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werden. Eine ganz besondere Billigung verdient es, daß ihr dem wichtigsten Theil der ganzen biblischen Geschichte, daß ihr den Nachrichten von dem Leiden und Tode Jesu eigne Stunden widmet, und ihre Wichtigkeit anerkennet. Aber diffen ungeachtet behaupte ich, es müffe eure Aufmerksamkeit wecken, wenn diese Beschäftia gung ein blosses Werk der Gewohnheit ist. Vetnünftige Ueberlegung, freyer Entschluß, jedesma. ́ lige Auswahl dessen, was unsern vorhanden Be dürfnissen am gemäßesten ist, und uns gerade jeze die meiste Belehrung und Ermunterung gewáh ren kann, dieß ists, M. Br., was auch unsern frommen Uebungen erst einen wahren Werth giebt, wodurch sie erst recht zweckmässig und fruchtbar werden. Dieser Werth wird dem eurigen mangeln, ihre Nußbarkeit wird sich ungemein vermindern, wenn ihr euch zu streng an eine festgesezte Ordnung bindet; wenn ihr ein Gebet verrichtet, eine Stelle der Schrift leset, die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu wiederholet, nicht weil euer Herz dieß alles jezt gerade fordert, weil dieß alles jezt am heilsamsten für euch ist, sondern blos weil diese Uebungen an der Reihe sind, und eure Gewohnheit euch zu denfelben führt. Ist es dann zu verwundern, wenn ihr euch oft schen, damit begnüget, das Eurige gethan zu haben; wenn euer Geist bey solchen Uebungen tråge, und euer Herz ungerührt bleibt; wenn insonderheit die große Geschichte, von der ich rede, bey einer öftern, immer auf einerley Art angestellten Wiederholung euch endlich so bekannt und so alltäglich wird, daß ihr wenig mehr dabey denket und empfindet? Da es euch wirklich dar um zu thun ist, in der Erkenntniß und im Gu

ten zu wachsen: so werbet aufmerksam, sobald die Gewohnheit zu viel Einfluß auf eure frommen Uebungen gewinnen, und sie in ein unfråftiges, gedankenloses Wesen verwandeln will; so forget auf alle Weise dafür, daß euch insonderheit die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu immer neu, immer lehrreich, immer rührend bleibe.

Denn nicht ohne Bedacht habe ich oben fünf tens den Sah behauptet, es sey ein gutes Zeichen, wenn diese Geschichte immer neuen Retz für uns hat. Kehret ihr nåmlich gern zu ihr zurück, so oft ihr dazu Veranlas fung findet: werden euch bey jeder Wiederholung Umstände bemerklich, die etwas Auffallendes für euch haben; sehet ihr bey jeder Beschäftigung mit derselben Vorstellungen, Empfindungen und Vorfäße in euch erwachen, die euer Gewissen billigt, und für vortheilhaft zu eurer Besserung erklärt; Fönnet ihr gleichsam nicht müde werden, Jesum da zu betrachten, wo er gehorsam ward bis zum Tode, ja zum Tod am Kreuk; wo er den Beweis gab, er sey der gute Hirt, und lasse sein Leben für die Schafe; wo es unwidersprechlich klar wurde, wie er gleich anfangs geliebt hatte die Sei nen, so habe er sie bis ans Ende geliebt: so kann es nicht fehlen, auf viel Gutes deutet diese Denkungsart hin, sie kann für den Be weis einer Gemüthsfassung gelten, die euch zur Ehre gereicht. Sehr ernsthaft ist die Geschichte. der Leiden und des Todes Jesu; den Leichtsinni. gen schreckt sie zurück, und der, den nur etwas Tandelndes, etwas der Sinnlichkeit Schmeichelndes unterhalten kann, wird ihr keinen Geschmack

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abgewinnen. Har sie also für euch einen Reiß, der immer neu und stark bleibt: so muß eure Art zu denken eine ernsthafte Richtung genommen ha ben, ihr müsset fähig geworden seyn, das Wichtige mit Wohlgefallen zu betrachten, und es elenden Spielereyen vorzuziehen. Sehr beschämend für unsre Schwachheit ist die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu; sie zeigt uns an den Feinden und Freunden des Gefreußigten, wie tief das Verderben des menschlichen Herzens ist, wie verzagt und verwegen, wie schüchtern und ausschweifend, wie treulos und blutdürftig es seyn. Fann. hat sie also für euch einen Reiß, der immer neu und stark bleibt: so müsset ihr gewohnt feyn, die Schwachheiten und Fehler der menschlichen Natur zu einem Gegenstand eurer Beobachtung zu machen, es muß euch wichtig seyn, im mer vertrauter mit derselben zu werden. Sehr erhebend für unsern Muth ist die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu; sie zeigt uns an dem Leidenden selbst das Muster einer Tugend, die mit den größten Schwierigkeiten kämpft, die bey der schwersten Prüfung die Probe hålt und von Gott mit Preis und Ehre gekrönt wird; und an einigen Freunden des Leidenden läßt sie uns eine Liebe, eine Anhänglichkeit, eine Treue wahrnehmen, die ihm bis zum Kreuze folgt. Hat sie also für euch einen Reiß, diese Geschichte, der immer neu und stark bleibt: so müsset ihr Sinn und Eifer für das Gute haben, es muß euch wohl thun, durch den Anblick der reinften Tugend, des willigsten Gehorsams gegen Schuldigkeit und Pflicht, der heiligsten Liebe gegen Gott und Menschen gerührt, erwärmt und ermuntert zu werden. Et was Ungewöhnliches und Aufferordentliches, einen

ganz eignen Zusammenhang mit einer höhern und unsichtbaren Welt hat die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu; die Schauer der Gegenwart Gottes durchdringen alles bey derselben, und ergreifen den, der sie mit Nachdenken und einem offnen Herzen betrachtet, gleichsam unwillkührlich, Hat sie also für euch einen Reiß, diese Geschichte, der immer neu und stark bleibt, so kann es euch an diesem Nachdenken, an diesem offnen Herzen `unmöglich fehlen; so müsset ihr euch losreissen kön nen vom Zauber der Sinnlichkeit, und im Stande seyn, etwas höheres, Besseres und Ueberirdisches zu ahnen. Ihr könnet es als Regel, als eine Wahrheit annehmen, M. Z., die keine Ausnahme leidet, für den rohen, sinnlichen und lasterhaften Menschen hat die Geschichte der Leiden und des Todes Jefu etwas Zurückschreckendes; es ist ihm nicht möglich, ihr Geschmack abzugewinnen; er wird sich wegwenden, sobald er kann. Wohl euch, wenn euch eure Empfindung das Gegentheil sagt, wenn diese Geschichte einen immer neuen, unwiderstehlichen Reiß für euch hat; empfänglich für jeden guten Eindruck, und in einer wahren, gründlichen Befferung begriffen müssen eure Her zen feyn, wenn sie hier Erquickung und Freude finden.

Und nun wird es von selbst einleuchten, Daß es uns endlich sechstens zum Bes weis einer acht christlichen Denkungsart dienen kann, wenn die Geschichte der Leiden und des Todes Jefu eine nie versiegende Quelle der Belehrung, der Befferung und des Trostes für uns ist. Dann wird euch der Rath Gottes Rath_Gottes

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durch Chriftum immer klårer, je öfter ihr euch mit dieser Geschichte beschäftiget; wird es euch immer einleuchtender, daß ihr mit Christo der. Sünde abgestorben seyd, und nun mit ihm Gott leben müsset; fühler ihr euch immer getroster, und in eurem Gewissen immer beruhigter, wenn ihr überleger, was Christus für euch gethan hat, und was er euch durch seinen Tod geworden ist: welcher Glaube muß dann in euch seyn; mit welcher Zufriedenheit und Unterwerfung werdet ihr dann, alles billigen, was Gott zu eurem Heile. veranstaltet hat; welche Kraft muß dann jenes Ver trauen zu Gott durch Christum bey euch haben, welches die Quelle einer åchten christlichen Denkungsart ist! Und sind es Warnungen wider alles Böse, sind es Ermunterungen zu allem Gu ten, sind es Antriebe, auch die schwersten Pflich. ten zu erfüllen, sind es himmlische Kräfte, immer weiter zu streben, und in der Liebe gegen Gott, in der Zärtlichkeit und Treue gegen den, der sein. Leben für euch gelaffen hat, immer größre Fort schritte zu machen, was sich euch mittheilt, was ihr gewahr werdet, was ihr mächtig fühlet, so oft ihr euch bey der Geschichte der Leiden und des Todes Jesu verweilet: so ist es klar, ein wah. rer Ernst, der Heiligung nachzujagen, ohne welche Niemand den Herrn sehen fann, muß in euch herrschen, es muß euch wirk lich daran liegen, gesinnet zu seyn, wie Je fus Christus auch war, und verklärt zu werden zu seinem Bilde. Verschwindet endlich euer Kummer, werden eure Leiden leichter, mischt fich Erquickung und Labsal in eure Schmerzen, regen sich groffe lebendige Hoffnungen in euch, Hoffnungen, die euch über Tod und Grab zur

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