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Fönnen, findet ihr nicht blos in der Erzählung des Evangelii bemerkt, ihr könnet es auch täglich in der Erfahrung wahrnehmen. Nichts zeigt sich bey denen, welchen alles schwer gemacht ist, haufiger, als der Neid und die Bitterkeit, womit sich bie ersten Arbeiter im Evangelio am Schluffe deffelben auffern. Und die Begünstigten, welchen alles leicht gemacht ist, trifft gewöhnlich nichts mit mehrerem Rechte, als der Vorwurf: warum stehet ihr hier den ganzen Tag müffig? Bu beiden Gattungen besonders zu fprechen, beide vor den Fehlern zu warnen, die in ihrer Lage so leicht möglich find, ist also in jeber Rücksicht rathsam, und wir werden die Belehrungen des Evangelii nicht zweckmässiger anwenden können, als so.

Nöthige Erinnerungen sowohl für die, denen es Gott hier schwer, als auch für die, denen er es leicht gemacht hat, sollen also dießmal der Inhalt méiner PreBigt seyn. Möge Jeder zu Herzen nehmen, was für ihn gehört, und die Stimme der Ermahnung nicht vergeblich seyn lassen!

Es ist natürlich, daß ich bey denen anfange, welchen es Gott hier schwer gemacht hat; bey euch, die ihr es fühlet, daß ihr recht dazu ausersehen send, des Tages Last und Hihe zu tragen; daß der Anstrengung, der mühsamen Geschäfte und der verdrüßlichen Arbeiten kein Ende ben euch ist; daß ihr wohl kaum eher Ruhe finden werdet, als da, wo alle Noth der Erde aufhört, im Grabe. Es sey ferne von mir, an der Last, die ihr traget, auch nur im mindesten

zweifeln, oder die Klagen, die ihr Druck euch zuweilen auspreßt, fühllos zu tadeln. D ich bin selbst von Jugend auf zu sehr in eurem Falle gewesen, ich theile euer Schicksal noch immer viel zu sehr, als daß ich nicht wissen sollte, wie euch zu Muthe ist, als daß ich euch nicht leb haft nachempfinden könnte. Aber den Genoffen eurer Leiden werdet ihr um so gelaßner hören, wenn er euch mit brüderlichem Ernste einige höchst nöthige Erinnerungen vorhält, Erinnerun gen, deren Wichtigkeit ihm durch eigne Erfahrungen fühlbar geworden ist.

Und da ist denn das Erste, was ich euch zurufen, was ich euch nachdrücklich zu Gemüthe führen muß, vermehret eure last nicht unnöthiger Weise selber. Denn fühlen. wir uns beschwert und belastet, M. Br., sind wir zuweilen in Gefahr, niederzusinken und zu er liegen: so ist es doch wohl der Mühe werth, vor allen Dingen zu untersuchen, ob wir denn alles, was wir tragen, zu tragen verpflichtet sind; ob uns alles von der Hand dessen aufgebürdet ist, der uns freylich auflegen kann, so viel er will; oder ob es unter den Beschwerden, die uns so lå stig werden, solche giebt, die zu unserm Dienste in der Haushaltung Gottes gar nicht gehören, womit wir uns selbst und ohne Noth beladen ha ben. Ich sage es euch frey heraus, ihr alle, die ihr der Meynung "send, Gott habe es euch hier soschwer gemacht: mehr, als ihr ertragen könnet, ́ muthet er euch nie zu; aber ihr, ihr selbst, das glaube ich beweisen zu können, erschweret eure Last auf mehr als eine Art, und vergrössert sie durch eure eigne Schuld zu einer unerträglichen Bürde.

Denn lasser uns einmal zusehen, ob ihr zu allem, was euch so angreift, von Gott berufen seyd, ob fich in eurer Bürde, nicht manches findet, das nicht dazu gehört, das sie ungemein erleichtern würde, sobald ihr es gebührend absondern wolltet. Ihr arbeitet mit einer Aengstlichkeit, die nie ruhig wird, und überall Schwierigkeiten und Gefahren erblickt; ihr gehet mit einer Hastigkeit zu Werke, die eure Kräfte erschöpft, ohne viel auszurichten, und euch vor der Zeit verzehret; ihr verrichtet alles ohne Plan und Ordnung, er schweret euch dadurch die leichtesten und gewöhn. lichsten Dinge, und seßet euch der Verlegenheit aus, bey aller Anstrengung nie fertig zu feyn, wenn ihr es seyn solltet. Nein, das alles gehört nicht zu der Bürde, die Gott euch aufgelegt hat; von euch selbst, von eurem fehlerhaften Verhalten rühren diese drückenden Zusäße und Vermehrungen her; und erleichtern, zum Erstaunen erleichtern würde sich die Last und Hiße des Ta. ges für euch, wenn ihr dieß alles abwerfen, wenn ihr euch gewöhnen wolltet, das Eurige mit ge= trostem Muthe, mit ruhiger Gelassenheit und mit vernünftiger Ordnungsliebe zu thun. Aber noch mehr. Ich sehe, daß ihr aus einer unnothigen Nachgiebigkeit gegen den Eigensinn der Mode, und gegen die Regeln eines willkührlichen Wohlstandes manche kostbare Stunde, aufopfert, die ihr weit nüßlicher zu euren Geschäften anwenden könntet; ich bemerke, daß ihr euch mit aller. ley Dingen befasset, die euch nichts angehen, und euch unvorsichtig in Angelegenheiten mischet, die auffer eurem Wirkungskreise liegen; ich nehme wahr, daß ihr einen groffen Theil eurer Zeit allerley Nebenbeschäftigungen und Liebhabereyen.

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widmet, die eurem eigentlichen Beruf völlig fremde sind; und trügt mich nicht alles, so verleiten euch unordentliche Neigungen zu einer Menge von schädlichen Bemühungen, so spornt euch euer Eigennuß zu Anstrengungen, die alle eure Kräfte spannen, so hat euer Ehrgeiz Plane entworfen, die euch weit mehr beschäftigen, als alles, was Gott von euch erwartet. Aber dürfet ihr es wagen, die traurigen, beschwerlichen Dienste, welche die Mode, welche die Neigung, welche der Mammon, welche die Leidenschaft euch zumuthen, welche im Grunde nichts anders sind, als eine selbstgeschaffne Noth, zu ber last eures Berufs zu rechnen, und euch zu beklagen, es sey euch alles zu schwer gemacht? Ist es nicht offenbar, zu dem, was Gott von euch fordert, würde eure Kraft vollkommen hinreichen, ein zwar warmer und geschäftevoller, aber heiterer, mit tausend Erholungen verknüpfter Arbeitstag würde euer Leben werden, wenn ihr euch auf euer Werk im Weinberge des Hausvaters beschränktet, wenn ihr nicht Pläße bearbeitetet, die euch nicht angewiesen find, und wo ihr nichts anders erndten werdet, als Schaden und Mißvergnügen? Je unertråglicher uns unsre Lage zu seyn scheint, M. Br. je mehr wir uns zu den Unglücklichen rechnen zu müssen glauben, denen Gott alles schwer gemacht, die er zu den traurigsten Bürden gleichsam ver dammt hat: desto aufmerksamer laffet uns wer den, desto strenger laffet uns prüfen, ob diese Bürden nicht groffentheils mehr eignes Werk find; desto sorgfältiger laffet uns verhüten, daß wir unsere Last nicht unnöthiger Weise selbst ver. mehren.

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Doch es sen euch eingeräumt, schon das, was Gott euch wirklich aufgetragen hat, sen låstig ge nug, und erschöpfe eure Kräfte. Je gewiffer dieß ist, desto mehr muß ich euch die Erinnerung vor halten: sehet nicht neidisch auf die, wel che weniger beschwert sind. Gestehet es ein, ihr Alle, die ihr euch einen dürftigen Unterhalt im Schweiß eures Angesichts crringen müs fet, die ihr euch verurtheilt sehet, gerade die gemeinsten, beschwerlichsten und verdrüßlichsten Ar beiten zu verrichten, die ihr euch in einem Stand, in einem Beruf, in einem Amte befindet, wo die Anstrengung unablässig dieselbe bleibt, wo ihr kaum flüchtige Augenblicke der Erholung und Ruhe finden könnet; gestehet es ein, beym Anblick fo vieler Menschen, denen alles leicht und bequem gemacht ist, die thun können, so viel sie wollen, die über ihre Zeit nach Gefallen gebieten, und frey von lästigen Geschäften, umgeben mit Vortheilen aller Art, sich jeden Genuß des Lebens verschaffen, beym Anblick dieser glücklichen Müsfiggånger empórt sich euer Herz; ihr könnet ihre Ruhe mit eurer Plage, ihre Freyheit mit eurer Sclaverey, ihr Wohlbefinden mit eurer Noth unmöglich vergleichen, ohne Regungen der Miß. gunst und des Neides zu fühlen; ihr werdet von einem Unwillen über eure Zurückseßung, von ei nem Schmerz über euer Schicksal ergriffen, der sich zuweilen in die bittersten Klagen ergießt. Aber bey allem, was euch heilig und theuer ist, bey eurer Tugend und Wohlfahrt bitte ich euch, unterdrücket diesen Neid, arbeitet diesem Unwillen entgegen. Immer trauriger muß euch euer Loos vorkommen, immer beschwerlicher müssen euch eure Geschäfte werden, es muß euch immer

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