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than hat, was Recht seyn wird, soll euch werden, gar nicht darnach zu fragen, was euch werden soll, sondern ihm alles anheim zu stellen: das sey euer Sinn, euer Bestreben, euer fester unverbrüchlicher Vorfah. Wohl euch dann, wenn die Stimme erschallen wird: rufe den Arbeitern, und gieb ihnen den kohn; nicht die Vergeltung eurer unvollkommenen Wer fe, nein, die frengebigen Geschenke einer våterlichen Huld werdet ihr dann empfangen; und je mehr ihr euch derselben überlassen habt, je unumschränkter euer Vertrauen zu ihr gewesen ist, je mehr ihr blos darauf bedacht gewesen seyd, redlich und treu das Eurige zu thun, desto mehr wird sie sich an euch verherrlichen; desto gewisser werdet ihr aus den lezten die Ersten werden; auch ihr werdet dann den Ausspruch hören: ey bu frommer und getreuer Knecht,. du bist über Weniges treu gewesen, ich will dich über viel sehen, gehe ein zu deines Herrn Freude! Möge euch Gott alle zu dieser Freude führen, geliebte Brüder, die ihr hier des Tages last und Hike traget; moge er euch alle dahin gelangen lassen, wo kein Leid, kein Geschrey, kein Schmerz mehr seyn, wo Gott abwischen wird alle Thränen von euern Augen!

Und nun höret auch ihr mich, die ihr euch in dem entgegengesezten Falle befindet, denen es Gotthier leicht gemacht hat. Auch euch ha be ich Erinnerungen vorzuhalten, die eure ganze Auf merksamkeit und eure ernstliche Beherzigung ver dienen. Nehmet sie mit Gelassenheit auf, und laffet euer eignes Gewissen den Ausspruch darüber thun. Schet

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Sehet euren Beruf ja nicht etwa für leichter an, als er wirklich ist, dieß ist das Erste, woran ich euch erinnern, was ich eurer sorgfältigsten Erwägung empfehlen muß. Ihr sehet euch freylich mit Vortheilen umgeben, die sich Andre erst mühsam erwerben müssen; fühlet euch mit Kräften ausgerüstet, bey welchen euch eure Geschäfte wenig Mühe machen; befin det euch auf Stufen der menschlichen Gesellschaft, wo euch tausend Beschwerden derselben nicht erreichen können, wo euch die, welche tiefer stehen, zur Hand seyn, und euch dienen müssen. Aber habt ihr jemals ernsthaft untersucht, ob Gott nicht dennoch mehr von euch erwartet, als ihr leistet, und leisten zu müssen glaubet? Wie nun, wenn ihr euch blos aus Leichtsinn und Gemachlichkeit eure Pflichten so wenig beschwerlich dachtet, und das låstigste bey denselben übersähet? Wie, wenn euch der Hausvater oft in seinen Weinberg riefe, und ihr im Schlummer eurer Trägheit, oder im Geräusch eurer Lustbarkeiten seinen Ruf nicht hörtet? Wie, wenn sich euch tausend Ge "legenheiten zeigten, etwas Gutes zu thun, und von euren Kräften einen heilsamen Gebrauch zu machen, ohne daß ihr aufmerksam genug wåret, sie zu sehen, und Luft håttet, sie zu ergreifen? Wie, wenn euch der Vorwurf tråfe warum stehet ihr hier den ganzen Tag müffig; wenn ihr schon långst hättet Anstalten machen follen, einen bestimmten Beruf zu wählen, euch eurer Geschäfte anzunehmen, dem fugendlichen Leichtsinn zu entsagen, thätige Våter für eure Familien, sorgsame Mütter für eure Häuser, nug. liche Mitglieder für die Gesellschaft, und brauchbare Bürger für das Vaterland zu werden, und I

D. Reinh. Pred. 1ster Band 1803.

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euch noch immer nicht, nach so vielen vertåndelten, verträumten, verschwendeten Jahren habt entschliessen können, eure Schuldigkeit zu thun? Die Betrachtung ist wichtig, auf die ich euch hier führe. Ein Mißverstand, eine elende Vors Spiegelung eurer Trägheit und eurer unordentli chen Neigungen kann der bequeme Zustand seyn, in welchem euch so wohl ist. Lasset doch euer Gewissen sprechen, öffnet euer Ohr der Stimme des Hausvaters doch redlich und unbefangen: wahrlich, öfters, als ihr euch vorstellet, wird sie an euch ergehen; ihr werdet euch zu Geschäften aufgefordert sehen, an die ihr leider jezt nicht den fet; ihr werdet finden, auch euch hat er zu thun gegeben, und euch ein Tagewerk angewiesen. Wollet ihr euch nicht einer schweren Verantwor tung aussehen, wollet ihr am Abend, wenn Gott jedem Arbeiter den Lohn reichen wird, nicht als unnüße Knechte das Urtheil der Verwerfung hdren: so werdet euch eurer ganzen Lage ernstlich bewußt; so suchet auf alle Weise zu verhüten, daß ihr euren Beruf nicht dann für leichter ansehet, als er wirklich ist.

Haltet euch aber auch darum, weil ihr weniger belastet seyð, nicht für besser, als Andre. Es ist wahr, die Gestalt der Zurückgeseßten, der weniger Geachteten, der Vernachlässigten und Preisgegebenen haben alle die, die unter schweren Bürden seufzen, und die Last und Hiße des Tages tragen müssen. Sie scheinen blos da zu seyn, um geplagt zu werden, um Undern Bequemlichkeiten zu verschaffen, um mühsam zu erringen, was der Leichtsinn und die Heppigkeit der Glücklichern gemächlich geniessen,

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und verschwelgen will. nur allzuleicht kann. sich in euch, die ihr euch aus dem Haufen dieser Geplagten herausgenommen, und über sie erhoben. sehet, der Wahn entwickeln, es müsse doch mehr, und etwas Vorzüglicheres an euch seyn, als an dieser gleichsam schlechtern und verurtheilten Gattung; der, der euer Schicksal so sehr zu eurem Vortheil entschieden habe, müsse mehr Wohlgefallen an euch gefunden haben, als an Jenen. Was soll ich euch sagen, um euch vor einer Meynung zu warnen, die eurer Eigenliebe so schmei. chelhaft ist? Soll ich euch zeigen, wie viele von denen, denen Gott alles schwer gemacht hat, und auf die ihr mit Verachtung herabzusehen waget, euch an Vorzügen des Körpers übertreffen, euch durch Fähigkeiten des Geistes überlegen sind, euch durch ihre Tugenden beschämen, und euch demüthigen, euch ihre Stärke fühlen lassen können, sobald sie wollen? Soll ich mich darauf berufen, daß die menschliche Natur überall dieselbe ist, daß sie mit gleichem Adel, mit gleicher Würde, mit gleichem Werthe vor ihrem Schöpfer und Erlöser in der Hütte und in Pallåsten geboren wird, und daß die Umstände des Glücks gar nicht in Anschlag kommen können, wenn der Mensch) als Mensch geschäzt werden soll? Soll ichdoch warum suche ich mühsam. Gründe, euch den Wahn zu benehmen, ihr Glücklichen, daß ihr beffer wåret, als Andre? Höret, wie sich unser Evangelium schließt: also, ruft der Herr, also werden die Lezten die Ersten, und die Er. ften werden die Lezten seyn. Schrecklicher Tausch für euch, glückliche Müssiggånger, die ihr im Schoose des Ueberflusses und der Ruhe auf so viele Geplagte mit Stolz und Verachtung herab

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blicket. Die Ersten, nehmet es wohl zu Herzen, die Ersten werden die Lezten einst feyn, und zu ihrer Tiefe werdet ihr herab. sinken. Und kann es anders feyn? Sie kom men geübt und mit entwickelten Kräften, ihr roh und ungeübt; sie kommen zur Anstrengung ge wöhnt und brauchbar, ihr weichlich und ungeschickt; sie kommen mit den Tugenden des Fleiss ses, des Muthes und der Standhaftigkeit ges schmückt, ihr mit den Lastern der Faulheit, der Trägheit und des Leichtsinns befleckt; fie kom men als treue, um die Haushaltung Gottes verdiente Knechte, ihr als pflichtvergeßne, unnüße Mitglieder derselben, da an, wo Jeder empfangen foll nach seinen Werken; und es sollte sich nicht alles umkehren, ihr solltet nicht mit Recht die Lezten und sie die Ersten werden? Es halte fich doch keiner blos darum, weil ihm hier alles so leicht gemacht ist, weil er sich so wenig belaster fühlt, für besser, als die, die unter schweren Bürden seufzen.

Hieraus entwickelt sich für euch, die ihr euch in dem Zustande der Freyheit von drückenden lasten befindet, eine dritte Erinnerung: vermeidet es auf alle Weise, das Schickfal der mehr Belasteten nicht noch schwerer zu machen. Nein, ihr wisset es oft nicht, wie dem Unglücklichen zu Müche ist, dem selten eine ruhige Stunde zu Theil wird, der unaufhörlich die last und Hiße des Tages trågt, der oft erliegen möchte unter dringenden Geschäften und beschwerlichen Diensten; ihr kön net euch nicht vorstellen, was es heißt, immer ge Spannt, immer angestrengt, immer wirksam zu

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