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mit uns spiele kein Zufall, auch über uns gebiete kein unbarmherziges Geschick. Denn weil

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Gott uns alle liebt, weil er die Rettung und das Heil eines jeden beschlossen hat, weil wir ihm als freye, vernünftige, zu seinem Bild geschaf fene Wesen alle theuer sind, weil er uns selbst unsre Sünden verzeihen, und uns ewig erhalten und fegnen will: darum hat ja Jesus Christus Den Tod gelitten, zur Bestätigung dieser Wahr. heiten hat er ja sein Blut vergoffen, um sie über allen Zweifel zu erheben, darum hat ja sein schreckliches Schicksal eine so ehrenvolle Wendung genommen; er ist, wie die Schrift fagt, um un frer Sünde willen dahin gegeben, und um unfrer Gerechtigkeit willen auferwecket. Das Werk eines weisen, eines al· tes lenkenden, eines våterlich gesinnten Herrn und Regierers ist also auch unser Schicksal; von ihm ist es angeordnet, von ihm bestimmt, wie es auch beschaffen seyn, wie milde und erfreulich, wie hart und schrecklich es uns auch vorkommen mag; wir können Jefum unmöglich die Bahn betreten sehen, auf der wir ihn heute erblicken, ohne es zu fühlen, die Hand, die ihn führte, führe uns alle, ohne durch den Gedanken an diese Hand zu einer vernünftigen Billigung, zu einer entschlossenen Ertragung unsers Schicksals ermuntert zu werden. Es ist für unsre Beruhigung bey unserm Schicksal, und für die glückliche BenuHung desselben unendlich viel gewonnen, M. 3., wenn die Ueberzeugung in uns vorhanden ist, es habe einen weisen und gütigen Urheber,

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Doch die Geschichte des lezten Einzugs Jesu zu Jerusalem muß uns zweytens auch die

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schnellen Abwechselungen unsers Schicksals zu Gemüthe führen. Ehre und Schande, Erhebung und Erniedrigung, die höchste Gunst der Menschen und ihr bitterster Haß, die glänzendsten Aussichten, und das tiefste Elend können nicht näher an einander grånzen, nicht schneller einander verdrången, als es bey Jesu in dem kleinen Zeitraum der acht Tage ge schah, die sich mit seiner Ankunft zu Jerusalem anfiengen. Ben dieser Ankunft war das Heer, welches ihn begleitete, für ihn begeistert, und bald nachher bis zur Mordlust gegen ihn erbittert; bey dieser Ankunft galt er für den von Gott ge fandten König Israels, und bald nachher für einen Empórer, der den Tod verschuldet habe; bey dieser Ankunft unterwarf sich ihm alles, und bald nachher stand alles wider ihn auf; bey dieser Unkunft war er frey, bald nachher gefesselt, und in wenigen Stunden als ein Missethåter hingerichtet; ihr sehet ihn binnen acht Tagen zum König erflårt, als einen Verbrecher behandelt, am Kreuße getödtet, dem Schoos der Erde überge ben, und zu einem neuen, zu einem ewig daurenDen Leben erweckt; schneller, wunderbarer, ausser ordentlicher kann sich kein Schicksal åndern, als das Seinige. Mit dem Muthe, mit der Standhaftigkeit, mit der Ergebung, welche Jesus bey Diesen Erschütterungen feines Schicksals bewies, werden wir das unfrige nie tragen lernen, M. 3. wenn wir uns nicht bey Zeiten, und recht abe Fichtlich an die Vorstellung gewöhnen, schnellen Veränderungen fen es auch bey uns ausgesezt, auch bey uns neige es sich zu einem immerwähren den Wechsel hin. Wie betroffen wirst du seyn, wie muthlos wirst du zagen, wie wenig wirst du

dir zu helfen wissen, du, der du jezt glücklich bist, und unbesorgt dahin lebst, wenn ein Unfall über dich hereinbrechen, wenn dein Schicksal plößlich eine andere Richtung nehmen sollte; das erwartest du nicht, das scheint dir jezt kaum möglich zu seyn, darauf bist du nicht im mindesten vorbereitet; wird dich jeder Streich des Unglücks nicht um so leich ter niederschmettern, je weniger du ihn vorhergefehen hattest? Und du, den das Glück vielleicht eben so plöslich aus der Niedrigkeit emporheben, aus dem Mangel in Ueberfluß versehen, einem lästigen Zwang entreiffen, und fren, unabhängig und mächtig machen dürfte: welche Thorheiten wirst du begehen, in welche Fehler wirst du fallen, wie wenig wirst du dich in deinen neuen Zustand zu finden wissen, wenn er dir noch ganz fremde ist, wenn du nie vernünftig daran gedacht hast, daß es anders mit dir werden könne! Gleich ruhig, gleich gefaßt, gleich aufmerksam auf den Willen seines Vaters, und seiner gleich mächtig, fehet ihr Jesum bey seinem glorreichen Einzug, und auf dem Richt plah; beym Zuruf: Hosianna, dem Sohne David, und bey dem Mordgeschrey: kreukige ihn. Ihm war weder das eine, noch das andere unerwartet; er war mit diesem schnellen Wechsel Efeines Schicksals långst vertraut, und daher fähig, ihn zu ertragen. Wohl uns, wenn wir unser Schicksal eben so betrachten lernen. Daß wir kei nen Augenblick vor wichtigen Veränderungen sicher sind; daß sich unsre Umstånde verschlimmern und verbessern können, ehe wirs denken; daß Glück und Unglück, Vergnügen und Schmerz, Verlust und Gewinn, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod in menschlichen Angelegenheiten an einander grånzen; daß nichts unsichrer ist, als unsre Vers

bindungen, und tausend Unfälle uns einander ent reissen können, daß wir bey unserm Schicksal nicht mehr Zuverlässigkeit fordern dürfen, als der Sohn Gottes bey dem Seinigen genoß, und daher auf alles gefaßt seyn müssen: das lasset uns überlegen, M. Br., daran laffet uns denken, so oft wir uns unsers Zustandes deutlich bewußt werden; recht vertraut laffet uns mit dem Gedanken zu werden fuchen, daß uns auch die schnellsten Abwechselungen unsers Schicksals nicht unerwartet und befremDend seyn dürfen.

Aber noch mehr; die Geschichte des lezten Einzugs Jesu zu Jerufalem muß uns noch beson ders auf den Eigensinn unsers Schie fals vorbereiten. Unfre Begebenheiten neh men oft Wendungen, M. Z., die keine mensch liche Klugheit vorhersehen, und kein menschlicher Scharfsinn erklären kann; wir werden oft so felt fam gehoben, oder erniedrigt, auf eine so unerwar tete Art erfreut, oder gefrånkt, allen unsern Wüns fchen und Bestrebungen oft so ganz zuwider in die räthselhaftesten Umstände gebracht: daß sich fchlechterdings nicht begreifen läßt, wie alles ge= meynt fen, daß es ist, als ob ein grausamer Scherz mit uns getrieben würde. Ich henne diese Bes schaffenheit unsers Schicksals den Eigenfinn deffelben, und kann man einen Blick in unser Evangelium werfen, ohne an diesen Eigensinn ers innert zu werden? Nein, nicht auf eine gewöhn liche Art sollte Jesus seinen Feinden überliefert, und zum Tode verurtheilt werden? Vor der Er niedrigung, die ihn erwartete, sollte ein Augenblick von Erhöhung, vor der Schmach, die auf ihn fiel, ein Schimmer von königlicher Würde, vor

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den Fesseln, die man ihm bereitete, ein Anschein von Macht und Gewalt vorhergehen; eine Art von Spiel, das sich das Glück mit ihm erlaubte, um ihn dann desto tiefer und empfindlicher fallen zu Lassen, schien der ganze Glanz zu seyn, der mit seiz nem lezten Einzuge zu Jerusalem verknüpft war. Aber daß ihn auch dieser Eigenfinn des Schicksals nicht befremdet, sehet ihr aus seinem Verhalten. Er weicht der Menge nicht aus, als sie ihn freudig umgiebt; er verwehrt es ihr nicht, ihn nach Jerufalem zu begleiten, und seiner Ankunft eine besondre Feyerlichkeit zu geben; er läßt es ihr zu, daß sie ihre Begeisterung aussern, und ihn als den König Ifraels begrüssen darf; er giebt sich willig zu einem Auftritt her, dem er sonst so oft ausgewichen war. Aber er läßt sich auch nicht bethören durch diesen Auftritt; er weiß es so genau, wovon dieser anscheinende Triumph das Vorspiel sey, daß ihm die Thrånen in die Augen treten, als er die Stadt ansichtig wird, daß er sie schon mit der Schuld feiner Ermordung belastet, und von zerstörenden Rächern umringt sieht; er überläßt sich dieser seltsamen Wendung seines Schicksals, weil er über zeugt ist, auch sie sey nicht umsonst; sie sey nós this, um der Schrift Genüge zu leisten; sie müsse geschehen, damit erfüllt werde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: faget der Tochter Zion, fiehe, dein Kdnig kommt zu dir. Es kann seyn, M. Z., daß ihr nie einen Eigensinn eures Schicksals erfahren werdet, daß es weder im Guten noch im Bösen von der gewöhnlichen Regel bey euch abweichen wird. Aber eben so möglich ist es auch, daß es gleichgültig gegen eure Wünsche, taub bey euren Bitten, und ohne Schonung für euer Gefühl, Ver

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