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wo ihr so viele Gefahren drohen, einen Zwang, der sie sichert, der uns antreibt, über sie zu wachen, und sie zu verwahren, nicht für Wohlthat halten, sollen wir ihn nicht mit freudiger Rührung segnen?

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Doch er ist nicht weniger heilsam, nicht we niger erwünscht für unsre Geschäftigkeit; denn er ist es offenbar, was unsre Thätigkeit am besten ordnen, und am sichersten erhöhen kann.

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Daß wir unsre Kräfte brauchen, daß wir irgend etwas mit denselben schaffen und ausrichten follen, das lehrt uns schon der natürliche Trieb, mit welchem sie nach aussen streben, und sich zu erkennen geben wollen; und je mehr unsre Vernunft erwacht, je dringender unsre Bedürfnisse werden, je zusammengesetter und wichtiger die Verhältnisse sind, in denen wir stehen: desto mehr Anlaß, Reiß und Aufforderung erhalten wir, geschäftig zu seyn, und uns durch unsre Thätigkeit auszuzeichnen. Aber foll sie vernünf tig und nüßlich seyn, diese Thätigkeit; sollen die Arbeiten, die wir übernehmen, mit einander zusammenhängen; sollen sie sich auf heilsame Absich ten beziehen, und einen leichten glücklichen Forts gang haben: so müssen sie geordnet werden, so muß ihnen eine feste, überlegte, und ausreichende Regel zum Grunde liegen. Ich behaupte, mit Anstrengung, mit Würde, mit Erfolg tónnet ihr nur dann thätig seyn, wenn der Zwang der Pflicht diese Regel ist, wenn ihr bey allem, was ihr vornehmet, bey allem, was ihr ausführet, lediglich ihrem Gebote folget, wenn

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fie auch im neuen Jahr euer ganzes Thun leitet, und bestimmt. Denn nehmet den Ernst, die Strenge, die Gleichförmigkeit, mit der sie uns ihre Vorschriften giebt, und uns unser Geschäft anweiset, weg: wonach wollet ihr euch richten, was soll eure Geschäftigkett anordnen? Wollet ihr blos eurer Neigung folgen, und blos dann etwas thun, wenn ihr Lust dazu habt? In welche Trägheit werdet ihr versinken; in welchen Müsfiggang werdet ihr gerathen; welche lange Weile wird euch peinigen; wie oft wird euch eure Zeit zur Last werden; auf welche Thorheiten werdet ihr fallen; mit welchen Kleinigkeiten werdet ihr tändeln; wie verächtlich werdet ihr durch den Eigenfinn eurer Launen, und durch euer schändli ches Nichtsthun in den Augen aller werden, die euch kennen, und euer Verhalten zu beurtheilen wiffen! Oder wolltet ihr den Zufall entschei den lassen, womit ihr euch beschäftigen sollet, wollet ihr abwarten, welche Gelegenheiten und Veranlassungen, thätig zu seyn, die Umstände für euch herbenführen werden? daran will ich euch jest gar nicht erinnern, daß einem vernünftigen Wesen, daß einem Christen nichts weniger geziemt, als vom Ungefähr abzuhängen: fann eure Thätigkeit, wenn sie so zufällig ist, anders als regellos seyn; wird es nicht Stunden, Tage und Wochen geben, wo ihr gar nichts zu thun habt, wenigstens zu nichts veranlaßt zu seyn glaubt; werdet ihr euch nicht bald zu einem zwecklofen Herumschweifen gewöhnen, das überall Unterhaltung, und Mittel wider die Qual der langen Weile aufsucht; werdet ihr euch nicht vorwißig in Dinge mischen, die euch nichts angehen, und da mitwirken wollen, wo ihr nicht hingehöret ;

werdet ihr dagegen nicht tausend wichtige Gele genheiten, etwas Gutes zu schaffen, mit Fleiß übersehen, weil sie zu viel Anstrengung fordern; werdet ihr nicht eine elende, sich nie gleich bleis bende, völlig verdienstlose Thätigkeit aussern, die euch Niemand Dank weiß? Oder wollet ihr eute Geschäftigkeit nach Absichten und Entwür fen ordnen, an welchen die Pflicht kei. nen Antheil hat, welche sie sogar verurtheilt, nach Entwürfen der Habsucht, der Sinnlichkeit, des Ehrgeißes, der Unterdrückung und des Be Strugs? Thätig werdet ihr dann seyn, werdet, ge= spornt von euren Leidenschaften, alle eure Kräfte anstrengen, und mit einem Eifer wirken, der keine Gränzen kennt. Aber wehe allen, die euch nahe find; wehe der Gesellschaft, deren Mitglieder ihr feyd; wehe dem Vaterland, in deffen Schoos ihr lebet; und wehe, wehe vornämlich euch selber; denn nicht anders als mit Vorwürfen eures Gewissens, nicht anders, als mit dem Haß und Fluch derer, die ihr unglücklich gemacht habt, nicht anders, als mit menschlichen und göttlichen Ahndungen kann sich eine solche Geschäftigkeit endigen. Aber wohl euch und allen, die euch nahe sind, wenn es der Zwang der Pflicht ist, was eure Thätigkeit leitet, was euch im neuen Jahre die Anwendung eurer Kräfte bestimmen wird. Dann werdet ihr euch nie der Trägheit überlassen; sie wird euch unaufhörlich in Bes wegung erhalten. Dann werdet ihr nie ungewiß seyn, was ihr thun follet; sie wird euch euer Geschäft mit der größten Bestimmtheit anweisen. Dann wird euch keine Stunde låstig werten; sie wird eure Zeit so genau vertheilen, daß euch jeder Augenblick theuer und werth seyn.

wird. Dann wird nie Verwirrung in euren Handlungen herrschen; sie wird dafür sorgen, daß alles im Zusammenhang, und so geschehe, wie fichs gebührt. Dann werdet ihr gesichert seyn gegen alles Tåndeln mit Kleinigkeiten, gegen alles Einmischen in fremde Angelegenheiten, gegen alle Theilnehmung an unnüßen, gefährlichen und schädlichen Absichten; sie wird euch in eurem Hause, in eurem Beruf, in eurem Umte, und in den Verhältnissen, in welchen ihr stehet, so viel zu thun geben, euch auf eine so gemeinnüßige Arc beschäftigen, daß ihr zu etwas anderem weder Zeit noch Lust haben werdet.

Denn nicht blos am besten ordnen, auch am sichersten erhöhen kann der Zwang der Pflicht unsre Geschäftigkeit. Je mehr wir wirken, M. 3., je gróffer die Summe der Handlungen wird, durch welche wir im gemeinen Besten etwas beytragen: desto mehr wächst unsre Thätigfeit, desto höher steigt sie. Wie wird sie im neuen Jahre zunehmen, welchen Gipfel wird sie errei chen, wenn der Zwang der Pflicht euch bey der= selben leitet! Dann werdet ihr nichts von allem übersehen, was euch obliegt: dann werdet ihr jeden Augenblick zu nüßen suchen, den Gott euch schenkt; dann werdet ihr nichts, was von euch erwartet wird, Andern zuschieben, sondern alles selbst verrichten; dann werdet ihr bey eurer Aufmerksamkeit auf jeden Wink der Pflicht, und bey der Gewissenhaftigkeit, mit der er sie überall eh. ret, selbst in den Stunden der Ruhe, der Erholung und des Genusses etwas Gutes zu schaffen wissen. Je eifriger wir wirken, M. 3., je mehr es uns am Herzen liegt, alles ohne Ver

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zug und so gut, als möglich, zu verrichten: desto mehr wächst unsre Thätigkeit, desto höher steigt. fie. Eiftiger fann fie im neuen Jahre unmög lich werden, mehr Innigkeit und Wärme kann. sie nicht erhalten, als wenn ihr sie unter dem Zwange der Pflicht beweiset. Sie fordert immer alles von euch, was euch möglich ist; sie wendet sich an euer Gewissen und giebt ihm die Aufsicht über euer ganzes Thun; sie weiset euch ein so groffes, ein so bedeutendes Tagewerk an, daß ihr nicht zaudern dürfet, wenn ihr es vollenden wollet; sie hält euch endlich Beweggründe und Ermunterungen vor, die euch stårken, erheben und begeistern müssen. Denn so ist es, M. Br., unsre. Thätigkeit wächst endlich auch dann, auch dann steigt sie höher, wenn sie sich veredelt, wenn sie aus den reinsten und erhabenften Antrieben entspringt, die in unfrer Seele wirksam seyn können. Und diesen Ursprung wird sie bey euch haben, sie wird immer edler und wür diger werden, wenn es das heilige Gebot der Pflicht ist, was ihr daben vor Augen habt. Dann werdet ihr Gutes thun, ohne zu fragen, was wird uns dafür; dann werdet ihr mit einer Bescheiden heit wirken, die weder Dank begehrt, noch be merkt und gepriesen zu werden verlangt; dann werdet ihr einen Heldenmuth beweisen, der keine Gefahr und feine Aufopferung scheut; dann were det ihr dem nacheifern, der wirkte, weil es Tag war, deffen Speise es war, den Willen des Vaters zu thun; der, um unser Geschlecht dem Verderben zu entreiffen, ge.. horsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Was werdet ihr ausrichten, M. Br., was werdet ihr vollenden, welche SegnunB

D. Reinh. Pred. Ifter Band 1803.

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