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XIII.

Am grünen Donnerstage.

Epistel: 1 Kor. XI. V. 23 — 32.

Für

für unsern Geist, den die Veränderungen des täglichen Lebens zerstreuen, die Geschäfte deffels ben ermüden, und tausend bange Sorgen beun. ruhigen und quålen, giebt es fein dringenderes Be dürfniß, M. 3., als daß er von Zeit zu Zeit eine Richtung auf Gegenstände erhalte, die durch ihre Grösse seine Aufmerksamkeit fesseln, durch ihren Einfluß seine besten Kräfte stärken, und durch ihre wohlthätige Beschaffenheit ihn trösten, ers muntern und erquicken können. Wer gar nichts weiter wahrnimmt, als das gewöhnliche Handeln und Treiben der Menschen um ihn her, als die alltåglichen, oft so unbedeutenden," oft so widrigen Auftritte des gemeinen Lebens: der verliert noth wendig allen Sinn für etwas Beßres und Groß ses, und versinkt in eine schimpfliche Trägheit. Und wer sich von den Geschäften, die ihm oblie gen, von den Arbeiten seines Berufs, und von den Angelegenheiten, in die er verwickelt ist, nie. mals losreißt, wer an dem Soche, das er trägt,

mit immer gleicher Anstrengung zieht, muß der nicht zulezt ermatten, muß er nach und nach nicht immer unfähiger werden, mit edler Frey. heit zu wirken, und etwas Beßers zu wählen? Ist es endlich nichts weiter, als der Schwarm von Bedenklichkeiten und Sorgen, die von eurem Eigennut, von eurem Ehrgeiz, von eurer Sinnlichkeit herrühren, was eurem Geiste vor schwebt, und ihn unablässig beschäftigt: wie mißmuthig und verzagt wird er dann werden, wie bald wird er den kühnen Schwung verlernen, der ihn über die Kleinigkeiten der Erde zu wichtigern Angelegenheiten und zu einer höhern Welc erheben foll! Unvermeidlich ist unser Sinken, M. 3., unvermeidlich ein trauriges Erschlaffen unsrer besten Kräfte, unvermeidlich jene Verwilderung, jene Fühllosigkeit gegen alles, was ausser dem Gebiete der Sinne liegt, welche bey unzähligen Menschen immer mehr überhand nimmt: wenn wir nicht von Zeit zu Zeit etwas Anders, etwas höheres, etwas Heiligers ins Auge fassen, Fals das tägliche Leben uns darstellt, wenn wir nicht gefliffentlich bey Gegenständen verweilen, die unsre Vorstellungen und Herzen - erweitern, die uns erinnern können, daß wir mehr sind, als flüchtige, unbedeutende, bald auf immer verschwindende Erscheinungen.

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Unter allen Menschen auf Erden ist es Nie mand leichter gemacht, M. 3., eine heilsame, den Geist mächtig emporhebende Richtung auf Gegenstände von der größten Bedeutung, und von einer unendlichen Hoheit und Würde zu nehmen, als dem Chriften. Er darf sich nur erinnern, an wen er glaubt, und wem er ge

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weiht ist; er darf sich nur bewußt werben, was ihm obliegt, und wozu er es bringen foll; er darf sich nur vorstellen, wozu er bestimmt ist, und welche Hoffnungen er faffen darf: und die Schranken des täglichen Lebens verschwinden, die Erde mit ihren Angelegenheiten wird ihm zu klein, der Zauberkreis der sichtbaren Natur loset sich vor ihm auf: es ist ihr allmächtiger Urheber, der Unendliche selbst, vor dem er sich befindet; es ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes und der Glanz seiner Herrlichkeit, dem er huldigt; es ist die Heiligkeit und Vollkom menheit Gottes und seines Sohnes, wozu er sich berufen fühlt; es ist eine höhere, übersinnliche Welt, ein Reich freyer, vernünftiger und unSterblicher Geschöpfe, dem er angehört; es ist die Ewigkeit, zu der er sich geschaffen sieht, und eine Laufbahn ohne Ende, auf der er sich erblickt. Und wie lebendig werden diese Vorstellungen in ihm, in welchem Glanz erscheinen ihm diese Gegenstände, wie leicht und frey schwingt sich sein Geist zu denselben empor: wenn er sein Herz den Aussprüchen der Schrift öffnet, wenn er die Kraft des Gebetes zu Hülfe nimmt, wenn er sich durch fromme Gefänge ermuntert, wenn er sich - mit Aufmerksamkeit und Sammlung der heiligen Anstalt nähert, deren Stiftung wir heute feyern, und dem rührenden Befehle gehorcht: folches thut, so oft ihrs thut, zu meinem Ge dächtniß!

Denn der Hauptzweck, das ist unstreitig, der Hauptzweck unsers scheidenden Herrn und Mittlers war es, als er sein Abendmahl anord nete, allen, die ihn ehren, jene heilsame Richtung

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zu geben, die uns so unentbehrlich ist, sie, so oft fie dieses Abendmahl geniessen würden, auf Gegenstände zu lenken, die ausser dem Kreise des Irdischen und Sinnlichen liegen, und ihnen dadurch eine Erhebung, ein Gefühl ihrer Bestim mung und Würde, einen Trost und eine Erqui ckung zu verschaffen, die sie anderwårts vergeb. lich suchen. Es ist wahr, einfacher, kunstloser, entfernter von allem Prunk, von allem, was die Einbildungskraft füllen, und die Sinne betäuben Fann, fann unmöglich etwas seyn, als die heilige Anstalt, von der ich rede. Aber was liegt in ihr verborgen! welche Vorstellungen kann sie wecken! an welche Gegenstände kann sie erinnern! wie mächtig zieht sie zu allem empor, was uns groß, wichtig und heilig seyn muß! sie ist ihrer rührenden Einfachheit ungeachtet ein Denkmal von der höchsten Bedeutung. Dieß lasset mich jezt beweisen, M. Br., durch frommes Nachdenfen über ihre sinnvolle Beschaffenheit laffet uns ihre Stiftung feyern. Eure Gedanken will ich

jezt aussprechen, eure Gefühle will ich beschreiben, die heilige Richtung will ich bezeichnen, die euer Geist vor wenigen Augenblicken genommen hat, geliebte Brüder, die ihr so eben vom Altare des Herrn zurück kommet. Und ihr, die ihr euch versammelt habt, das Andenken an die Stiftung dieser heiligen Anstalt wenigstens durch eure Ge genwart in diesem Hause zu erneuern, vernehmet, was sie euch sagen, wieviel sie euch zu denken ge ben, wie weit fie euch über alles erheben soll, was cuch erniedrigen, beschweren und beunruhigen kann. Er, der den Ausspruch gethan hat: wenn ich erhöhet seyn werde von der Erde, will ich sie alle nach mir ziehen, sen mit uns,

und verherrliche sich auch in dieser Stunde an uns Allen. Darum lasset uns bitten und flehen in Stiller Andacht.

Epistel: 1 Kor. XI. V. 23— 32.

Das Abendmahl des Herrn als eine Sache von der größten Wichtigkeit, als ein Denkmal von der höchsten Bedeutung vorzustellen, M. Z., ist in den Worten, die ich euch jezt vorgelesen habe, der unverkennbare Zweck des Apostels. Man Fatte unter den Christen zu Korinth angefangen, diese Anstalt des Herrn mit Geringschäßung zu behandeln, sie wie eine gemeine Mahlzeit zu brauchen, und einen groffen Leichtsinn dabey zu beweifen; man unterschied, wie der Apostel es aus. drückt, den Leib des Herrn nicht. Er bietet in unserm Text alles auf, diesem Mißbrauch entgegen zu arbeiten, und den Korinthischen Christen den hohen Werth und die grosse Bedeutung des Abendmahls Jefu begreiflich zu machen. Er ers innert fie alfo, es sey eine Anstalt des Herrn selbst, und nicht eine Einrichtung, die von ihm herrühre; ich habe es von dem Herrn empfangen, fagt er, das ich euch gegeben habe. Er führt ihnen zu Gemüthe, an dem Stifter selbst verfündige man sich, und nehme gleichsam Theil an seiner Ermordung, wenn man dieses heilige Mahl leichtsinnig geniesse: w et cher unwürdig von diesem Brod iffet, ruft er, und von dem Kelche des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn. Er macht ihnen fer 'ner bemerklich, ein so wichtiges Bergehen köns ne nicht ungestraft, nicht ohne traurige Folgen

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