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Unsterblichkeit erheben, sobald ihr den heiligen Dulber erblicket, der den Kelch mit Unterwerfung trank, welchen Gott ihm reichte; sobald ihr wahrnehmet, daß er versucht wurde allenthal ben, gleichwie ihr, und euch, seinen Brüdern, aller Dinge gleich werden mußte; sobald ihr sehet, welches Heil er euch errungen, welchen Weg zu Gott er euch geöffnet, welche Herrlichkeit er euch bereitet hat, wenn ihr Glauben haltet und Treue beweiset: ist es dann nicht offenbar, daß ihr empfänglich für alle Segnungen des Evangelii seyd; daß ihr zu denen gehören müsset, denen Christus von Gott ge macht ist zur Weisheit, zur Gerechtig keit, zur Heiligung und zur Erlösung; daß ihr mit freudigem Herzen rufen könnet: das ist je gewißlich wahr, sterben wir mit, so werden wir mit leben, dulden wir mit, so werden wir mit herrschen? Nie, M. Br., nie hat es einen wahren Christen gegeben, dem die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu nicht unaussprechlich theuer gewesen wåre; der sie nicht als den kurzen Inbegriff des Wichtigsten, des Heiligsten, des Trostreichsten und Erquickendsten betrachtet hätte, das die ganze Religion hat; dem es nicht eigen gewesen wåre, unablässig aus ihr zu schöpfen, und sich durch sie zu jedem Kampfe, zu jedem Siege zu stärken. In der ehrenvollen Gemeinschaft mit allen, in denen der Geist und Sinn Christi war, befinderihr euch also, wenn ihr die Geschichte so zu nüßen, wiffet; und immer mehr, immer stärker werdet ihrs erfahren, daß die Geschichte und die Predigt von Christo, dem Gefreußigten, göttliche Kraft und göttliche Weisheit ist.

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Ich brauche kein Wort weiter hinzuzusehen, M. Br. Ist euch die Geschichte der Leiden und des Todes Jesu, was sie wahren Christen seyn foll: fo erwarten euch jest Tage reicher Beleh.. rung, fråftiger Ermunterung und himmlischer Segnungen aller Art; so bedürfet ihr meiner Ermahnungen nicht. Und ist sie euch noch un wichtig, noch gleichgültig, oder wohl gar zuwider, diese heilige Geschichte: so bleibt mir nichts übrig, als das Gebet des Gekreußigten auch für euch auszusprechen: Vater, vergieb ihnen, denn fie wiffen nicht, was sie thun; als euch zuzurufen: heute, so ihr Gottes Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht; Amen.

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VIII.

Am Sonntage Invocavit.

Evangelium: Matth. IV. v. 1–11.

Die Gnade unsers Herrn, Jesu Christ, sey

mit euch Allen; Amen.

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Unter den mannichfaltigen Veränderungen, welche sich in unserm Innern zuzutragen pflegen, M. 3., verdienen die Kämpfe mit uns selbst unstreitig eine vorzügliche Aufmerksamkeit. Daß wir oft uneinig mit uns selber sind; daß fich zuweilen ein Streit in uns erhebt, den wir nicht beyzulegen und zu entscheiden wissen; daß fich daraus nicht selten eine Verlegenheit, ein Kummer, eine Angst entwickelt, die beschwerlich und peinlich für uns wird, wer weiß das nicht? Habt ihr jemals eine schwere Wahl zu treffen ge habt; habt ihr Entschliessungen fassen müssen, von denen viel, vielleicht die Ruhe und das Glück eures ganzen Lebens abhieng; send ihr genöthigt gewesen, Schritte zu thun, deren Erfolg ungewiß war, bey denen ihr alles gewinnen oder alles vertieren konntet; habt ihr euch oft in zweydeutigen, gefährs

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gefährlichen Lagen befunden, wo es fast unmoglich war, eine sichre Entscheidung zu geben, wo Selbst Kleinigkeiten wichtig wurden, und ein geringes Versehen alles verderben mußte: so werDet ihr den Zwist aus Erfahrung kennen, der zuweilen in uns entsteht; werder die Unruhe, Das peinliche Schwanken, den raschen Wechsel Streitender Gefühle, die seltsame Mischung von Hoffnung und Furcht, von Muth und Verzagtheit, von Entschlossenheit und Unentschlossenheit, Die mit jenem Zwiste verbunden zu seyn pflegen, empfunden haben; merdet nicht läugnen können, daß wir in solchen Fällen nur allzu oft alle Macht über uns selbst verlieren, und, um wieder einig mit uns selbst zu werden, um wieder zu einem wahren Frieden in unserm Innern zu gelangen, einer fremden Hülfe, und einer Vermittelung von aussen bedürfen. Wären wir nicht so unachtsam auf das, was sich in unserm Innern zutrågt; machten wir die Wirksamkeit unsers Geistes, und die geheime Geschichte desselben mehr zum Gegen stand unsrer Beobachtung und unsers Nachden. kens: so würden diese Kämpfe unsre Aufmerk famkeit ganz vorzüglich gewinnen, wir würden nicht umhin können, Fålle, wo wir so uneins waren, wo wir uns gleichsam in zwey Personen ges theilt sahen, die sich einander widerstrebten, mit allen ihren Umständen uns wieder vorzustellen, und unser Verhalten bey denselben unparthenisch zu prüfen und zu würdigen.

Daß dieß so wenig geschieht, daß wir auch die merkwürdigsten Kämpfe mit uns selbst zu ver. geffen pflegen, sobald sie vorüber sind, könnte noch entschuldigt und verziehen werden, M. 3.,

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wenn wir nur bey einer einzigen Art derselben eine Ausnahme machten, wenn wir nur die sitt lichen einer grössern Aufmerksamkeit würdigten, 'Ein Schwanken zwischen Neigung und Pflicht, ein Streit unsrer Begierden und unsrer Vernunft, eine Empórung unsers Eigennuges gegen die Ans triebe des Edelmuthes und der Liebe, eine Wider seßlichkeit unsrer finnlichen Natur gegen die Forderungen des Gewissens, ein heftiges, langwieri gés, erbittertes Ringen des Körperlichen und Geistigen, des Thierischen und Göttlichen in uns, das sind tausend Kämpfe, die sich in unserm Innern erheben, die sich in eben dem Grade häufi ger zutragen, in welchem wir fleissig an unserer Befferung arbeiten, in welchem das Evangelium Jesu Einfluß auf uns gewinnt. Nein, Wichtigers für unsre Selbsterkenntniß, für die Fassung heilsamer Entschltessungen, und für die Anordnung unsers Verhaltens giebt es in unfrer ganzen innern Geschichte nichts, als diese Kämpfe, als dieses Gelüsten des Fleisches wider den Geist, wie der Apostel es nennt; und daß es uns so schwer wird, im Guten Fortschritte zu machen, und über Schuldigkeit und Pflicht mit uns einig zu werden, rührt vornåmlich davon her, weil wir über die sittlichen Kämpfe, welche fich in unserm Innern zutragen, viel zu wenig nachdenken, und gewöhnlich gar nicht wissen, wie wir sie behandeln, und welche Vortheile wir Daraus ziehen sollen,

Das Evangelium, über welches ich jezt sprea chen foll, gewährt une den lehrreichen, in seiner Art einzigen Anblick, M. Z., sittliche Kämpfe in der Seele dessen wahrzunehmen, der heilig,

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