, in welchem Tempel Gottes und seines Geistes, wo die heilige Stimme Gottes frey erschallt, und mit willigem Eifer, wie im Himmel, befolgt wird, wird euer Herz sich verwandeln, wenn ihr so verfahret; und in welchem Frieden werdet ihr einst scheiden, um den Heiland zu sehen, den Gott auch euch bereitet hat. Gott sey mit euch, M. Br., und lasse euch alle durch seinen Geist versiegelt seyn bis auf den Tag Jesu Christi. Denn welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kin der; Amen.

VI. Am

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