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Ist wahr, für Gottes, Absichten wurden die Mißverständnisse Herodis im Evangelio und der Eins wohner zu Jerufalem nicht nur nicht nachtheis lig, fie mußten dieselben fogar befördern; aber gereichten sie darum den Irrenden selber weniger zum Verdruß, zum Schaden und Verderben? Ist es nicht am Tage, daß unsre Mißverstånds nisse und Thorheiten erst mittelbar, und durch Gottes weise Lenkung gute Folgen haben; da wir weit nåher, weit gewisser, weit nachdrück licher, und mit dem größten Vortheil für uns felber den Absichten Gottes beförderlich werden können, wenn wir sie richtig gefaßt haben, und die Wahrheit erkennen? Danken wollen wir also, M. Br., Gott herzlich danken, daß er schon so viele Thorheiten und Irrthümer, denen wir er geben gewesen sind, und nach denen wir oft mit groffem Eifer gehandelt haben, unschädlich für Andere gemacht, und uns selbst dem Verders ben entrissen hat, in welches wir uns durch die selben stürzen konnten. Aber wir wollen es nicht leichtsinnig und sorglos darauf ankommen lassen, ob es fünftig ferner so gehen werde.

Wir wollen vielmehr unsre Kräfte sammeln, uns über alles aufzuflåren, was wichtig für uns seyn kann; wir wollen uns bemühen, allen Aberglauben in der Religion, alle Vorurtheile im gemeinen Le ben, alle ungegründete Meynungen bey unsern Geschäften immer mehr auszurotten und abzule gen; wir wollen nie aufhören, mit vernünftigem Eifer zu lernen, zu beobachten und zu forschen; wir wollen es nie vergessen, daß Jesus Christus eben darum erschienen ist, weil er die Wahrheit zeugen sollte, und daß wir als seine Bekenner wachsen müssen in aller Weisheit und Erkenntniß,

Und so wird uns denn die Wahrheit, daß Gott auch die Irrthümer und Mißverständnisse der Menschen zur Erreichung seiner Absichten anzuwenden weiß, bey unsern Bemühungen für das Gute mit Muth und Vertrauen erfüllen. Mit den Vorurtheilen der Menschen, mit eingewurzelten hartnäckigen Irrthü mern, mit traurigen Mißverständnissen aller Art werden wir in eben dem Grade zu kämpfen ha ben, M. 3., in welchem wir ernstlich daran ar beiten, etwas Gutes zu stiften; man wird uns dann eben so verkennen, eben so verlåumden, eben so anfeinden, wie man es bey allen denen gethan hat, bie sich um ihre Brüder am meisten verdient gemacht haben, wie es dem Sohne Gottes selbst widerfahren ist. Sollen wir aber dar um mißmuthig und verzagt werden? Sollen wir aufhören, in unserm Hause, bey unsern Freun den, in den Verhältnissen unsers Berufs und Standes, und bey jeder Gelegenheit, die sich uns darbietet, Gutes zu wirken, weil uns Menschen in den Weg treten, die uns falsch verstehen, die fich uns aus Irrthum_widersehen? Wissen wir nicht, wie Gott die Gewalt des Irrthums zu benußen weiß? Wird die Wahrheit, die auf unsrer Seite ist, nicht immer einleuchtender werben, je standhafter wir sie vertheidigen, und je mehr der Irrthum sie mit ungleichen Kräften bekämpft? Werden eben die, welche uns jezt nicht hören wollen, durch den Schaden, welcher aus ihrem Mißverstand entspringen wird, nicht weit nachdrücklicher gewarnt werden, als es durch unsre Vorstellungen möglich gewesen wäre? Wird nicht eine Zeit kommen, wo sich der Taumel des Irrthums bey allen verlieren wird, die

sich uns widerseßen, wo sie anfangen werden, küh ner, unpartheyischer und richtiger zu urtheilen; und werden wir ihnen dann nicht um so ehrwür diger erscheinen, je weniger wir uns durch ihre Thorheit haben ermüden lassen? Muthig und getrost laffet uns also feyn, M. Br., sobald uns Pflicht und Gewissen gebieten, etwas auszufüh ren und zu thun, woben wir in einen Streit mit den Vorurtheilen der Menschen gerathen werden. Wir handeln und wirken ja in der Ge meinschaft und für die heiligen Endzwecke dessen, - der auch aus den Mißverständnissen und Irrthü mern der Menschen Vortheile zu ziehen weiß; sind wir also standhaft und treu, beweisen wir jene Klugheit und Mässigung, mit welcher Jesus überall zu Werke gieng, so kann es uns nicht fehlen, die gute Sache wird endlich siegen, Gott wird auszuführen und zu vollenden wissen, was er angefangen hat. Und gefezt, wir müßten unterliegen, so wisset ihr ja aus dem Beyspiel def fen, den Irrthum und Mißverstand bis an das Kreuß gebracht haben, keine Anstrengung für die Wahrheit und das Gute bleibt ohne Segen, fie bringt oft spåt noch reiche Früchte, und führt den treuen, muthigen Zeugen zu den Belohnun gen der beffern Welt.

Endlich, M. Br., sey die Wahrheit, daß Gott auch die Irrthümer und Mißverständnisse der Menschen zur Erreichung seiner Absichten anzuwenden pflegt, unfer Croft bey der Verwirrung, in welcher sich die Sache der Religion und der menschlichen Wohlfahrt in unsern Tagen befindet. Es ist nicht zu läugnen, wir sehen Meynungen,

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Grundsäke herrschend werden, sehen Unterneh mungen und Plane gedeihen, sehen im engern Kreise der Familien, und bey ganzen Völkern and Reichen Dinge vorgehen, die jedem Freunde der Wahrheit, des Rechts und der Sittlichkeit höchst bedenklich vorkommen müssen, die uns in Die traurigen Zeiten zurück zu versehen scheinen, wo nichts weiter galt, als Gewalt und der Wille bes Stärkern; die für die geistige und“ sittliche Bildung unsers Geschlechts, für die Wissenschaft ten und für die Befferung desselben mit Recht sehr viel besorgen laffen. Und dabey zeigt sich, was bie Religion infonderheit betrifft, eine Gleichgül tigkeit, ein Unglaube, eine Geringfchäßung, ein Widerwille, der in diesem Grade, mit dieser Frech heit, mit dieser Erbitterung wohl nie vorgekom men ist, und mit jedem Jahre allgemeiner und wirksamer zu werden droht. Bey folchen Umstän den würden wir freylich Ursache haben, unruhig und verzagt zu werden, wenn wir nicht wüßten, auch diese Verirrungen, auch diese Ausschwei fungen müssen die Absichten Gottes befördern; wenn wir nicht Beyspiele vor uns håtten, die es unwidersprechlich beweisen, daß gerade aus solchen traurigen Verwirrungen die Wahrheit mit erhöh; tem Glanz, eine schönere Ordnung, und eine bessere Zeit hervorgegangen sind; wenn wir, was die Religion insonderheit anlangt, nicht d Sie Ver sicherung hatten: Himmel und Erde wer ben vergehen, aber meine Worte ver gehen nicht. Iht lehet also, was uns obliegt, wenn wir bey allen Unordnungen und Stürmen der Zeit getrost seyn, und unsre Seele retten woli. len. Machen wir die heiligen Endzwecke Gottes Jezu zu den unsrigen, halten wir uns, was auch der

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verkehrte Geist der Zeiten behaupten und verbreiten mag, standhaft an das Wort der Wahrheit; be folgen wir, wohin auch die Sitten der Zeit noch kommen mogen, unverbrüchlich die heiligen Grund såße des Evangelii; bestreben wir uns, wie der Apostel es ausdrückt, ohne Tadel, und lays ter, und Gottes Kinder, unstråflich, mitten unter dem unflåtigen und verkehrten Geschlechte zu seyn: so wird kein Verderben der Zeit uns schaden, so werden wir, was auch um 'uns her geschehen mag, immer gefaßt, immer getroft, und unsrer Sache gewiß seyn; und der, der über uns alle waltet, wird sein grosses Werk fortsehen, wird selbst die Hindernisse, die man ihm entgegen stellt, in Beförderungsmittel desselben verwandeln, und uns, wenn unser Lauf zu Ende seyn wird, aus allen Dunkelheiten und Labyrinthen der Zeit zum Reiche des Lichts, der Ordnung und der Seligkeit führen; Amen.

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