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Bekenner Jesu durch den Glauben an ihn genieß fen, send ihr keineswegs; daß man, um ein guter und seliger Mensch zu werden, schuldlos vor Gott feyn, Friede mit Gott haben, in Gemeinschaft mit ihm stehen, und eine zukünftige Herrlichkeit hoffen müsse, das sehet ihr ein, das gestehet ihr zu und haltet es für nöthig, in diese glückliche Verfassung zu kommen. Über ihr seyd nicht ge meint, dieß alles von Christo anzunehmen; es ohne euer Zuthun, ohne euer Verdienst, aus bloffer Gnade, und durch den Glauben zu empfangen; ihr wollet euch selbst helfen, wollet euer Gewissen dadurch beruhigen, daß ihr euch bessert; wollet euch den Frieden mit Gott durch eure Tugend verschaffen; wollet durch einen heiligen Wandel euch in Gemeinschaft mit Gott sehen, und dadurch einer ewigen Seligkeit fähig und würdig machen; einer fremden Vermittelung glaubet ihr nicht zu bedürfen. Daß ihr hiemit einen andern Weg zu dem Wohlgefallen Gottes und zur Glückseligkeit einschlaget, als das Evangelium Jesu anweiset, ist unstreitig, ihr dürfet euch nur an unsern Tert erinnern, um euch da von zu überzeugen. Nach demselben wird man durch den Glauben gerecht, und ihr wollet es durch eure Besserung werden; nach demselben erlangt man den Frieden mit Gott durch Jesum Christum, und ihr wollet ihn euch selbst verschaf fen; nach demselben rühmt man sich der zukünf tigen Herrlichkeit, die Gott geben soll, und ihr erwartet eine Seligkeit, die ihr euch im Grunde selbst geben wollet, die euer eignes Werk seyn soll. Mochtet ihr euch doch darüber zu verstån. digen suchen, warum ihr so verfahret; warum euch die Ordnung mißfälle, welche das Evange

lium Jesu vorschreibt! Ist es Unglaube, was euch so handeln läßt, ist euch das Evangelium Jesu überhaupt zuwider, weil ihr von einer höhern Offenbarung nichts wissen, und blos eurer Vernunft folgen wollet; so gebe ich euch anheim, ob ihr das, wodurch sich das Evangelium Jefu als gött. liche Wahrheit angekündigt und bewährt hat, so ernstlich, so genau, so gründlich und gewissenhaft geprüft habt, als es Pflicht für euch war; und ob ihr, wenn dieß nicht geschehen ist, euern Unglauben selbst vor dem Richterstuhl eurer Vernunft verantworten könnet? Und wie, wenn ein heimlicher Stolz bey euch wirksam wåre; wenn ihr euch für weit weniger ohnmächtig und verdor ben hieltet, als ihr wirklich seyd; wenn euch eure Eigenliebe mit Kräften zum Guten schmeichelte, die ihr nicht habt; wenn ihr dem Wenigen, was ihr leistet, einen Werth, eine Vollkommenheit, ein Verdienst zutrautet, das ihm keineswegs zu gestanden werden kann? Denn dieß ist es, was ich euch am meisten, und mit allem euch mögli 'chen Ernste zu erwågen bitte. Wo habt ihr denn die Erklärung Gottes, daß er euch eure ehemali gen Sünden verzeihen, und euch für schuldlos halten will, wenn ihr anfanget, sie zu lassen; bleiben sie nicht nach dem Ausspruch eurer eignen Vernunft, eurer Besserung ungeachtet, was sie sind, und müssen von der höchsten Gerechtigkeit geahndet werden? Worauf gründet ihr denn die Hoffnung, daß euch eure Tugend das Wohlgefal len Gottes verschaffen werde? O ihr müßtet sehr verblendet seyn, wenn ihrs nicht fühlen wolltet, daß sie in unvollkommnen Versuchen besteht, daß fie mit unverkennbaren Mängeln behaftet ist, daß euer eignes Gewissen nicht damit zufrieden seyn

kann; und Gott sollte es seyn, der Heilige und Gerechte, der Herzen und Nieren prüft, follte sich durch dieselbe gleichsam blenden lassen? Und wer ist euch denn Bürge, daß eine ewige Selig. keit die Folge dieser Tugend seyn werde? Daß Gott euch diese Seligkeit nicht schuldig ist, ist am Tage. Und wenn ihr auch eine untadelhafte und fehlerfreye Tugend beweisen könntet, ihr tha tet damit nichts weiter, als eure Pflicht, und könntet von Rechts wegen nicht die mindeste Bes lohnung dafür fordern. Es ist und bleibt also Gnade, wenn euch Gott Gutes widerfahren läßt. Und doch wollet ihr ihm vorschreiben, wie und unter welchen Bedingungen er diese Gnade erzeigen soll, wollet euch weigern, sie so anzunehmen, wie er sie verheissen hat, sie durch Christum zu empfangen? Es ist ernsthaft, M. Br., was ich da sage; es verdient an diesem Tage des Nachdenkens eure sorgfältigste Erwägung, ob ihr euch nicht auf einem gefährlichen Abweg befindet, ob ihr nicht ganz irre gehen werdet, wenn ihr onders gerecht und selig werden wollet, als durch den Glauben, als durch unsern Herrn Jesum Christ. Möchtet ihr euch sammeln! Möchtet ihr bey Zeiten prüfen, was zu eurem Besten dienet!

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Mit euch, bie ihr den Frieden mit Gott, und die Hoffnung einer zukünfti gen Herrlichkeit ausser Christo, und ohne Glauben an ihn wirklich gefun den zu haben glaubet, kann ich kürzer spre chen; kann es euch sehr klar machen, daß euch eure Ruhe höchst verdächtig seyn sollte. Denn daß sie sich auf keine Verheissung Gottes gründet, daß es eine blosse Zudringlichkeit ist,

wenn ihr annehmet, er habe euch verziehen, und fey euch gnådig, weil ihr wenigstens den Versuch gemacht habt, besser zu werden, ist dieß nicht am Tage? Und könntet ihr so ruhig seyn, könntet ihr mit so groffer Sorglosigkeit auf die Barmherzigkeit Gottes rechnen: wenn eure Besserung und Tugend rechter Art wäre? Wer fühlt sein Unvermögen schmerzlicher, als der, dem seine Besse rung ein Ernst ist? Wer ist demüthiger und an spruchsloser, als der wahre Tugendhafte? Wer fühlt es lebhafter, daß er ohne die unverdiente, Freye Gnade Gottes verloren ist, und nicht das Mindeste hoffen kann, als der, der es genau mit sich nimmt, und seine mangelhafte Tugend ganz fennt? Wer ist bereitwilliger, die Gnade Gottes in Christo anzunehmen, als der, dessen Gewissen am regsten und zartesten ist, dem sich seine Unwürdigkeit in ihrer ganzen Grösse darstellt? Je fichrer ihr also send, je getrofter ihr euch auf eure Tugend verlasset, je mehr ihr auch vor dem Richterstuhle Gottes damit auszureichen hoffet, und gleichsam auf sie troket: desto verdächtiger ist sie; desto mehr Merkmale der Unåchtheit trägt sie an der Stirne; desto klårer ist es, daß ihr noch gar nicht wiffet, wie es in einer Seele aussieht, der es um ihr Heil und um das Wohlgefallen Gottes zu thun ist; desto mehr fällt es in die Augen, daß the euch in einem traurigen Selbstbetrug, daß thr euch in einer Verblendung befindet, die euch ins Verderben stürzen muß. Möchte dieser Tag ein vernünftiges Mißtrauen, und eine heilsame Unruhe bey euch wecken! Möchte er euch veranlassen, genau zu prüfen, ob ihr denn Christum wirklich entbehren könnet, wenn ihr vor Gott be ftehen wollet! Möchte euch eben der Umstand, wenn

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ihr alles fo leicht nehmet, und so sicher seyd, ver. bächtig vorkommen, und euch zum Nachdenken bringen! Möchte euer Gewissen Zeit gewinnen, es euch fühlbar zu machen, wie sehr ihr noch des Ruhms mangelt, den ihr an Gott haben sollet!

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Ihr endlich, die ihr die Glückselig keit derer, welche alles von Gott durch Christum erwarten, aus Erfahrung Fennet, ihr bedürfet meiner Ermahnungen nicht. Einen Tag des Danks, der gerührtesten Freude, und einer Beschȧmung, die eurem Herzen erquickend ist, feyert ihr heute; ihr fühlet es von neuem, welches Glück es ist, gerecht zu seyn durch Glauben, Friede zu haben mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum, einen freyen, kindlichen Zugang zu der Gnade zu kennen, in der ihr stehet, und einer zukünftigen Herrlichkeit mit getrostem Muthe entgegen zu fehen. Möge Gott die Empfindung, daß nichts Verdammliches mehr an euch ist, immer leben. diger in euch machen! Möge sein Friede, der höher ist denn alle Vernunft, immer herrschender in euch werden! Möge eure Gemeinschaft mit ihm und feinem Sohne euch immer mehr heili gen und beglücken! Möge es euch immer fühl barer werden, daß ihr hier schon selig seyd, wiewohl in Hoffnung! Nur eine Erinnerung nehmet noch an, nur eine Bitte lasset mich noch beyfügen. Werdet nicht unruhig, werdet nicht verzagt, wenn das Gefühl der Glückseligkeit, die in Christo ist, nicht immer gleich lebendig und stark in euch bleibt, wenn es zuweilen ganz zu mangeln scheint, und euer Herz belastet und schwer

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