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ist. Ihr lebet noch im Staube; ihr seyd noch mit einem Körper umgeben, der den Geist oft ångstigt und drückt; ihr seyd noch so manchem Fehler ausgesezt, der das Gefühl eurer Vereinigung mit Gott durch Christum storen kann; ihr habt oft mit Widerwärtigkeiten und Leiden zu kampfen, die eure Schwachheit zu empfindlich angreifen; es ist, mit einem Worte, noch nicht erschienen, was ihr seyn werdet. Das vergeffet nie; und haltet euch, was auch euer Herz zuweilen empfinden mag, im Glauben desto. fester an den, der ohne Verdienst gerecht macht aus Gnaden, durch die Erlösung, so durch Jesum Christum geschehen ist; und ihr werdet siegen, ihr werdet wieder freudiger werden, der Friede Gottes wird von neuem in eurem Herzen regieren, und euch bes wahren zum ewigen Leben. Und so wachset denn alle, M. Br., in der Gnade und Erkenntniß unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi; demselbigen sey Ehre nun und zu ewigen Zeiten; Amen.

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XI.

Am Tage Marià Verkündigung.

Evangelium: Luc. I. v. 26-38.

Wenn an die grosse Wahrheit, daß Gott die

Werkzeuge seiner wohlthätigen Regie rung frey und ganz anders zu wählen pflegt, als wir denken und erwarten, irgend etwas stark und nachdrücklich erinnern kann, M. 3., so ist es das Fest, welches wir heute feyeen. Die Mutter, welche dem Sohne Gottes Das Leben geben, welche den gebåren, pflegen und erziehen sollte, durch den Gott unser ganzes Geschlecht fegnen, und eine ewige Erlösung stif ten wollte, die Mutter dieses Einzigen sollte jezt bestimmt, und zu einem so denkwürdigen und ehrenvollen Verhältniß ausgezeichnet werden. Da, wo Gott sie fand, håtte die menschliche Weisheit sie wohl nie gesucht; im Jüdischen Lande, in Galilåa, einer verachteten Provinz desselben, und hier noch überdieß in dem übelberüchtigten Na zareth, hätte sie wohl Niemand anzutreffen geglaubt; und wer håtte sie in der dürftigen Ma ria, wer håtte fie in einer Jungfrau erkennen sollen, der alles fehlte, was die Aufmerksamkeit

der Menschen gewinnen kann, die keinen andern Vorzug hatte, als den so häufig übersehenen, ei ner fiillen Unschuld, und einer geräuschlosen Tugend? Und doch war sie die Gebenedeyte unter den Weibern, die ein Bote Gottes in ihrer Hütte aufsuchte; der er die Nachricht brach. te: du hast Gnade bey Gott funden; der er zurief: du wirst einen Sohn gebåren, der wird groß und ein Sohn des Höchsten genennet werden, und Gott wird ihm den Stuhl seines Wa ters David geben, und er wird ein Kó« nig seyn über das Haus Jakob ewig lich, und seines Königreichs wird kein Ende seyn. Gerechtfertigt, als zweckmässig und weise dargestellt, ist sie långst, diese unerwartete, auffallende Wahl. Der Sohn Marieng ist alles geworden, was er werden sollte; er hat in ihren Armen, unter ihrer zårtlichen Aufsicht und Pflege zugenommen an Weisheit, Alter und Gnade bey Gott und den Menschen; er hat das grosse Werk vollendet, zu deffen Ausführung er gesandt war, und sie erlebte es noch, die glückliche Mutter, daß er sich als den Sohn des Höchsten in feiner ganzen Herrlichkeit zeigte, und sich, nach dem er gemacht hatte die Reinis gung unsrer Sünden durch sich selbst, zur Rechten der Majestät in der Höhe Гезсе.

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Für unsern Vorwiß ist nichts beschämen. ber, M. 3., nichts demüthigender für unsern Stolz, als die Art, wie Gott die Werkzeuge feiner Regierung wählt. Hier fällt es recht in die Augen, daß seine Gedanken nicht

unfre Gedanken, und seine Wege nicht die unsrigen sind. Denen, durch die er seine wichtigsten Endzwecke befördert, durch die er die Welt erleuchtet, bessert, verändert, fegnet, trauen wir anfangs fast immer wenig oder nichts zu; und zoge er uns zu Rathe, wir würden ihm ganz andre Menschen, und, wollen wir die Wahrheit gestehen, vornåmlich uns selbst in Vorschlag bringen. durch eine Wahl, Natürlich findet sich bie uns so widersinnig scheint, auch unser Stolz beleidigt. Menschen, die wir nicht kannten, oder verachteten, sehen wir oft plöglich emporgehoben; von ihnen sollen wir Lehre annehmen, und uns Zurechtweisungen gefallen lassen; sollen wahr. nehmen, daß durch sie alles anders geht, als wir gedacht und gewollt hatten, und oft genug un fre liebsten Plane vereitelt werden. Soll es uns nicht auffallen, foll es uns nicht frånken, wenn wir die zu Gefässen der Ehre und der Barmherzigkeit gewählt sehen, die wir zu Ge= faffen der Unehre, oder gar des Zorns bestimme haben würden? Regt sich, wenn wir die Bewegungen unsers Herzens sorgfältiger beobachten, das Mißvergnügen, der Unwille, der Verdruß über diese Wahl nicht weit häufiger in uns, als man gewöhnlich glaubt, und erfüllt uns mit eis ner Bitterkeit, die eben so nachtheilig für unser Verhalten, als gefährlich für unsre Ruhe ist?

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Ein grösseres, wundervolleres Werk der gött lichen Regierung kennen wir nicht, M. 3., als das, dessen Anfang wir heute feyern. Aber nir gends war auch die Wahl der Werkzeuge, die Gott dazu heiligte, freyer, unerwarteter, man kann wohl sagen, befremdender, als hier. Laf

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set uns diese Gelegenheit ergreifen, über Maasregeln der göttlichen Weisheit nachzudenken, die oft so auffallend und demüthigend für uns find; Lasset uns untersuchen, wozu wir die Erfahrung, daß Gott die Werkzeuge seiner Regierung gemei niglich ganz anders wählt, als wir sie gewählt haben würden, brauchen und anwenden sollen. In Unterwerfung wird sich unsre Unzufriedenheit, in Anbetung wird sich unser Tadel, in Hoffnung und Freude wird sich unser Mißtrauen und unser Schmerz verwandeln, M. Br., wenn wir die göttliche Regierung in dem Lichte betrachten lernen, in welchem sie betrachtet werden muß, in welchem sie uns der gezeigt hat, der aus dem Schoose des Vaters zu uns herabkam. Ihn können wir nicht besser ehren, als wenn. wir voll Glauben an seinen Unterricht, und voll Vertrauen auf seine Vermittelung in allem, was Gott thut, eine Weisheit, eine Erbarmung, eine Wirksamkeit erblicken, die keinen andern Endzweck hat, als unsere Besserung und unser Heil, als unser besondres Wohl und das Wohl der Welt. Lasset uns unfre Gedanken sammeln, M. Br., lasset sie uns auf die grosse, unermeßliche Haushaltung richten, in der wir leben, in der auch wir das Unsrige zu leisten bestimmt sind; Lasset uns aber auch um licht und Beystand fle hen in stiller Andacht.

Evangelium: kuk. L. v. 26-38.

Niemand ist über die Wahl, welche bas vorgelesene Evangelium beschreibt, mehr betrof fen, M. 3., als die Gewählte selber. Eie er. schricht, die bescheidne Maria, als sie fich bie

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