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lichen Geschlecht entziehen zu wollen: je heftiger, je verwegener seine Anfälle sind, desto mehr wer den sich ihre Freunde zum Widerstande rüsten, desto mehr werden sie alles aufbieten, sie zu ver theidigen und zu sichern; desto mehr werden sie daran arbeiten, sie in jenem Glanze zu zeigen, wo sie sich nicht verkennen läßt, wo sie alle Nebel des Irrthums mit der größten Leichtigkeit zerstreut; und nie wird die Wahrheit in einen solchen Kampf verwickelt werden können, ohne neue Siege zu ers halten, ohne einleuchtender und gewisser aus dem selben hervorzugehen. Ermåget und prüfet die Geschichte eures eignen Geistes und eurer Ueber. jeugungen; zu einer Menge von richtigen Vor stellungen, von heilsamen Einsichten, und von fruchtbaren Grundsäßen würdet ihr nie gekom men seyn, wenn ihr nicht zuvor den entgegenge sezten Irrthümern ergeben gewesen wåret, wenn euch Mißverständnisse, die euch endlich fühlbar wurden, nicht auf die rechte Spur geleitet håte

ten.

Doch nicht blos zur Beförderung der Wahre heit wendet Gott bey seiner Weltregierung die Mißverständnisse und Irrthümer der Menschen an; er vereitelt dadurch auch die schåd. lichen Unternehmungen derselben. Der Mordanschlag, welchen Herodes im Evangelio wider Jesum machte, war sehr listig ausge dacht, M. 3. Ein so überlegter, feiner Plan schien nicht mißlingen zu können; es schien un möglich zu seyn, Jefum der Grausamkeit eines so verschlagnen Tyrannen zu entreiffen. Und doch

vereitelt ein Mißverstand alles. Herodes hatte sich in den Fremden geirrt, die er ohne ihr Wif

D. Reinh. Pred. rfer Band 1803.

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fen zu Verråthern Jesu machen wollte; er glaubte fie burch seine Herablaffung fo gewonnen zu ha ben, daß sie unstreitig zu ihm zurückkehren würden; aber sie zogen, wie das Evangelium fagt, durch einen andern Weg wieder in ihr Land. So ist's, M. 3., die schädlichften Unternehmungen, man mag fie mit wilder Raserey, oder mit Lift und Verstellung ausführen wollen, scheitern gemeiniglich an einem oft sehr geringfügigen Umstand, in welchem man sich geirrt, den man entweder übersehen, oder unrichtig beurtheilt hatte. Geht die Leidenschaft mit wilder Unbesonnenheit zu Werke: fo find bey dem Mangel aller forgfältigen Ueberlegung Irrthümer und Mißverständnisse aller Art ohnehin unvermeidlich, und daher stürzt sie sich gemeiniglich ins Unglück, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber mißlin gen n nicht eben so oft auch die listigsten Unschläge, der Bosheit, auch die feinsten Entwürfe lafterhafter Menschen, blos weil sie eine Kleinigkeit übersahen, sich in irgend einem Umstand irrten, irgend einem Mittel zu viel Kraft zutrauten, diefen oder jenen Menschen, welchen sie brauchen wollten, zu wenig fannten, weil sie mit einem Worte durch einen Mißverstand zu falschen Maas regeln verleitet wurden? Ich kann mich auch hier auf eure eigne Erfahrung berufen; daß so manches Bose, welches ihr vorhattet, so mancher schädliche, wohl gar verderbliche Entwurf, den ihr mit groffem Eifer betriebet, zum Glück für euch und Andere doch keinen Fortgang hatte, woher kam es? Sahet ihr hinter her nicht wohl ein, daß ihr euch auf mancherley Art geirrt hattet; daß ihr mit euren Anträgen und Wünschen, mit eurem Vertrauen und eurer Hoffnung an

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die unrechten Leute gekommen waret; daß es ein wohlthätiger Mißverstand war, durch welchen Gott euch und Andere noch glücklich rettete? Der Neigung zum Bösen, dem Laster und der Bosheit ist bey aller Verschlagenheit und Arglist, mit welcher sie zu Werke gehen, doch auch eine Un. vorsichtigkeit und eine Verblendung eigen, die oft gerade in den gemeinsten und gewöhnlichsten Din gen fehlt; und Gott läßt diese Fehler dazu die hen, schädliche Unternehmungen dadurch zu vereiteln; er beschåmt die, welche sich ihm widerse hen, ohne allen weitern Aufwand von Mitteln, blos dadurch, daß er sie ihrem Irrthum überläßt.

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Und so weiß er die lasterhaften auch einzuschränken und zu bestrafen. Der Irrthum Herodis im Evangelio, nach welchem er auf die Ergebenheit der Weisen aus Morgenland ein allzugroffes Vertrauen fezte, war die Ursache, warum seine Wuth gegen Jefum nicht so weit gehen konnte, als sie gegangen seyn würde. Und war es nicht ein elender Mißverstand, was ihm die Geburt Jefu so fürchterlich machte, was ihn in Echrecken verfeste, und mit bangen Besorgnissen quålte? Würde er sich so beunruhigt haben, wenn er Christum nicht aus Irrthum für einen weltli chen Konig gehalten, und einen Nebenbuhler seiher Familie in ihm erblickt hatte? Man kann mit Grunde der Wahrheit sagen, M. Z das Laster strafe sich selber, und arbeite an seinem et genen Untergang. Es ist mit einer so groffen Menge von falschen Vorstellungen verknüpft, les betrachter alles in einem so falschen Licht, es liegen bey allem, was es will und thut, so viele unrichtige

Urtheile über die Menschen, über den Werth der Dinge diefes Lebens, und über wahre Wohlfahrt zum Grunde, daß es gar nicht anders seyn kann, der lasterhafte muß sich über kurz oder lang selbst schaden, muß seine Kräfte selbst schwächen und zerrütten, und zulezt seinen Untergang finden. Sehet euch in der Erfahrung um, ob es nicht so ist? Ist es nicht der traurige Irrthum, sinnliche Luft sen das höchste Glück, was den Wollüstigen perleitet, fich durch einen schwelgerischen Genuß zu entnerven und zu zerstören? Ist es nicht der elende Irrthum, der blosse Besiß des Reichthums mache schon glücklich, was den Geißigen dahin bringt, sich nicht blos lächerlich und verhaßt zu machen, sondern auch éin trauriges leben zu füh ren, und sich selbst zu mißhandeln? Ist es nicht der verführerische Irrthum, Ruhm und Macht seyen unter allen Gütern des Lebens die wünschenswerthesten, was den Ehrsüchtigen zu Schritten verleitet, die alles wider ihn empören, die ihn in Kampfe verwickeln, denen er nicht gewachsen ist, und seinen Sturz vorbereiten? Ist es nicht der kindische Irrthum, der verschmizte Schmeichler, der listige Betrüger meyne es aufrichtig und gut, was so viele Leichtsinnige, so viele Unbesonnene um ihren Einfluß und um ihr Glück bringt, noch ehe sie viel Schaden anrichten können? Betrachtet das La fter, wie ihr wollet, ihr werdet allezeit gewisse Irrthümer und Mißverständnisse bey demselben entdecken, die nicht davon getrennt werden können; ihr werdet aber auch wahrnehmen, diese Mißverständnisse sind es, was Gott dazu anwendet, demselben Schranken zu sehen, und es die Strafe finden zu lassen, die es verdient.

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Aber noch weit merkwürdiger ist es, daß Gott die Irrthümer und Mißverständnisse der Menschen auch dazu anwendet, das hervorkei mende Gute zu bewahren und zu erhal ten. Würde es dem mächtigen Herodes nicht gelungen seyn, Jesum gleich in der Kindheit zu unterdrücken, wenn er sich nicht in den Maasregeln geirrt hatte, die er zu diesem Behufe nahm? Würden die Hohenpriester zu Jerusalem nicht selbst mit an dieser Unterdrückung gearbeitet haben, wenn sie nicht eine falsche Vorstellung von Christo gehabt, und ihn für einen weltlichen König gehal ten hatten, wenn sie håtten vorhersehen können, wie nachtheilig dieses Kind einst ihrem Ansehen und ihrer Gewalt über das Volk seyn werde? Nein, so lange das Gute noch schwach ist, und leicht ausgerottet werden kann, könnte es dem Haffe, der Grausamkeit, der oft so fürchterlichen Macht des lasters unmöglich entgehen, M. Z., wenn es nicht verkannt, und für etwas ganz anders ángesehen würde. Wie mancher fähige oder von Gott zu groffen Dingen bestimmte Mensch wåre in seiner Jugend ohne Unterstüßung geblie ben, wåre wohl gar aus dem Wege geräumt wor den, wenn man sich nicht in ihm geirrt, wenn man's für möglich gehalten hätte, daß er einst der abgesagte Feind des Aberglaubens und des Betrugs, der glückliche Vertheidiger der Wahrheit, der unbewegliche Handhaber des Rechts und der Gerechtigkeit, der, strenge Råcher der unterdrückten Unschuld, der mächtige Zerstörer schädlicher Ein. richtungen und unrechtmässiger Gewalt, der hel denmüthige Befreyer feines Vaterlandes oder an derer Völker werden könne! Wie manche nügliche Anstalt würde tausend Hindernisse gefunden haben,

A

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