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unschuldig, unbefleckt und von den Sündern abgesondert war;' zu sehen, wie er den Zwist entschied, welchen der Versucher in hm zu bewirken suchte; zu lernen, was man zu thun hat, wenn dieser Zwist unschädlich werden, wenn er sich in ehrenvolle Siege verwandeln soll. Ein solcher Anblick läßt uns über die Art, wie wir das Evangelium benügen sollen, fast keine Wahl übrig; die Veranlassung, über die fitte lichen Kämpfe in unserm Innern nach. zudenken, ist hier zu einladend und zu dringend, als daß wir uns derselben nicht bedienen sollten. Und so mögen denn die drey Fragen: Was die se Kampfe sind; wie wir sie zu beur theilen haben; und auf welche Art wir uns dabey verhalten sollen, unsre Beschäftigung in dieser Stunde werden. Wer ihr auch seyn, in welcher Verfassung ihr euch auch befinden möget; ihr werdet sie in eurem Innern finden, die merkwürdige Erscheinung, die ich jeze beschreiben werde, sobald ihr nur euren Blick auf euch selbst richten, und euch eurer bewußt werden wollet. Möchtet ihr anfangen, sie mit Ueberlegung und Nachdenken zu betrachten; möchtet ihr an dem grossen Muster, das ihr in dem heutigen Evangelio vor euch habt, lernen, was euch obliegt, wenn der Widerstreit des Flet sches und des Geistes auch in euch überhand nimmt! Der Geist Gottes sey mit uns, und lehre uns fåmpfen und überwinden. Wir flehen um feine Unterstügung in stiller Andacht.

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Evangelium: Matth. IV. v. 1-1. Einer Reihe von sittlichen Kämpfen wurde Jesus entgegen geführt, M. 3., als er vom

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Geiste Gottes veranlaßt, sich vierzig Tage lang absonderte, und sich, um ganz allein, und sich selbst überlassen zu seyn, in einer stillen Einode verbergen mußte. Bevor er öffentlich auftrat, bevor er das grosse Werk begann, zu dessen Vollendung er gesandt war, mußte er ganz einig mit sich selbst geworden seyn; mußte sich über die Natur seines Auftrages völlig verständigt haben; mußte wegen der Maasregeln, die er zu nehmen, wegen der Mittel, die er zu ergreifen hatte, von keiner Bedenklichkeit weiter beun ruhigt werden; mußte sich in dem Entschlusse befestigt haben, das Opfer seines Berufs zu werden, und sich jede Entsagung, jede Anstrengung, jede Selbstverläugnung bey demselben ge. fallen zu lassen. Zu diesem Einverständniß mit fich selbst, zu dieser freyen, lichtvollen Ansicht dessen, was er jest vor hatte, zu dieser festen, unerschütterlichen Entschlossenheit, konnte er nicht ohne mancherley Kampfe gelangen; alle Neigungen des Herzens erklärten sich wider die Aufs opferung, auf die es jezt ankam; alle hatten Ein wendungen wider ein Vorhaben zu machen, ben welchem sie ihre Rechnung so wenig fanden; alle arbeiteten daran, den erhabnen Plan, über welchen berathschlagt werden sollte, zu ihrem Vortheil abzuändern, und sich in die Anordnung und Ausführung desselben zu mischen. Sehet hier die Gelegenheit, welche der Versucher er griff, einen innern Zwist bey Jesu zu veranlas fen, von welchem er sich die größten Wirkungen versprach, Jesum in Kampfe mit sich selbst zu verwickeln, bey welchen er ihn stürzen zu können hoffte. Wie eitel diefe Hoffnung war, wie fiegreich Jesus aus diesen Kampfen hervorgieng,

wiffet ihr Alle. Aber eben so einleuchtend wird es euch seyn, daß wir über die fittlichen Kämpfe in unserm Innern nirgends ei. nen bessern, vollständigern und fruchtbarern Unterricht finden können, als hier. Lasset uns also die drey Fragen, auf welche sich, wie ich oben bereits angemerkt habe, dieser Unterricht zurück führen läßt, nach der Reihe in Erwägung ziehen.

Was sind die sittlichen Kämpfe in unserm Innern? dieß war die erste dieser Fragen. Im allgemeinen bedarf die Natur und Beschaffenheit dieser Kämpfe keiner Erklärung. Finden wir bey dem, was wir sollen, was die Pflicht von uns verlangt, und das Gewissen uns als den Willen Gottes vorhält, in uns selbst groffe Schwierigkeiten; wird es uns klar, daß wir nicht gehorchen können, ohne uns Zwang anzuthun, ohne unsre, liebsten Neigungen zu unterdrücken, ohne Vortheile aufzugeben, die unserm Herzen wichtig und theuer sind: so trennt sich gleichsam unser Wesen, und theilt sich in zwey grosse, einander widerstrebende Hälften; unsre höhere Natur, das, was wir unsre Vernunft, unser fittliches Gefühl und unser Gewissen nennen, be Steht unerbittlich auf ihrer Forderung, und vers Langt Unterwerfung und Gehorsam; und unsre finnliche Natur, deren Neigungen so mannichfals tig, mächtig und ungestůmm sind, widersezt sich einem Verlangen, bey welchem sie so viel verliert, und bietet alles auf, es nicht zum Handeln kom. men zu lassen. Und so entsteht denn jener innre Zwist, jener Kampf mit uns selber, welchen der Apostel mit den Worten beschreibt: das Fleisch gelüftet wider den Geist, und den

Geist wider das Fleisch; dieselbigen find wider einander, daß ihr nicht thut, was ihr wollet. Allein bey aller Aehnlichkeit, welche diese Zwistigkeiten im Allge meinen miteinander haben, giebt es doch Unter fchiede bey denselben, die bemerkt zu werden vers dienen. Die sittlichen Kämpfe in unserm Innern find nåmlich entweder Kämpfe des Wi derwillens gegen die Vorschrift, oder Kampfe der Trägheit und des Eigen nutes gegen die Ermunterung oder Kampfe des Stolzes gegen das unbeschränkte Ansehen der Pflicht; es ist nöthig, daß ich jede dieser Gattungen etwas genauer beschreibe.

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Die gewöhnlichsten sittlichen Kämpfe in un ferm Innern, M. 3., find Kampfe des Biderwillens gegen die Vorschrift der Pflicht. Nur felten stimmt das, was die Pflicht uns gebietet, mit den Wünschen ur.srer Neigungen überein; das Gebot der Pflicht be. Stehe, worin es wolle, irgend eine unsrer Be gierden wird sich mehr oder weniger dadurch bes schränkt und gedemüthigt fühlen, wird Vortheilen und Genüffen entfagen follen, nach welchen sie lüstern ist. Es ist natürlich, daß wir Vorschriften, die uns so etwas zumuthen, mit einem gewiffen Widerwillen betrachten, daß wir uns wehren und strauben, wenn es darauf ankommt, ihnen zu gehorchen. Dieß war der Kampf, durch welchen der Versucher im Evangelio Jefum gleich bey dem ersten Angriff, den er auf ihn magte, stürzen wollte. Der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern von einem

jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht, und daher muß man auf keinem Nahrungsmittel lüstern bestehen, dieß war bey den Umstånden, in welchen sich Jesus damals befand, die Vorschrift der Pflicht. Aber da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn, sagt der Evan gelist. Mußte die rege Begierde, die das Bedürfniß, nach einer so langen Entbehrung wieder einmal nahrhaftes Brod zu geniessen, so mächtig fühlte, jenes Gebot der Pflicht nicht mit einer Art von Unwillen bemerken, und sich widersehens mußte der Widerstreit in dem Innern Jesu, welcher hieraus entstand, dem Versucher nicht die Hoffnung einflossen, wenn er sich auf die Seite der Begierde schlage, wenn er ihre Forderung mit der Vorstellung unterstüße: bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brod werden: so werde sie das Uebergewicht erhalten, und Jefum zu einem Fehltritt verleiten? Sehet hier die Art von fittlichen Kám. pfen, die fast nie in uns nachlassen, die wir empfinden, so oft wir unsre Schuldigkeit thun fol. len, in welchen wir leider nur allzu oft unterliegen, und schimpflich überwunden werden. Ach ihr werdet es wissen, mit welchem Widerwillen wir oft schon beynr Erwachen den Geschäften entgegensehen, die uns am Tage erwarten; wie uns oft graut vor den Arbeiten, die wir verrichten sollen; mit welchem Eckel wir unsern Nacken unter das Joch beugen, das unser Beruf uns auflegt; wie unbeschreiblich sauer es uns zuweilen wird, mit verhaßten aber pflichtmässigen Geschäf ten auch nur den Anfang, auch nur einen Versuch zu machen. Natürlich wird dieser Kampf noch

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