صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Aber freylich muß uns die Erfahrung, daß Gott so häufig Werkzeuge seiner wohlthätigen Regierung wählt, die wir nicht gewählt haben würden, auch mit Werthschahung der Menschen und mit Wohlwollen gegen fie erfüllen. Denn das ist offenbar, das ist entschieden, in der ganzen unermeßlichen HausHaltung Gottes ist nichts so niedrig, nichts so schwach, nichts so verdorben, das der, bey dem Fein Ding unmöglich ist, nicht noch brauchen, nicht in ein Werkzeug seiner wohlthätigen Regie rung verwandeln könnte. Lasset uns also Niemand verachten, wer er auch seyn, wie gemein, wie ohmnächtig, wie unig er uns auch vorkom men mag; fönnen wir wissen, was Gott noch durch ihn wirken will, zu welchen Diensten er ihn aufspart, was er vielleicht uns selbst noch durch ihn erzeigen kann? Laffet uns an Niemand verzweifeln, wer er auch seyn, wie tief er auch gesunken, in welches Varderben er auch ge= rathen seyn mag; weiß Gott nicht selbst gefährliche Menschen für heilsame Endzwecke zu nuhen, werden in seiner Hand nicht selbst ihre Las fter wohlthätig, und könnet ihr wissen, wozu feine mächtige, alles bessernde Gnade sie selbst noch machen kann? Lasset uns insonderheit die Jugend hochachten; laffet uns alles, was in un frer Macht ist, bentragen, daß sie glücklich empor blühe, daß sie alle ihre Kräfte entwickle, daß sie in der Zucht und Ermahnung zum Herrn erzogen werde; lasset uns nicht mißmuthig, nicht ungeduldig und unwillig werden, wenn sie unsern Hoffnungen und Wünschen nicht sogleich entspricht, wenn sie zuweilen ganz unfähig, oder auf immer verdorben zu seyn scheint. In ihrer Mitte sind

alle die Werkzeuge verborgen, die Gott nach uns brauchen, durch die er die wichtigsten Endzwecke aller Art befördern, durch die er das grosse Werk seines Sohnes, das Werk der allgemeinen Er leuchtung, Besserung und Beglückung fortseßen, und weiter führen wird. Laffet uns wohl zuse hen, daß wir uns an feinen von allen, die sich noch nicht entwickelt haben, deren Bestimmung noch unentschieden ist, auf irgend eine Art verfündigen. Wie leicht könnten wir ein Gefäß der Ehre und Herrlichkeit verlegen; wie leicht einem Geschöpf nachtheilig werden, mit welchem Gott groffe Dinge vor hat; wie leicht eine Kraft, die einst viel geleistet haben würde, lähmen und untüchtig machen! Mit Uchtung und Werthschåhung, mit Vertrauen und Liebe wird unser Blick auf den Menschen ruhen, M. Br., wenn wir sie als Werkzeuge in der Hand Gottes betrachten; wenn wirs nie vergessen, auch die niedrigen, auch die schwachen, auch die verderblich scheinenden wisse er zu brauchen, und Gutes durch sie zu wirken; wenn wir uns gewöhnen, an feinem zu verzweifeln, feinen für überflüssig und unnúß zu erflåren, so lang ihn Gott fortdauern läßt und erhält.

[ocr errors]

Doch eben deßwegen, weil Gott gewöhnlich ganz anders wählt, als wir, wollen wir auch an uns selbst nicht verzweifeln, sondern durch Fleiß und Treue immer brauchba rer zu werden suchen. Es kann nicht fehlen, wir werden zuweilen mißtrauisch gegen uns selbst; wir fühlen uns oft so niedrig und übersehen, oder so unfähig und schwach, oder so untüchtig und ver dorben, daß es uns scheint, Gott selbst könne uns

zu nichts weiter brauchen; wir betrachten uns zuweilen mit einer Geringschäßung, mit einer Selbstverachtung, bey der uns unser Leben zur Last wird. Aber höre mich du, der du dir so über. flüssig, so unnüß und verächtlich vorkommst. Siehe zu, ob der Mißmuth, der sich deiner be mächtigt hat, nicht Krankheit, nicht die Wirkung eines leidenden Körpers ist. Sollte dieß der Fall seyn, so nimm deine Zuflucht zur Kunst des Arztes, und du wirst, so Gott es will, mit dei. ner Gesundheit auch neuen Muth, und neues Selbstvertrauen erhalten. Untersuche eben so strenge, ob der Unwille, der dich peinigt, nicht vielleicht die böse Frucht unbefriedigter Leiden. schaften, und eines unbegränzten Stolzes ist; ob du nicht darum an dir selbst verzagst, weil dir deine unbescheidnen Hoffnungen, deine ehrgeizigen Plane vereitelt worden sind. In diesem Falle denke vor allen Dingen auf eine gründliche Besse= rung deines Herzens; lerne einsehen, daß Gott - den Hoffårtigen widersteht, aber den Demuthigen Gnade giebt: sobald du wahre Demuth erlangt haben wirst, wird dein Mißmuth verschwinden, und die Hoffnung, auch deiner könne sich Gott in seiner grossen Haushal tung noch bedienen, wird dich wieder getrost ma. chen. Ist es aber lediglich das Gefühl, daß du doch gar zu niedrig, gar zu unbedeutend, gar zu schwach bist, dich verlierst in dieser unermeßlichen Menge der Menschen auf Erden, ist es lediglich dieses Gefühl, was dich niederschlägt und miß. muthig macht: so fasse dich, und sey getrost; vor dem, in dessen Hånden wir alle sind, ist nichts kraftlos, nichts unbedeutend, nichts unbraud;bar; er macht aus uns, was er will, und befördert

durch niedrige Werkzeuge die erhabensten, durch schwache die schwierigsten, durch verderblich scheinende die heilsamsten Endzwecke; denn bey ihm ist kein Ding unmöglich. Sey also nur auf merksam verrichte nur immer, was du kannst; beweise dich nur im Kleinen treu, und du wirst nie überflüssig seyn, du wirst oft, ehe du dirs versiehst, ein Werkzeug groffer Segnungen wer den; und hier oder dort wird die Zeit kommen, wo dir mehr anvertrauet werden wird, wo du über viel gesezt werden sollst.

[ocr errors]

Endlich, M. Br., bevestigé uns die Erfahrung, daß Gott gemeiniglich Werkzeuge seiner wohlthätigen Regierung wählt, welche wir nie. gewählt haben würden, in frohen Hoffnun gen für unser ganzes Geschlecht. Denn was sollte uns an einem glücklichen Fortschritt desselben in aller Vollkommenheit, was sollte uns an einem Besserwerden auf Erden, was sollte uns an einem fünftigen Sieg der guten Sache zweifelhaft machen? Vielleicht die Wirksamkeit so vie ler mächtigen, mit allen Mitteln versehenen Kräfte für das Gegentheil? Vielleicht die unlaugbare Gewalt des Unglaubens, der Lasterhaftigkeit und des Eigennußes? Vielleicht die Niedrigkeit, Schwachheit und Verzagtheit derer, die es gut meynen, durch die es allein noch besser werden fann ? Aber ihr habt ja gesehen, diese Schwa chen, diese Verachteten sind es eben, durch die Gott schon oft beschämt, und gedemüthigt, und überwunden hat, was machtig und übermüthig war; ihr habt gesehen, daß die göttliche Thorheit, wie der Apostel sagt, weiser, und die göttliche Schwachheit står kèr ist, als

[ocr errors]

die

bie Menschen sind. So trauet es ihm denn zu, er werde das Reich, das er in seinem Sohne gegründet hat, und deß kein Ende seyn soll, zu erhalten, werde es zu erweitern, werde es zum Segen für unser ganzes Geschlecht zu machen wissen; trauet es ihm zu, immer klarer, immer sichtba rer werde er es an der Menschheit werden lassen, daß er sie in feinem Sohne geliebt, und ihr ei nen Retter vom Himmel gesandt habe; denn bey ihm ist kein Ding unmöglich; Amen.

[ocr errors][merged small][merged small]
« السابقةمتابعة »