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XV.

Im zweyten Ostertage.

Evangelium: Lut. XXIV. v. 13-35.

Beym Glanze der groffen Begebenheit, der diese

eftlichen Tage geweiht find, haben wir gestern ngefangen, M. 3., das ganze Gewebe von Ver indungen, in welchen wir von jeher mit Andern jeftanden haben, und noch stehen, zu überschauen md zu betrachten; vor dem Angesichte des Aufer. tandenen, der nun gesezt ist zum Herrn über Alles, nd einft unser Richter seyn wird, haben wir uns erselben bewußt zu werden gesucht. Wenn irgend twas einer genauen Uebersicht, und einer ernstaften Beherzigung bedürftig und würdig ist, so ind es unsre Verbindungen. Es ist nur allzu vahr, daß wir fast nur das sind, wozu unsre Ver indungen uns machen, und fast nur so viel ge. rieffen, als sie uns gewähren. Gleichwohl sind He nur selten der Gegenstand unsers Nachdenkens, und einer vernünftigen Prüfung. Denn was die betrifft, in welche uns die Natur selbst gesezt hat, so nehmen wir es gewöhnlich für bekannt an, auch burch das forgfältigste Betrachten derselben sey

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nichts weiter auszurichten, weil sich nichts bey ih nen verändern lasse; und daher geniessen wir das Gute, das uns durch sie zu Theil wird, ohne dank bare Rührung, und beweisen bey den Beschwerden, die damit verknüpft sind, gemeiniglich nichts we niger, als Geduld und Unterwerfung. Und die welche unser eignes Werk sind, mit welchem leich finn, mit welcher Unvorsichtigkeit Enüpfen wir f gewöhnlich an! Wie oft sind wir schon lang und tief in fie verwickelt, noch ehe es uns beyfällt, uns über ihren Werth eine genauere Auskunft zu geben! Wie wenig richten wir uns bey der Art, wie wir sie unterhalten, wie wir sie fester zu sammen ziehen, oder auflösen und vernichten, nach vernünftigen Ueberlegungen, und nach dem Aus spruch unsers Gewissens! Wie oft sind wir Jahre lang in Verbindungen verstrickt, die nachtheilig und gefährlich für unser Vermögen, für unst Ehre, für unsre Gesinnungen und Sitten find von benen wir uns, es foste, was es wolle, be freyen und losreissen müssen, wenn wir unsern guten Namen, wenn wir unsre Zufriedenheit und Ruhe, wenn wir unsre Seele retten wollen.

Und ben solchen Umständen sollte es nicht rathsam, nicht dringend nöthig seyn, den Ver bindungen, in welchen wir stehen, einen hoher Grad der Aufmerksamkeit, und ein gefliffentliches Nachdenken zu widmen; sie an einem lichte j prüfen, bey welchem uns unser Gewissen alles nachweisen, und alles bemerklich machen kann, was sie Fehlerhaftes und Bedenkliches enthalten? Heller fann es nicht leicht werden über unsern Verbindungen, M. 3., Gelegenheit zu fruchtba ren Betrachtungen über sie fönnen wir nirgends

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effer finden, als bey dem Glanze, welchen die Sefchichte der Auferstehung Jesu über sie vers reitet. Erinnert euch nur an das, was uns iese Geschichte, wie wir gestern gesehen haben, ber unsre Verbindung zu denken iebt. Schon an den Ursprung derselben erinert sie uns; denn sie läßt uns bemerken, daß ie entweder das Werk fremder von ns unabhängiger Ursachen, oder die Feucht unsrer eignen Wahl sind. Eben so aufmerksam macht sie uns auf den Berth unsrer Verbindungen; sie beweiset uns, aß er lediglich von ihrem Zweck, ind von unserm Verhalten bey densel ›en abhängt. Auch über die Dauer un rer Verbindungen veranlaßt sie Betrachtungen; ie zeigt uns nämlich, daß zwar tausend Zufälle unsre Verbindungen stören, aber feiner derselben, wenn wir nicht elbst wollen, sie auflösen und ver nichten kann. Selbst auf die Folgen un frer Verbindungen deutet sie endlich hin, diese grosse Geschichte; denn sie ist der Beweis, daß unsre Verbindungen eben so schädlich und heilsam für die Zeit, als für die Ewigkeit werden können.

Gleichsam von selbst entwickelt sich aus die. fem lesten Umstande die Frage, wie wir bey unfern Verbindungen handeln fol len? Denn sind sie nun einmal so wichtig, be zeichnen sie die Zeit und die Ewigkeit mit ihren Wirkungen und Folgen, können sie uns hier und dort entweder zum Verderben oder zur Wohl. fahrt führen: sollen wir dann über ihren Gebrauch nicht mit uns selbst zu Rathe gehen, sollen wir

nicht überlegen, was wir zu thun haben, wenn wir sie in Wohlthat und Segen für uns ver wandeln wollen? Die Geschichte des Auferstan benen giebt uns auch darüber die beste Auskunft, M. Br., und ich habe die Ausführung deffen, was sie uns darüber lehrt, der heutigen Stunt vorbehalten. Es sind wichtige, dringende, zum Theil beschwerliche Forderungen, die ich euch jezt vorzutragen habe, M. Br., Forderungen, wider die sich vielleicht eure Empfindung erkla ren, euer schwaches Herz sich strauben, und eine übelgeleitete Neigung mit allem Nachdrucke sich sehen wird. Aber an die Gränze, wop Zeit und Ewigkeit in einander übergehen, vor dem Rich. ter, dem ihr auch über eure Verbindungen Rede und Antworten auf den ernsthaf testen Schauplah, der sich uns öffnen kann, habe ich euch heute zu führen; da mag euer Gewissen sprechen, da mag euch eure Bernunft sagen, was zu eurem Frieden dienet, da möget ihr die Entschlieffungen faffen, die das Schicksal eurer Verbindungen für die Zukunft entscheiden follen. Möge dein Sinn, dein Beyspiel, dein heiliges Wohlwollen auch uns beseelen, o du, der du Alle bewahrt hast, die dir der Vater gegeben hatte; der du fie Alle erhalten, Alle geweiht, und zum Segen für die Welt gemacht hast. Laß es auch uns gelingen, alles um uns her zu, bessern und zu fegnen, wie du, und ver herrliche deine Kraft in unsrer Schwachheit. Darum flehen wir in stiller Andacht.

schuldig

Evangelium: Luk. XXIV. 6. 13-35.

Nicht nur zurückkehren sehet ihr den Auferstandenen, sobald er sein Grab verlassen hat, in

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alle die Verbindungen, in welchen er mit seinen Freunden stand; ihr erblicket ihn auch in voller Wirksamkeit, fehet ihn handeln in diesen Verbindungen, und alles in denselben veranstalten und thun, was sie unauflöslich machen, was sie ver ebeln, was sie mit dem groffen, unaussprechlich wichtigen Endzweck, für den sie geschlossen waren, in Uebereinstimmung bringen konnte. Die Verbindungen wieder anzuknüpfen, welche fein Tod fo gewaltsam zerriffen zu haben schien, dieß war seine Beschäftigung gleich an dem ersten Tage seines neuën Lebens ; 15 und mit welcher Schonung, mit welcher milden, freundlichen Herablassung, mit welcher himmlischen, unwiderstehlich rührenden Weisheit und Huld er dieß that, beweiset die Er dahlung unsers Evangelii; brannte nicht uns fer Herz in uns, riefen die beyden glücklichen Jünger, nachdem sie ihn wieder gesehen hatten, da er mit uns redete auf dem Weg, als er uns die Schrift öffnete? Und als er ganz wieder hergestellt war der Zusammenhang mit seinen Aposteln und Vertrauten, als sie sich endlich daran gewöhnt hatten, wieder mit ihm umzugehen, und über sein neues Leben feinen 1 Zweifel weiter zu hegen: wie thatig war er dann von neuem in ihrer Mitte, und mit welcher Weis heit benuzte er die furze Zeit, die er noch auf Erden zuzubringen hatte, zu ihrer Vorbereitung auf seinen gänzlichen Abschied, und zu ihrer Bil dung! Welchen er sich nach seinen Leis den lebendig erzeigt hatte, fagt Lucas hievon, durch mancherley Erweisungen, und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang, und redete mit ihnen vom 4Reiche Gottes. Doch auch sie waren nicht

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