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die sich an uns und in unsrer ganzen Verfassung finden, das Mißvergnügen und die Scham, welche sich darüber in uns regen, und welche nie stärker und niederbeugender feyn können, als wenn wir uns vor dem Angesichte Gottes und in dem Verhältniß zu ihm, unsern Schöpfer, Gefeßgeber und Richter, betrachten, diese Empfindungen zusammengenommen sind das Wesen der wahren Demuth vor Gott; herrscht sie in unferm Herzen, erniedrigen wir, wie der Herr es auszudrücken pflegte, uns selbst, und halten, wie fein Apostel sagt, måssiglich von uns: so find wir unsrer natürlichen Ohnmacht, unsrer gånzlichen Abhängigkeit von Gott, unsrer eingeschränkten Erkenntniß, unsrer mannichfaltigen Fehler und Sünden, unsrer åufferst mangel. haften Tugend, und der grossen Hinfälligkeit alles dessen, was wir sind und haben, unablåssig eingedenk; so gestehen wir es redlich, daß wir des Ruhmes mangeln, den wir an Gott haben sollen; so fällt es uns gar nicht ben, vor ihm auf irgend etwas stolz zu seyn, oder von Verdiensten vor ihm zu sprechen. Nicht weniger bekannt ist die Natur und Beschaffen. heit eines herzlichen Vertrauens zu Gott; es besteht nämlich in der Ueberzeugung, Gott betrachte uns als Gegenstände seiner väterlichen Huld, und wolle unfre Erhaltung, Besserung und Wohlfahrt; es ist der feste, unerschütterliche Glaube, auf unser Bestes sey es bey allem abge fehen, was uns Gott widerfahren laffe, und alles könne zu unserm Vortheil dienen; es zeigt sich in einer gänzlichen Beruhigung bey diesem Gedanken, in einer Hingebung an Gott, die in Zeit und Ewigkeit nichts als Gutes von Gott erwar

tet. Wenn ich nun von einer Verbindung der beyden Gesinnungen spreche, die jezt erklärt worden sind: so fällt es sogleich in die Augen, daß diese Verbindung nichts anders seyn Fann, als ein Zusammenseyn, derselben in unserm Herzen, als ein Zustand, wo sich Vertrauen zu Gott in unsre Demuth vor ihm mischt, und diese nie in Kleinmuth und Niedergeschlagenheit ausarten läßt; die Demuth aber hinwiederum das Vertrauen zu Gott mildert, und es vor jenem Stolze, vor jenem Uebermuthe bewahrt, der unfre Abhängigkeit von Gott vergißt, und sich unbescheidne Forderungen erlaubt. Wollet ihr sie jedoch so bestimmt und vollkommen denken, diese Verbindung, wie sie gedacht werden muß, und wie sie in uns vorhanden seyn soll: fo bemerket, fie muß absichtlich, fie muß innig, sie muß unablåssig seyn; ich will mich über diese Forderungen sogleich weiter erklären.

Absichtlich muß die Verbindung der wahren Demuth vor Gott, und des herzlichen Vertrauens zu ihm seyn, sie muß von unsrer eignen, freyen Anordnung herrühren. Es giebt eine gewiffe Vereinigung der Demuth und des Vertrauens, die das Werk zufälliger Umstände, eine Wirkung dunkler Antriebe, ein Spiel un willkührlicher Gefühle ist. Eindrücke von aussen machen uns unsre Ohnmacht oft so fühlbar, ein innres Mißbehagen schlägt uns oft so nieder, wir werden durch unser Gewissen oft so nachdrücklich an unsre Fehler erinnert: daß es kein Wunder ist, wenn wir nicht anders, als mit Wehmuth und Beschåmung zu Gott aufblicken, wenn wir uns nicht enthalten können, in den Staub vor

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ihm niederzusinken. Widerfährt uns während die ses Zustandes eine unerwartete Wohlthat Gottes, bietet sich in oder auffer uns etwas dar, was uns Muth einflöffen, was Hoffnung zu Gott in uns wecken kann; so wird sich von selbst und ohne unser Zuthun ein Vertrauen zu Gott in unsre Demuth mischen, wir werden bey allem Gefühl unsrer Unwürdigkeit uns dennoch seiner våterlichen Erbarmung trösten. Aber wie erwünscht auch ein solches Zusammentreffen der Demuth vor Gott, und des Vertrauens zu ihm. seyn mag: der Werth deffelben ist eben darum, weil es blos zufällig ist, nur sehr gering. Dem Zufall müssen wir in unsrer sittlichen Verfassung so wenig als möglich überlassen, M. 3., sie foll das eigentliche Gebiete unsrer freyesten Thätigkeit seyn, wo alles absichtlich, alles nach bestem Wissen und Gewissen, alles mit Eifer und An strengung von uns angeordnet und bewirkt wird. Und so muß denn auch die Verbindung der Demuth vor Gott und des Vertrauens zu ihm bey uns zu Stande kommen. Unser Vorsak, unser wohlbedächtiges Bestreben muß es seyn, unsrer Abhängigkeit von Gott, und unsrer Un würdigkeit vor ihm stets eingedenk zu bleiben, und es nie zu vergessen, ihm sey alle Welt schuldig, vor ihm fey kein Fleisch gerecht. Aber eben so ernstlich müssen wir daran arbeiten, daß sich zu diesem niederschlagenden Gefühl ein fester Glaube an die väterliche Huld Gottes geselle, daß sich neben der Scham, welche. wir über uns selbst empfinden, die Ueberzeugung in uns befestige, auch seinen gesunkenen, straf baren und verwerflichen Geschöpfen wolle Goff geholfen wissen, es sey sein Wille, daß Nie

mand verloren werde. Nur dann, wenn wir unsre Gesinnungen selbst so anordnen, wenn das Zusammenfliessen wehmüthiger und getroster, niederdrückender und aufrichtender Gefühle unser eignes Werk ist, und von dem Fleisse herrührt, den wir auf die Bildung unsers Herzens, und auf die Einrichtung unsers Verhältnisses gegen Gott wenden: nur dann ist eine wahre Verbin dung der Demuth vor Gott, und des Vertrauens zu ihm vorhanden; diese Verbindung muß absichtlich seyn.

Und dabey innig. So waren die Gefühle, von denen ich rede, bey der edlen Mutter verknüpft, die wir im Evangelio handeln sehen. Håtte die Demuth, welche sie vor dem grossen Gesandten Gottes empfand, nicht mit einem groffen Vertrauen in einer unzertrennlichen Verbindung gestanden: die harte Antwort: es ist nicht fein, daß man den Kindern das Brod nehme, und werfe es vor die Hunde, würde sie muthlos gemacht haben, sie würde verstummt fern. Und wäre ihr Vertrauen eine Art von stol. zer Zudringlichkeit gewesen, hätte es nicht mit ei nem Gefühle der Unwürdigkeit zusammen gehan gen, das gar nicht davon abgesondert werden Fonnte: würde dieselbe harte Antwort Jesu die Unglückliche nicht empört, und zu unbescheidnen Aeusserungen verleitet haben? Ja, M. Br., innig muß die Vereinigung seyn, welche die Des muth vor Gott und das Vertrauen zu ihm mit einander verknüpft; in einander müssen die Gefühle fliessen, aus welchen beyde Gesinnungen bestehen; die Empfindungen der Demuth müssen sich nie in uns regen, ohne uns auf Empfindun

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gen des Vertrauens zu leiten; die Hoffnungen des Vertrauens müssen nie in uns erwachen, ohne von den Rührungen der Demuth gemässigt ju werden; wir müssen gewohnt seyn, wie David es ausdrückt, dem Herrn mit Furcht zu die nen, und uns mit Zittern zu freuen. Ihr werdet euch nicht enthalten können, beschåmt, voll Ehrfurcht, voll Unterwerfung zu seyn, sobald ihr euch vor Gott befindet, und werdet doch auch getrost, voll Muth, und eurer Wohlfahrt gewiß 1 zu ihm aufblicken, wenn die Demuth vor Gott, und das Vertrauen zu ihm in einer wahren Verbindung bey euch stehen; diese Verbindung ist die genaueste und innigste, welche sich denken läßt.

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Eben daher wird sie endlich auch unablåfsig seyn. Giebt es blos Augenblicke und Stunden, wo sich Demuth und Vertrauen zugleich in uns regen, wo sich die Hoffnung zu Gott auch in das Gefühl unsrer Unwürdigkeit mischt; find wir dagegen zu einer andern Zeit bald muthlos und verzagt, bald forglos und mit Leichtsinn muthig: so ist der schöne Bund noch nicht zu Stande gekommen, der die Demuth_und_das Vertrauen zu Gott in uns vereinigen soll. sie so mit einander verknüpft, diese Gesinnungen, wie sie es seyn sollen: so tritt kein Zeitpunkt wei ter ein, wo sie einzeln und abgesondert wirkten; so werden die Schmerzen der innigsten Weh. muth und der tiefsten Erniedrigung vor Gott durch Regungen eines festen, herzlichen Vertrau ens gelindert; so werden die Freuden des mu thigsten Vertrauens und der lebendigsten Hoffnung zu Gott durch Gefühle einer wahren Demuth

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