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wir gegen die Geschichte der Leiben und des Todes Jesu eine völlige Gleichgültigkeit bey uns wahrnehmen. Dieß ist euer Fall, wenn ihr es gar der Mühe nicht werth achtet, eure Aufmerksamkeit und eure Gedanken auf diese Geschichte zu richten; wenn Monate und Jahre vergehen, ohne daß ihr euch an sie erinnert, und selbst diese Tage euch zu keiner Beschäftigung mit derselben bewegen können; wenn ihr es fühlet, sie mache keinen, Eindruck auf euch, unterhalte euch nicht, laffe euer Herz kalt und unbewegt. Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, zur Schande gereiche euch. diese Fühllosigkeit, es sey auf keine Art möglich, fie zu rechtfertigen oder auch nur zu entschuldi gen. Machet ihr Anspruch auf Bildung, auf Ueberlegung und Nachdenken; könnet ihr dann gleichgültig gegen eine Geschichte seyn, die so un aussprechlich viel zu denken giebt, die so merk würdig in ihren Ursachen, so wunderbar in ihrer Beschaffenheit, und in ihren Folgen so wichtig, so entscheidend für den Zustand unsers ganzen Ges schlechts gewesen ist. Machet ihr Anspruch auf Gefühl, auf feinen Sinn für sittliche Gröffe, und auf Theilnehmung an allem, was jedes edle Herz beschäftigen und rühren muß: fönnet ihr dann gleichgültig gegen eine Geschichte seyn, wo die menschliche Natur in ihrer höchsten Würde und in ihrer tiefsten Erniedrigung, wo das Laster in aller seiner Wuth, und die Tugend in ihrer ganzen stillen Gröffe, wo das menschliche Schick. fal mit allen den Veränderungen erscheint, denen es unterworfen ist, und deren Wechsel nie schnel ler, nie überraschender seyn kann, als hier? Aber gestehet es ein, ein Leichtsinn, dem jede ernsthafte

Beschäftigung zuwider ist; eine Eitelkeit, die nichts Wichtigers fennet, als die elenden Kleinigkeiten des Pußes, der Mode und willkührlicher Gebräuche; eine Zerstreuungssucht, die nicht müde wird, sich in zwecklofen Gesellschaften, unter Vergnügungen aller Art, und in wilden Luftbarkeiten herum zu treiben; eine Verwickelung in Geschäfte, die euch nicht dazu kommen läßt, an etwas Anders und Höheres zu denken; vielleicht gar ein roher ungebesserter Sinn, der mit allem, was die Religion betrifft, nichts zu thun haben will: dieß sind die wahren Ursachen eurer Gleichgültigkeit gegen die Geschichte, von der ich rede; dieß ists, was euch abhált, eucy auf eine nähere Bekanntschaft› mit derselben einzulassen; daher rührt es, daß sie keinen Eindruck auf euch machen, und euer von ganz andern Dingen gefesseltes Herz nicht in Bewegung sehen kann. Wiffet ihr einen andern Grund eurer Unempfindlichkeit anzugeben, wisset ihr sie von Ursachen herzuleiten, die euch mehr zur Ehre gereichen, als diese, die wenigstens einer Entschuldigung fähig sind: so will ich gern zurück nehmen, was ich behauptet habe. Aber ich berufe mich auf euer eignes Bewußtseyn, auf das Zeugniß und den Ausspruch eures eignen Gewissens; auch wider euren Willen wird es euch sagen, daß ihr euch eurer völligen Gleichgültigkeit gegen die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu aller dings zu schámen habt.

Aber noch mehr; es muß uns drittens ein höchst bedenkliches Merkmal seyn, wenn sich wohl gar ein heimlicher Wi derwille dagegen in uns regt. Denn dahin kann es kommen, M. 3., nicht blos un

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wichtig und gleichgültig, sondern wirklich unangenehm, widerstehend und verhaßt kann diese grosse Geschichte dem menschlichen Herzen werden, man kann es ungerne sehen, wenn man auf sie geführt wird, und sich mit Unwillen von ihr wegwenden; man kann sich versucht fühlen, sich mit Leichtsinn, mit Bitterkeit und Spott darüber zu äussern. Ich beschreibe hier eine Verirrung, ein Verder. ben des Herzens, das, wie ich zu Gott hoffe, nicht unter uns vorkommen, das wenigstens denen fremd seyn wird, die sich hier versammeln, das Andenken der Leiden und des Todes Jesu zu feyern. Uber es fångt sich unvermerkt an, dieses Verderben, es wird durch Ursachen befördert, die in jedem menschlichen Herzen wirksam sind, und gegen die man nicht genug auf seiner Hut seyn. kann; es findet in den Meynungen des Zeitalters und in der herrschenden Denkungsart desselben so viele Veranlassung und Nahrung, daß ich nicht umbin kann, wenigstens eure Aufmerksamkeit auf dasselbe zu lenken, und euch davor zu warnen. Wenn euch die Schrift überhaupt, und insonder heit die Geschichte derselben, gleichgültig, oder wohl gar verdächtig werden will; wenn sich ein gewisses Mißtrauen, oder wohl gar ein entschiedener Widerwille gegen alles, was die Gestalt des Wunderbaren und lebernatürlichen hat, was auf eine eigne Veranstaltung und Einwirkung Gottes hindeutet, in euch zu regen anfängt; wenn Vorstellungen vom Tode Jesu, von dem Sinne, der Wichtigkeit und dem Zweck dieses Todes in euch herrschend werden, die von der Lehre der Schrift fich entfernen; wenn insonderheit jener Stolz in euch erwacht, wo man keiner Vermittelung bey Gott nöthig zu haben glaubt, wo man die Gnade

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Gottes nicht um Christi und feines Todes willen annehmen, sondern sich dieselbe selbst verschaffen und verdienen will; wenn der Hang zur Ungebundenheit überhand in euch nimmt, und euch mit einer Abneigung gegen alles erfüllt, was Glauben und Unterwerfung von euch verlangt, was euch an einen alles lenkenden, alles vergeltenden, und jede Unordnung sirafenden Regierer der Welt ers innert; wenn herrschender Leichtsinn und eine damit verknüpfte Verwilderung euch Jesum immer fremder machen, und verursachen, daß ihr dem Gedanken an seine Person ausweicher, daß euch die Vorstellung seines Ernstes, seiner Hoheit, seiner Heiligkeit und seines ganzen Verhältnisses zu euch beschwerlich und unerträglich wird: wenn folche Merkmale bey euch sichtbar werden, o so werdet aufmerksam, so treffet bey Zeiten Vorkeh rungen, einer gróffern Zerrüttung in eurem Innern vorzubeugen; ihr befindet euch dann ganz auf dem traurigen Abweg, der zu einem wahren Widerwillen gegen die Geschichte der Leiden, und des Todes Jesu führen kann. Und wie höchst be denklich dieser Widerwille ist, welche Unordnungen in unserm Innern er voraussezt, wie sehr ihr Ursache habt, auch gegen die schwachen Anfänge -desselben auf eurer Hut zu seyn, das bedarf nun keiner Erläuterung weiter; genug, der Geist und Sinn eines wahren Chriften, das richtige Gefühl und die Denkungsart eines gründlich gebesserten Menschen ist in keinem, der gegen die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu eine Abneigung em. pfinder.

Ich wende mich zu denen, bey welchen, die Beschäftigung mit dieser Geschichte

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ein blosses Werk der Gewohnheit ist. Denn daß es Menschen giebt, bey denen alles eine gewisse festgesezte Ordnung und Weise hat, die alles mit einer gewiffen Pünktlichkeit verrichs ten, weil es nun einmal so bey ihnen eingeführt ist, wiffet ihr Alle, M. 3. Auch Uebungen der Andacht sind ber solchen Menschen der alles beherrschenden Gewohnheit und Weise unterworfen; sie sprechen die Gebete, lesen die Stellen der Schrift, bedienen sich der Erbauungsbücher, warten die gottesdienstlichen Versammlungen ab, welche, die einmal angenommene Regel gerade vorschreibt, und glauben sich nie besser zu befin den, als wenn sie dieser Ordnung unverbrüchlich treu bleiber, Und so wird denn auch die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu in dieser Ordnung ihre Stelle haben; sie wird zur Feyer ihrer Kommuniontage gehören; sie werden sich insonderheit in den Wochen damit beschäftigen, welche die Kirche zur Betrachtung derselben ausgesezt hat; Sie werden wenigstens die feyerlichste dieser Wochen, in welche der Todestag Jefu fállt, damit zu heiligen suchen. Es sey ferne von mir, daß ich eure Gewohnheit, daß ich die Regel, welche ihr euch in Absicht auf die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu vorgeschrieben habt, im min. desten tadeln sollte, ihr Alle, die ihr so zu vera. fahren pfleget. Es ist lobenswürdig, es unter-scheidet euch zu eurem größten Vortheil von taus fend leichtsinnigen, verwilderten, um ihre Besserung unbefümmerten Menschen, daß Uebungen der Andacht, daß Anstalten, deren Zweck die Er weckung religiöser Vorstellungen und die Belebung frommer Gefühle ist, zu eurer Lebensordnung gehören, und nie von euch vernachlässige

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