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nern entstehen können, die ihr nicht bey Zeiten gewahr würdet, die ihr nicht sogleich verbessern, oder unterdrücken könntet; ihr könnet euch zu ei• ner heilsamen Aufsicht auf die Verfassung eures Geistes und Herzens nicht geschickter machen, als wenn ihr wahre Demuth vor Gott und herzliches Vertrauen zu ihm mit einander verbinden lernet.

Daß euch diese Verbindung eben so vortheil haft zur Erhaltung einer wahren christlichen Gleichmüthigkeit seyn wird, fällt von selbst in die Augen. Denn worum werden wir so leicht übermüthig, wenn es uns nach Wunsche geht; warum faffen wir denn einen Duns kel, der uns zu den größten Thorheiten verlei tet; warum überlassen wir uns denn einem leichtfinn, der Fehler auf Fehler håuft: als weil es uns an wahrer Demuth vor Gott fehlt, als weil wir nicht erwågen, wie unverdient das Glück ist, das wir geniessen, als weil wir vergessen, wie unvollkommen und strafbar wir vor ihm sind? Und ist es nicht derselbe Mangel an wahrer De muth vor Gott, was uns so ungeduldig, so uns willig, so stürmisch macht, wenn unsre Wünsche vereitelt werden, wenn uns Leiden und Wiber wärtigkeiten treffen; könnten wir uns denn so be schweren, so über Unrecht klagen, wenn nicht ein eitler Stolz in unserm Herzen wáre, wenn wirs nicht ganz verkennten, daß Gott uns nichts schull dig ist, daß wir von Rechts wegen gar nichts fordern können? Fehlt es euch auf der andern Seite an herzlichem Vertrauen zu Gott, wie wird dann euer Muth sinken, sobald euch ein Un glück trifft, oder auch nur bedroht; wie rathlos -und verzagt werdet ihr euch fühlen, und eud),

ohne eure Kräfte zu gebrauchen, ohne månnlich und entschloffen dagegen zu kämpfen, der Vers zweiflung überlassen! Wie wenig werdet ihr, ohne herzliches Vertrauen zu Gott, selbst im Glück, wahre Ruhe genteffen; dann wird euch alles unsicher und bedenklich scheinen; ihr werdet überall Gefahren sehen und nachtheilige Verans derungen fürchten; das Gefühl, wie unvermogend ihr seyd, euch bey dem Befiße des Eurigen ju erhalten, wird euch unablässig mit bangen Be forgnissen quålen, und jede Freude euch verbittern. Gleichmüthig, unverzagt, im Unglück und im Glück bescheiden, immer zufrieden mit dem, was euch widerfährt, und fähig, es vernünftig zu gebrauchen, könnet ihr nur durch die Verbindung einer wahren Demuth vor Gott und eines herzlichen Vertrauens zu ihm werden. Dann be fremdet euch keine Unannehmlichkeit, die euch be gegnet; ach bey eurer Demuth wisset ihr, daß euch Gott noch immer schont, daß ihr ein noch weit hårteres Schicksal verdient håttet; urd euer Vertrauen zu Gott läßt euch hoffen, daß euch, wenn ihr ihn liebet, alles zum Besten dienen muß, und läßt euch jede Erquickung, die Gott in eure leiden mischt, mit Dankbarkeit and Rüh rung annehmen. Dann macht euch aber auch kein Glück, wie unerwartet und groß es auch senso leichtsinnig und stolz; eure Demuth fagt es euch ja, es sey unverdient, es sey nun nöthig, eure Aufmerksamkeit zu verdoppeln, wenn ihr euch nicht vergessen, und Fehler machen wollet; und euer Vertrauen auf Gott lenkt euch von euch ab, und auf ihn, verwahrt euch auf immer vor jenem Dunkel, der feines Beystandes Gottes zu bedúrfen glaubt. Eine Frucht der Demuth vor Gott

und des Vertrauens auf ihn ist der wahre Friede ́der Seele, M. Br., ihr werdet ihn besiken, werbet unter allen Umständen seinen wohlthätigen. Einfluß empfinden, wenn ihr die Gesinnungen, die ihn hervorbringen, nie trennet, wenn sie unauflöslich mit einander verknüpft in eurem Herzen herrschen.

Welche Vortheile wird euch endlich ihre Verbindung zu einem pflichtmässigen Verhalten gegen Andre gewähren. Sie war es, diese Verbindung, was die bedrångte. Mutter im Evangelio mit einer so edlen Dreiftigkeit handeln, was fie die glückliche Antwort geben ließ, die Jefum so innig rührte, die ihn zu dem Ausspruch bewog: o Weib, dein Glaus be ist groß, dir geschehe, wie du gesagt hast. Ihr werdet es im Umgange mit Andern unmöglich verbergen können, wenn Demuth vor Gott und Vertrauen zu ihm nicht mit einander verknüpft bey euch sind. Fehlt euch die erstere, mit welchem Uebermuthe werdet ihr dann handeln, welchen Stolz werdet ihr gegen Jeden ausfern, der euch untergeordnet ist, wie wird man euch den Dunkel ansehen, den ihr von euch selber habt, und der euch über alle eure Fehler verblendet. Und fehlt euch das Vertrauen auf Gott, wie unruhig und ångstlich werdet ihr dann seyn, welches scheue Mißtrauen wird alle eure Unternehmungen bezeichnen, wie wenig werden Andre auf euren Muth, auf eure Entschlossenheit, auf euren Beystand rechnen können. Ein Mensch, in deffen Nähe man sich wohl befindet, den eine glückliche Mischung von Bescheidenheit und edlem Selbstgefühl, von Nachgiebigkeit und Festigkeit,

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206 Neunte Predigt, am Sonnt. Reminiscere.

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von Freundlichkeit und Ernst, von Behutsam. keit und Muth, liebenswürdig und achtungswerth macht; der gegen die Niedrigen mit Herablassung, und gegen die Hohen mit einer Bescheidenheit han delt, die sich nie wegwirft; dem ihr es ansehen werdet, daß er bey einer ununterbrochenen Rich, tung auf Gott immer vorsichtig ist, aber nichts fürchtet, immer mit Ueberlegung zu Werke geht, aber nie verjagt, und euch beystehen, euch Gutes thun, euch segnen wird, sobald er Gelegenheit das zu findet: das ist der Christ, M. Br., bey dem wahre Demuth vor Gott, und herzliches Ver trauen zu Gott in einer unauflöslichen Verbindung stehen. Wohl Jebem, in dessen Herzen die ser heilige Bund herrscht! Denn wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden, Und Gott widerstehet den Hoffårtigen, aber den Demüthigen giebt er Gnade; Amen.

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X.

Am ersten Bußtage.

Text: Rom. V. 9. 1. 2.

Der Tag, welchen wir heute feyern, M. Z.,

und die Worte der Schrift, welche ich jezt erklä ren, und auf euch und euern Zustand anwenden foll, sehen mich durch den Widerspruch, in wel chem sie mit einander stehen, in eine Verlegens heir, die ich unmöglich verbergen kann. Worte

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voll Sinn und Bedeutung, voll Kraft und Nach. druck, voll Trost und Ermunterung enthält der Text, der mir heute vorgeschrieben ist; er gehört unter die Stellen der Schrift, die ein kurzer Inbegriff des ganzen Evangelii Jesu sind, und den Geist desselben am lebendigsten darstellen; er enthüllt die glückliche Verfassung, die geheime Würde, die verborgnen Vorzüge dessen, der die fem Evangelio gehorsam worden ist, und beschreibe eine Seligkeit, welche die kühnsten Erwartungen übertrifft. Aber Menschen, welche die Kraft des Evangelii aus Erfahrung kennen, muß man vor fich haben, wenn man diesen Text mit Erfolg erklären, und verstanden werden will: zu Chri

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