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Feit der Stadt Jerusalem, feiner Nation, und selbst der Heiden für ihn gewonnen werden follte. Und gleichwohl haben, wenn wir die Wahrheit gestehen wollen, allerley Mißverståndniffe und ungegründete Meynungen weit mehr Einfluß auf diese Begebenheit gehabt, als man glauben sollte. Urtheilet von den fremden Gelehrten, welche den neugebornen König der Juden zu Jerusalem aufsuchten, noch fo günstig, daß sich manches Vorurtheil in ihr Verhalten mischte, läßt sich nicht verkennen. Eben so entschieden ist es, daß Herodes durch falsche Vorstellungen zu den Maasregeln verlei tet wurde, die er bey dieser Gelegenheit ergriff, und wollet ihr nach den Ursachen forschen, warum das ganze Jerufalem über die Frage erschrickt, welche die fremden Gelehrten beantwortet wissen wollten; wollet ihr auf die Meynungen zurückgehen, die man sich von dem Mesfias und von dem Endzweck seiner Sendung damals gebildet hatte: so werdet ihr finden, ein seltsames Gewirre von Mißverständnissen und Irrthümern schlang sich bey dieser Begebenheit in einander; man richtete sich allerseits nach Ur. theilen, die entweder ganz unrichtig waren, oder doch einer groffen Verbesserung bedurften.

So beschämend und demüthigend auch diese Entdeckung seyn mag, M. 3., im rechten Lichte beträchter, und gehörig genügt ist sie ungemein Lehrreich und ermunternd. Sie führt uns nám lich auf eine Wahrheit, die man hier wohl nicht erwartet hatte, auf den wichtigen Sak: daß die Absichten Gottes bey den irrigen Vorstellungen, nach welchen sich die

Menschen zu richten pflegen, nicht nur nichts verlieren, sondern sogar dadurch befördert werden müssen. Wahrlich eine Sache, die unsre angestrengteste Aufmerksamkeit verdient. Wird sie uns klar und gewiß: o so konnen wir uns mit tausend Dingen, die unter der Sonne geschehen, und den Kurzsichtigen empören, willig aussöhnen; so können wir da, wo sich alles zu der wildesten Verwirrung anläßt, und die schädlichsten Meynungen herrschend zu werden scheinen, noch immer getrost seyn, und auf Gott hoffen. Lasset uns also die Erzählung des heuti gen Evangelii von dieser Seite fassen, M. Br., einen reichen, einen für unser ganzes Leben wich tigen Gewinn werden wir daraus ziehen, wenn fie uns zu der Ueberzeugung verhilft, daß alle Thorheiten, Mißverständnisse und Irrthümer der Menschen nicht vermögend sind, auch nur das Mindeste von dem zu hintertreiben, was der Re=" gierer der Welt beschlossen hat und ausführen will. Er gebe uns selbst Licht über die Wunder und Geheimnisse seiner Regierung, und befestige uns in jenem Vertrauen, in jener getrosten Hin gebung, die wir als Christen bey allen feinen Führungen zu beweisen haben. Darum bitten wir in stiller Andacht.

Evangelium: Matth. II. v. 1-12.

Viele Schwierigkeiten hat die Erzählung, M. Z., die ich euch jezt vorgelesen habe; sie ist mit Umständen verknüpft, die dem Nachdenken den nothwendig auffallen müssen. Allein wenn sich gleich zur Auflösung jener Schwierigkeiten, und zur Rechtfertigung dieser Umstände vieles sagen liesse, und diese ganze Begebenheit in ein

Licht gestellt werden könnte, in welchem alles Anstössige, verschwinden würde: so trage ich doch Bedenken, mich auf dergleichen Erörterungen einzulassen; denn sie würden mich nöthigen, manche unfruchtbare, nur dem Gelehrten wichtige und verständliche Untersuchung anzustellen. Dieß werdet ihr auch um so weniger von mir verlan gen, da ich bereits auf einen weit wichtigern Gesichtspunkt, aus welchem diese Begebenheit betrachtet werden kann, hingewiesen habe; auf einen Gesichtspunkt, durch welchen sie einen Zusam menhang mit unsern eignen Angelegenheiten ge= winnt, und uns sehr heilsame, Belehrungen für das Leben darbietet. Wir können nämlich aus der im Evangelio erzählten Geschichte lernen, wie wichtig uns die Wahrheit seyn muß, daß Gott selbst die Irrthümer und Mißverständnisse der Menschen zur Erreichung seiner Absichten anzuwenden weiß.

Dem ersten Anblick nach kann diese Wahr. heit auffallen und befremden; auch wird sie wirk= lich nach ihrem wahren Umfang, und in ihrer ganzen Gewißheit nicht immer eingesehen. Eas set mich also den Anfang damit machen, daß ich sie erkläre und beweise; ihre Wichtigkeit für uns wird sich dann leicht einsehen und schäßen lassen.

Ich behaupte also, es sey ein Grundfah, welchen Gott bey seiner Weltregierung befolge, selbst die Irrthümer und Mißverstånd. nisse der Menschen zur Erreichung sei« ner Absichten anzuwenden. Als entschieden seße ich jezt voraus, daß sich alle Absichten,

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welche Gott bey seiner Regierung hat, in dem groffen Endzweck vereinigen, seine vernünftigen Gefchöpfe zu einer wahren Aehnlichkeit mit sich zu bilden, und sie zu einer dieser Aehnlichkeit angemessenen Wohlfahrt zu führen, oder, welches einerley ist, sie weise, gut und ewig glücklich zu machen. Soll dieser lezte und höchste Endzweck Gottes, auf welchen sich alle seine Maasregeln und Anstalten ganz unläugbar beziehen, gehörig erhalten werden: so wird Gott die Erkennta niß der Wahrheit auf Erden beför dern, er wird schädliche Unternehmun gen der Menschen vereiteln, er wird die Lasterhaften einschränken und betrafen, er wird das hervorkeimende Gute bewahren und erhalten, er wird auch groffe Veränderungen gehörig einleiten und vorbereiten müssen; diese besondern Absichten dürfen auf keine Weise vers nachlässigt werden, wenn jeder Gelegenheit haben foll, sich zu beffern, und glücklich zu werden. Und gerade diese erst genannten Absichten find es, zu deren Erreichung Gott selbst die Irrthü mer und Mißverständnisse der Menschen anzuwenden weiß. Höret meine Beweise, und ents scheidet dana felber.

Gott wendet die Irrthümer und Mißvers ständnisse der Menschen zuerst schon dazu an, die Erkenntniß der Wahrheit auf Era den zu befördern. Es scheint nichts wei ter, als der bekannte, uralte und im ganzen Morgenlande verbreitete Aberglaube gewesen zu seyn, daß sich die Schicksale der Menschen aus den Gestirnen und aus ungewöhnlichen Lufter

scheinungen erkennen lassen, was die fremden Gelehrten im Evangelio veranlaßt hatte, nach Judaa zu reisen, und sich nach der Geburt des groffen Königs zu erkundigen, welcher damals nicht bloß von den Juden, sondern mit einer gewissen Allgemeinheit auch unter andern morgenländischen Völkern erwartet wurde. Aber ihr sehet, wie Gott diesen Mißverstand benuzte; er mußte dazu dienen, die wichtige Wahrheit, der lang gewünschte grosse Retter sey nun wirklich geboren, auch in Jerufalem bekannt zu machen; er mußte die erste grosse Bewegung veranlassen, durch welche die öffentliche Aufmerksamkeit auf Jesum gerichtet wurde. Und woller ihr Erfahrung und Geschichte befragen, ihr werdet fin den, Mißverständnisse und Irrthümer haben der Wahrheit fast in eben dem Grade vortheilhaft werden müssen, in welchem sie wichtig, auffallend und widerfinnig waren. Zum licht arbeitet sich unser Geist nur allmählig empor, das kann nicht anders seyn; ehe er dieses schöne Ziel erreicht, verführen ihn tausend Blendwerke auf Abwege, täuschen ihn tausend Irrthümer und Vorurtheile. Aber erwacht seine Forschbegierde nicht unlåugbar, Sobald die Vermuthung in ihm entsteht, er irre sich? Prüft er nicht um so eifriger und stren= ger, je bedeutender der Wahn ist, dem er bisher ergeben war? Giebt ihm der Eifer, mit welchem er einen Irrthum nach dem andern bey sich berich, s tigt, nicht eine Uebung, wodurch ihm die Era kenntniß der Wahrheit immer leichter wird? | lernt er schädliche Abwege nicht um so glückLicher vermeiden, je mehr er sie aus Erfahrung kennt? Saffet es den Irrthum nur wagen, die Wahrheit anzugreifen, und ihr Licht dem mensch

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lichen

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