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und gleich beym Werden vernichtet worden seyn, wenn die, denen daran liegt, nichts Gutes auf kommen zu lassen, sie nicht aus Irrthum für un bedeutend und gleichgültig gehalten håtten! Wie manche Unternehmung, von der die Erleuchtung, die Bildung und das Glück vieler Tausenden ab hieng, ist aus Irrthum, von denen begünstigt wor ben, die gerade das Gegentheil wollten, und würde nimmermehr zu Stande gekommen seyn, wenn sich die Feinde des Guten nicht selbst betrogen håtten! Uebersehen, verkannt, als etwas Geringfügiges von allen verachtet, die das Böse lieben, pflege das Gute hervorzukeimen und zu wachsen, M. 3., felbst unter dem Schuße des Mißverstandes und des Irrthums läßt es Gott lange verborgen blei ben, bis es eine Kraft, eine Selbstständigkeit, eine Stärke erlangt hat, die allen Hindernissen zu tro hen, und allen Widerstand zu vereiteln vermag.

Hiemit ist es aber entschieden, daß Gott die Irrthümer und Mißverständisse der Menschen endlich auch noch dazu anwendet, grosse Vers ånderungen einzuleiten und vorzube reiten. Wie groß die Veränderung war, ju der in unserm Evangelio der Grund gelegt wurde, wisset ihr selber. Durch die Ankunft der Månner, von welchen das Evangelium redet, entstand über die Geburt Jesu die erste öffentliche Bewe. gung, die in der Folge, als er selbst hervortratz immer grösser wurde, und nach seinem Abschied von der Erde mit einer Schnelligkeit, die Niemand erwarten konnte, und mit einer Gewalt, die nichts zu hemmen vermochte, ein Volk nach dem andern ergriff. Aber würde sie jemals so machtig, so erschütternd haben werden können, diese Be

wegung, wenn nicht Mißverständnisse von mancherley Art dazu mitgewirkt, wenn die Feinde des Evangelii nicht falsche Mittel ergriffen håtten, es zu unterdrücken, nämlich låsterungen, Gewalt und Verfolgung? Erinnert euch an die folgen Den Zeiten. Ungefähr eilfhundert Jahre nach der Geburt Christi ist in den besten Ländern von Europa der Grund zu einer höhern Bildung und zu einem grössern Wohlstand nach einer langwie rigen Art von Verwilderung gelegt worden, das ist unstreitig. Aber würde dieß geschehen seyn, wenn Mißverstand und Aberglaube bey den foge= nannten Kreuzzügen nicht grosse Heere der Abendländer nach Asien geführt, sie mit neuen Quellen der Erkenntniß und des Ueberflusses bekannt gemacht, und ihrem Geist einen höhern Schwung, ihrer Kraft einen grössern Wirkungskreis, und ihren Verbindungen mehr Ausdehnung gegeben håtte ? Würde die Reinigung der Kirche im XVI. Jahrhunderte endlich doch zu Stande gekommen seyn, wenn der Irrthum und Betrug nicht allzu unverschämt hervorgetreten wåren, und den Unwillen aller derer gereizt håtten, die es mit der Wahrheit und dem Wohle der Menschen gut und redlich meinten; wenn nicht Mißverständnisse von mancherley Art, und ganz unlåugbare Fehler der Gegner die einmal entstandne Bewegung ver stärkt, und den Sieg der guten Sache befördert håtten? Selbst den Unverstand, selbst die Un besonnenheit und die Verirrungen der Menschen weiß also Gott zu seinen Absichten anzuwenden; er läßt licht aus dem Schooße der Nacht, und Ordnung aus dem Kampfe der Verwirrung hervorgehen; er beweiset es täglich, selbst Irrthümer und Mißverständnisse verwandelt seine mächtige,

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alles fegnende Hand in wohlthätige Kräfte und in Beförderungsmittel des allgemeinen Besten.

Sehr wichtig muß uns diese Wahr heit seyn, M. 3., in mehr als einer Hinsicht wichtig. Lasset mich die Hauptpunkte, auf die es hier ankommt, noch kürzlich berühren.

Der Gedanke, daß Gott die Irrthümer und Mißverständnisse der Menschen zur Erreichung seiner Absichten anzuwenden pflegt, verdient nåmlich unsre ganze Aufmerksamkeit schon darum, weil er uns Anleitung zu einem richtigen Urtheil über die göttliche Weltregierung giebt. Es ist offenbar, M. 3., Geschöpfe, wie wir, Geschöpfe von so beschränkten Fähigkei ten, fónnen unmöglich fren von unrichtigen Vorstellungen und von mancherley Vorurtheilen seyn. Die Ausbildung unfrer Kräfte geschieht nur allmåhlig; wir sammeln unsre Kenntnisse nur nach und nach, und nur allzuoft ohne Ordnung und Plan, und mit groffer Nachlässigkeit und Flüchtig. feit ein; je dürftiger sie noch sind, je weniger wir fie durch Nachdenken bearbeitet, verknüpft, ge prüft und geläutert haben, desto mehr Jeriges müssen sie enthalten, desto mehr leere Einbildun gen werden sich einmischen; und selbst bey der redlichsten Anstrengung, selbst bey dem glücklichsten Wachschum in der Erkenntniß werden wir der Gefahr, zu irren, unterworfen bleiben, weil wir nie aufhören, Menschen zu seyn. Soll uns aber die ungeheure Gewalt des Irrthums, die in der ganzen Geschichte unsers Geschlechts so sichtbar ist, follen die unzähligen Mißverständnisse, die fast unglaublichen Traume, die schädlichen, verderbli

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chen Einbildungen, welche wir überall herrschen fehen, uns nicht dennoch auffallen; follen fie uns nicht zweifelhaft machen, ob der Faden der menschlichen Angelegenheiten von einer höhern Hand geleitet werde; soll es uns nicht fast unglaublich vorkommen, daß wir in einer Verfas fung leben, welche der Vater des Lichts und der Wahrheit beherrscht? Der Anblick ist nieder schlagend, ich gestehe es, den das Gewirre der menschlichen Meynungen, Irrthümer und Thorheiten darbietet. Aber wenn ihr nun eben die ses Gewirre von der Seite betrachtet, M. 3., von der ich es heute dargestellt habe, werdet ihr nicht aufmerksam werden müssen, werdet ihr über Gottes Regierung nicht ein Licht aufgehen sehen, das_ihr_nicht erwartet hattet? Könnet ihr euch. im Ernste daran stoffen, daß das menschliche Geschlecht so vielen Irrthümern und Mißverstånd, nissen ausgesezt ist, wenn ihr auf der einen Seite wahrnehmer, die Gefahr zu irren sey von unsrer Natur nicht zu trennen, und werde durch die Schuld der Menschen, und durch ihre Nachläs figkeit ungemein vermehrt; auf der andern Seite aber nicht läugnen könnet, auch dieses unvermeid. liche Uebel werde durch eine höhere Lenkung auf die mannichfaltigste Art nicht nur unschädlich gemacht, sondern sogar in Wohlthat und Segen verwandelt? Werdet ihr euch enthalten können, den Einfluß Gottes auf Erden zu erkennen, und anbetend eure Hände zu ihm aufzuheben, wenn euch ein Fall nach dem andern bekannt wird, wo der Irrthum der Weg zur Wahrheit werden,' wo er schädliche Plane der Bosheit vereiteln, wo er den Lasterhaften zur Bestrafung dienen, wo er ein Schirm für das schwache, zart hervorkei

mende Gute werden, wo er den Grund zu den größten heilsamsten Veränderungen legen mußte? O wer sich gewöhnt hat, alles, was geschieht, so zu betrachten, der wird wenigstens demüthig und behutsam werden; er wird es fühlen, wie voreilig und unbesonnen. Jeder handelt, der es wagt, die göttliche Regierung zu tadeln; er wird nach und nach fähig werden, mit Unterwerfung und Vertrauen auch das zu billigen, was er sich in seinem und feiner Brüder Schicksal nicht zu erklären weiß.

Doch die Wahrheit, daß Gott selbst die Jrrthümer und Mißverständnisse der Menschen zur Erreichung seiner Absichten anzuwenden pflegt, muß uns auch erinnern, mit allem Fleiße dar an zu arbeiten, daß wir uns von der Macht des Irrthums immer mehr losreiffen. Denn darum, weil Gottes Weisheit selbst aus unsern Thorheiten noch etwas Gutes herzuleiten weiß, dürfen wir uns denselben wahr. lich nicht sorglos überlassen, dürfen nicht denken, es werde wenig daran gelegen seyn, ob wir die Wahrheit erkennen, oder im Irrthume bleiben. Freylich Gottes Absichten werden wir nicht hintertreiben, wir mögen noch so unrichtig urtheis len, und noch so unbesonnen handeln. Aber habt ihr nicht gesehen, daß es mit unter diese Absich ten gehört, den, der es unterläßt, die Wahrheit zu suchen, durch seinen Irrthum zu bestrafen, und ihn für seine Nachlässigkeit büssen zu lassen? Habt ihr nicht gesehen, daß jeder Irrthum, wenn ihn Gott gleich heilsam für das Ganze zu ma chen weiß, doch für den, der ihn hat, unaus, bleiblich schädliche Folgen nach sich zieht?

Es

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