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richten, und wir werden alles mit leichter Mühe wahrnehmen können, was uns hier obliegt.

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Es ist nåmlich unstreitig, wollen wir uns bey fittlichen Kämpfen mit christlicher Weisheit betragen: so müssen wir sie möglichst abkür. zen, dieß ist die erste, die wichtigste Vorschrift, die sich hier geben läßt. Erwåget, wie sich Jesus im Evangelio beträgt. Läßt er sich mit dem Ver fucher in weitläuftige Erörterungen ein; verweilt er sich bey den reizenden Vorstellungen des Brodes, bey dem Aufsehen, das ein Sprung von der Zinne des Tempels machen würde, bey dem Anblicke, den die Reiche der Welt und ihre Herr lichkeit ihm darboten; hört er die Gründe an, welche die Neigungen der Pflicht entgegenseßen Fonnten, und nimmt dieselben in Ueberlegung; läßt er es überhaupt zu Weitläuftigkeiten kom. men, und einen langwierigen förmlichen Kampf in sich entstehen? Nichts weniger, als dieß; in wenigen Augenblicken ist alles entschieden; taum hat der Versucher seinen Angriff gewagt, so sieht er sich zurück gewiesen; es ist gar die Rede nicht davon, seine Vorschläge einiger Aufmerksamkeit und Ueberlegung zu würdigen, sie werden sogleich, und auf der Stelle, und ohne alle Ausnahme und Bedingung verworfen. Ihr habt alles zu fürch ten, M. Br., einen traurigen Ausgang werden die sittlichen Kämpfe in eurem Innern fast unausbleiblich nehmen, wenn ihr nicht eilet, sie sobald als möglich zu endigen; wenn ihr sie weitläuftig und heftig werden laffet. Und das Weib schauete an, heißt es bey Mose von der Mutter unsers Geschlechts, das Weib. schauetean, daß von dem Baume gut zu essen

wäre, und lieblich anzusehen, daß es ein lustiger Baum wäre, weil er flug machte; und was war die Folge dieses Unschauens, dieses Verweilens bey der schönen ver führerischen Frucht, dieses Verlängerns des bea reits entstandenen Kampfes der Neigung und der Pflicht? Und sie nahm von der Frucht, heißt es, und aß. Es kann nicht anders seyn, M. Br., ihr habt den Sieg schon verloren, sc bald ihr euren Neigungen Zeit laffet, alle ihre Kräfte zu sammeln. Mit welcher Schnelligkeit werden sie sich stärken; welche Gründe werden sie den Vorschriften, den Ermunterungen, dem Ansehen der Pflicht entgegen sehen; durch welche Vorspiegelungen und Kunstgriffe werden sie selbst eure Vernunft blenden, und in ihren Vortheil ziehen; mit welchem Geräusch, durch wel chen Aufruhr werden sie die Stimme der Pflicht in euch betäuben und unterdrücken! Rechnet darauf, verlängert ihr sittliche Kämpfe ohne Noth, verweilet ihr euch absichtlich bey denselben: so ist die Neigung, der Pflicht untreu zu werden, eigentlich schon vorhanden, so liegt euch daran, eurer Schuldigkeit auszuweichen, und einen scheinbaren Vorwand dazu zu finden. Und so bleibt uns denn, wenn wir redlich verfahren, wenn wir dem Muster Jesu folgen wollen, nichts weiter übrig, als jeden sittlichen Kampf in unserm Innern abzukürzen, so viel wir können. Ist die Vorschrift, ist der Rath, ist das gebietende Ansehen der Pflicht in einem Falle klar und entschieden: fo bedarf es ja keiner Berathschlagung weiter; so ist es offenbar, unfre Neigungen haben unrecht, Sie mögen einwenden, was sie wollen; so ist es der Mühe gar nicht werth, sie erst anzuhören,

und ihnen Zeit zu lassen; so müssen wir, wie der Apostel es ausdrückt, zufahren, und uns nicht darüber mit Fleisch und Blut besprechen. Wir ersparen uns tausend Ger fahren, tausend unruhige, qualvolle Stunden, tausend entehrende Fehltritte und Vergehungen, wenn wir sittliche Kämpfe in unserm Innern nicht unterhalten, sondern stören, nicht verlångern, sondern möglichst abkürzen.

Aber freylich müssen wir sie nie anders als zum Vortheil der Pflicht entschei den. Dieß war es, was Jesu im Evangelio den Sieg gab; was alle Versuchungen unschädlich für ihn machte; was verursachte, daß er bey allen Kampfen, die in seinem Innern angeregt wurden, heilig, unschuldig, unbefleckt, und von den Sündern abgesondert blieb. Er ist nicht einen Augenblick ungewiß, auf welche Seite er sich mit seinem Entschlusse neigen foll; es ist die Pflicht, die ihm über alles geht; es ist bey ihm gar die Rede nicht davon, daß eine Ausnahme von ihr mög lich sey; auch beym Gefühl des peinlichsten Hun gers, auch bey den reißendsten Aussichten, welche fich bey einer Abweichung von derselben zeigen, bleibt sie ihm allein wichtig, allein heilig, allein unversehrt und entscheidend. Immer unschädlicher werden die sittlichen Kämpfe in unserm Innern werden, M. Br., sie werden uns unausbleiblich zu ehrenvollen Siegen führen, sie werden sich nach und nach in einen leichten Zwist verwandeln, den wir ohne Mühe schlichten werden: wenn wir den festen Entschluß faffen, sie nie anders, als zum Vortheil der Pflicht zu endigen, die Neigungen ohne Schonung zu unterdrücken, welche sich der

elben widerseßen. Eure Kraft, so zu entscheiden, ist keinem Zweifel unterworfen. Ihr würdet euch nicht schämen, wenn ihr unterlieget, euer Gewissen würde euch über die Untreue gegen eure Pflicht keine Vorwürfe machen können, wenn es euch nicht möglich wäre, der Sünde Widerstand zu leisten. Machet also nur die Probe; jeder gelungene Versuch wird euren Muth erhöhen, und eure Kraft vermehren; ihr werdet es immer leichter finden, ohne weitre Berathschlagung den Vorschriften der Pflicht zu gehorchen, ihren Rathschlägen zu folgen, und jede widerspånstige Neis gung dem Ansehen derselben zu unterwerfen.

Und damit euch dieß desto gewisser gelinge: so fasset endlich wegen der Ausführung dessen, was die jedesmalige Entschei• dung zum Vortheile der Pflicht euch auflegt, Vertrauen zu Gott und seinem Beystand. Wie unverrückt Jesus den Willen seines Vaters vor Augen hatte, mit welcher Zuversicht er darauf rechnete, es müsse glücklich von Statten gehen, was ihm aufgetragen sey: sehet ihr aus jeder seiner Aeusserungen im Evangelio; überall beruft er sich auf die Schrift; überall giebt er zu erkennen, beym Gehorsam gegen den Willen Gottes scheue er keine Schwierigkeit; und mit dieser Ueberzeugung tritt er aus der Wüste hervor, und beginnt sein groffes Werk, und be treibt es mit einem Eifer, dem nichts zu widerstehen vermag, und überwindet den starken Gewapneten, beffen Herrschaft unerschütterlich zu seyn schien, und schwingt sich als Sieger, als Retter unsers Geschlechts, auf den Thron Gottes. Er ist mit euch, M. Br., er unterstüzt euch

182 Achte Predigt, am Sonntage Invocavit.

durch die Kraft seines Geistes, ihr werdet alles, alles durch ihn vermögen, wenn ihr ihm nachfol get in seiner Treue, wenn ihr bey sittlichen Kåmpfen nie anders entscheidet, wie er, und eurer Pflicht gehorchet, was sie euch auch vorschreiben, wozu fie euch auch ermuntern, welches Opfer fie auch von euch verlangen mag. Besorget nichts, werdet nicht muthlos, wenn ihr bey eurem Gehorsam zu verlieren, wenn ihr wohl gar dabey unterzuliegen scheinet. Durch die Huld dessen, den ihr durch eure Unterwerfung ehret, wird sich euer Verlust in Gewinn, euer Unterliegen in Sieg verwandeln, und ihr werdet Theil an der Herrlichkeit deffen haden, der durch Leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönt ist. Selig ist der Mann, der die Anfechtung er duldet; denn nachdem er bewahret ist, wird er die Krone des Lebens empfahen, welche Gott verheissen hat denen, die ihn lieb haben; Amen.

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