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weit schwerer, und die Gefahr, besiegt zu wer den, grösser, wenn die Vorschrift der Pflicht etwas Wichtigers verlangt, wenn sie auf Dingen besteht, die wir ohne einen ungewöhnlichen Aufwand von Kraft, und ohne schmerzliche Anstrengungen nicht leisten können. Das werdet ihr wissen, die ihr euch dringend aufgefordert fühlet, eine mühsame Arbeit zu Stande zu bringen, einem Beleidiger die Hand der Versöhnung zu bieren, ein zugefügtes Unrecht wieder gut zu machen, eine schändliche Verbindung aufzulösen, in die ihr verstrickt fend, einen Fehler auszurotten, der euch zur Gewohnheit geworden ist, eine Leiden. schaft zu besiegen, die euch beherrscht, oder wohl gar Anstalten zu eurer gänzlichen Sinnesänderung zu treffen, und euch von Herzen zu Gott zu wenden. Sie erhebt sich laut in euch, die Stimme eurer Pflicht und eures Gewissens, die dieß alles fordert; ihr könnet es nicht läugnen, die Forderung selbst ist gerecht, ist heilig, ist unerläßlich; es giebt Augenblicke, wo ihr gehorchen wollet, wo ihr wohl gar den Anfang machet, eure Schuldigkeit zu thun. Aber bald regen sich eure Begierden wieder; bald stellen sie euch vor, was ihr werdet leiden, entbehren, und aufgeben müssen, wenn ihr folgen wollet; und nun entsteht ein Widerwille, ein Abscheu, eine Erbitterung gegen eure Schuldigkeit, die euch zu máchtig wird; nun gehen Wochen, und Monate, und Jahre hin, ohne daß ihr euch überwinden, ohne daß ihr den Streit in eurem Jnnern endigen kónnet. Die fittlichen Kämpfe, welche sich in uns erheben, sind gewöhnlich Kämpfe des Widerwillens gegen die Vorschrift der Pflicht.

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Doch die Pflicht gebietet nicht immer mit gleicher Strenge; es giebt Dinge, zu welchen sie mehr einladen und ermahnen, als nöthigen und zwingen will. Aber auch dann wird es nicht an Widerstand fehlen; und die sittlichen Kämpfe in unserm Innern sind daher häufig Kampfe der Trägheit und des Eigennutes gegen die Ermunterung der Pflicht. Durch einen kühnen Sprung von der Zinne des Tempels herab würde Jesus, die Aufmerksamkeit seines Volkes freylich weit schneller und leichter gewonnen haben, als durch vorsichtiges Lehren und Handeln. Einen herzhaften, ungewöhnlichen Schritt, der näher zum Ziele führen konnte, untersagte die Pflicht auch nicht geradehin, zumal da Jesus in der Folge Wunder wirklich zu Hülfe nehmen mußte. Aber es war ihr Rath: du follt Gott deinen Herrn nicht versuchen; sie ermunterte zum Gebrauch solcher Mittel, die zwar mehr Anstrengung voraussezten, aber zweckmåssiger und würdiger waren. Ohne Bedenken entscheidet also Jesus den Widerstreit einer eigennüßigen Bequemlichkeit gegen die Rathschläge der Pflicht zum Vortheil der Leztern, und weiser den Versucher, der ihn auch auf dieser Seite angriff, zurück. Häufiger, als wir uns vorstellen, sind auch wir dieser Art von sittlichen Kampfen ausgesezt, M. 3., und wir bemerken sie blos darum nicht immer, weil sie nicht leicht fo heftig werden, als die der ersten Art. Nüß. liche Geschäfte zu verrichten, die nicht gerade ju unserm Beruf gehören; Andern Gefälligkeiten zu erzeigen, die sie nicht mit Gewalt von uns fordern können; das Unsrige mit einer Pünktlichkeit und Treue zu thun, die mehr leistet, als sie

schuldig ist; sich dem allgemeinen Besten mit ei nem Eifer zu widmen, der nicht müde wird, und jeder Bequemlichkeit entsagt, sobald es nethig ist: das alles schreibt die Pflicht nicht nothwendig vor, sie gebietet es nicht auf eine unerläßliche Art; aber sie råth es an, sie ermuntert dazu, sie erflårt es für löblich_und_recht, und verwickelt sich dadurch in einen Kampf mit unsrer Trägheit, die sich alles so leicht, als möglich machen, die überall nicht mehr thun will, als sie schlechter. dings muß. Sich zweydeutiger Mittel zu enthalten, durch die sich eine Absicht leicht und bald errei chen lieffe; Vergnügungen nnd Genüsse aufzu geben, die Andern leicht anstöffig werden dürften; dem geplagten Mitbruder Dienste zu erlassen, die man nach der Strenge des Rechts von ihm for dern könnte; dem Dürftigen eine Schuld zu schenken, die er freylich bezahlen müßte, wenn man es genau nåhme; einem Andern freywillig nachzustehen, weil er fähiger, würdiger, wenig. stens bedürftiger ist, als wir; zur Versorgung der Armuth, zur Unterstüßung guter Anstalten, zur Beförderung nüglicher Künste und Wissenschaf ten, zur Verbreitung des Evangelii Jesu, Urbel ten zu übernehmen, und Beyträge zu liefern, zu welchen man eigentlich nicht verbunden ist: das alles schreibt die Pflicht nicht nothwendig vor, fie gebietet es nicht auf eine unerläßliche Art; aber sie råth es an, fie ermuntert dazu, sie erklårt es für löblich und recht, und verwickelt sich dadurch in einen Kampf mit unserm Eigennut, der gern so wenig, als möglich, aufopfern, und. fich jedes Vortheils und jedes Genusses bemächti gen will. Je beffer und edler ihr gesinnt seyd, je mehr Gefühl ihr für alles besiget, was rühm

lich und groß ist, je mehr Eifer für Religion und Menschenwohl euer Herz erwärmt: desto of ter werdet ihr solche Kämpfe bey euch wahrnehmen; werdet euch durch die Ermunterungen der Pflicht zu Anstrengungen und Opfern aufgefor Dert sehen, die eure Trägheit und euer Eigennuß verabscheut.

Bemerket noch, daß die sittlichen Kåmpfe in unserm Innern endlich auch Kämpfe des -Stolzes gegen das unbeschränkte Ansehen der Pflicht zu seyn pflegen. Nicht umsonst zeigte der Versucher im Evangelio Jesu das fruchtbare, angebaute, mit volkreichen Städten gleichsam besåete Palästina von einem Berg herab, mit dem verführerischen Zusah: dieß alles will ich dir geben, so du niederfållst, und mich anbetest. Stolz und Herrschsucht, hoffte er, sollte dieser Anblick bey Jesu wecken, und die Begierde nach der unum. schränktesten Macht, die ein Mensch auf Erden befißen kann, nach der Macht eines Herrschers und Königs in ihm empören; und einen gefährlichern Kampf, als diesen, kannte er nicht; dieß war gleichsam der lezte Versuch, Jefum seiner Pflicht. untreu zu machen. Er hatte Recht, M. Z., er wußte es, wo unser Herz am schwächsten ist, und wie man ihm am gewissesten beykommen kann. Nichts ist uns låstiger, als das unbeschränkte Ansehen der Pflicht; daß sie so unbedingt gebietet, daß sie gar kein Abkommen mit sich will treffen laffen, daß wir blindlings und ohne Widerrede gehorchen sollen, das empórt uns. Wird also unser Stolz angeregt, geråth jener Hang zur Ungebundenheit und Freyheit, der so mächtig in

uns wirkt, in eine lebhafte unordentliche Bewe gung: welcher Kampf erhebt sich dann in unserm Innern, mit welcher Kühnheit nehmen wir dann die Gebote der Pflicht in Anspruch, welche Mühe geben wir uns dann, allerley Ausnahmen zu bes weisen, welches Recht massen wir uns dann an, die Vorschriften der Pflicht nach unserm Gefallen zu erflåren, was bieten wir nicht alles auf, die Stimme des Gewissens, die wider alle diese Versuche jeugt, und uns die unverleßliche Heilig keit der Gefeße Gottes vorhält, zu unterdrücken, und unsre Anmaffungen geltend zu machen! Ist irgend ein sittlicher, Kampf gefährlich, M. 3., so ist es dieser. Sehen wir den Forderungen der Pflicht unsern Stolz, unsre Neigung zur Unab hängigkeit entgegen: so sind wir eigentlich schon entschlossen, nicht gehorchen zu wollen; so suchen wir nur einen Vorwand, uns auf eine gute Art loszureissen; so wird sich der Streit in unserm Junern fast immer mit einem Fehler, mit einer Ausschweifung, mit einem Verbrechen endigen.

Doch genug von der ersten Frage, was sitt liche Kampfe in unserm Innern sind: laffer uns zur zweyten übergehen, lasset uns untersuchen, wie wir sie zu beurtheilen haben? Es wird sich nämlich, da wir ihre Beschaffenheit und ihre Arten kennen, leicht darthun lassen, daß sie uns als Erscheinungen nicht befrem dend, als Merkmale unsrer Verfas fung belehrend, und als Gefahren war nend seyn müssen,

Erscheinungen, Begebenheiten, die zu der geheimen Geschichte unsers Geistes und

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