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der leitenden Hand Gottes, weit mehr Gutes und Groffes zu Stande gekommen ist, als ohne die Bewegkraft und Mitwirkung jener Fehler möglich gewesen wåre. Lasset uns nur nie un vorsichtig urtheilen, und vor der Zeit entscheiden; die sittliche Welt hat ihre Ungewitter und Stüc me, wie die Natur; wir zittern, so lang der Sturm wüthet, und das Ungewitter tobt; aber wie frey und dankbar hebt sich unsre Brust, wenn die Luft um uns her dadurch gereinigt, wenn die schmachtende Natur erquickt, wenn neue Fruchtbarkeit in alle, Adern derselben ausgegossen ist. Und welche Freyheit, welche Ruhe, welche beßre Ordnung der Dinge geht gewöhnlich aus den Verwirrungen hervor, in welche die Leidenschaf ten der Menschen oft ganze Völker und Reiche stürzen; was sind sie gemeiniglich anders, als die Anstrengung zu neuen Fortschritten; und wie vortheilhaft sind sie bis auf unsre Zeiten für die heilige Sache dessen geworden, dessen Ankunft auf Erden wir heute feyern, und dessen Königreichs kein Ende seyn soll!

Entschieden ist es also, M. 3., durch die Erfahrung aller Jahrhunderte entschieden, daß Gott gemeiniglich Werkzeuge seiner wohlthätigen Regierung wählt, welche die Menschen nicht gewählt haben würden; und wollen wir aufmerk sam seyn, so werden wir Beyspiele einer solchen Wahl täglich erblicken. Um so nöthiger ist es, daß wir untersuchen, wozu wir eine Wahr. heit, die uns oft so auffallend ist, anwenden und brauchen sollen.

Und hier ist es denn offenbar, daß sie uns zuerst im Glauben an das Daseyn einer

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Hohern Regierung befestigen muß. Denn wäre es möglich, urtheilet selbst, wäre es möglich, daß gerade die erhabensten Endzwecke Durch die niedrigsten, gerade die schwierigsten durch die schwächsten, gerade die heilsamsten durch verderblich scheinende Werkzeuge befördert und erreicht werden könnten, wenn nicht eine Macht vorhanden wåre, die alles auf eine uns unbe greifliche Weise mit einander verknüpft, die eis nen grossen, wohlthätigen, gar nicht zu verkennenden Plan verfolgt, und alles dafür in Bewe gung zu sehen und zu benußen weiß; eine Macht, bey der, wie es in unserm Evangelio heißt, fein Ding unmöglich ist? Ich weiß alles, was man anführen kann, um es begreiflich zu machen, um es natürlich zu erklären, wie auch niedrige Werkzeuge erhabnen Endzwecken nüßlich werden, wie auch schwache grosse Schwierigkeiten besiegen, wie auch verderbliche heilsame Wirkungen hervors bringen können; es läßt sich nicht läugnen, daß Die Verbindung der Umstände, daß ihr glückliches Zusammentreffen, daß die Wirkung und Gegen. wirkung unzähliger Ursachen, auch gemeinen Kräften eine ungewöhnliche Erhebung geben, auch schwachen Werkzeugen einen unerwarteten Einfluß verschaffen, auch die Plane gefährlicher Menschen zu einem unschädlichen, oder wohl gar Heilsamen Ausgang leiten kann. Aber muß die Verbindung der Umstände, auf die ihr so viel rechnet, ihr alle, die ihr von einer höhern Regierung nichts wissen wollet, nicht selbst ihre Urfache haben? Bedarf das glückliche Zusammentreffen heilsamer Zufälle, auf das ihr euch be rufet, nicht selbst einer Anordnung? Muß die Wirkung und Gegenwirkung unzähliger Ursachen,

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aus der ihr so viel erflåren wollet, nicht absichts. voll und mit Ueberlegung berechnet feyn, wenn etwas Nüßliches und Heilsames daraus entsprin gen foll? Woller ihr dieses weise, dieses allum faffende, dieses durch alle Zeiten und Jahrhun derte verbreitete Anordnen, Verknüpfen, Berech nen und Lenken aller Umstände dem Zufall oder einer blinden Nothwendigkeit zuschreiben? Kann der Zufall, kann die Nothwendigkeit einen Zufammenhang bewirken, über deffen Zweckmässig keit und Wohlthätigkeit eure Vernunft immer mehr erstaunt, je tiefer fie in denselben eindringt, je mehr sie davon verstehen und begreifen lernt? Und wenn es nun immer dieselben Endzwecke sind, auf die sich alles bezieht, für die oft gerade die niedrigsten, die schwächsten und die gefährlichsten Werkzeuge am thåtigsten werden müssen, nämlich die heiligen Endzwecke der Erleuchtung, der fittlichen Besserung, der höhern Bildung, der wahren Be glückung unsers Geschlechts; wenn ihr es nicht läugnen könnet, daß diese Endzwecke das lezte Ziel sind, auf welches in den Begebenheiten einzelner Menschen und ganzer Völker, einzelner Zeiträume und aller Jahrhunderte alles hinarbeitet: könnet ihr dann noch zweifeln, daß der ganze Zusammenhang wirkender Kräfte in den Hånden, und unter der Aufsicht eines Wefens ist, das die höchste Macht mit der höchsten Weisheit und Güte verbindet; das zwar häufig anders als ihr, und eurem Gut dunken ganz zuwider, aber allezeit zweckmåssig, als lezeit zu unserm Besten wählt? Ja, M. Br., daß ein höherer Regierer vorhanden ist, der besser zu entscheiden, und jeden so zu gebrauchen weiß, wie er zu brauchen ist, daran wollen wir denken, in dieser Ueberzeugung wollen wir uns befestigen,

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fo oft wir wahrnehmen, daß Werkzeuge gewählte werden, die wir nicht gewählt haben würden.

Aber dabey wollen wir es nicht bewenden lasfen; die Erfahrung, daß Gott so zu wählen pflegt, foll uns auch ein unbegränztes Vertrauen auf seine Maasregeln einflößen. Wir können es nicht hindern, ich weiß es wohl, daß wir nicht zuweilen unwillig, oder doch mißmuthig und verzagt werden sollten, wenn wir Menschen, die uns unfähig, oder gar verdächtig scheinen, von denen wir nicht nur nichts Gutes, sondern sogar Böses erwarten, ausgezeichnet, in Thätigkeit gesezt, mit wichtigen Aufträgen beehrt, zu Werkzeugen wichtiger Unternehmungen be stimmt sehen; oft unwillkürlich werden dann unsre Klagen laut, und wir überlassen uns bangen Besorgnissen. Aber ist es wahr, was wir heute ge sehen haben, und woran uns dieses Fest so nachdrücklich erinnert, daß auch die auffallendste, auch die widersinnigste Wahl nicht ohne Gott ge. schieht, daß es sogar Grundsaß und Regel seiner Regierung ist, andre Werkzeuge zur Erreichung feiner Absichten zu bestimmen, als wir bestimmt has ben würden: so müssen wir uns nicht nur mås« figen, nicht nur unsern Klagen und Befürchtungen Gränzen sehen; Vertrauen müssen wir sogar faffen, müssen um so getroster seyn, um so mehr Gutes aller Art erwarten, je weniger An. schein dazu vorhanden ist. In tausend Fällen ha ben niedrige, unansehnliche, verachtete Werkzeuge die erhabensten und heiligsten Endzwecke beför dern müssen, das ist offenbar; wir wollen also nicht verzagen, wollen uns erinnern, bey Gott fen kein Ding unmöglich, wenn wir die gute Sa

che irgendwo ohne mächtige Unterstüßung erbli cken, wenn ihr Schicksal auch in unsern umstàn den von Menschen abhängt, welche die Welt ge ringschäzt und übersieht. In tausend Fållen ha ben schwache, unbedeutende, ohnmächtige Werks zeuge die wichtigsten und schwersten Endzwecke befördern müssen, auch das ist unstreitig; wir wollen also nicht verzagen, wollen uns erinnern, bey Gott sen kein Ding unmöglich, wenn das, woran uns, woran dem Vaterlande, woran der ganzen Menschheit gelegen ist, nur von den schwa. chen Bemühungen derer abhängt, die es redlich und gut meinen, wenn die Hindernisse desselben unüberwindlich zu seyn scheinen. In tausend Fallen haben fogar zweydeutige, unsichre, ver derbliche Werkzeuge die heilsamsten und nüßlichften Endzwecke befördern müssen, das beweiset die Geschichte unwidersprechlich: wir wollen also nicht verjagen, wollen uns erinnern, bey Gott sey kein Ding unmöglich, wenn dem Laster zuweilen alles zu gelingen, wenn es eine gefährliche Ge= walt an sich zu reiffen scheint; es wird bewirken müssen, was es nicht will, und in der Hand Goltes ein Werkzeug unerwarteter Segnungen werden. An das Werk, M. Br., an das Werk laffet uns denken, dessen Anfang wir heute feyern; lasset uns nie vergessen, daß es durch lauter Werk zeuge zu Stande gekommen ist, die wir nicht ge wählt haben würden; lasset uns überlegen, wie uraussprechlich das Heil ist, das unser Geschlecht demselben verdankt und wir werden getrost seyn, wir werden mit Unterwerfung billigen, was Gott thut, werden von den Maasregeln seiner Regierung auch dann lauter Gutes erwarten, wenn sie mit unsern Einsichten und Wünschen streiten.

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