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seinem Tode nahe gewesen waren, diesen Vortheil nicht zu brauchen gewußt, oder ihn wohl gar gez mißbraucht hatten. Von dem ganzen Gewebe seiner mannichfaltigen Verbindungen knüpfte er jezt blos diejenigen wieder an, denen das Verhalten derer, welche darin gestanden hatten, einen wahren Werth gab. Es sind blos die Treuen, die mit tiefer Ehrfurcht und inniger Zärtlichkeit an ihm hiengen, die feinen Belehrungen ihr Ohr und ihr Herz geöffnet hatten, bey welchen er die Folgsamkeit, den Eifer, die Uneigennüßigkeit, die Entschloffenheit wahrgenommen hatte, wel dhe zur Beförderung seiner grossen Endzwecke nöthig war; diese allein sind es, in deren Mitte er jest wieder erscheint, mit welchen er in Verbindungen tritt, die von nun an mehr, als sie bisher gewesen waren, seyn, und nie wieder aufgelöst werden sollen. Möchtet ihr es nie ver gessen, M. Br., der Endzweck allein ist noch lange nicht hinreichend, euern Verbindungen eis nen wahren Werth zu verschaffen; ob ihr die. ses Endzwecks eingebenk send, ob es euch am Herzen liegt, ihn zu erreichen, ob ihr alles aufs bietet, euch einer solchen Verbindung würdig ju zeigen, darauf kommt es vornåmlich an, durch euer Verhalten müssen eure Verbindungen erst bedeutend und wichtig werden. Kön net ihr stolz auf eure Verbindung mit dem edelsten Geschlechte seyn, wenn ihr euch durch ein unedles Betragen entehret, und ein Schand. fleck desselben werdet? Könnet ihr stolz auf eure Verbindung mit den weißesten Männern feyn, wenn ihr nichts von ihnen lernet, und Eclaven eurer Vorurtheile bleibt? Könnet ihr

stolz auf eure Verbindung mit den ehrwürdig. ften und tugendhaftesten Personen feyn,

wenn

ihr nichts von ihrem Geist und Sinne besißet, und bey euern Fehlern beharret? Dürfet ihrs auch nur erwähnen, daß ihr glücklich genug gewesen seyd, in vortheilhaften Verbindungen aller Art gestanden zu haben und noch zu ste hen, wenn ihr nichts dabey gewonnen habt, wenn ihr leichtsinnig, oder nachlässig, oder wohl gar verdorben genug gewefen seyd, alle euch dargebotene Vortheile ungenuzt zu lassen, oder wohl gar zu mißbrauchen? Es ist so wahr, so entschieden, M. Z., daß der Werth unsrer Verbindungen vornåmlich von unserm Verhalten bey denselben abhängt, daß wir auch unvorsichtig geschlossene durch ein weises Betragen verbessern, auch unglückliche dadurch wohlthätig machen, auch unwürdige dadurch veredeln, auch gefährliche in heilsame Verhältnisse dadurch ver wandeln können.

Doch je wichtiger unsre Verbindungen wer den, je grösser der Werth ist, den unser Herz auf dieselben legt: desto weniger können wir gleichgültig gegen die Dauer derselben feyn, desto mehr wird uns daran liegen, auch darüber eine fruchtbare Erläuterung zu erhal ten. Die Geschichte des Auferstandnen gewährt fie uns, M. 3., diese Erläuterung; sie erinnert uns nåmlich, daß zwar tausend Zufälle unsre Verbindungen stören, aber feiner derselben, wenn wir nicht selbst wollen, sie auflösen und ver nichten kann.

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Je anziehender eine Verbindung für uns ist, M. 3., je mehr Wärme und Begeisterung unser Herz empfindet, wenn wir sie schliessen, je mehr wir von ihrer Unentbehrlichkeit für unfre. Zufriedenheit und Ruhe, und von ihrer Nuhbarkeit für roichtige und heilsame Endzwecke überzeugt sind: desto eifriger wünschen wir eine ununterbrochene Dauer derselben; des sto mehr bestreben wir uns, sie gegen alles zu fichern, was sie storen könnte, desto mehr überlassen wir uns lieblichen Träumen von ihrer Unauflöslichkeit, und vergessen die Unsicherheit aller menschlichen Dinge. Nichts ist gefährli cher, M. Br., als diese Täuschung, als die Zuversicht, mit der wir auf die Beständigkeit unfrer Verbindungen rechnen. Kann eine Verbindung einen edlern Endzweckt haben, kann sie mit mehr Zärtlichkeit und Eifer unterhalten werden, kann sie unentbehrlicher für die Zu friedenheit und das Wohl der Verbundenen feyn, als es diejenige war, die Jesum, unsern Herrn, mit seinen Aposteln und übrigen Freunden verknüpfte; hatte sie nicht alles an sich, was sie der ungestörtesten Dauer würdig macht, und ihr dieselbe zu sichern schien? Aber ihr wisset, wie schnell, wie unerwartet für die Freunde Jesu, und wie schrecklich sie gestört wurde; ihr wisset, welchen Eindruck diese schauervolle Störung auf die Unglücklichen machte, die sia) derselben nichs versehen hatten; wie trostlos sie nun herumirren, wie unfåhig sie nun waren, auch nur einen festen überlegten Entschluß zu nehmen. Ein ähnliches Schicksal erwartet euch, wenn ihr es aus der

Ucht lasset, daß nichts veränderlicher ist, nichts leichter unterbrochen werden kann, als unsre Verbindungen. Was soll sie schüßen gegen die unzähligen Ursachen, die uns schon dem Kör per nach von einander entfernen, die uns be wegen, treiben, nöthigen können, uns zu tren nen; sind wir nicht bald durch unsre Bedürf nisse, bald durch unsre Pflichten, bald durch Den Drang der Umstände gezwungen, unsern Aufenthalt zu ändern und alles zurück zu las sen, was uns an einem Orte theuer und werth geworden war? Und was soll unfre Verbin dungen gegen die eben so unzählbaren Ursachen verwahren, die uns dem Gemüthe nach von einander entfernen, die uns veranlassen kön nen, andre Gesinnungen anzunehmen; sind es nicht Mißverständnisse von mancherley Art, find es nicht häufig die giftigen Einflüsse des Neibes und der Verläumdung, find es nicht oft auch richtigere Einsichten und Erfahrun. gen, was so manches Band schlaffer macht und endlich ganz zerreißt? Was soll endlich unsre Verbindungen gegen den mächtigsten, gegen den gewaltsamsten Störer derselben, gegen den Tod, in Schuß nehmen; ist es nicht bekannt, daß er gerade die schönsten am liebsten trennt, gerade die glücklichsten am grausamsten zerreißt, gerade die, welche für eine lange Reihe von Jahren geschlossen zu seyn schienen, am schnellsten vernichtet? Richtig, der Wahrheit gemás und vernünftig denken wir nur dann von unsern Verbindungen, M. 3., wenn wir nie ihre Unsicherheit vergessen, wenn wir recht vertraut mit dem Gedan

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ken sind, daß tausend Zufälle sie stören könn»

nen.

Aber dabey mag uns die Geschichte des Auferstandnen auch der Beweis seyn, daß kei. ner dieser Zufälle, wenn wir nicht selbst wollen, fie auflösen und vernichten kann. Es ist nicht die Nähe, nicht die Gegenwart, nicht die wechselseitige Einwirkung unsrer Körper auf einander, was das Wesen unsrer Verbindungen ausmacht, M. Z.: die Uebereinstimmung unsrer Gesinnungen, die Zunei gung unsrer Herzen, der Zug einer innigen, treuen Liebe ist jene unsichtbare Gewalt, die uns einander nåhert, die uns miteinander vereinigt, die vorhanden seyn muß, wenn eine wahre Ver bindung Statt finden soll. Aufgelöst und ver nichtet sind also unsre Verbindungen nicht eher, als bis unsre Gesinnungen geändert, als bis unfre Herzen getrennt, als bis die Empfindungen un frer Liebe verschwunden sind; ist dieß geschehen, so mögen sich unsre Körper einander noch so nahe seyn, wir selbst sind einander fremde geworden, wir wollen nichts mehr miteinander gemein haben, wir stoffen einander gleichsam ab. ab. Gehört aber so viel dazu, unfre Verbin dungen aufzulösen und zu vernichten, ist noch nichts damit ausgerichtet, wenn man nur unfre Körper trennt, und uns einander aus den Armen reißt: welcher Zufall, urtheilet dann selbst, welches Unglück, welche Gewalt, wenn es auch die unwiderstehliche Macht des Todes seyn follte, vermag dann etwas über unsre Verbin dungen, wer kann sie zerstören, wenn wir nicht

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