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in den Schranken der Bescheidenheit erhalten; so ist es herrschende Gewohnheit bey uns, nicht an= Ders an Gott zu denken, als mit Demuth und Vertrauen zugleich, als so, daß wir uns eben so, Lebhaft an unsre Niedrigkeit und Schuld, als an feine Barmherzigkeit und an seine Verheissungen erinnern; so erhalten wir uns in einer Fassung, Die eben so ehrfurchtsvoll als getroft, eben so vorsichtig als muthig ist, wo wir uns der Wohlthaten Gottes trösten, ohne uns derselben zu überheben.

Es wird nun leicht seyn, M. Z., die Nothwendigkeit der Verbindung zu beweisen, deren Beschaffenheit bisher erklärt worden ist; es wird sich ohne Mühe zeigen lassen, daß wir unserm Verhältniß gegen Gott nur dann gemäß denken, empfinden und handeln, wenn Demuth und Ver., trauen in unserm Herzen so absichtlich, so innig, so unablässig mit einander vereinigt sind. Höret die Vernunft, höret das Evangelium Jefu, fie dringen so stark auf diese Vereinigung, fie fordern dieselbe mit einem so grossen Nachdruck, daß uns kein Zweifel und keine Ausflucht weiter übrig bleibt.

Laffet die Vernunft unparthenisch spre chen, M. 3., welche Gefühle erklärt sie, wenn sie unbefangen urtheilt, für passend, für würdig, für anständig, sobald wir uns dem Unendlichen gegen. über befinden, sobald wir uns in unserm Verhältnisse zu dem denken, von welchem, und durch wel= chen, und in welchem alle Dinge sind? Ist es recht, vor dem Unendlichen leichtsinnig, vor dem Allmächtigen unbescheiden, vor dem Heiligen und

D. Reinh. Pred, ister Band 1803.

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Gerechten eingebildet und stolz zu seyn; muß uns un fre Ohnmacht, unfre Strafbarkeit, unser Nichts nicht fühlbar werden, sobald sich unser Geist auf ihn richtet; würden wir nicht unvernünftig handeln, würden wir nicht zu erkennen geben, daß wir weder von ihm, noch von uns einen richtigen Begriff haben, wenn wir uns nicht auf das Tiefste vor ihm de müthigen wollten? Aber ist es auf der andern Seite recht, vor dem Allgütigen verzagt, vor dem Geber alles Guten muthlos, vor dem, der sich aller seiner Werke erbarmt, mißtrauisch und ohne Hoffnung zu seyn; muß sich unser Herz nicht er mannen, muß es nicht lebhafter und freudiger schlagen, sobald wir sehen, wie voll der Himmel. und die Erde von seiner Güte sind; würden wir nicht unvernünftig handeln, würden wir nicht zu erkennen geben, daß wir weder ihn, noch uns kennen, wenn wir nicht Vertrauen und Muth zu ihm faffen wollten? Sehet euch um nach allen den Beziehungen, die zwischen Gott und uns Statt finden; fie fordern ohne Ausnahme De muth und Vertrauen zugleich; in keiner derselben können wir diese Gesinnungen trennen, ohne zu fehlen, ohne unserm wahren Verhältnisse zu ihm entgegen zu handeln. Er ist der Urheber unsers Wesens, und wir sind Geschöpfe seiner Hand: sollen wirs nicht mit Demuth erkennen, daß wir alles nur durch ihn sind, sollen wir zu dem, der so viel an uns gethan hat, nicht zugleich ein freubiges Vertrauen faffen? Er ist unser Gesez geber und Herr, und wir sind in jeder Hinsicht von ihm abhängig: sollen wir diese gänzliche, nothwendige, unvermeidliche Abhängigkeit nicht mit demüthiger Unterwerfung fühlen, sollen wir ihm, der seine Macht nie mißbrauchen kann, nicht

zugleich zutrauen, er werde sie zum Segen für uns anwenden, und seine Geseze in Wohlthaten für uns verwandeln? Er ist der Regierer der Welt, und wir stehen unter seiner Aufsicht und Leitung: sollen wir vor dem, dem alles im Himmel und auf Erden gehorcht, nicht die tiefste Ehrfurcht empfinden; sollen wir ihm, ohne dessen Willen kein Sperling auf die Erde fällt, nicht zugleich ein freudiges Vertrauen widmen, und ihm getrost unser Schicksal überlassen? Er ist unser Richter, und der gerechte Vergelter in dem Reiche seiner vernünftigen Geschöpfe, und wir find Sünder, das können wir nicht läugnen, sind Uebertreter seiner heiligen Geseße: dürfen wir es wagen, unsre Schuld vor ihm zu läugnen, müssen wir es nicht mit einer Scham, die uns demüthigt, mit einer Selbstverachtung, die uns niederwirft, gestehen, daß wir uns entehrt haben, und strafbar vor ihm.sind; aber würden wir nicht ihn entehren, wenn wir nicht zugleich die Hoffnung nåhren wollten, auch seiner gefallenen Geschöpfe werde er sich annehmen, er werde Mittel wissen und Anstalten treffen, sie aus ihrer Ver. funkenheit aufzurichten, und ihrem Unvermögen zu Hülfe zu kommen? Betrachtet euch in einer Beziehung auf Gott, in welcher ihr wollet: wol. let ihr urtheilen, `wollet ihr fühlen, wollet ihr handeln, wie es euch geziemt, und Gottes würdig ist, so könnet ihr die wahre Demuth vór Gott, und das herzliche Vertrauen zu ihm weder entbehren, noch trennen; schon die Vernunft dringt auf die Verbindung dieser Gesinnungen.

Und was soll ich erst von dem Evange lio Jesu sagen? Das Evangelium hat zwey

grosse Forderungen, M. Z., die es vorgetragen hat, sobald es laut wurde: die es noch immer Jedem vorhält, der seine Stimme hören will; von deren Erfüllung es die größten Wohlthaten Gottes, und eine ewige Seligkeit abhängig macht; es verlangt Busse und Glauben. Aber was ist diese Busse? Sie ist nach den eignen Er. flärungen des Evangelii nichts anders, als das richtige, freywillige Unerkennen unsrer Abhängigfeit von Gott, unsrer Unvollkommenheiten und Gebrechen, unsrer unzähligen Sünden und der damit verknüpften Schuld und Strafbarkeit; sie ist nichts anders, als die tiefe Selbstverachtung, als die herzliche Wehmuth und Reue, als der lebendige Abscheu und Widerwille, der sich bey der Wahrnehmung eines so groffer Verderbens in uns regen soll; sie ist nichts anders, als das tiefe Gefühl, daß man kein Verdienst vor Gott habe, daß man sich weder entschuldigen, noch sich helfen könne, fondern feine Zuflucht zu einer Gnade nehmen müsse, die ohne Verdienst und aus eigner freyer Bewegung verzeiht und rettet. Ist es aber nicht offenbar, daß die Buffe in diesem Sinne ganz einerley mit der wahren Demuth vor Gott ist; daß man diese Demuth nicht haben fann, ohne sich so abhängig, so strafbar, so ver dienstlos, so hülfsbedürftig zu fühlen, als es zu einer åchten Busse erforderlich ist? Und worin bestehet der Glaube, den das Evangelium eben fo dringend verlangt, den es mit der Busse auf das Genaueste verbunden wissen will? Er ist die Gesinnung, M. 3., wo man auch bey dem schmerzlichsten Gefühl seiner Unwürdigkeit und Strafbarkeit vor Gott, doch nicht verzagt, und nicht an der Gnade Gottes verzweifelt; er ist die

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Ueberzeugung, auch den Sünder wolle Gott nicht verwerfen, wenn er sich ernstlich zu ihm wende, und demselben Verzeihung widerfahren lassen; er ist die Bereitwilligkeit, jede Bedingung zu billigen, an welche Gott diese Verzeihung binden will, und sie in der Ordnung anzunehmen, welche Gott darüber festgesezt hat; er ist daher die Beruhigung bey der durch Christum getroffe nen Anstalt, wo man ohne Verdienst ge recht werden soll, aus seiner Gnade, durch die Erlösung, so durch Jesum Christum geschehen ist, wo man ange nehm vor Gott werden soll in dem Ge= liebten. Ist aber dieser Glaube etwas anders, als ein herzliches Vertrauen zu Gott, als ein Rechnen auf die Huld und Erbarmung Gottes, wo man alles, auch das Höchste und Wunderbarste von ihm erwartet, wo man überzeugt ist, also habe er die Welt geliebt, daß er feinen eingebornen Sohn gab; seines eignen Sohnes habe er nicht verschonet, sondern ihn für uns alle dahin gege ben? hat aber dieß alles seine Richtigkeit: welche Wichtigkeit empfångt dann die Verbindung der wahren Demuth vor Gott, und des herzlichen Vertrauens zu ihm nach der Lehre des Evangelii! Die ganze Ordnung des Heils besteht in dieser Verbindung; in ihr sind alle Bedingungen ent halten, unter welchen uns Gnade und Verge bung zu Theil werden soll; ihre Bewirkung ist die wichtige Sinnesänderung, welche bey uns zu Stande kommen muß; nur dann, wenn sie in uns vorhanden ist, sind wir geworden, was wir als Christen seyn sollen, und können leisten, was uns als Christen obliegt. Denn soll zu einer wirk

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